umgekehrt, wie die Durchmesser der Röhren, s. Haarröhren. Um also das Aufsteigen bis zur Spitze des Tafelbergs zu erklären, müßten Haarröhrchen von (366/222840000) oder (1/608853) Zoll angenommen werden. Wie sollte serner das Wasser durch harte Steinlager dringen können? Und müßten nicht endlich, da doch das Quellwasser süß ist, alle diese Röhrchen längst mit den zurückgelassenen Salztheilen verstopst, und der Boden des festen Landes überall mit Salz angefüllt seyn, da nach Marsigli's Wahrnehmungen jeder Cubikfuß Seewasser zwey Pfunde Salz enthält?
Dennoch kan es seyn, daß an niedrigen Orten in der Nähe des Meers aus Durchseihung des Meerwassers Quellen entstehen. Cäsar ließ, als er Alerandrien belagerte, am Ufer Brunnen graben, und fand trinkbares Wasser (Hirtius de bello Alexandr. cap. 8. 9.). So weiß man auch von Quellen, die mit der Ebbe und Fluth abnehmen und steigen, dergleichen schon Plinius(Hist. nat. II. 97.) in der Gegend von Cadir und an mehrern Orten in Spanien, Varenius(Geogr. gen. Cap. XVII. Prop. 17.) in Wallis und Island, und Dodart(Du Hamel Hist. Acad. reg. sc. Sect. II. cap. 3. §. 2.) bey Calais erwähnen. Norwood(Philos. Trans. n. 30. p. 656.) erzählt, daß man auf den bermudischen Inseln Brunnen grabe, die mit dem Meere steigen und fallen; ihr Wasser sey salzig oder frisch, je nachdem die seihende Materie dicht sey; in der Tiefe aber finde man Salzwasser. Der P. Labat(Voyage aux Isles Franc. de l'Amerique, To. V. ch. 13. p. 307.) meldet, man finde in allen sandigen Bayen süßes Wasser; wovon auch Lulofs Beyspiele aus der Gegend von Bergenopzoom und sonst aus den Niederlanden anführt. Labat aber erklärt es für Regenwasser, das sich durch den Sand seihe, und wegen seiner Leichtigkeit über dem Meerwasser stehen bleibe, weil man bey tieferm Graben bis an die Fläche des Meeres das salzige Seewasser wieder finde. Diese Erklärung des P. Labat ist auch darum wahrscheinlich, weil nach den beym Worte Meer angeführten Versuchen das Seewasser durch bloßes Filtriren nicht trinkbar wird. Auf alle Fälle aber lassen sich aus dem Durchseihen des Meerwassers nur
umgekehrt, wie die Durchmeſſer der Roͤhren, ſ. Haarroͤhren. Um alſo das Aufſteigen bis zur Spitze des Tafelbergs zu erklaͤren, muͤßten Haarroͤhrchen von (366/222840000) oder (1/608853) Zoll angenommen werden. Wie ſollte ſerner das Waſſer durch harte Steinlager dringen koͤnnen? Und muͤßten nicht endlich, da doch das Quellwaſſer ſuͤß iſt, alle dieſe Roͤhrchen laͤngſt mit den zuruͤckgelaſſenen Salztheilen verſtopſt, und der Boden des feſten Landes uͤberall mit Salz angefuͤllt ſeyn, da nach Marſigli's Wahrnehmungen jeder Cubikfuß Seewaſſer zwey Pfunde Salz enthaͤlt?
