Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


weit von diesen Monatstagen abweichen kan, s. Jahr, Kalender.

Nachtgleichen, Vorrücken derselben, s. Vorrücken der Nachtgleichen.

Nadir, Fußpunkt, Nadir, Nadir.

Diesen arabischen Namen giebt man in der Sternkunde dem Punkte N, Taf. VIII. Fig. 2., der dem Zenith oder Scheitelpunkte Z gerade entgegengesetzt ist, oder den die durch die Erdkugel unterwärts verlängerte Scheitellinie in der unsichtbaren Helfte der scheinbaren Himmelskugel treffen würde. Er ist einer von den Polen des Horizonts, und steht also von jedem Punkte desselben um 90° ab.

Wäre die Erde eine vollkommne Kugel, so würde unser Nadir einerley mit dem Zenith unserer Gegenfüßler seyn. Da aber die Erde von der Kugelgestalt abweicht, so trift dieser Satz nur für diejenigen Orte ein, welche unter dem Aequator und unter den Polen der Erde liegen.

Jeder Ort der Erdfläche hat sein eignes Nadir, so wie sein eignes Zenith und seinen eignen Horizont; und jede Veränderung des Orts ist daher mit einer verhältnißmäßigen Veränderung des Nadirs begleitet.

Naß, Naßwerden, s. Adhäsion.

Naß Niedergehen, Staubregen, Psecas, Pluvia tenuissima, Bruine, Brouine.

Wenn die Verdichtung der Dünste, oder ihre Verwandlung in Wassertröpfchen, in einer Wolke sehr gleichsörmig und langsam geschieht, und die Wolke zugleich niedrig steht, so sinken die kleinen Wassertröpschen langsam herab, ehe sie sich noch zu größern Tropfen vereinigen können. Es entsteht alsdann ein äußerst feiner Regen, dessen Tropfen kaum sichtbar sind, aber sehr dicht und langsam niederfallen, und die Körper stark benetzen. Man sagt alsdann, es gehe naß nieder. Man bemerkt diese Erscheinung vorzüglich, wenn die Nebel aus der Luft niederfallen: man befindet sich alsdann gleichsam in der Wolke


weit von dieſen Monatstagen abweichen kan, ſ. Jahr, Kalender.

Nachtgleichen, Vorruͤcken derſelben, ſ. Vorruͤcken der Nachtgleichen.

Nadir, Fußpunkt, Nadir, Nadir.

Dieſen arabiſchen Namen giebt man in der Sternkunde dem Punkte N, Taf. VIII. Fig. 2., der dem Zenith oder Scheitelpunkte Z gerade entgegengeſetzt iſt, oder den die durch die Erdkugel unterwaͤrts verlaͤngerte Scheitellinie in der unſichtbaren Helfte der ſcheinbaren Himmelskugel treffen wuͤrde. Er iſt einer von den Polen des Horizonts, und ſteht alſo von jedem Punkte deſſelben um 90° ab.

Waͤre die Erde eine vollkommne Kugel, ſo wuͤrde unſer Nadir einerley mit dem Zenith unſerer Gegenfuͤßler ſeyn. Da aber die Erde von der Kugelgeſtalt abweicht, ſo trift dieſer Satz nur fuͤr diejenigen Orte ein, welche unter dem Aequator und unter den Polen der Erde liegen.

Jeder Ort der Erdflaͤche hat ſein eignes Nadir, ſo wie ſein eignes Zenith und ſeinen eignen Horizont; und jede Veraͤnderung des Orts iſt daher mit einer verhaͤltnißmaͤßigen Veraͤnderung des Nadirs begleitet.

Naß, Naßwerden, ſ. Adhaͤſion.

Naß Niedergehen, Staubregen, Pſecas, Pluvia tenuiſſima, Bruine, Brouine.

Wenn die Verdichtung der Duͤnſte, oder ihre Verwandlung in Waſſertroͤpfchen, in einer Wolke ſehr gleichſoͤrmig und langſam geſchieht, und die Wolke zugleich niedrig ſteht, ſo ſinken die kleinen Waſſertroͤpſchen langſam herab, ehe ſie ſich noch zu groͤßern Tropfen vereinigen koͤnnen. Es entſteht alsdann ein aͤußerſt feiner Regen, deſſen Tropfen kaum ſichtbar ſind, aber ſehr dicht und langſam niederfallen, und die Koͤrper ſtark benetzen. Man ſagt alsdann, es gehe naß nieder. Man bemerkt dieſe Erſcheinung vorzuͤglich, wenn die Nebel aus der Luft niederfallen: man befindet ſich alsdann gleichſam in der Wolke

