eine Last, an die es befestiget ist, erhebt oder fortzleht. Bey dieser Einrichtung ist zwar die Welle wesentlich nöthig, um das Seil aufzuwinden; das Rad selbst aber kan wegbleiben, weil die Kraft K zu Umdrehung der Welle nicht das ganze Rad, sondern nur einen physischen Halbmesser oder Arm desselben, wie CK, nöthig hat.
Liegt die Welle CC wagrecht, wie bey Fig. 100, so heißt das Rüstzeug ein Haspel(trenil, tonr), und insbesondere, wenn wirklich ein Rad BK da ist, an dessen Umfange die Kraft, vermittelst angebrachter Sprossen u. dgl. wirk, ein Radhaspel. Wird die Welle mit Kurbeln oder Haspelhörnern (manubria, manivelles), die an ihrer Axe stecken, umgetrieben, so entsteht der Hornhaspel; werden kreuzweis Stangen durchgesteckt, deren Enden z. B. Menschen mit den Händen fortdrücken können, der Kreuzhaspel(Sucula). Steht aber die Welle lothrecht, wie Fig. 101, so heißt das Rüstzeug eine Winde oder ein Göpel(Ergata, Cabestan); die niedrigen, welche Lasten auf dem Boden oder auf schiefen Flächen fortzuziehen dienen, werden Erdwinden genannt. Abbildungen aller dieser Rüstzeuge giebt Leupold(Theatrum machinarium, Tab. XIX).
Der gemeine Hebel ist darum unbequem, weil er die Lasten nur auf sehr geringe Höhen erhebt, s. Hebel (Th. II. S. 574.). Diesem Fehler hilft die Welle ab, welche durch das Auswinden des Seiles der Last alle Augenblicke einen neuen Halbmesser oder neuen Hebel in den Weg bringt, und also unaufhörlich hebt oder fortzieht, bis das Seil völlig aufgewunden ist. Auch ist das Rad an der Welle nur in diesem einzigen Stücke vom Hebel selbst verschieden. Daß statt des Ruhepunkts hier eine gerade Linie, nemlich die Axe CC, unbewegt bleibt, und daß die Arme, an denen die Kräste wirken, nicht in einerley Fläche liegen, ändert nichts, weil die Wirkung eben dieselbe bleibt, wenn man beyde Arme in einerley Fläche versetzt, und von der Axe blos denjenigen Punkt betrachtet, der in ebendieselbe Fläche fällt.
So ist Taf. XX. Fig. 102. ein senkrechter Durchschnitt der Welle und des Rads in einerley Fläche gebracht. Der Mittelpunkt C, durch welchen die Axe geht, ist der Ruhepunkt,
eine Laſt, an die es befeſtiget iſt, erhebt oder fortzleht. Bey dieſer Einrichtung iſt zwar die Welle weſentlich noͤthig, um das Seil aufzuwinden; das Rad ſelbſt aber kan wegbleiben, weil die Kraft K zu Umdrehung der Welle nicht das ganze Rad, ſondern nur einen phyſiſchen Halbmeſſer oder Arm deſſelben, wie CK, noͤthig hat.
Liegt die Welle CC wagrecht, wie bey Fig. 100, ſo heißt das Ruͤſtzeug ein Haſpel(trenil, tonr), und insbeſondere, wenn wirklich ein Rad BK da iſt, an deſſen Umfange die Kraft, vermittelſt angebrachter Sproſſen u. dgl. wirk, ein Radhaſpel. Wird die Welle mit Kurbeln oder Haſpelhoͤrnern (manubria, manivelles), die an ihrer Axe ſtecken, umgetrieben, ſo entſteht der Hornhaſpel; werden kreuzweis Stangen durchgeſteckt, deren Enden z. B. Menſchen mit den Haͤnden fortdruͤcken koͤnnen, der Kreuzhaſpel(Sucula). Steht aber die Welle lothrecht, wie Fig. 101, ſo heißt das Ruͤſtzeug eine Winde oder ein Goͤpel(Ergata, Cabeſtan); die niedrigen, welche Laſten auf dem Boden oder auf ſchiefen Flaͤchen fortzuziehen dienen, werden Erdwinden genannt. Abbildungen aller dieſer Ruͤſtzeuge giebt Leupold(Theatrum machinarium, Tab. XIX).
