Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Polyopter, Polyoptron, Polyoptre. Man giebt diesen Namen einem auf beyden Seiten ebenen Glase, in welchem auf der einen Seite einige Höhlungen ausgeschliffen sind, deren Flächen Stücken einer hohlen Kugelfläche vorstellen. Jede dieser Höhlungen bildet mit dem ihr correspondirenden Theile der andern ebenen Seite des Glases eine planconcave Linse, durch welche sich die Gegenstände deutlich und verkleinert zeigen. Man sieht also durch ein solches Glas die Gegenstände so viel mal, als eingeschliffene Höhlungen vorhanden sind, aber sehr verkleinert, wenn die Höhlungen zu Kugeln von kleinem Durchmesser gehören. Man kan solche Gläser als Objective in Röhren fassen, und mit einem Augenglase verbunden als vervielfältigende Fernröhre gebrauchen. Polyspast, s. Flaschenzug. Poren, s. Zwischenräume der Körper. Porös, Porosum, Poreux. Dieses Beywort kan man überhaupt jedem Körper geben, welcher leere Zwischenräume oder Poren hat, d. h. den Raum, in welchem er enthalten ist, nicht vollkommen und in allen Punkten mit undurchdringlicher Materie ausfüllt. Da uns nun kein Körper ohne Zwischenräume bekannt ist, s. Zwischenräume der Körper, so sind in diesem Sinne des Worts alle Körper porös. Man legt aber insgemein dieses Beywort vorzugsweise nur denjenigen Körpern bey, welche viele und große Zwischenräume haben, die man mit dem Auge wahrnehmen, wenigstens mit bewafnetem Auge entdecken kan. In dieser Bedeutung heißt das Wort so viel, als sehr porös. Eine solche poröse Structur findet man an sehr vielen festen Körpern, besonders im Thier- und Pflanzenreiche, wo der organische Bau viel Gefäße erfordert, deren Höhlungen nach der Austrocknung sichtbare Zwischenräume leer lassen. Dies ist der Fall bey den Blättern der Pflanzen, den Schwämmen,
Polyopter, Polyoptron, Polyoptre. Man giebt dieſen Namen einem auf beyden Seiten ebenen Glaſe, in welchem auf der einen Seite einige Hoͤhlungen ausgeſchliffen ſind, deren Flaͤchen Stuͤcken einer hohlen Kugelflaͤche vorſtellen. Jede dieſer Hoͤhlungen bildet mit dem ihr correſpondirenden Theile der andern ebenen Seite des Glaſes eine planconcave Linſe, durch welche ſich die Gegenſtaͤnde deutlich und verkleinert zeigen. Man ſieht alſo durch ein ſolches Glas die Gegenſtaͤnde ſo viel mal, als eingeſchliffene Hoͤhlungen vorhanden ſind, aber ſehr verkleinert, wenn die Hoͤhlungen zu Kugeln von kleinem Durchmeſſer gehoͤren. Man kan ſolche Glaͤſer als Objective in Roͤhren faſſen, und mit einem Augenglaſe verbunden als vervielfaͤltigende Fernroͤhre gebrauchen. Polyſpaſt, ſ. Flaſchenzug. Poren, ſ. Zwiſchenraͤume der Koͤrper. Poroͤs, Poroſum, Poreux. Dieſes Beywort kan man uͤberhaupt jedem Koͤrper geben, welcher leere Zwiſchenraͤume oder Poren hat, d. h. den Raum, in welchem er enthalten iſt, nicht vollkommen und in allen Punkten mit undurchdringlicher Materie ausfuͤllt. Da uns nun kein Koͤrper ohne Zwiſchenraͤume bekannt iſt, ſ. Zwiſchenraͤume der Koͤrper, ſo ſind in dieſem Sinne des Worts alle Koͤrper poroͤs. Man legt aber insgemein dieſes Beywort vorzugsweiſe nur denjenigen Koͤrpern bey, welche viele und große Zwiſchenraͤume haben, die man mit dem Auge wahrnehmen, wenigſtens mit bewafnetem Auge entdecken kan. In dieſer Bedeutung heißt das Wort ſo viel, als ſehr poroͤs. Eine ſolche poroͤſe Structur findet man an ſehr vielen feſten Koͤrpern, beſonders im Thier- und Pflanzenreiche, wo der organiſche Bau viel Gefaͤße erfordert, deren Hoͤhlungen nach der Austrocknung ſichtbare Zwiſchenraͤume leer laſſen. Dies iſt der Fall bey den Blaͤttern der Pflanzen, den Schwaͤmmen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0552" xml:id="P.3.546" n="546"/><lb/> Acad. Petrop. To. IV. p. 194.</hi> ingl. in ſ. Anm. vom Glasſchleifen) hat die Regeln dazu in beſſere Richtigkeit gebracht.