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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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ist von Herrn Engel (Der Philosoph für die Welt, 1stes Stück. Leipz. 1775. 8.) sehr gut gezeigt worden.

Obgleich die Griechen in den willkührlichen Speculationen viel zu weit giengen, so haben sie doch darum die Beobachtungen nicht vernachläßiget, und den Werth derselben sehr wohl erkannt. Außer den zur Naturgeschichte gehörigen Schriften des Theophrasts und Aristoteles beweisen dies vorzüglich des Hippokrates Werke, in welchen man so viel ächten Beobachtungsgeist und eine so musterhafte Methode, aus Erfahrungen zu schließen, antrist. Wäre diese Methode außer der Arzneykunde auch in den übrigen Theilen der Naturlehre befolgt worden, so könnten die Schristen der Alten eben so die Grundlage für unsere Physik seyn, wie es die Bücher des Hippokrates für die praktische Arzneykunde sind. Aber man begnügte sich, die Natur so zu betrachten, wie sie sich von selbst zeigte, und ließ die Versuche gänzlich fehlen, die doch zu Entdeckung der Naturgesetze unentbehrlich sind. Ueberdies war selbst der Beobachtungskreis durch die Schwierigkeiten der Mittheilung zwischen entlegnen Orten sehr eingeschränkt, und die fleißigsten Sammler von Beobachtungen wurden oft durch unwissende oder pralerische Reisende mit abgeschmackten Erdichtungen hintergangen.

Unter den Römern hat Lucrez das epikureische System in einem Gedichte (De rerum natura Lib. VI. c. interpr. et notis Th. Creech. Oxon. 1695. 8. Basil. 1770. 8maj.) und Seneca einige physikalische Untersuchungen nach den Grundsätzen der Stoiker (Quaestionum naturalium L. VII. Venet. 1522. apud Aldum) vorgetragen. Die 37 Bücher des ältern Plinius von der Naturgeschichte enthalten immer einen reichen Schatz von physikalischer Gelehrsamkeit, obgleich ihr Verfasser mehr bemüht war, viel zu sammlen, als die Wahrheit des Gesammelten zu prüfen.

Im mittlern Zeitalter erhielten sich bey den Arabern einige mit der Physik verbundene, besonders mathematische und medicinische Kenntnisse, die man größtentheils aus den Schriften der Alten gezogen, aber mit vielen astrologischen und mystischen Thorheiten vermengt hatte. Dennoch sind in diesen dunkeln Zeiten einige wichtige praktische Entdeckungen,


iſt von Herrn Engel (Der Philoſoph fuͤr die Welt, 1ſtes Stuͤck. Leipz. 1775. 8.) ſehr gut gezeigt worden.

Obgleich die Griechen in den willkuͤhrlichen Speculationen viel zu weit giengen, ſo haben ſie doch darum die Beobachtungen nicht vernachlaͤßiget, und den Werth derſelben ſehr wohl erkannt. Außer den zur Naturgeſchichte gehoͤrigen Schriften des Theophraſts und Ariſtoteles beweiſen dies vorzuͤglich des Hippokrates Werke, in welchen man ſo viel aͤchten Beobachtungsgeiſt und eine ſo muſterhafte Methode, aus Erfahrungen zu ſchließen, antriſt. Waͤre dieſe Methode außer der Arzneykunde auch in den uͤbrigen Theilen der Naturlehre befolgt worden, ſo koͤnnten die Schriſten der Alten eben ſo die Grundlage fuͤr unſere Phyſik ſeyn, wie es die Buͤcher des Hippokrates fuͤr die praktiſche Arzneykunde ſind. Aber man begnuͤgte ſich, die Natur ſo zu betrachten, wie ſie ſich von ſelbſt zeigte, und ließ die Verſuche gaͤnzlich fehlen, die doch zu Entdeckung der Naturgeſetze unentbehrlich ſind. Ueberdies war ſelbſt der Beobachtungskreis durch die Schwierigkeiten der Mittheilung zwiſchen entlegnen Orten ſehr eingeſchraͤnkt, und die fleißigſten Sammler von Beobachtungen wurden oft durch unwiſſende oder praleriſche Reiſende mit abgeſchmackten Erdichtungen hintergangen.

