Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Diese für die Sternkunde so wichtigen Werkzeuge wurden in der letzten Helfte des sechszehnten Jahrhunderts zuerst von Jobst Byrge in Cassel und von Cycho de Brahe in Uranienburg, jedoch nur von Holz, verfertiget. Tycho hat die seinigen selbst beschrieben (Astronomiae instauratae mechanica. Wandesburgi, 1598. fol. rec. Norimb. 1602. fol.), und den Mauerquadranten zuerst gebraucht. Im siebzehnten Jahrhunderte verfertigte sie Hevel in Danzig mit ungemeinen Kosten von Messing, und beschrieb sie ebenfalls selbst (Machinae coelestis, Pars prior. Gedani, 1673. fol.). Inzwischen hatte Picard statt der bisher gewöhnlichen bloßen Absehen (nuda pinnacidia), Dioprern mit Fernröhren (dioptrae telescopicae) an die zur Winkelmessung bestimmten Werkzeuge angebracht. Es scheint dies zuerst 1669 bey seiner Gradmessung in Frankreich geschehen zu seyn. Auch D. Hook in England war auf den Gebrauch der Fernröhre und auf die Anwendung des Nonius gekommen, und schrieb über Hevels Werkzeuge, die noch bloße Absehen und Theilungen mit Transversallinien hatten, eine strenge Kritik (Animadversiones in primam partem machinae coel. Hevelii. Lond. 1674. 4.). Halley reisete deswegen im Jahre 1679 nach Danzig, um mit Heveln zu wetteifern, mußte aber gestehen, daß seine teleskopischen Dioptern von des Letztern bloßen Absehen übertroffen würden. Bey den jetzt bekannten Mitteln, die Fernröhre richtig anzubringen, sind ihre Vorzüge entschieden, und es werden jetzt schwerlich andere, als teleskopische Dioptern zu Winkelmessungen am Himmel gebraucht. In neuern Zeiten ist man vorzüglich bemüht gewesen, die Theilungsmethoden des Limbus vollkommner zu machen, und es haben sich darinn die Engländer Graham und Bird besonders hervorgethan. Graham hat viel Werkzeuge für Ausländer, selbst für Franzosen, getheilt, unter andern den Sector, mit welchem Maupertuis in Lappland die Polhöhen zu seiner Gradmessung bestimmte, auch den, womit
Dieſe fuͤr die Sternkunde ſo wichtigen Werkzeuge wurden in der letzten Helfte des ſechszehnten Jahrhunderts zuerſt von Jobſt Byrge in Caſſel und von Cycho de Brahe in Uranienburg, jedoch nur von Holz, verfertiget. Tycho hat die ſeinigen ſelbſt beſchrieben (Aſtronomiae inſtauratae mechanica. Wandesburgi, 1598. fol. rec. Norimb. 1602. fol.), und den Mauerquadranten zuerſt gebraucht. Im ſiebzehnten Jahrhunderte verfertigte ſie Hevel in Danzig mit ungemeinen Koſten von Meſſing, und beſchrieb ſie ebenfalls ſelbſt (Machinae coeleſtis, Pars prior. Gedani, 1673. fol.). Inzwiſchen hatte Picard ſtatt der bisher gewoͤhnlichen bloßen Abſehen (nuda pinnacidia), Dioprern mit Fernroͤhren (dioptrae teleſcopicae) an die zur Winkelmeſſung beſtimmten Werkzeuge angebracht. Es ſcheint dies zuerſt 1669 bey ſeiner Gradmeſſung in Frankreich geſchehen zu ſeyn. Auch D. Hook in England war auf den Gebrauch der Fernroͤhre und auf die Anwendung des Nonius gekommen, und ſchrieb uͤber Hevels Werkzeuge, die noch bloße Abſehen und Theilungen mit Transverſallinien hatten, eine ſtrenge Kritik (Animadverſiones in primam partem machinae coel. Hevelii. Lond. 1674. 4.). Halley reiſete deswegen im Jahre 1679 nach Danzig, um mit Heveln zu wetteifern, mußte aber geſtehen, daß ſeine teleſkopiſchen Dioptern von des Letztern bloßen Abſehen uͤbertroffen wuͤrden. Bey den jetzt bekannten Mitteln, die Fernroͤhre richtig anzubringen, ſind ihre Vorzuͤge entſchieden, und es werden jetzt ſchwerlich andere, als teleſkopiſche Dioptern zu Winkelmeſſungen am Himmel gebraucht. In neuern Zeiten iſt man vorzuͤglich bemuͤht geweſen, die Theilungsmethoden des Limbus vollkommner zu machen, und es haben ſich darinn die Englaͤnder Graham und Bird beſonders hervorgethan. Graham hat viel Werkzeuge fuͤr Auslaͤnder, ſelbſt fuͤr Franzoſen, getheilt, unter andern den Sector, mit welchem Maupertuis in Lappland die Polhoͤhen zu ſeiner Gradmeſſung beſtimmte, auch den, womit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0587" xml:id="P.3.581" n="581"/><lb/> groͤßer, als die tragbaren Quadranten, gemacht, und dient daher zu den genauſten und wichtigſten Beobachtungen.