Sie mögen freylich mehr die praktische Bearbeitung der Körper, als den wissenschaftlichen Theil, betroffen haben; inzwischen sind die Egyptier, Chaldäer, Phönicier schon bey den Alten wegen ihrer astronomischen, mechanischen und chymischen Einsichten berühmt gewesen. Die Kenner und Lehrer dieser Wissenschaften wurden Weise(Magi, Sophi) genannt, wofür die Griechen den bescheidnern Namen Freunde oder Beflissene der Weisheit(Philosophi) einführten.
In den Schulen der Griechen ward die Physik als ein wesentlicher Theil der Philosophie betrachtet, und ganz wissenschaftlich behandelt. Hier findet man den eigentlichen Ursprung der Systeme und Theorien, obgleich manche Ideen darinn von den Weisen älterer Völker entlehnt seyn mögen. Aber die Begierde zu erklären und Ursachen der Dinge anzugeben, stieg bey ihnen weit höher, als es der damals noch so geringen Anzahl richtiger Erfahrungen gemäß war. Daher findet man in den physikalischen Schriften der Griechen so oft mehr Träume und Subtilitäten, als gründliche Belehrungen. "Pythagoras verhüllte "seine Sätze in Gleichnisse und Eigenschaften der Zahlen, "deren Bedeutungen man schon viele Jahrhunderte mit mehr "Eifer, als die Sache werth ist, nachgeforscht hat. Pla"to verwandelte die Naturlehre in eine Metaphysik, und "Aristoteles in einen logischen Kampfplatz" (v. Rohr physikal. Bibliothek, durch Kästner, S. 2.). Inzwischen ist unter den vielen von ihnen vorgetragnen Meinungen manches, was man in neuern Zeiten wahr befunden oder wieder angenommen hat. So war ja selbst die copernikanische Weltordnung schon ein Gedanke der Pythagoräer. Leucipps und Demokrits atomistische Philosophie kömmt dem Begriffe sehr nahe, den sich die besten neuern Physiker von der Zusammensetzung der Körper machen, s. Materie. Daß das Licht dem Schalle ähnlich sey, sagt auch schon Aristoteles, s. Licht (Th. II. S. 891.). Dutens hat fast alle Erfindungen und Meinungen der Neuern schon bey den Griechen finden wollen; aber das Uebertriebne dieses Verfahrens
Sie moͤgen freylich mehr die praktiſche Bearbeitung der Koͤrper, als den wiſſenſchaftlichen Theil, betroffen haben; inzwiſchen ſind die Egyptier, Chaldaͤer, Phoͤnicier ſchon bey den Alten wegen ihrer aſtronomiſchen, mechaniſchen und chymiſchen Einſichten beruͤhmt geweſen. Die Kenner und Lehrer dieſer Wiſſenſchaften wurden Weiſe(Magi, Sophi) genannt, wofuͤr die Griechen den beſcheidnern Namen Freunde oder Befliſſene der Weisheit(Philoſophi) einfuͤhrten.
