Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Die Winde ist unstreitig das bequemste und wirksamste Rüstzeug zu Ueberwältigung großer Lasten. Domenico Fontana errichtete im Jahre 1586 den großen Obelisk auf dem Platze des Vaticans in Rom, dessen Gewicht 9146 Centner, und mit der Armatur 9600 Centner betrug, durch 40 Winden, an deren jeder außer den Menschen zwey Pferde zogen, wobey er das Moment der Kräfte für jede Winde auf 300 Centner rechnen konnte. Diese große mechanische Unternehmung beschreibt Leupold (Theatr. machinarium. Leipzig, 1725. fol. S. 137 u. f. Tab. LII.) nach Kirchern (Oedipus Aegyptiacus. To. II. L. 3. p. 70 sqq.), vollständiger aber und nach des Fontana eigner Nachricht und Abbildung Nic. Zabaglia (Castelli e Ponti. Ital. et Lat. Rom 1743. fol. maj.). Weil die Winde bey der Schifffahrt und dem Schiffbau ein ganz unentbehrliches Rüstzeug ist, so hat man ihre Mängel sorgfältig zu verbessern gesucht, z. B. den, daß die Umgänge des Seils, beym Fortwinden immer höher hinauftreten, und bald die höchste Stelle erreichen, wo man denn, wenn sich nichts über einander legen soll, inne halten und eine eigne Arbeit vornehmen muß, um sie wieder herunterzubringen. Die Preißfrage der pariser Akademie für die Jahre 1739 und 1741 hat eine Anzahl Schriften hierüber veranlasset (Recueil des pieces, qui ont remporte le prix en 1741. Paris, 1745. 4.), unter welchen sich die von Joh. Bernoulli (Discours sur le cabestan) und Poleni (De ergatae navalis praestabiliore usu) vorzüglich auszeichnen. Von den Zusammensetzungen mehrerer Räder s. den Artikel Räderwerk, zusammengesetztes. Kästner Anfangsgr. der ang. Math. Mechanische u. Optische Wiss. Dritte Aufl. Göttingen, 1787. 8. Mechanik, §. 70 u. f. Büsch Versuch einer Mathem. zum Nutzen und Vergnügen des bürgerl. Lebens. Hamburg, 1776. 8. S. 290 u. f.
Die Winde iſt unſtreitig das bequemſte und wirkſamſte Ruͤſtzeug zu Ueberwaͤltigung großer Laſten. Domenico Fontana errichtete im Jahre 1586 den großen Obeliſk auf dem Platze des Vaticans in Rom, deſſen Gewicht 9146 Centner, und mit der Armatur 9600 Centner betrug, durch 40 Winden, an deren jeder außer den Menſchen zwey Pferde zogen, wobey er das Moment der Kraͤfte fuͤr jede Winde auf 300 Centner rechnen konnte. Dieſe große mechaniſche Unternehmung beſchreibt Leupold (Theatr. machinarium. Leipzig, 1725. fol. S. 137 u. f. Tab. LII.) nach Kirchern (Oedipus Aegyptiacus. To. II. L. 3. p. 70 ſqq.), vollſtaͤndiger aber und nach des Fontana eigner Nachricht und Abbildung Nic. Zabaglia (Caſtelli e Ponti. Ital. et Lat. Rom 1743. fol. maj.). Weil die Winde bey der Schifffahrt und dem Schiffbau ein ganz unentbehrliches Ruͤſtzeug iſt, ſo hat man ihre Maͤngel ſorgfaͤltig zu verbeſſern geſucht, z. B. den, daß die Umgaͤnge des Seils, beym Fortwinden immer hoͤher hinauftreten, und bald die hoͤchſte Stelle erreichen, wo man denn, wenn ſich nichts uͤber einander legen ſoll, inne halten und eine eigne Arbeit vornehmen muß, um ſie wieder herunterzubringen. Die Preißfrage der pariſer Akademie fuͤr die Jahre 1739 und 1741 hat eine Anzahl Schriften hieruͤber veranlaſſet (Recueil des pieces, qui ont remporté le prix en 1741. Paris, 1745. 4.), unter welchen ſich die von Joh. Bernoulli (Diſcours ſur le cabeſtan) und Poleni (De ergatae navalis praeſtabiliore uſu) vorzuͤglich auszeichnen. Von den Zuſammenſetzungen mehrerer Raͤder ſ. den Artikel Raͤderwerk, zuſammengeſetztes. Kaͤſtner Anfangsgr. der ang. Math. Mechaniſche u. Optiſche Wiſſ. Dritte Aufl. Goͤttingen, 1787. 8. Mechanik, §. 70 u. f. Buͤſch Verſuch einer Mathem. zum Nutzen und Vergnuͤgen des buͤrgerl. Lebens. Hamburg, 1776. 8. S. 290 u. f. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0628" xml:id="P.3.622" n="622"/><lb/> gebracht iſt, die ihnen mitgetheilte Bewegung vermoͤge ihrer Traͤgheit fortſetzen, und den Gang unterhalten, wenn auch die Kraft ein wenig nachlaͤßt.