Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
In der nördlichen Helfte der Erdkugel oder diesseits des Aequators sind die Abstände vom Scheitel mittagwärts gerechnet und die nördlichen Abweichungen für positiv: hingegen die mitternachtwärts gerechneten Abstände und die südlichen Abweichungen für negativ anzunehmen. In der südlichen Helfte ist der Fall gerade umgekehrt. Ex. Ein Seefahrer beobachtete jenseits des Aequators 1775 den Abstand des Sirius vom Zenith mitternachtwärts 34° 17', wozu wegen der Refraction, welche die Abstände vom Zenith verkleinert, noch 48 Sec. oder 0', 8 hinzuzusetzen sind. Die Ephemeriden gaben ihm für dieses Jahr die südliche Abweichung des Sterns 16° 24, 6. Beydes ist hier positiv zu nehmen.
Wird die Sonne zu dieser Beobachtung gewählt, so muß der Abstand ihres obern oder untern Randes gemessen, und ihr aus den Ephemeriden bekannter Halbmesser dazu addirt oder abgezogen werden. Es muß auch die Länge des Schiffs beyläufig bekannt seyn, damit man die Zeit desselben wissen, und die Abweichung der Sonne, die sich alle Augenblicke ändert, für den Zeitpunkt der Beobachtung finden könne. Erlaubt der trübe Himmel nicht, die Gestirne genau in der Gegend des Meridians zu beobachten, so hat der Schiffer auch Methoden, den kleinsten Abstand eines Sterns vom Zenith zu berechnen, wenn er nur vermögend gewesen ist, drey Abstände kurz vor oder nach der Culmination zu messen, und die Zwischenzeiten zwischen denselben nach einer gleichförmig gehenden Uhr zu bestimmen. Diese Mittel sind in den meisten Fällen hinreichend, die geographische Breite des Schi<*>s, so weit es nöthig ist, zu bestimmen. Kästner Anfangsgr. der Astronomie, 3te Aufl. Göttingen, 1781. 8. §. 64. u. f.
In der noͤrdlichen Helfte der Erdkugel oder dieſſeits des Aequators ſind die Abſtaͤnde vom Scheitel mittagwaͤrts gerechnet und die noͤrdlichen Abweichungen fuͤr poſitiv: hingegen die mitternachtwaͤrts gerechneten Abſtaͤnde und die ſuͤdlichen Abweichungen fuͤr negativ anzunehmen. In der ſuͤdlichen Helfte iſt der Fall gerade umgekehrt. Ex. Ein Seefahrer beobachtete jenſeits des Aequators 1775 den Abſtand des Sirius vom Zenith mitternachtwaͤrts 34° 17′, wozu wegen der Refraction, welche die Abſtaͤnde vom Zenith verkleinert, noch 48 Sec. oder 0′, 8 hinzuzuſetzen ſind. Die Ephemeriden gaben ihm fuͤr dieſes Jahr die ſuͤdliche Abweichung des Sterns 16° 24, 6. Beydes iſt hier poſitiv zu nehmen.
Wird die Sonne zu dieſer Beobachtung gewaͤhlt, ſo muß der Abſtand ihres obern oder untern Randes gemeſſen, und ihr aus den Ephemeriden bekannter Halbmeſſer dazu addirt oder abgezogen werden. Es muß auch die Laͤnge des Schiffs beylaͤufig bekannt ſeyn, damit man die Zeit deſſelben wiſſen, und die Abweichung der Sonne, die ſich alle Augenblicke aͤndert, fuͤr den Zeitpunkt der Beobachtung finden koͤnne. Erlaubt der truͤbe Himmel nicht, die Geſtirne genau in der Gegend des Meridians zu beobachten, ſo hat der Schiffer auch Methoden, den kleinſten Abſtand eines Sterns vom Zenith zu berechnen, wenn er nur vermoͤgend geweſen iſt, drey Abſtaͤnde kurz vor oder nach der Culmination zu meſſen, und die Zwiſchenzeiten zwiſchen denſelben nach einer gleichfoͤrmig gehenden Uhr zu beſtimmen. Dieſe Mittel ſind in den meiſten Faͤllen hinreichend, die geographiſche Breite des Schi<*>s, ſo weit es noͤthig iſt, zu beſtimmen. Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtronomie, 3te Aufl. Goͤttingen, 1781. 8. §. 64. u. f. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0550" xml:id="P.3.544" n="544"/><lb/> - <hi rendition="#aq">D</hi>), und dieſe von 90° abgezogen laͤßt die Polhoͤhe uͤbrig, welche daher = <hi rendition="#aq">A+D</hi> iſt.</p> <p>In der noͤrdlichen Helfte der Erdkugel oder dieſſeits des Aequators ſind die Abſtaͤnde vom Scheitel mittagwaͤrts gerechnet und die noͤrdlichen Abweichungen fuͤr poſitiv: hingegen die mitternachtwaͤrts gerechneten Abſtaͤnde und die ſuͤdlichen Abweichungen fuͤr negativ anzunehmen. In der ſuͤdlichen Helfte iſt der Fall gerade umgekehrt.