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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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selbst, deren Dunstbläschen sich zu tropfbarem Wasser verdichten.

Eben dies kan auch statt finden, wenn eine höhere Wolke sich von unten auf zu verdichten anfängt. Alsdann fallen die Tröpfchen aus ihren untern Schichten zuerst herab, und werden im Falle nicht größer, weil ste weiter kein Wasser auf ihrem Wege antreffen, und die Tropfen der obern Schichten erst später nachfolgen. Geht aber die Verdichtung der Wolke von oben herab, so fallen die Tropfen der obern Schichten zuerst, verbinden sich im Falle mit dem Wasser der niedrigern Schichten, und bilden dadurch größere Tropfen, welche den Widerstand der Luft stärker überwinden, und daher schneller oder mit mehr Gewalt herabfallen.

v. Musschenbrock Introd. in philos. nat. To. II. §. 2361.

Brisson Dict. rais. de Phys. art. Bruine.

Natur, Natura, Nature.

Dieses Wort bedeutet im allgemeinsten und weitläustigsten Verstande den Inbegrif aller Eigenschaften der Dinge. Im engern Sinne wird es blos auf die materielle Welt eingeschränkt, und zeigt alsdann den Inbegrif aller Eigenschaften der Körper an. Auf diese letztere Bedeutung beziehen sich die Benennungen: Naturlehre, Naturgeschichte, Naturgesetze u. s. w.

Da von den Eigenschaften der Körper ihre Kräfte und Wirkungen nach unveränderlichen Gesetzen abhängen, so heißt alles, was diesen Gesetzen gemäß erfolgt, natürlich, was mit ihnen streitet, unnatürlich. Uebernatürlich nennt man einen Erfolg, wenn er von den gewöhnlichen Naturgesetzen so abweicht, daß man zu seiner Erklärung eine außerordentliche Einwirkung höherer Wesen außer der Körperwelt annehmen muß. Ehe man aber zu solchen Hülfsmitteln schreitet, muß der Erfolg selbst mit allen seinen Umständen erst historisch gewiß, und dann jede Erklärung desselben aus den Naturgesetzen unmöglich seyn. Diese Erfordernisse vermißt man durchgehends bey dem, was aus Unwissenheit oder Täuschung so oft für übernatürlich gehalten wird, s. Magie, natürliche; und außer denen


ſelbſt, deren Dunſtblaͤschen ſich zu tropfbarem Waſſer verdichten.

Eben dies kan auch ſtatt finden, wenn eine hoͤhere Wolke ſich von unten auf zu verdichten anfaͤngt. Alsdann fallen die Troͤpfchen aus ihren untern Schichten zuerſt herab, und werden im Falle nicht groͤßer, weil ſte weiter kein Waſſer auf ihrem Wege antreffen, und die Tropfen der obern Schichten erſt ſpaͤter nachfolgen. Geht aber die Verdichtung der Wolke von oben herab, ſo fallen die Tropfen der obern Schichten zuerſt, verbinden ſich im Falle mit dem Waſſer der niedrigern Schichten, und bilden dadurch groͤßere Tropfen, welche den Widerſtand der Luft ſtaͤrker uͤberwinden, und daher ſchneller oder mit mehr Gewalt herabfallen.

v. Muſſchenbrock Introd. in philoſ. nat. To. II. §. 2361.

Briſſon Dict. raiſ. de Phyſ. art. Bruine.

Natur, Natura, Nature.

Dieſes Wort bedeutet im allgemeinſten und weitlaͤuſtigſten Verſtande den Inbegrif aller Eigenſchaften der Dinge. Im engern Sinne wird es blos auf die materielle Welt eingeſchraͤnkt, und zeigt alsdann den Inbegrif aller Eigenſchaften der Koͤrper an. Auf dieſe letztere Bedeutung beziehen ſich die Benennungen: Naturlehre, Naturgeſchichte, Naturgeſetze u. ſ. w.