In den Schulen der Griechen ward die Phyſik als ein weſentlicher Theil der Philoſophie betrachtet, und ganz wiſſenſchaftlich behandelt. Hier findet man den eigentlichen Urſprung der Syſteme und Theorien, obgleich manche Ideen darinn von den Weiſen aͤlterer Voͤlker entlehnt ſeyn moͤgen. Aber die Begierde zu erklaͤren und Urſachen der Dinge anzugeben, ſtieg bey ihnen weit hoͤher, als es der damals noch ſo geringen Anzahl richtiger Erfahrungen gemaͤß war. Daher findet man in den phyſikaliſchen Schriften der Griechen ſo oft mehr Traͤume und Subtilitaͤten, als gruͤndliche Belehrungen. ”Pythagoras verhuͤllte ”ſeine Saͤtze in Gleichniſſe und Eigenſchaften der Zahlen, ”deren Bedeutungen man ſchon viele Jahrhunderte mit mehr ”Eifer, als die Sache werth iſt, nachgeforſcht hat. Pla”to verwandelte die Naturlehre in eine Metaphyſik, und ”Ariſtoteles in einen logiſchen Kampfplatz” (v. Rohr phyſikal. Bibliothek, durch Kaͤſtner, S. 2.). Inzwiſchen iſt unter den vielen von ihnen vorgetragnen Meinungen manches, was man in neuern Zeiten wahr befunden oder wieder angenommen hat. So war ja ſelbſt die copernikaniſche Weltordnung ſchon ein Gedanke der Pythagoraͤer. Leucipps und Demokrits atomiſtiſche Philoſophie koͤmmt dem Begriffe ſehr nahe, den ſich die beſten neuern Phyſiker von der Zuſammenſetzung der Koͤrper machen, ſ. Materie. Daß das Licht dem Schalle aͤhnlich ſey, ſagt auch ſchon Ariſtoteles, ſ. Licht (Th. II. S. 891.). Dutens hat faſt alle Erfindungen und Meinungen der Neuern ſchon bey den Griechen finden wollen; aber das Uebertriebne dieſes Verfahrens
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Sie moͤgen freylich mehr die praktiſche Bearbeitung der Koͤrper, als den wiſſenſchaftlichen Theil, betroffen haben; inzwiſchen ſind die Egyptier, Chaldaͤer, Phoͤnicier ſchon bey den Alten wegen ihrer aſtronomiſchen, mechaniſchen und chymiſchen Einſichten beruͤhmt geweſen. Die Kenner und Lehrer dieſer Wiſſenſchaften wurden Weiſe (Magi, Sophi) genannt, wofuͤr die Griechen den beſcheidnern Namen Freunde oder Befliſſene der Weisheit (Philoſophi) einfuͤhrten.
In den Schulen der Griechen ward die Phyſik als ein weſentlicher Theil der Philoſophie betrachtet, und ganz wiſſenſchaftlich behandelt. Hier findet man den eigentlichen Urſprung der Syſteme und Theorien, obgleich manche Ideen darinn von den Weiſen aͤlterer Voͤlker entlehnt ſeyn moͤgen. Aber die Begierde zu erklaͤren und Urſachen der Dinge anzugeben, ſtieg bey ihnen weit hoͤher, als es der damals noch ſo geringen Anzahl richtiger Erfahrungen gemaͤß war. Daher findet man in den phyſikaliſchen Schriften der Griechen ſo oft mehr Traͤume und Subtilitaͤten, als gruͤndliche Belehrungen. ”Pythagoras verhuͤllte ”ſeine Saͤtze in Gleichniſſe und Eigenſchaften der Zahlen, ”deren Bedeutungen man ſchon viele Jahrhunderte mit mehr ”Eifer, als die Sache werth iſt, nachgeforſcht hat. Pla”to verwandelte die Naturlehre in eine Metaphyſik, und ”Ariſtoteles in einen logiſchen Kampfplatz” (v. Rohr phyſikal. Bibliothek, durch Kaͤſtner, S. 2.). Inzwiſchen iſt unter den vielen von ihnen vorgetragnen Meinungen manches, was man in neuern Zeiten wahr befunden oder wieder angenommen hat. So war ja ſelbſt die copernikaniſche Weltordnung ſchon ein Gedanke der Pythagoraͤer. Leucipps und Demokrits atomiſtiſche Philoſophie koͤmmt dem Begriffe ſehr nahe, den ſich die beſten neuern Phyſiker von der Zuſammenſetzung der Koͤrper machen, ſ. Materie. Daß das Licht dem Schalle aͤhnlich ſey, ſagt auch ſchon Ariſtoteles, ſ. Licht (Th. II. S. 891.). Dutens hat faſt alle Erfindungen und Meinungen der Neuern ſchon bey den Griechen finden wollen; aber das Uebertriebne dieſes Verfahrens
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/503>, abgerufen am 16.07.2024.
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