Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Im zweyten Falle, Fig. 99., bleibt das Werkzeug fest stehen, wenn zuvor die Linie CB aus dem Mittelpunkte nach dem Anfange der Theilung genau wagrecht gerichtet ist. Es ist aber hier eine um C bewegliche Regel mit Dioptern, DC angebracht, welche noch jetzt den arabischen Namen der Alhidade (Alidade) führt. Diese wird nach dem Sterne S gerichtet, und giebt alsdann auf dem getheilten Limbus die Bogen AD und DB an, welche, wie im vorigen Falle, die Maaße des Winkels ZCS und seines Complements zu 90°, oder des Abstands vom Scheitel und der Höhe sind. Man hat bey dieser Art der Quadranten den Vortheil, daß sich an der Alidade ein Nonius oder Vernier anbringen läßt, wodurch man die Bogen auf eine leichte und genaue Art in noch kleinern Theilen des Cirkels abmessen kan, als der Limbus unmittelbar angiebt. Die Transdersallinien und andere Hülfsmittel, welche man bey jener Art der Quadranten mit dem Bleylothe anbringen kan, leisten dies nicht so leicht und genau.

An beyde Arten der beweglichen Quadranten wird insgemein noch ein horizontaler am Gestelle fester Kreis mit seiner gehörigen Theilung angebracht. Wenn derjenige Durchmesser dieses Kreises, welcher durch den Anfang der Theilung geht, auf die Mittagslinie des Beobachtungsorts gestellt wird, so giebt ein in der Fläche des Quadranten befindlicher Zeiger auf der Theilung den Bogen an, um welchen diese Fläche von der Mittagsfläche abweicht. Dieser Bogen ist das Azimuth des Sterns, nach dem der Quadrant gerichtet ist, s. Azimuth. Daher heißt dieser wagrechte Kreis der Azimuthalkreis, und das Werkzeug ein Azimuthalquadrant. So findet man Azimuth und Höhe zugleich durch eine einzige Beobachtung.

Der unbewegliche oder Mauerquadrant (Quadrans muralis s. Tychonicus, Quart-de-cercle fixe) ist ganz an einer Mauer in der Mittagsfläche befestiget, übrigens, wie der Fig. 99., mit Alidade und Vernier versehen, wobey das Gestell und die sonst zur Befestigung dienenden Stangen CB und CA wegbleiben. Man kan also durch ihn blos Mittagehöhen messen. Er wird aber insgemein weil


Im zweyten Falle, Fig. 99., bleibt das Werkzeug feſt ſtehen, wenn zuvor die Linie CB aus dem Mittelpunkte nach dem Anfange der Theilung genau wagrecht gerichtet iſt. Es iſt aber hier eine um C bewegliche Regel mit Dioptern, DC angebracht, welche noch jetzt den arabiſchen Namen der Alhidade (Alidade) fuͤhrt. Dieſe wird nach dem Sterne S gerichtet, und giebt alsdann auf dem getheilten Limbus die Bogen AD und DB an, welche, wie im vorigen Falle, die Maaße des Winkels ZCS und ſeines Complements zu 90°, oder des Abſtands vom Scheitel und der Hoͤhe ſind. Man hat bey dieſer Art der Quadranten den Vortheil, daß ſich an der Alidade ein Nonius oder Vernier anbringen laͤßt, wodurch man die Bogen auf eine leichte und genaue Art in noch kleinern Theilen des Cirkels abmeſſen kan, als der Limbus unmittelbar angiebt. Die Transderſallinien und andere Huͤlfsmittel, welche man bey jener Art der Quadranten mit dem Bleylothe anbringen kan, leiſten dies nicht ſo leicht und genau.