</p> <p>Die Winde iſt unſtreitig das bequemſte und wirkſamſte Ruͤſtzeug zu Ueberwaͤltigung großer Laſten. <hi rendition="#b">Domenico Fontana</hi> errichtete im Jahre 1586 den großen Obeliſk auf dem Platze des Vaticans in Rom, deſſen Gewicht 9146 Centner, und mit der Armatur 9600 Centner betrug, durch 40 Winden, an deren jeder außer den Menſchen zwey Pferde zogen, wobey er das Moment der Kraͤfte fuͤr jede Winde auf 300 Centner rechnen konnte. Dieſe große mechaniſche Unternehmung beſchreibt <hi rendition="#b">Leupold</hi> <hi rendition="#aq">(Theatr. machinarium.</hi> Leipzig, <hi rendition="#aq">1725. fol.</hi> S. 137 u. f. <hi rendition="#aq">Tab. LII.)</hi> nach <hi rendition="#b">Kirchern</hi> <hi rendition="#aq">(Oedipus Aegyptiacus. To. II. L. 3. p. 70 ſqq.),</hi> vollſtaͤndiger aber und nach des <hi rendition="#b">Fontana</hi> eigner Nachricht und Abbildung <hi rendition="#b">Nic. Zabaglia</hi> <hi rendition="#aq">(Caſtelli e Ponti. Ital. et Lat. Rom 1743. fol. maj.).</hi> Weil die Winde bey der Schifffahrt und dem Schiffbau ein ganz unentbehrliches Ruͤſtzeug iſt, ſo hat man ihre Maͤngel ſorgfaͤltig zu verbeſſern geſucht, z. B. den, daß die Umgaͤnge des Seils, beym Fortwinden immer hoͤher hinauftreten, und bald die hoͤchſte Stelle erreichen, wo man denn, wenn ſich nichts uͤber einander legen ſoll, inne halten und eine eigne Arbeit vornehmen muß, um ſie wieder herunterzubringen. Die Preißfrage der pariſer Akademie fuͤr die Jahre 1739 und 1741 hat eine Anzahl Schriften hieruͤber veranlaſſet <hi rendition="#aq">(Recueil des pieces, qui ont remporté le prix en 1741. Paris, 1745. 4.),</hi> unter welchen ſich die von <hi rendition="#b">Joh. Bernoulli</hi> <hi rendition="#aq">(Diſcours ſur le cabeſtan)</hi> und <hi rendition="#b">Poleni</hi> <hi rendition="#aq">(De ergatae navalis praeſtabiliore uſu)</hi> vorzuͤglich auszeichnen.</p> <p>Von den Zuſammenſetzungen mehrerer Raͤder ſ. den <hi rendition="#b">Artikel Raͤderwerk, zuſammengeſetztes.</hi></p> <p>Kaͤſtner Anfangsgr. der ang. Math. Mechaniſche u. Optiſche Wiſſ. Dritte Aufl. Goͤttingen, 1787. 8. Mechanik, §. 70 u. f.</p> <p>Buͤſch Verſuch einer Mathem. zum Nutzen und Vergnuͤgen des buͤrgerl. Lebens. Hamburg, 1776. 8. S. 290 u. f.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [622/0628]
gebracht iſt, die ihnen mitgetheilte Bewegung vermoͤge ihrer Traͤgheit fortſetzen, und den Gang unterhalten, wenn auch die Kraft ein wenig nachlaͤßt.
Die Winde iſt unſtreitig das bequemſte und wirkſamſte Ruͤſtzeug zu Ueberwaͤltigung großer Laſten. Domenico Fontana errichtete im Jahre 1586 den großen Obeliſk auf dem Platze des Vaticans in Rom, deſſen Gewicht 9146 Centner, und mit der Armatur 9600 Centner betrug, durch 40 Winden, an deren jeder außer den Menſchen zwey Pferde zogen, wobey er das Moment der Kraͤfte fuͤr jede Winde auf 300 Centner rechnen konnte. Dieſe große mechaniſche Unternehmung beſchreibt Leupold (Theatr. machinarium. Leipzig, 1725. fol. S. 137 u. f. Tab. LII.) nach Kirchern (Oedipus Aegyptiacus. To. II. L. 3. p. 70 ſqq.), vollſtaͤndiger aber und nach des Fontana eigner Nachricht und Abbildung Nic. Zabaglia (Caſtelli e Ponti. Ital. et Lat. Rom 1743. fol. maj.). Weil die Winde bey der Schifffahrt und dem Schiffbau ein ganz unentbehrliches Ruͤſtzeug iſt, ſo hat man ihre Maͤngel ſorgfaͤltig zu verbeſſern geſucht, z. B. den, daß die Umgaͤnge des Seils, beym Fortwinden immer hoͤher hinauftreten, und bald die hoͤchſte Stelle erreichen, wo man denn, wenn ſich nichts uͤber einander legen ſoll, inne halten und eine eigne Arbeit vornehmen muß, um ſie wieder herunterzubringen. Die Preißfrage der pariſer Akademie fuͤr die Jahre 1739 und 1741 hat eine Anzahl Schriften hieruͤber veranlaſſet (Recueil des pieces, qui ont remporté le prix en 1741. Paris, 1745. 4.), unter welchen ſich die von Joh. Bernoulli (Diſcours ſur le cabeſtan) und Poleni (De ergatae navalis praeſtabiliore uſu) vorzuͤglich auszeichnen.
Von den Zuſammenſetzungen mehrerer Raͤder ſ. den Artikel Raͤderwerk, zuſammengeſetztes.
Kaͤſtner Anfangsgr. der ang. Math. Mechaniſche u. Optiſche Wiſſ. Dritte Aufl. Goͤttingen, 1787. 8. Mechanik, §. 70 u. f.
Buͤſch Verſuch einer Mathem. zum Nutzen und Vergnuͤgen des buͤrgerl. Lebens. Hamburg, 1776. 8. S. 290 u. f.
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