Dahin gehört das ganze unübersehliche Heer der Ammonsten von der Größe eines Wagenrads bis zur Kleinheit eines Nadelkopfs, und von sehr verschiedenen Arten; die Lentiliten, Lituiten, Orthoceratiten, Belemniten, Dentaliten, die Doppelröhren im Heinberge bey Göttingen, die linksgewundenen Bucciniten am Ufer von Harwich, die Strombiten mit doppelten Gewinden. Die westindische Trödelschnecke findet sich in den Turiner Gebirgen (de Lüc Briefe über die Geschichte der Erde, XXXIX. Brief). Die sonst so räthselhaften Echiniten oder Judensteine sind die Stacheln einer unbekannten Art von Seeigeln. Die Enkriniten und Pentakriniten scheinen der Seepalme ähnlich. Von Flußconchylien hat de Lüc auf der Saleve bey Genf zwo merkwürdige Bivalven entdeckt, die de Saussüre (Voyages dans les Alpes. Vol. I. Tab. 2.) abbildet. Kleine Flußschnecken finden sich in Menge, unter andern bey Burg - Tonna in einer Mergelschicht mit den Elephantenknochen.
Aus dem Pflanzenreiche finden sich in den schwarzen Pflanzenschiefern vorzüglich häufig die Farrenkräuter und große theils ästige theils schuppige Abdrücke von Blättern oder Rinden noch unbekannter Pflanzen. Die Hölzer (ligna fossilia) sind entweder Holzkohlen und noch völlig brennbar, wie denn überhaupt alle Steinkohlenlager vegetabilischen Ursprungs zu seyn scheinen, oder metallisirt, und nur inwendig verkohlt, oder endlich vollkommen versteinerte Hölzer (lithoxyla), wovon die Herren de Lüc in ihrem Cabinet zu Genf ein Stück besitzen, das an einem Ende achatisirt, am andern noch brennbar ist (de LücXVIII. Brief).
In Rücksicht auf die Geschichte der Erde kan man die Versteinerungen auf zwo Classen bringen, deren erste die Ueberbleibsel unbekannter Originale der Vorwelt enthält, welche mehrentheils in den Flözgebirgen in der ungestörtesten ruhigen Lage gefunden werden, wie die Ammoniten, Orthoceratiten, Belemniten u. s. w. und fast lauter Seethiere sind. Die zwote Classe begceift die von bekannten Originalen, und theilt sich wieder in solche, deren Originale nur in weit entfernten Erdstrichen angetroffen werden, worunter
Dahin gehoͤrt das ganze unuͤberſehliche Heer der Ammonſten von der Groͤße eines Wagenrads bis zur Kleinheit eines Nadelkopfs, und von ſehr verſchiedenen Arten; die Lentiliten, Lituiten, Orthoceratiten, Belemniten, Dentaliten, die Doppelroͤhren im Heinberge bey Goͤttingen, die linksgewundenen Bucciniten am Ufer von Harwich, die Strombiten mit doppelten Gewinden. Die weſtindiſche Troͤdelſchnecke findet ſich in den Turiner Gebirgen (de Luͤc Briefe uͤber die Geſchichte der Erde, XXXIX. Brief). Die ſonſt ſo raͤthſelhaften Echiniten oder Judenſteine ſind die Stacheln einer unbekannten Art von Seeigeln. Die Enkriniten und Pentakriniten ſcheinen der Seepalme aͤhnlich. Von Flußconchylien hat de Luͤc auf der Saleve bey Genf zwo merkwuͤrdige Bivalven entdeckt, die de Sauſſuͤre (Voyages dans les Alpes. Vol. I. Tab. 2.) abbildet. Kleine Flußſchnecken finden ſich in Menge, unter andern bey Burg - Tonna in einer Mergelſchicht mit den Elephantenknochen.