An beyde Arten der beweglichen Quadranten wird insgemein noch ein horizontaler am Geſtelle feſter Kreis mit ſeiner gehoͤrigen Theilung angebracht. Wenn derjenige Durchmeſſer dieſes Kreiſes, welcher durch den Anfang der Theilung geht, auf die Mittagslinie des Beobachtungsorts geſtellt wird, ſo giebt ein in der Flaͤche des Quadranten befindlicher Zeiger auf der Theilung den Bogen an, um welchen dieſe Flaͤche von der Mittagsflaͤche abweicht. Dieſer Bogen iſt das Azimuth des Sterns, nach dem der Quadrant gerichtet iſt, ſ. Azimuth. Daher heißt dieſer wagrechte Kreis der Azimuthalkreis, und das Werkzeug ein Azimuthalquadrant. So findet man Azimuth und Hoͤhe zugleich durch eine einzige Beobachtung.

Der unbewegliche oder Mauerquadrant (Quadrans muralis ſ. Tychonicus, Quart-de-cercle fixe) iſt ganz an einer Mauer in der Mittagsflaͤche befeſtiget, uͤbrigens, wie der Fig. 99., mit Alidade und Vernier verſehen, wobey das Geſtell und die ſonſt zur Befeſtigung dienenden Stangen CB und CA wegbleiben. Man kan alſo durch ihn blos Mittagehoͤhen meſſen. Er wird aber insgemein weil