</p> <p><hi rendition="#b">Ex.</hi> Ein Seefahrer beobachtete jenſeits des Aequators 1775 den Abſtand des Sirius vom Zenith mitternachtwaͤrts 34° 17′, wozu wegen der Refraction, welche die Abſtaͤnde vom Zenith verkleinert, noch 48 Sec. oder 0′, 8 hinzuzuſetzen ſind. Die Ephemeriden gaben ihm fuͤr dieſes Jahr die ſuͤdliche Abweichung des Sterns 16° 24, 6. Beydes iſt hier poſitiv zu nehmen. <table><row><cell>Alſo <hi rendition="#aq">A</hi></cell><cell>=</cell><cell>34°</cell><cell>17′,8</cell><cell/></row><row><cell><hi rendition="#aq">D</hi></cell><cell>=</cell><cell>16</cell><cell>24,6</cell><cell/></row><row><cell><hi rendition="#aq">A + D</hi></cell><cell>=</cell><cell>50</cell><cell>42,4</cell><cell>ſuͤdliche Breite des Schiffs.</cell></row></table></p> <p>Wird die Sonne zu dieſer Beobachtung gewaͤhlt, ſo muß der Abſtand ihres obern oder untern Randes gemeſſen, und ihr aus den Ephemeriden bekannter Halbmeſſer dazu addirt oder abgezogen werden. Es muß auch die Laͤnge des Schiffs beylaͤufig bekannt ſeyn, damit man die Zeit deſſelben wiſſen, und die Abweichung der Sonne, die ſich alle Augenblicke aͤndert, fuͤr den Zeitpunkt der Beobachtung finden koͤnne.</p> <p>Erlaubt der truͤbe Himmel nicht, die Geſtirne genau in der Gegend des Meridians zu beobachten, ſo hat der Schiffer auch Methoden, den kleinſten Abſtand eines Sterns vom Zenith zu berechnen, wenn er nur vermoͤgend geweſen iſt, drey Abſtaͤnde kurz vor oder nach der Culmination zu meſſen, und die Zwiſchenzeiten zwiſchen denſelben nach einer gleichfoͤrmig gehenden Uhr zu beſtimmen. Dieſe Mittel ſind in den meiſten Faͤllen hinreichend, die geographiſche Breite des Schi<*>s, ſo weit es noͤthig iſt, zu beſtimmen.</p> <p>Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtronomie, 3te Aufl. Goͤttingen, 1781. 8. §. 64. u. f.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [544/0550]
- D), und dieſe von 90° abgezogen laͤßt die Polhoͤhe uͤbrig, welche daher = A+D iſt.
In der noͤrdlichen Helfte der Erdkugel oder dieſſeits des Aequators ſind die Abſtaͤnde vom Scheitel mittagwaͤrts gerechnet und die noͤrdlichen Abweichungen fuͤr poſitiv: hingegen die mitternachtwaͤrts gerechneten Abſtaͤnde und die ſuͤdlichen Abweichungen fuͤr negativ anzunehmen. In der ſuͤdlichen Helfte iſt der Fall gerade umgekehrt.
Ex. Ein Seefahrer beobachtete jenſeits des Aequators 1775 den Abſtand des Sirius vom Zenith mitternachtwaͤrts 34° 17′, wozu wegen der Refraction, welche die Abſtaͤnde vom Zenith verkleinert, noch 48 Sec. oder 0′, 8 hinzuzuſetzen ſind. Die Ephemeriden gaben ihm fuͤr dieſes Jahr die ſuͤdliche Abweichung des Sterns 16° 24, 6. Beydes iſt hier poſitiv zu nehmen. Alſo A = 34° 17′,8
D = 16 24,6
A + D = 50 42,4 ſuͤdliche Breite des Schiffs.
Wird die Sonne zu dieſer Beobachtung gewaͤhlt, ſo muß der Abſtand ihres obern oder untern Randes gemeſſen, und ihr aus den Ephemeriden bekannter Halbmeſſer dazu addirt oder abgezogen werden. Es muß auch die Laͤnge des Schiffs beylaͤufig bekannt ſeyn, damit man die Zeit deſſelben wiſſen, und die Abweichung der Sonne, die ſich alle Augenblicke aͤndert, fuͤr den Zeitpunkt der Beobachtung finden koͤnne.
Erlaubt der truͤbe Himmel nicht, die Geſtirne genau in der Gegend des Meridians zu beobachten, ſo hat der Schiffer auch Methoden, den kleinſten Abſtand eines Sterns vom Zenith zu berechnen, wenn er nur vermoͤgend geweſen iſt, drey Abſtaͤnde kurz vor oder nach der Culmination zu meſſen, und die Zwiſchenzeiten zwiſchen denſelben nach einer gleichfoͤrmig gehenden Uhr zu beſtimmen. Dieſe Mittel ſind in den meiſten Faͤllen hinreichend, die geographiſche Breite des Schi<*>s, ſo weit es noͤthig iſt, zu beſtimmen.
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