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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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wiederum zersetzt werden. Am stärksten sind ihre Verwandschaften mit den Laugensalzen, der Bittersalzerde, dem Bley und Kupfer, und dem Wasser.

Macquer chym. Wörterb. Art. Essig.

Essigsaure Luft, s. Gas, essigsaures.

Eudiometer, Luftgütemesser

Eudiometrum, Eudiometre. Ein Werkzeug, welches dazu dienen soll, die Güte oder Salubrität der Luft zu prüfen, d. i. anzuzeigen, in wie weit sie mehr oder weniger zum Einathmen dienlich, mithin für die Erhaltung der Gesundheit mehr oder weniger heilsam sey. Der Name ist griechisch, und heißt ursprünglich so viel als Maaß der Luftgüte.

Die Einrichtung dieses Werkzeugs beruht auf einer merkwürdigen Eigenschaft der salpeterartigen, nitrösen oder Salpeterluft (nitrous air) s. Gas, salpeterartiges. Schon Hales hatte, wie er in seinen Vegetable Statics (Statik der Gewächse, nach der franz. Ausgabe übers. Halle, 1748. 4. S. 128.) erzählt, aus dem waltonischen Kiese durch die Salpetersäure eine Luft erhalten, welche die gemeine Luft, wenn sie ihr beygemischt wurde, verminderte, oder sich mit ihr in ein geringeres Volumen zusammenzog. Priestley, der in Ermanglung des waltonschen Kieses dieses Gas nicht glaubte hervorbringen zu können, ward durch eine Unterredung mit Cavendish im Jahre 1772 ermuntert, Versuche mit Metallauflösungen in der Salpetersäure anzustellen. Er erhielt auch sogleich aus einer Messingauflösung die von Hales beschriebene Luft, welcher er (Vers. und Beobacht. über verschiedene Gatt. der Luft, a. d. Engl. I. Th. Leipz. 1778. 8. S. 106.) den Namen der nitrösen oder salpeterartigen Luft beylegte. "Es ist eine ihrer vor"züglichsten Eigenschaften, sagt er, daß sie eine jede Por"tion gemeine Luft, mit der man sie mischet, ausnehmend "vermindert, eine dunkelrothe oder hochorange Farbe an"nimmt, und eine beträchtliche Hitze mittheilet. -- Ich "kenne fast keinen Versuch, von dem man mehr in Erstau"nen und Verwunderung könnte gesetzt werden, als diesen, "wo sich uns eine Portion Luft darstellt, die eine andere


wiederum zerſetzt werden. Am ſtaͤrkſten ſind ihre Verwandſchaften mit den Laugenſalzen, der Bitterſalzerde, dem Bley und Kupfer, und dem Waſſer.

Macquer chym. Woͤrterb. Art. Eſſig.

Eſſigſaure Luft, ſ. Gas, eſſigſaures.

Eudiometer, Luftguͤtemeſſer

Eudiometrum, Eudiometre. Ein Werkzeug, welches dazu dienen ſoll, die Guͤte oder Salubritaͤt der Luft zu pruͤfen, d. i. anzuzeigen, in wie weit ſie mehr oder weniger zum Einathmen dienlich, mithin fuͤr die Erhaltung der Geſundheit mehr oder weniger heilſam ſey. Der Name iſt griechiſch, und heißt urſpruͤnglich ſo viel als Maaß der Luftguͤte.