</p> <p>Dieſe fuͤr die Sternkunde ſo wichtigen Werkzeuge wurden in der letzten Helfte des ſechszehnten Jahrhunderts zuerſt von <hi rendition="#b">Jobſt Byrge</hi> in Caſſel und von <hi rendition="#b">Cycho de Brahe</hi> in Uranienburg, jedoch nur von Holz, verfertiget. Tycho hat die ſeinigen ſelbſt beſchrieben <hi rendition="#aq">(Aſtronomiae inſtauratae mechanica. Wandesburgi, 1598. fol. rec. Norimb. 1602. fol.),</hi> und den Mauerquadranten zuerſt gebraucht. Im ſiebzehnten Jahrhunderte verfertigte ſie <hi rendition="#b">Hevel</hi> in Danzig mit ungemeinen Koſten von Meſſing, und beſchrieb ſie ebenfalls ſelbſt <hi rendition="#aq">(Machinae coeleſtis, Pars prior. Gedani, 1673. fol.).</hi></p> <p>Inzwiſchen hatte <hi rendition="#b">Picard</hi> ſtatt der bisher gewoͤhnlichen bloßen Abſehen <hi rendition="#aq">(nuda pinnacidia),</hi> <hi rendition="#b">Dioprern mit Fernroͤhren</hi> <hi rendition="#aq">(dioptrae teleſcopicae)</hi> an die zur Winkelmeſſung beſtimmten Werkzeuge angebracht. Es ſcheint dies zuerſt 1669 bey ſeiner Gradmeſſung in Frankreich geſchehen zu ſeyn. Auch D. <hi rendition="#b">Hook</hi> in England war auf den Gebrauch der Fernroͤhre und auf die Anwendung des Nonius gekommen, und ſchrieb uͤber <hi rendition="#b">Hevels</hi> Werkzeuge, die noch bloße Abſehen und Theilungen mit Transverſallinien hatten, eine ſtrenge Kritik <hi rendition="#aq">(Animadverſiones in primam partem machinae coel. Hevelii. Lond. 1674. 4.).</hi> <hi rendition="#b">Halley</hi> reiſete deswegen im Jahre 1679 nach Danzig, um mit Heveln zu wetteifern, mußte aber geſtehen, daß ſeine teleſkopiſchen Dioptern von des Letztern bloßen Abſehen uͤbertroffen wuͤrden. Bey den jetzt bekannten Mitteln, die Fernroͤhre richtig anzubringen, ſind ihre Vorzuͤge entſchieden, und es werden jetzt ſchwerlich andere, als teleſkopiſche Dioptern zu Winkelmeſſungen am Himmel gebraucht.</p> <p>In neuern Zeiten iſt man vorzuͤglich bemuͤht geweſen, die Theilungsmethoden des Limbus vollkommner zu machen, und es haben ſich darinn die Englaͤnder <hi rendition="#b">Graham</hi> und <hi rendition="#b">Bird</hi> beſonders hervorgethan. Graham hat viel Werkzeuge fuͤr Auslaͤnder, ſelbſt fuͤr Franzoſen, getheilt, unter andern den Sector, mit welchem <hi rendition="#b">Maupertuis</hi> in Lappland die Polhoͤhen zu ſeiner Gradmeſſung beſtimmte, auch den, womit<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [581/0587]
groͤßer, als die tragbaren Quadranten, gemacht, und dient daher zu den genauſten und wichtigſten Beobachtungen.
Dieſe fuͤr die Sternkunde ſo wichtigen Werkzeuge wurden in der letzten Helfte des ſechszehnten Jahrhunderts zuerſt von Jobſt Byrge in Caſſel und von Cycho de Brahe in Uranienburg, jedoch nur von Holz, verfertiget. Tycho hat die ſeinigen ſelbſt beſchrieben (Aſtronomiae inſtauratae mechanica. Wandesburgi, 1598. fol. rec. Norimb. 1602. fol.), und den Mauerquadranten zuerſt gebraucht. Im ſiebzehnten Jahrhunderte verfertigte ſie Hevel in Danzig mit ungemeinen Koſten von Meſſing, und beſchrieb ſie ebenfalls ſelbſt (Machinae coeleſtis, Pars prior. Gedani, 1673. fol.).
Inzwiſchen hatte Picard ſtatt der bisher gewoͤhnlichen bloßen Abſehen (nuda pinnacidia), Dioprern mit Fernroͤhren (dioptrae teleſcopicae) an die zur Winkelmeſſung beſtimmten Werkzeuge angebracht. Es ſcheint dies zuerſt 1669 bey ſeiner Gradmeſſung in Frankreich geſchehen zu ſeyn. Auch D. Hook in England war auf den Gebrauch der Fernroͤhre und auf die Anwendung des Nonius gekommen, und ſchrieb uͤber Hevels Werkzeuge, die noch bloße Abſehen und Theilungen mit Transverſallinien hatten, eine ſtrenge Kritik (Animadverſiones in primam partem machinae coel. Hevelii. Lond. 1674. 4.). Halley reiſete deswegen im Jahre 1679 nach Danzig, um mit Heveln zu wetteifern, mußte aber geſtehen, daß ſeine teleſkopiſchen Dioptern von des Letztern bloßen Abſehen uͤbertroffen wuͤrden. Bey den jetzt bekannten Mitteln, die Fernroͤhre richtig anzubringen, ſind ihre Vorzuͤge entſchieden, und es werden jetzt ſchwerlich andere, als teleſkopiſche Dioptern zu Winkelmeſſungen am Himmel gebraucht.
In neuern Zeiten iſt man vorzuͤglich bemuͤht geweſen, die Theilungsmethoden des Limbus vollkommner zu machen, und es haben ſich darinn die Englaͤnder Graham und Bird beſonders hervorgethan. Graham hat viel Werkzeuge fuͤr Auslaͤnder, ſelbſt fuͤr Franzoſen, getheilt, unter andern den Sector, mit welchem Maupertuis in Lappland die Polhoͤhen zu ſeiner Gradmeſſung beſtimmte, auch den, womit
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