Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Bode Kurzgefaßte Erläut. der Sternkunde, zweyter Theil, § 676. u. f. Polyeder, Rautenglas Polyedrum s. Polyhedron, Polyhedre, Polyscope. So nennt man ein Glas, das auf einer Seite eben, auf der andern aber vieleckicht, oder mit mehrern gegen einander geneigten Facetten, geschliffen ist. Taf. XIX. Fig. 90. stellt den Durchschnitt eines solchen Glases CD vor. Gewöhnlich werden die Facetten rautenförmig gebildet. Da eine jede dieser verschiedentlich geneigten Vorderflächen Stralen von dem Gegenstande A auffängt, und diese nach einer doppelten Brechung durch die Vorder - und Hinterfläche wieder mit der Axe des Polyeders vereiniget werden, so sieht ein in dieser Axe befindliches Auge den Gegestand A durch jede dieser Flächen besonders, und erblickt daher, wenn es in der gehörigen Entfernung steht, so viel Bilder des Gegenstands, als Flächen sind. Größe lind Gestalt der Objecte werden dadurch nicht sehr geändert, weil verschiedene Lichtstralen ihre Winkel mit einander bey Brechungen durch ebne Flächen nur wenig ändern, wenn die Winkel nicht groß sind. So besteht dle ganze Wirkung eines solchen Glases in einer Vervielfältigung der Gegenstände. Man kan auch durch dasselbe die Bilder im versinsterten Zimmer vervielfältigen. Man macht von diesen Polyedern noch einen andern Gebrauch bey den dioptrischen Anamorphosen, s. Anamorphosen, welcher darauf beruht, daß das Auge, wenn es von dem Glase etwas weiter, als gewöhnlich, entfernt wird, durch jede Vorderfläche nur einen bestimmten Theil eines vor dem Glase stehenden Gemäldes zu sehen bekömmt. Aus diesen Theilen, die man insgemein durch Proben bestimmt, werden Dinge vorgestellt, die durch andere Theile des Gemäldes getrennt sind, aber durchs Polyeder betrachtet, nach <*> Ordnung seiner Vorderflächen dicht an einander schließen. So sieht man durchs Glas etwas ganz anders, als was das Gemälde dem bloßen Auge darstellt, und kan dies zu allerley Spielwerken anwenden. Leutmann (Comm. Bode Kurzgefaßte Erlaͤut. der Sternkunde, zweyter Theil, § 676. u. f. Polyeder, Rautenglas Polyedrum ſ. Polyhedron, Polyhedre, Polyſcope. So nennt man ein Glas, das auf einer Seite eben, auf der andern aber vieleckicht, oder mit mehrern gegen einander geneigten Facetten, geſchliffen iſt. Taf. XIX. Fig. 90. ſtellt den Durchſchnitt eines ſolchen Glaſes CD vor. Gewoͤhnlich werden die Facetten rautenfoͤrmig gebildet. Da eine jede dieſer verſchiedentlich geneigten Vorderflaͤchen Stralen von dem Gegenſtande A auffaͤngt, und dieſe nach einer doppelten Brechung durch die Vorder - und Hinterflaͤche wieder mit der Axe des Polyeders vereiniget werden, ſo ſieht ein in dieſer Axe befindliches Auge den Gegeſtand A durch jede dieſer Flaͤchen beſonders, und erblickt daher, wenn es in der gehoͤrigen Entfernung ſteht, ſo viel Bilder des Gegenſtands, als Flaͤchen ſind. Groͤße lind Geſtalt der Objecte werden dadurch nicht ſehr geaͤndert, weil verſchiedene Lichtſtralen ihre Winkel mit einander bey Brechungen durch ebne Flaͤchen nur wenig aͤndern, wenn die Winkel nicht groß ſind. So beſteht dle ganze Wirkung eines ſolchen Glaſes in einer Vervielfaͤltigung der Gegenſtaͤnde. Man