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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Gegenstande erst die Thatsachen noch mehr geprüft, und die Widersprüche in den Versuchen gehoben werden.

Außer den bisher beschriebnen Lichtsaugern führt den Namen des Phosphorus ganz vorzüglich eine chymische Bereitung, der ich den übrigen Theil dieses Artikels widme. Kunkelischer oder Harnphosphorus.

Der Harnphosphorus, sonst auch Brandts, Kunkels oder englischer Phosphorus (Phosphorus urinae, Anglicanus s. Kunkelii, Phosphore d'Angleterre ou de Kunkel) genannt, ward von einem hamburg. Kaufmann Brandt, der Gold im Harne suchte, im Jahre 1669 (nach Leibnitz Hist. inventionis Phosphori, in Misc. Berol. To. I. p. 91. um 1677) durch Zufall entdeckt. Das Geheimniß kam durch einen gewissen D. Kraft nach England, wo Boyle den Proceß einem Deutschen, Namens Hankwitz mittheilte, welcher diesen Phosphor häufig zum Verkauf verfertigte, und ein Gewerbe damit trieb (The aerial noctiluca. Lond. 1680. 8. ingl. Philos. Trans. no. 135. no. 196. und no. 428.). Inzwischen hatte Kunkel in Dresden, dem man die Entdeckung des Geheimnisses abschlug, durch beharrliche Arbeit die Erfindung zum Zweytenmale gemacht (Laboratorium chemicum, Hamburg, 1716. 8. S. 660. ingl. Stahl Exp. CCC. no. 301. p. 393.). Aber alle Methoden der bisher genannten Chymiker, und selbst noch die von Hellot (Le phosphore de Kunkel et l'analyse de l'urine, in den Mem. de Paris, 1737.) beschriebene waren äußerst mühsam und kostbar, und man hatte von dem Wesentlichen der Operation keine richtigen Begriffe.

Endlich zeigte Marggraf (Miscell. Berol. To. VII. p. 324. und in s. Chymischen Schriften. I. B. S. 57.) im Jahre 1743, daß es dabey blos auf die Destillation einer eignen bisher unbekannten Säure mit brennlichen Dingen ankomme, und gab dem zu Folge zwo weit leichtere Methoden zu Verfertigung des Phosphorus an. Nach der zwoten und leichtesten Art wird das natürliche Harnsalz zu


Gegenſtande erſt die Thatſachen noch mehr gepruͤft, und die Widerſpruͤche in den Verſuchen gehoben werden.

Außer den bisher beſchriebnen Lichtſaugern fuͤhrt den Namen des Phosphorus ganz vorzuͤglich eine chymiſche Bereitung, der ich den uͤbrigen Theil dieſes Artikels widme. Kunkeliſcher oder Harnphosphorus.

Der Harnphosphorus, ſonſt auch Brandts, Kunkels oder engliſcher Phosphorus (Phoſphorus urinae, Anglicanus ſ. Kunkelii, Phosphore d'Angleterre ou de Kunkel) genannt, ward von einem hamburg. Kaufmann Brandt, der Gold im Harne ſuchte, im Jahre 1669 (nach Leibnitz Hiſt. inventionis Phosphori, in Miſc. Berol. To. I. p. 91. um 1677) durch Zufall entdeckt. Das Geheimniß kam durch einen gewiſſen D. Kraft nach England, wo Boyle den Proceß einem Deutſchen, Namens Hankwitz mittheilte, welcher dieſen Phosphor haͤufig zum Verkauf verfertigte, und ein Gewerbe damit trieb (The aerial noctiluca. Lond. 1680. 8. ingl. Philoſ. Trans. no. 135. no. 196. und no. 428.). Inzwiſchen hatte Kunkel in Dresden, dem man die Entdeckung des Geheimniſſes abſchlug, durch beharrliche Arbeit die Erfindung zum Zweytenmale gemacht (Laboratorium chemicum, Hamburg, 1716. 8. S. 660. ingl. Stahl Exp. CCC. no. 301. p. 393.). Aber alle Methoden der bisher genannten Chymiker, und ſelbſt noch die von Hellot (Le phosphore de Kunkel et l'analyſe de l'urine, in den Mém. de Paris, 1737.) beſchriebene waren aͤußerſt muͤhſam und koſtbar, und man hatte von dem Weſentlichen der Operation keine richtigen Begriffe.

Endlich zeigte Marggraf (Miſcell. Berol. To. VII. p. 324. und in ſ. Chymiſchen Schriften. I. B. S. 57.) im Jahre 1743, daß es dabey blos auf die Deſtillation einer eignen bisher unbekannten Saͤure mit brennlichen Dingen ankomme, und gab dem zu Folge zwo weit leichtere Methoden zu Verfertigung des Phosphorus an. Nach der zwoten und leichteſten Art wird das natuͤrliche Harnſalz zu

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[481/0487] Gegenſtande erſt die Thatſachen noch mehr gepruͤft, und die Widerſpruͤche in den Verſuchen gehoben werden. Außer den bisher beſchriebnen Lichtſaugern fuͤhrt den Namen des Phosphorus ganz vorzuͤglich eine chymiſche Bereitung, der ich den uͤbrigen Theil dieſes Artikels widme. Kunkeliſcher oder Harnphosphorus. Der Harnphosphorus, ſonſt auch Brandts, Kunkels oder engliſcher Phosphorus (Phoſphorus urinae, Anglicanus ſ. Kunkelii, Phosphore d'Angleterre ou de Kunkel) genannt, ward von einem hamburg. Kaufmann Brandt, der Gold im Harne ſuchte, im Jahre 1669 (nach Leibnitz Hiſt. inventionis Phosphori, in Miſc. Berol. To. I. p. 91. um 1677) durch Zufall entdeckt. Das Geheimniß kam durch einen gewiſſen D. Kraft nach England, wo Boyle den Proceß einem Deutſchen, Namens Hankwitz mittheilte, welcher dieſen Phosphor haͤufig zum Verkauf verfertigte, und ein Gewerbe damit trieb (The aerial noctiluca. Lond. 1680. 8. ingl. Philoſ. Trans. no. 135. no. 196. und no. 428.). Inzwiſchen hatte Kunkel in Dresden, dem man die Entdeckung des Geheimniſſes abſchlug, durch beharrliche Arbeit die Erfindung zum Zweytenmale gemacht (Laboratorium chemicum, Hamburg, 1716. 8. S. 660. ingl. Stahl Exp. CCC. no. 301. p. 393.). Aber alle Methoden der bisher genannten Chymiker, und ſelbſt noch die von Hellot (Le phosphore de Kunkel et l'analyſe de l'urine, in den Mém. de Paris, 1737.) beſchriebene waren aͤußerſt muͤhſam und koſtbar, und man hatte von dem Weſentlichen der Operation keine richtigen Begriffe. Endlich zeigte Marggraf (Miſcell. Berol. To. VII. p. 324. und in ſ. Chymiſchen Schriften. I. B. S. 57.) im Jahre 1743, daß es dabey blos auf die Deſtillation einer eignen bisher unbekannten Saͤure mit brennlichen Dingen ankomme, und gab dem zu Folge zwo weit leichtere Methoden zu Verfertigung des Phosphorus an. Nach der zwoten und leichteſten Art wird das natuͤrliche Harnſalz zu

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/487>, abgerufen am 17.07.2024.