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0315" xml:id="P.3.309" n="309"/><lb/>
weit von die&#x017F;en Monatstagen abweichen kan, &#x017F;. <hi rendition="#b">Jahr, Kalender.</hi></p>
            <p> <hi rendition="#b">Nachtgleichen, Vorru&#x0364;cken der&#x017F;elben, &#x017F;. Vorru&#x0364;cken der Nachtgleichen.</hi> </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Nadir, Fußpunkt, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Nadir</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Nadir</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;en arabi&#x017F;chen Namen giebt man in der Sternkunde dem Punkte <hi rendition="#aq">N,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Fig. 2., der dem Zenith oder Scheitelpunkte <hi rendition="#aq">Z</hi> gerade entgegenge&#x017F;etzt i&#x017F;t, oder den die durch die Erdkugel unterwa&#x0364;rts verla&#x0364;ngerte Scheitellinie in der un&#x017F;ichtbaren Helfte der &#x017F;cheinbaren Himmelskugel treffen wu&#x0364;rde. Er i&#x017F;t einer von den Polen des Horizonts, und &#x017F;teht al&#x017F;o von jedem Punkte de&#x017F;&#x017F;elben um 90° ab.</p>
            <p>Wa&#x0364;re die Erde eine vollkommne Kugel, &#x017F;o wu&#x0364;rde un&#x017F;er Nadir einerley mit dem Zenith un&#x017F;erer Gegenfu&#x0364;ßler &#x017F;eyn. Da aber die Erde von der Kugelge&#x017F;talt abweicht, &#x017F;o trift die&#x017F;er Satz nur fu&#x0364;r diejenigen Orte ein, welche unter dem Aequator und unter den Polen der Erde liegen.</p>
            <p>Jeder Ort der Erdfla&#x0364;che hat &#x017F;ein eignes Nadir, &#x017F;o wie &#x017F;ein eignes Zenith und &#x017F;einen eignen Horizont; und jede Vera&#x0364;nderung des Orts i&#x017F;t daher mit einer verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßigen Vera&#x0364;nderung des Nadirs begleitet.</p>
            <p> <hi rendition="#b">Naß, Naßwerden, &#x017F;. Adha&#x0364;&#x017F;ion.</hi> </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Naß Niedergehen, Staubregen, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ecas, Pluvia tenui&#x017F;&#x017F;ima</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Bruine, Brouine</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Wenn die Verdichtung der Du&#x0364;n&#x017F;te, oder ihre Verwandlung in Wa&#x017F;&#x017F;ertro&#x0364;pfchen, in einer Wolke &#x017F;ehr gleich&#x017F;o&#x0364;rmig und lang&#x017F;am ge&#x017F;chieht, und die Wolke zugleich niedrig &#x017F;teht, &#x017F;o &#x017F;inken die kleinen Wa&#x017F;&#x017F;ertro&#x0364;p&#x017F;chen lang&#x017F;am herab, ehe &#x017F;ie &#x017F;ich noch zu gro&#x0364;ßern Tropfen vereinigen ko&#x0364;nnen. Es ent&#x017F;teht alsdann ein a&#x0364;ußer&#x017F;t feiner Regen, de&#x017F;&#x017F;en Tropfen kaum &#x017F;ichtbar &#x017F;ind, aber &#x017F;ehr dicht und lang&#x017F;am niederfallen, und die Ko&#x0364;rper &#x017F;tark benetzen. Man &#x017F;agt alsdann, <hi rendition="#b">es gehe naß nieder.</hi> Man bemerkt die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung vorzu&#x0364;glich, wenn die Nebel aus der Luft niederfallen: man befindet &#x017F;ich alsdann gleich&#x017F;am in der Wolke<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0315] weit von dieſen Monatstagen abweichen kan, ſ. Jahr, Kalender. Nachtgleichen, Vorruͤcken derſelben, ſ. Vorruͤcken der Nachtgleichen. Nadir, Fußpunkt, Nadir, Nadir. Dieſen arabiſchen Namen giebt man in der Sternkunde dem Punkte N, Taf. VIII. Fig. 2., der dem Zenith oder Scheitelpunkte Z gerade entgegengeſetzt iſt, oder den die durch die Erdkugel unterwaͤrts verlaͤngerte Scheitellinie in der unſichtbaren Helfte der ſcheinbaren Himmelskugel treffen wuͤrde. Er iſt einer von den Polen des Horizonts, und ſteht alſo von jedem Punkte deſſelben um 90° ab. Waͤre die Erde eine vollkommne Kugel, ſo wuͤrde unſer Nadir einerley mit dem Zenith unſerer Gegenfuͤßler ſeyn. Da aber die Erde von der Kugelgeſtalt abweicht, ſo trift dieſer Satz nur fuͤr diejenigen Orte ein, welche unter dem Aequator und unter den Polen der Erde liegen. Jeder Ort der Erdflaͤche hat ſein eignes Nadir, ſo wie ſein eignes Zenith und ſeinen eignen Horizont; und jede Veraͤnderung des Orts iſt daher mit einer verhaͤltnißmaͤßigen Veraͤnderung des Nadirs begleitet. Naß, Naßwerden, ſ. Adhaͤſion. Naß Niedergehen, Staubregen, Pſecas, Pluvia tenuiſſima, Bruine, Brouine. Wenn die Verdichtung der Duͤnſte, oder ihre Verwandlung in Waſſertroͤpfchen, in einer Wolke ſehr gleichſoͤrmig und langſam geſchieht, und die Wolke zugleich niedrig ſteht, ſo ſinken die kleinen Waſſertroͤpſchen langſam herab, ehe ſie ſich noch zu groͤßern Tropfen vereinigen koͤnnen. Es entſteht alsdann ein aͤußerſt feiner Regen, deſſen Tropfen kaum ſichtbar ſind, aber ſehr dicht und langſam niederfallen, und die Koͤrper ſtark benetzen. Man ſagt alsdann, es gehe naß nieder. Man bemerkt dieſe Erſcheinung vorzuͤglich, wenn die Nebel aus der Luft niederfallen: man befindet ſich alsdann gleichſam in der Wolke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/315
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/315>, abgerufen am 25.11.2024.