Da von den Eigenſchaften der Koͤrper ihre Kraͤfte und Wirkungen nach unveraͤnderlichen Geſetzen abhaͤngen, ſo heißt alles, was dieſen Geſetzen gemaͤß erfolgt, natuͤrlich, was mit ihnen ſtreitet, unnatuͤrlich. Uebernatuͤrlich nennt man einen Erfolg, wenn er von den gewoͤhnlichen Naturgeſetzen ſo abweicht, daß man zu ſeiner Erklaͤrung eine außerordentliche Einwirkung hoͤherer Weſen außer der Koͤrperwelt annehmen muß. Ehe man aber zu ſolchen Huͤlfsmitteln ſchreitet, muß der Erfolg ſelbſt mit allen ſeinen Umſtaͤnden erſt hiſtoriſch gewiß, und dann jede Erklaͤrung deſſelben aus den Naturgeſetzen unmoͤglich ſeyn. Dieſe Erforderniſſe vermißt man durchgehends bey dem, was aus Unwiſſenheit oder Taͤuſchung ſo oft fuͤr uͤbernatuͤrlich gehalten wird, ſ. Magie, natuͤrliche; und außer denen

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[310/0316] ſelbſt, deren Dunſtblaͤschen ſich zu tropfbarem Waſſer verdichten. Eben dies kan auch ſtatt finden, wenn eine hoͤhere Wolke ſich von unten auf zu verdichten anfaͤngt. Alsdann fallen die Troͤpfchen aus ihren untern Schichten zuerſt herab, und werden im Falle nicht groͤßer, weil ſte weiter kein Waſſer auf ihrem Wege antreffen, und die Tropfen der obern Schichten erſt ſpaͤter nachfolgen. Geht aber die Verdichtung der Wolke von oben herab, ſo fallen die Tropfen der obern Schichten zuerſt, verbinden ſich im Falle mit dem Waſſer der niedrigern Schichten, und bilden dadurch groͤßere Tropfen, welche den Widerſtand der Luft ſtaͤrker uͤberwinden, und daher ſchneller oder mit mehr Gewalt herabfallen. v. Muſſchenbrock Introd. in philoſ. nat. To. II. §. 2361. Briſſon Dict. raiſ. de Phyſ. art. Bruine. Natur, Natura, Nature. Dieſes Wort bedeutet im allgemeinſten und weitlaͤuſtigſten Verſtande den Inbegrif aller Eigenſchaften der Dinge. Im engern Sinne wird es blos auf die materielle Welt eingeſchraͤnkt, und zeigt alsdann den Inbegrif aller Eigenſchaften der Koͤrper an. Auf dieſe letztere Bedeutung beziehen ſich die Benennungen: Naturlehre, Naturgeſchichte, Naturgeſetze u. ſ. w. Da von den Eigenſchaften der Koͤrper ihre Kraͤfte und Wirkungen nach unveraͤnderlichen Geſetzen abhaͤngen, ſo heißt alles, was dieſen Geſetzen gemaͤß erfolgt, natuͤrlich, was mit ihnen ſtreitet, unnatuͤrlich. Uebernatuͤrlich nennt man einen Erfolg, wenn er von den gewoͤhnlichen Naturgeſetzen ſo abweicht, daß man zu ſeiner Erklaͤrung eine außerordentliche Einwirkung hoͤherer Weſen außer der Koͤrperwelt annehmen muß. Ehe man aber zu ſolchen Huͤlfsmitteln ſchreitet, muß der Erfolg ſelbſt mit allen ſeinen Umſtaͤnden erſt hiſtoriſch gewiß, und dann jede Erklaͤrung deſſelben aus den Naturgeſetzen unmoͤglich ſeyn. Dieſe Erforderniſſe vermißt man durchgehends bey dem, was aus Unwiſſenheit oder Taͤuſchung ſo oft fuͤr uͤbernatuͤrlich gehalten wird, ſ. Magie, natuͤrliche; und außer denen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/316>, abgerufen am 25.11.2024.