Aus dem Pflanzenreiche finden ſich in den ſchwarzen Pflanzenſchiefern vorzuͤglich haͤufig die Farrenkraͤuter und große theils aͤſtige theils ſchuppige Abdruͤcke von Blaͤttern oder Rinden noch unbekannter Pflanzen. Die Hoͤlzer (ligna foſſilia) ſind entweder Holzkohlen und noch voͤllig brennbar, wie denn uͤberhaupt alle Steinkohlenlager vegetabiliſchen Urſprungs zu ſeyn ſcheinen, oder metalliſirt, und nur inwendig verkohlt, oder endlich vollkommen verſteinerte Hoͤlzer (lithoxyla), wovon die Herren de Luͤc in ihrem Cabinet zu Genf ein Stuͤck beſitzen, das an einem Ende achatiſirt, am andern noch brennbar iſt (de LuͤcXVIII. Brief).
In Ruͤckſicht auf die Geſchichte der Erde kan man die Verſteinerungen auf zwo Claſſen bringen, deren erſte die Ueberbleibſel unbekannter Originale der Vorwelt enthaͤlt, welche mehrentheils in den Floͤzgebirgen in der ungeſtoͤrteſten ruhigen Lage gefunden werden, wie die Ammoniten, Orthoceratiten, Belemniten u. ſ. w. und faſt lauter Seethiere ſind. Die zwote Claſſe begceift die von bekannten Originalen, und theilt ſich wieder in ſolche, deren Originale nur in weit entfernten Erdſtrichen angetroffen werden, worunter
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Dahin gehoͤrt das ganze unuͤberſehliche Heer der Ammonſten von der Groͤße eines Wagenrads bis zur Kleinheit eines Nadelkopfs, und von ſehr verſchiedenen Arten; die Lentiliten, Lituiten, Orthoceratiten, Belemniten, Dentaliten, die Doppelroͤhren im Heinberge bey Goͤttingen, die linksgewundenen Bucciniten am Ufer von Harwich, die Strombiten mit doppelten Gewinden. Die weſtindiſche Troͤdelſchnecke findet ſich in den Turiner Gebirgen (de Luͤc Briefe uͤber die Geſchichte der Erde, XXXIX. Brief). Die ſonſt ſo raͤthſelhaften Echiniten oder Judenſteine ſind die Stacheln einer unbekannten Art von Seeigeln. Die Enkriniten und Pentakriniten ſcheinen der Seepalme aͤhnlich. Von Flußconchylien hat de Luͤc auf der Saleve bey Genf zwo merkwuͤrdige Bivalven entdeckt, die de Sauſſuͤre (Voyages dans les Alpes. Vol. I. Tab. 2.) abbildet. Kleine Flußſchnecken finden ſich in Menge, unter andern bey Burg - Tonna in einer Mergelſchicht mit den Elephantenknochen.
Aus dem Pflanzenreiche finden ſich in den ſchwarzen Pflanzenſchiefern vorzuͤglich haͤufig die Farrenkraͤuter und große theils aͤſtige theils ſchuppige Abdruͤcke von Blaͤttern oder Rinden noch unbekannter Pflanzen. Die Hoͤlzer (ligna foſſilia) ſind entweder Holzkohlen und noch voͤllig brennbar, wie denn uͤberhaupt alle Steinkohlenlager vegetabiliſchen Urſprungs zu ſeyn ſcheinen, oder metalliſirt, und nur inwendig verkohlt, oder endlich vollkommen verſteinerte Hoͤlzer (lithoxyla), wovon die Herren de Luͤc in ihrem Cabinet zu Genf ein Stuͤck beſitzen, das an einem Ende achatiſirt, am andern noch brennbar iſt (de Luͤc XVIII. Brief).
In Ruͤckſicht auf die Geſchichte der Erde kan man die Verſteinerungen auf zwo Claſſen bringen, deren erſte die Ueberbleibſel unbekannter Originale der Vorwelt enthaͤlt, welche mehrentheils in den Floͤzgebirgen in der ungeſtoͤrteſten ruhigen Lage gefunden werden, wie die Ammoniten, Orthoceratiten, Belemniten u. ſ. w. und faſt lauter Seethiere ſind. Die zwote Claſſe begceift die von bekannten Originalen, und theilt ſich wieder in ſolche, deren Originale nur in weit entfernten Erdſtrichen angetroffen werden, worunter
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/452>, abgerufen am 22.11.2024.
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