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0586" xml:id="P.3.580" n="580"/><lb/>
            </p>
            <p>Im zweyten Falle, Fig. 99., bleibt das Werkzeug fe&#x017F;t &#x017F;tehen, wenn zuvor die Linie <hi rendition="#aq">CB</hi> aus dem Mittelpunkte nach dem Anfange der Theilung genau wagrecht gerichtet i&#x017F;t. Es i&#x017F;t aber hier eine um <hi rendition="#aq">C</hi> bewegliche Regel mit Dioptern, <hi rendition="#aq">DC</hi> angebracht, welche noch jetzt den arabi&#x017F;chen Namen der <hi rendition="#b">Alhidade</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(Alidade)</hi></hi> fu&#x0364;hrt. Die&#x017F;e wird nach dem Sterne <hi rendition="#aq">S</hi> gerichtet, und giebt alsdann auf dem getheilten Limbus die Bogen <hi rendition="#aq">AD</hi> und <hi rendition="#aq">DB</hi> an, welche, wie im vorigen Falle, die Maaße des Winkels <hi rendition="#aq">ZCS</hi> und &#x017F;eines Complements zu 90°, oder des Ab&#x017F;tands vom Scheitel und der Ho&#x0364;he &#x017F;ind. Man hat bey die&#x017F;er Art der Quadranten den Vortheil, daß &#x017F;ich an der Alidade ein Nonius oder Vernier anbringen la&#x0364;ßt, wodurch man die Bogen auf eine leichte und genaue Art in noch kleinern Theilen des Cirkels abme&#x017F;&#x017F;en kan, als der Limbus unmittelbar angiebt. Die Transder&#x017F;allinien und andere Hu&#x0364;lfsmittel, welche man bey jener Art der Quadranten mit dem Bleylothe anbringen kan, lei&#x017F;ten dies nicht &#x017F;o leicht und genau.</p>
            <p>An beyde Arten der beweglichen Quadranten wird insgemein noch ein horizontaler am Ge&#x017F;telle fe&#x017F;ter Kreis mit &#x017F;einer geho&#x0364;rigen Theilung angebracht. Wenn derjenige Durchme&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;es Krei&#x017F;es, welcher durch den Anfang der Theilung geht, auf die Mittagslinie des Beobachtungsorts ge&#x017F;tellt wird, &#x017F;o giebt ein in der Fla&#x0364;che des Quadranten befindlicher Zeiger auf der Theilung den Bogen an, um welchen die&#x017F;e Fla&#x0364;che von der Mittagsfla&#x0364;che abweicht. Die&#x017F;er Bogen i&#x017F;t das Azimuth des Sterns, nach dem der Quadrant gerichtet i&#x017F;t, &#x017F;. <hi rendition="#b">Azimuth.</hi> Daher heißt die&#x017F;er wagrechte Kreis der <hi rendition="#b">Azimuthalkreis,</hi> und das Werkzeug ein <hi rendition="#b">Azimuthalquadrant.</hi> So findet man Azimuth und Ho&#x0364;he zugleich durch eine einzige Beobachtung.</p>
            <p>Der unbewegliche oder <hi rendition="#b">Mauerquadrant</hi> <hi rendition="#aq">(Quadrans muralis &#x017F;. Tychonicus, <hi rendition="#i">Quart-de-cercle fixe</hi>)</hi> i&#x017F;t ganz an einer Mauer in der Mittagsfla&#x0364;che befe&#x017F;tiget, u&#x0364;brigens, wie der Fig. 99., mit Alidade und Vernier ver&#x017F;ehen, wobey das Ge&#x017F;tell und die &#x017F;on&#x017F;t zur Befe&#x017F;tigung dienenden Stangen <hi rendition="#aq">CB</hi> und <hi rendition="#aq">CA</hi> wegbleiben. Man kan al&#x017F;o durch ihn blos <hi rendition="#b">Mittageho&#x0364;hen</hi> me&#x017F;&#x017F;en. Er wird aber insgemein weil<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[580/0586] Im zweyten Falle, Fig. 99., bleibt das Werkzeug feſt ſtehen, wenn zuvor die Linie CB aus dem Mittelpunkte nach dem Anfange der Theilung genau wagrecht gerichtet iſt. Es iſt aber hier eine um C bewegliche Regel mit Dioptern, DC angebracht, welche noch jetzt den arabiſchen Namen der Alhidade (Alidade) fuͤhrt. Dieſe wird nach dem Sterne S gerichtet, und giebt alsdann auf dem getheilten Limbus die Bogen AD und DB an, welche, wie im vorigen Falle, die Maaße des Winkels ZCS und ſeines Complements zu 90°, oder des Abſtands vom Scheitel und der Hoͤhe ſind. Man hat bey dieſer Art der Quadranten den Vortheil, daß ſich an der Alidade ein Nonius oder Vernier anbringen laͤßt, wodurch man die Bogen auf eine leichte und genaue Art in noch kleinern Theilen des Cirkels abmeſſen kan, als der Limbus unmittelbar angiebt. Die Transderſallinien und andere Huͤlfsmittel, welche man bey jener Art der Quadranten mit dem Bleylothe anbringen kan, leiſten dies nicht ſo leicht und genau. An beyde Arten der beweglichen Quadranten wird insgemein noch ein horizontaler am Geſtelle feſter Kreis mit ſeiner gehoͤrigen Theilung angebracht. Wenn derjenige Durchmeſſer dieſes Kreiſes, welcher durch den Anfang der Theilung geht, auf die Mittagslinie des Beobachtungsorts geſtellt wird, ſo giebt ein in der Flaͤche des Quadranten befindlicher Zeiger auf der Theilung den Bogen an, um welchen dieſe Flaͤche von der Mittagsflaͤche abweicht. Dieſer Bogen iſt das Azimuth des Sterns, nach dem der Quadrant gerichtet iſt, ſ. Azimuth. Daher heißt dieſer wagrechte Kreis der Azimuthalkreis, und das Werkzeug ein Azimuthalquadrant. So findet man Azimuth und Hoͤhe zugleich durch eine einzige Beobachtung. Der unbewegliche oder Mauerquadrant (Quadrans muralis ſ. Tychonicus, Quart-de-cercle fixe) iſt ganz an einer Mauer in der Mittagsflaͤche befeſtiget, uͤbrigens, wie der Fig. 99., mit Alidade und Vernier verſehen, wobey das Geſtell und die ſonſt zur Befeſtigung dienenden Stangen CB und CA wegbleiben. Man kan alſo durch ihn blos Mittagehoͤhen meſſen. Er wird aber insgemein weil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/586
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/586>, abgerufen am 22.11.2024.