Unter den Roͤmern hat Lucrez das epikureiſche Syſtem in einem Gedichte (De rerum natura Lib. VI. c. interpr. et notis Th. Creech. Oxon. 1695. 8. Baſil. 1770. 8maj.) und Seneca einige phyſikaliſche Unterſuchungen nach den Grundſaͤtzen der Stoiker (Quaeſtionum naturalium L. VII. Venet. 1522. apud Aldum) vorgetragen. Die 37 Buͤcher des aͤltern Plinius von der Naturgeſchichte enthalten immer einen reichen Schatz von phyſikaliſcher Gelehrſamkeit, obgleich ihr Verfaſſer mehr bemuͤht war, viel zu ſammlen, als die Wahrheit des Geſammelten zu pruͤfen.

Im mittlern Zeitalter erhielten ſich bey den Arabern einige mit der Phyſik verbundene, beſonders mathematiſche und mediciniſche Kenntniſſe, die man groͤßtentheils aus den Schriften der Alten gezogen, aber mit vielen aſtrologiſchen und myſtiſchen Thorheiten vermengt hatte. Dennoch ſind in dieſen dunkeln Zeiten einige wichtige praktiſche Entdeckungen,

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[498/0504] iſt von Herrn Engel (Der Philoſoph fuͤr die Welt, 1ſtes Stuͤck. Leipz. 1775. 8.) ſehr gut gezeigt worden. Obgleich die Griechen in den willkuͤhrlichen Speculationen viel zu weit giengen, ſo haben ſie doch darum die Beobachtungen nicht vernachlaͤßiget, und den Werth derſelben ſehr wohl erkannt. Außer den zur Naturgeſchichte gehoͤrigen Schriften des Theophraſts und Ariſtoteles beweiſen dies vorzuͤglich des Hippokrates Werke, in welchen man ſo viel aͤchten Beobachtungsgeiſt und eine ſo muſterhafte Methode, aus Erfahrungen zu ſchließen, antriſt. Waͤre dieſe Methode außer der Arzneykunde auch in den uͤbrigen Theilen der Naturlehre befolgt worden, ſo koͤnnten die Schriſten der Alten eben ſo die Grundlage fuͤr unſere Phyſik ſeyn, wie es die Buͤcher des Hippokrates fuͤr die praktiſche Arzneykunde ſind. Aber man begnuͤgte ſich, die Natur ſo zu betrachten, wie ſie ſich von ſelbſt zeigte, und ließ die Verſuche gaͤnzlich fehlen, die doch zu Entdeckung der Naturgeſetze unentbehrlich ſind. Ueberdies war ſelbſt der Beobachtungskreis durch die Schwierigkeiten der Mittheilung zwiſchen entlegnen Orten ſehr eingeſchraͤnkt, und die fleißigſten Sammler von Beobachtungen wurden oft durch unwiſſende oder praleriſche Reiſende mit abgeſchmackten Erdichtungen hintergangen. Unter den Roͤmern hat Lucrez das epikureiſche Syſtem in einem Gedichte (De rerum natura Lib. VI. c. interpr. et notis Th. Creech. Oxon. 1695. 8. Baſil. 1770. 8maj.) und Seneca einige phyſikaliſche Unterſuchungen nach den Grundſaͤtzen der Stoiker (Quaeſtionum naturalium L. VII. Venet. 1522. apud Aldum) vorgetragen. Die 37 Buͤcher des aͤltern Plinius von der Naturgeſchichte enthalten immer einen reichen Schatz von phyſikaliſcher Gelehrſamkeit, obgleich ihr Verfaſſer mehr bemuͤht war, viel zu ſammlen, als die Wahrheit des Geſammelten zu pruͤfen. Im mittlern Zeitalter erhielten ſich bey den Arabern einige mit der Phyſik verbundene, beſonders mathematiſche und mediciniſche Kenntniſſe, die man groͤßtentheils aus den Schriften der Alten gezogen, aber mit vielen aſtrologiſchen und myſtiſchen Thorheiten vermengt hatte. Dennoch ſind in dieſen dunkeln Zeiten einige wichtige praktiſche Entdeckungen,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/504>, abgerufen am 22.11.2024.