Der gemeine Hebel iſt darum unbequem, weil er die Laſten nur auf ſehr geringe Hoͤhen erhebt, ſ. Hebel (Th. II. S. 574.). Dieſem Fehler hilft die Welle ab, welche durch das Auſwinden des Seiles der Laſt alle Augenblicke einen neuen Halbmeſſer oder neuen Hebel in den Weg bringt, und alſo unaufhoͤrlich hebt oder fortzieht, bis das Seil voͤllig aufgewunden iſt. Auch iſt das Rad an der Welle nur in dieſem einzigen Stuͤcke vom Hebel ſelbſt verſchieden. Daß ſtatt des Ruhepunkts hier eine gerade Linie, nemlich die Axe CC, unbewegt bleibt, und daß die Arme, an denen die Kraͤſte wirken, nicht in einerley Flaͤche liegen, aͤndert nichts, weil die Wirkung eben dieſelbe bleibt, wenn man beyde Arme in einerley Flaͤche verſetzt, und von der Axe blos denjenigen Punkt betrachtet, der in ebendieſelbe Flaͤche faͤllt.
So iſt Taf. XX. Fig. 102. ein ſenkrechter Durchſchnitt der Welle und des Rads in einerley Flaͤche gebracht. Der Mittelpunkt C, durch welchen die Axe geht, iſt der Ruhepunkt,
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eine Laſt, an die es befeſtiget iſt, erhebt oder fortzleht. Bey dieſer Einrichtung iſt zwar die Welle weſentlich noͤthig, um das Seil aufzuwinden; das Rad ſelbſt aber kan wegbleiben, weil die Kraft K zu Umdrehung der Welle nicht das ganze Rad, ſondern nur einen phyſiſchen Halbmeſſer oder Arm deſſelben, wie CK, noͤthig hat.
Liegt die Welle CC wagrecht, wie bey Fig. 100, ſo heißt das Ruͤſtzeug ein Haſpel (trenil, tonr), und insbeſondere, wenn wirklich ein Rad BK da iſt, an deſſen Umfange die Kraft, vermittelſt angebrachter Sproſſen u. dgl. wirk, ein Radhaſpel. Wird die Welle mit Kurbeln oder Haſpelhoͤrnern (manubria, manivelles), die an ihrer Axe ſtecken, umgetrieben, ſo entſteht der Hornhaſpel; werden kreuzweis Stangen durchgeſteckt, deren Enden z. B. Menſchen mit den Haͤnden fortdruͤcken koͤnnen, der Kreuzhaſpel (Sucula). Steht aber die Welle lothrecht, wie Fig. 101, ſo heißt das Ruͤſtzeug eine Winde oder ein Goͤpel (Ergata, Cabeſtan); die niedrigen, welche Laſten auf dem Boden oder auf ſchiefen Flaͤchen fortzuziehen dienen, werden Erdwinden genannt. Abbildungen aller dieſer Ruͤſtzeuge giebt Leupold (Theatrum machinarium, Tab. XIX).
Der gemeine Hebel iſt darum unbequem, weil er die Laſten nur auf ſehr geringe Hoͤhen erhebt, ſ. Hebel (Th. II. S. 574.). Dieſem Fehler hilft die Welle ab, welche durch das Auſwinden des Seiles der Laſt alle Augenblicke einen neuen Halbmeſſer oder neuen Hebel in den Weg bringt, und alſo unaufhoͤrlich hebt oder fortzieht, bis das Seil voͤllig aufgewunden iſt. Auch iſt das Rad an der Welle nur in dieſem einzigen Stuͤcke vom Hebel ſelbſt verſchieden. Daß ſtatt des Ruhepunkts hier eine gerade Linie, nemlich die Axe CC, unbewegt bleibt, und daß die Arme, an denen die Kraͤſte wirken, nicht in einerley Flaͤche liegen, aͤndert nichts, weil die Wirkung eben dieſelbe bleibt, wenn man beyde Arme in einerley Flaͤche verſetzt, und von der Axe blos denjenigen Punkt betrachtet, der in ebendieſelbe Flaͤche faͤllt.
So iſt Taf. XX. Fig. 102. ein ſenkrechter Durchſchnitt der Welle und des Rads in einerley Flaͤche gebracht. Der Mittelpunkt C, durch welchen die Axe geht, iſt der Ruhepunkt,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/624>, abgerufen am 16.07.2024.
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