Die Einrichtung dieſes Werkzeugs beruht auf einer merkwuͤrdigen Eigenſchaft der ſalpeterartigen, nitroͤſen oder Salpeterluft (nitrous air) ſ. Gas, ſalpeterartiges. Schon Hales hatte, wie er in ſeinen Vegetable Statics (Statik der Gewaͤchſe, nach der franz. Ausgabe uͤberſ. Halle, 1748. 4. S. 128.) erzaͤhlt, aus dem waltoniſchen Kieſe durch die Salpeterſaͤure eine Luft erhalten, welche die gemeine Luft, wenn ſie ihr beygemiſcht wurde, verminderte, oder ſich mit ihr in ein geringeres Volumen zuſammenzog. Prieſtley, der in Ermanglung des waltonſchen Kieſes dieſes Gas nicht glaubte hervorbringen zu koͤnnen, ward durch eine Unterredung mit Cavendiſh im Jahre 1772 ermuntert, Verſuche mit Metallaufloͤſungen in der Salpeterſaͤure anzuſtellen. Er erhielt auch ſogleich aus einer Meſſingaufloͤſung die von Hales beſchriebene Luft, welcher er (Verſ. und Beobacht. uͤber verſchiedene Gatt. der Luft, a. d. Engl. I. Th. Leipz. 1778. 8. S. 106.) den Namen der nitroͤſen oder ſalpeterartigen Luft beylegte. ”Es iſt eine ihrer vor”zuͤglichſten Eigenſchaften, ſagt er, daß ſie eine jede Por”tion gemeine Luft, mit der man ſie miſchet, ausnehmend ”vermindert, eine dunkelrothe oder hochorange Farbe an”nimmt, und eine betraͤchtliche Hitze mittheilet. — Ich ”kenne faſt keinen Verſuch, von dem man mehr in Erſtau”nen und Verwunderung koͤnnte geſetzt werden, als dieſen, ”wo ſich uns eine Portion Luft darſtellt, die eine andere

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[89/0095] wiederum zerſetzt werden. Am ſtaͤrkſten ſind ihre Verwandſchaften mit den Laugenſalzen, der Bitterſalzerde, dem Bley und Kupfer, und dem Waſſer. Macquer chym. Woͤrterb. Art. Eſſig. Eſſigſaure Luft, ſ. Gas, eſſigſaures. Eudiometer, Luftguͤtemeſſer Eudiometrum, Eudiometre. Ein Werkzeug, welches dazu dienen ſoll, die Guͤte oder Salubritaͤt der Luft zu pruͤfen, d. i. anzuzeigen, in wie weit ſie mehr oder weniger zum Einathmen dienlich, mithin fuͤr die Erhaltung der Geſundheit mehr oder weniger heilſam ſey. Der Name iſt griechiſch, und heißt urſpruͤnglich ſo viel als Maaß der Luftguͤte. Die Einrichtung dieſes Werkzeugs beruht auf einer merkwuͤrdigen Eigenſchaft der ſalpeterartigen, nitroͤſen oder Salpeterluft (nitrous air) ſ. Gas, ſalpeterartiges. Schon Hales hatte, wie er in ſeinen Vegetable Statics (Statik der Gewaͤchſe, nach der franz. Ausgabe uͤberſ. Halle, 1748. 4. S. 128.) erzaͤhlt, aus dem waltoniſchen Kieſe durch die Salpeterſaͤure eine Luft erhalten, welche die gemeine Luft, wenn ſie ihr beygemiſcht wurde, verminderte, oder ſich mit ihr in ein geringeres Volumen zuſammenzog. Prieſtley, der in Ermanglung des waltonſchen Kieſes dieſes Gas nicht glaubte hervorbringen zu koͤnnen, ward durch eine Unterredung mit Cavendiſh im Jahre 1772 ermuntert, Verſuche mit Metallaufloͤſungen in der Salpeterſaͤure anzuſtellen. Er erhielt auch ſogleich aus einer Meſſingaufloͤſung die von Hales beſchriebene Luft, welcher er (Verſ. und Beobacht. uͤber verſchiedene Gatt. der Luft, a. d. Engl. I. Th. Leipz. 1778. 8. S. 106.) den Namen der nitroͤſen oder ſalpeterartigen Luft beylegte. ”Es iſt eine ihrer vor”zuͤglichſten Eigenſchaften, ſagt er, daß ſie eine jede Por”tion gemeine Luft, mit der man ſie miſchet, ausnehmend ”vermindert, eine dunkelrothe oder hochorange Farbe an”nimmt, und eine betraͤchtliche Hitze mittheilet. — Ich ”kenne faſt keinen Verſuch, von dem man mehr in Erſtau”nen und Verwunderung koͤnnte geſetzt werden, als dieſen, ”wo ſich uns eine Portion Luft darſtellt, die eine andere

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/95>, abgerufen am 02.05.2024.