</p> </div> <div n="3"> <head>Polyopter, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Polyoptron</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Polyoptre</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Man giebt dieſen Namen einem auf beyden Seiten ebenen Glaſe, in welchem auf der einen Seite einige Hoͤhlungen ausgeſchliffen ſind, deren Flaͤchen Stuͤcken einer hohlen Kugelflaͤche vorſtellen. Jede dieſer Hoͤhlungen bildet mit dem ihr correſpondirenden Theile der andern ebenen Seite des Glaſes eine planconcave Linſe, durch welche ſich die Gegenſtaͤnde deutlich und verkleinert zeigen. Man ſieht alſo durch ein ſolches Glas die Gegenſtaͤnde ſo viel mal, als eingeſchliffene Hoͤhlungen vorhanden ſind, aber ſehr verkleinert, wenn die Hoͤhlungen zu Kugeln von kleinem Durchmeſſer gehoͤren. Man kan ſolche Glaͤſer als Objective in Roͤhren faſſen, und mit einem Augenglaſe verbunden als vervielfaͤltigende Fernroͤhre gebrauchen.</p> <p> <hi rendition="#b">Polyſpaſt, ſ. Flaſchenzug.</hi> </p> <p> <hi rendition="#b">Poren, ſ. Zwiſchenraͤume der Koͤrper.</hi> </p> </div> <div n="3"> <head>Poroͤs, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Poroſum</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Poreux</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſes Beywort kan man uͤberhaupt jedem Koͤrper geben, welcher leere Zwiſchenraͤume oder Poren hat, d. h. den Raum, in welchem er enthalten iſt, nicht vollkommen und in allen Punkten mit undurchdringlicher Materie ausfuͤllt. Da uns nun kein Koͤrper ohne Zwiſchenraͤume bekannt iſt, ſ. <hi rendition="#b">Zwiſchenraͤume der Koͤrper,</hi> ſo ſind in dieſem Sinne des Worts alle Koͤrper poroͤs.</p> <p>Man legt aber insgemein dieſes Beywort vorzugsweiſe nur denjenigen Koͤrpern bey, welche viele und große Zwiſchenraͤume haben, die man mit dem Auge wahrnehmen, wenigſtens mit bewafnetem Auge entdecken kan. In dieſer Bedeutung heißt das Wort ſo viel, als <hi rendition="#b">ſehr poroͤs.</hi> Eine ſolche poroͤſe Structur findet man an ſehr vielen feſten Koͤrpern, beſonders im Thier- und Pflanzenreiche, wo der organiſche Bau viel Gefaͤße erfordert, deren Hoͤhlungen nach der Austrocknung ſichtbare Zwiſchenraͤume leer laſſen. Dies iſt der Fall bey den Blaͤttern der Pflanzen, den Schwaͤmmen,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [546/0552]
Acad. Petrop. To. IV. p. 194. ingl. in ſ. Anm. vom Glasſchleifen) hat die Regeln dazu in beſſere Richtigkeit gebracht.
Polyopter, Polyoptron, Polyoptre.
Man giebt dieſen Namen einem auf beyden Seiten ebenen Glaſe, in welchem auf der einen Seite einige Hoͤhlungen ausgeſchliffen ſind, deren Flaͤchen Stuͤcken einer hohlen Kugelflaͤche vorſtellen. Jede dieſer Hoͤhlungen bildet mit dem ihr correſpondirenden Theile der andern ebenen Seite des Glaſes eine planconcave Linſe, durch welche ſich die Gegenſtaͤnde deutlich und verkleinert zeigen. Man ſieht alſo durch ein ſolches Glas die Gegenſtaͤnde ſo viel mal, als eingeſchliffene Hoͤhlungen vorhanden ſind, aber ſehr verkleinert, wenn die Hoͤhlungen zu Kugeln von kleinem Durchmeſſer gehoͤren. Man kan ſolche Glaͤſer als Objective in Roͤhren faſſen, und mit einem Augenglaſe verbunden als vervielfaͤltigende Fernroͤhre gebrauchen.
Polyſpaſt, ſ. Flaſchenzug.
Poren, ſ. Zwiſchenraͤume der Koͤrper.
Poroͤs, Poroſum, Poreux.
Dieſes Beywort kan man uͤberhaupt jedem Koͤrper geben, welcher leere Zwiſchenraͤume oder Poren hat, d. h. den Raum, in welchem er enthalten iſt, nicht vollkommen und in allen Punkten mit undurchdringlicher Materie ausfuͤllt. Da uns nun kein Koͤrper ohne Zwiſchenraͤume bekannt iſt, ſ. Zwiſchenraͤume der Koͤrper, ſo ſind in dieſem Sinne des Worts alle Koͤrper poroͤs.
Man legt aber insgemein dieſes Beywort vorzugsweiſe nur denjenigen Koͤrpern bey, welche viele und große Zwiſchenraͤume haben, die man mit dem Auge wahrnehmen, wenigſtens mit bewafnetem Auge entdecken kan. In dieſer Bedeutung heißt das Wort ſo viel, als ſehr poroͤs. Eine ſolche poroͤſe Structur findet man an ſehr vielen feſten Koͤrpern, beſonders im Thier- und Pflanzenreiche, wo der organiſche Bau viel Gefaͤße erfordert, deren Hoͤhlungen nach der Austrocknung ſichtbare Zwiſchenraͤume leer laſſen. Dies iſt der Fall bey den Blaͤttern der Pflanzen, den Schwaͤmmen,
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