kan auch durch daſſelbe die Bilder im verſinſterten Zimmer vervielfaͤltigen. Man macht von dieſen Polyedern noch einen andern Gebrauch bey den dioptriſchen Anamorphoſen, ſ. Anamorphoſen, welcher darauf beruht, daß das Auge, wenn es von dem Glaſe etwas weiter, als gewoͤhnlich, entfernt wird, durch jede Vorderflaͤche nur einen beſtimmten Theil eines vor dem Glaſe ſtehenden Gemaͤldes zu ſehen bekoͤmmt. Auſ dieſen Theilen, die man insgemein durch Proben beſtimmt, werden Dinge vorgeſtellt, die durch andere Theile des Gemaͤldes getrennt ſind, aber durchs Polyeder betrachtet, nach <*> Ordnung ſeiner Vorderflaͤchen dicht an einander ſchließen. So ſieht man durchs Glas etwas ganz anders, als was das Gemaͤlde dem bloßen Auge darſtellt, und kan dies zu allerley Spielwerken anwenden. Leutmann (Comm. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0551" xml:id="P.3.545" n="545"/><lb/> </p> <p>Bode Kurzgefaßte Erlaͤut. der Sternkunde, zweyter Theil, § 676. u. f.</p> </div> <div n="3"> <head>Polyeder, Rautenglas</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Polyedrum ſ. 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Bode Kurzgefaßte Erlaͤut. der Sternkunde, zweyter Theil, § 676. u. f.
Polyeder, Rautenglas
Polyedrum ſ. Polyhedron, Polyhedre, Polyſcope. So nennt man ein Glas, das auf einer Seite eben, auf der andern aber vieleckicht, oder mit mehrern gegen einander geneigten Facetten, geſchliffen iſt. Taf. XIX. Fig. 90. ſtellt den Durchſchnitt eines ſolchen Glaſes CD vor. Gewoͤhnlich werden die Facetten rautenfoͤrmig gebildet.
Da eine jede dieſer verſchiedentlich geneigten Vorderflaͤchen Stralen von dem Gegenſtande A auffaͤngt, und dieſe nach einer doppelten Brechung durch die Vorder - und Hinterflaͤche wieder mit der Axe des Polyeders vereiniget werden, ſo ſieht ein in dieſer Axe befindliches Auge den Gegeſtand A durch jede dieſer Flaͤchen beſonders, und erblickt daher, wenn es in der gehoͤrigen Entfernung ſteht, ſo viel Bilder des Gegenſtands, als Flaͤchen ſind. Groͤße lind Geſtalt der Objecte werden dadurch nicht ſehr geaͤndert, weil verſchiedene Lichtſtralen ihre Winkel mit einander bey Brechungen durch ebne Flaͤchen nur wenig aͤndern, wenn die Winkel nicht groß ſind. So beſteht dle ganze Wirkung eines ſolchen Glaſes in einer Vervielfaͤltigung der Gegenſtaͤnde. Man kan auch durch daſſelbe die Bilder im verſinſterten Zimmer vervielfaͤltigen.
Man macht von dieſen Polyedern noch einen andern Gebrauch bey den dioptriſchen Anamorphoſen, ſ. Anamorphoſen, welcher darauf beruht, daß das Auge, wenn es von dem Glaſe etwas weiter, als gewoͤhnlich, entfernt wird, durch jede Vorderflaͤche nur einen beſtimmten Theil eines vor dem Glaſe ſtehenden Gemaͤldes zu ſehen bekoͤmmt. Auſ dieſen Theilen, die man insgemein durch Proben beſtimmt, werden Dinge vorgeſtellt, die durch andere Theile des Gemaͤldes getrennt ſind, aber durchs Polyeder betrachtet, nach <*> Ordnung ſeiner Vorderflaͤchen dicht an einander ſchließen. So ſieht man durchs Glas etwas ganz anders, als was das Gemaͤlde dem bloßen Auge darſtellt, und kan dies zu allerley Spielwerken anwenden. Leutmann (Comm.
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