Dennoch kan es ſeyn, daß an niedrigen Orten in der Naͤhe des Meers aus Durchſeihung des Meerwaſſers Quellen entſtehen. Caͤſar ließ, als er Alerandrien belagerte, am Ufer Brunnen graben, und fand trinkbares Waſſer (Hirtius de bello Alexandr. cap. 8. 9.). So weiß man auch von Quellen, die mit der Ebbe und Fluth abnehmen und ſteigen, dergleichen ſchon Plinius(Hiſt. nat. II. 97.) in der Gegend von Cadir und an mehrern Orten in Spanien, Varenius(Geogr. gen. Cap. XVII. Prop. 17.) in Wallis und Island, und Dodart(Du Hamel Hiſt. Acad. reg. ſc. Sect. II. cap. 3. §. 2.) bey Calais erwaͤhnen. Norwood(Philoſ. Trans. n. 30. p. 656.) erzaͤhlt, daß man auf den bermudiſchen Inſeln Brunnen grabe, die mit dem Meere ſteigen und fallen; ihr Waſſer ſey ſalzig oder friſch, je nachdem die ſeihende Materie dicht ſey; in der Tiefe aber finde man Salzwaſſer. Der P. Labat(Voyage aux Isles Franç. de l'Amerique, To. V. ch. 13. p. 307.) meldet, man finde in allen ſandigen Bayen ſuͤßes Waſſer; wovon auch Lulofs Beyſpiele aus der Gegend von Bergenopzoom und ſonſt aus den Niederlanden anfuͤhrt. Labat aber erklaͤrt es fuͤr Regenwaſſer, das ſich durch den Sand ſeihe, und wegen ſeiner Leichtigkeit uͤber dem Meerwaſſer ſtehen bleibe, weil man bey tieferm Graben bis an die Flaͤche des Meeres das ſalzige Seewaſſer wieder finde. Dieſe Erklaͤrung des P. Labat iſt auch darum wahrſcheinlich, weil nach den beym Worte Meer angefuͤhrten Verſuchen das Seewaſſer durch bloßes Filtriren nicht trinkbar wird. Auf alle Faͤlle aber laſſen ſich aus dem Durchſeihen des Meerwaſſers nur
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umgekehrt, wie die Durchmeſſer der Roͤhren, ſ. Haarroͤhren. Um alſo das Aufſteigen bis zur Spitze des Tafelbergs zu erklaͤren, muͤßten Haarroͤhrchen von (366/222840000) oder (1/608853) Zoll angenommen werden. Wie ſollte ſerner das Waſſer durch harte Steinlager dringen koͤnnen? Und muͤßten nicht endlich, da doch das Quellwaſſer ſuͤß iſt, alle dieſe Roͤhrchen laͤngſt mit den zuruͤckgelaſſenen Salztheilen verſtopſt, und der Boden des feſten Landes uͤberall mit Salz angefuͤllt ſeyn, da nach Marſigli's Wahrnehmungen jeder Cubikfuß Seewaſſer zwey Pfunde Salz enthaͤlt?
Dennoch kan es ſeyn, daß an niedrigen Orten in der Naͤhe des Meers aus Durchſeihung des Meerwaſſers Quellen entſtehen. Caͤſar ließ, als er Alerandrien belagerte, am Ufer Brunnen graben, und fand trinkbares Waſſer (Hirtius de bello Alexandr. cap. 8. 9.). So weiß man auch von Quellen, die mit der Ebbe und Fluth abnehmen und ſteigen, dergleichen ſchon Plinius (Hiſt. nat. II. 97.) in der Gegend von Cadir und an mehrern Orten in Spanien, Varenius (Geogr. gen. Cap. XVII. Prop. 17.) in Wallis und Island, und Dodart (Du Hamel Hiſt. Acad. reg. ſc. Sect. II. cap. 3. §. 2.) bey Calais erwaͤhnen. Norwood (Philoſ. Trans. n. 30. p. 656.) erzaͤhlt, daß man auf den bermudiſchen Inſeln Brunnen grabe, die mit dem Meere ſteigen und fallen; ihr Waſſer ſey ſalzig oder friſch, je nachdem die ſeihende Materie dicht ſey; in der Tiefe aber finde man Salzwaſſer. Der P. Labat (Voyage aux Isles Franç. de l'Amerique, To. V. ch. 13. p. 307.) meldet, man finde in allen ſandigen Bayen ſuͤßes Waſſer; wovon auch Lulofs Beyſpiele aus der Gegend von Bergenopzoom und ſonſt aus den Niederlanden anfuͤhrt. Labat aber erklaͤrt es fuͤr Regenwaſſer, das ſich durch den Sand ſeihe, und wegen ſeiner Leichtigkeit uͤber dem Meerwaſſer ſtehen bleibe, weil man bey tieferm Graben bis an die Flaͤche des Meeres das ſalzige Seewaſſer wieder finde. Dieſe Erklaͤrung des P. Labat iſt auch darum wahrſcheinlich, weil nach den beym Worte Meer angefuͤhrten Verſuchen das Seewaſſer durch bloßes Filtriren nicht trinkbar wird. Auf alle Faͤlle aber laſſen ſich aus dem Durchſeihen des Meerwaſſers nur
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/618>, abgerufen am 16.07.2024.
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