Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


einer sauren Substanz, die aber von der Essigsäure unterschieden ist, einer seifenartigen, einer färbenden Materie und etwas Weinstein.

Die specifische Schwere des Weinessigs ist 1,011, oder nur wenig größer, als die des Wassers; er gefriert aber eher als dieses, und schon bey einer Temperatur von 80 Grad nach Fahrenheit.

Man gebraucht den Essig zu Bereitung der Speisen, in der Arzneykunst als ein fäulnißwidriges und auflösendes Mittel, und für die Malerey zur Verfertigung des Bleyweißes und Grünspans.

Macquer chym. Wörterb. Art. Essig.

Essiggährung, s. Gährung.

Essigsäure, Acidum aceti, Acide du vinaigre.

Die vegetabilische im Essig enthaltene Säure. Man zieht sie aus demselben durch verschiedene unter dem Worte: Essig, angegebene Mittel. Sie löset alle Substanzen auf, in welche jede andere Säure wirkt, und erzeugt mit ihnen die sogenannten Essigsalze.

Mit den Kalkerden giebt sie z. B. das Kreidensalz, Krebsaugensalz u. s. w., löset auch alle übrige Erden auf, die Kieselerde ausgenommen. Mit dem fixen vegetabilischen Laugensalze macht sie die Blättererde (terra foliata tartari), mit dem flüchtigen Alkali einen Essigsalmiak, Minderets Geist, mit dem Kupfer den Grünspan und die Kupferkrystallen, mit dem Bley das Bleyweiß und den Bleyzucker. Essig, welcher Bley aufgelöset enthält, heißt Bleyessig; wohin auch das Goulardische Wasser gehört. Auf das metallische Quecksilber wirkt die Essigsäure nicht; sie greift es aber an, wenn es vorher in Salpetersäure aufgelöset und durch fixes Alkali niedergeschlagen ist, und giebt damit das Quecksilber-essigsalz.

Der concentrirte oder radicale Essig mit einer gleichen Menge rectificirtem Weingeist giebt durch die Destillation den Essigaether.

Uebrigens ist die Essigsäure weit schwächer, als die mineralischen Säuren, auch können durch die letztern alle Essigsalze


einer ſauren Subſtanz, die aber von der Eſſigſaͤure unterſchieden iſt, einer ſeifenartigen, einer faͤrbenden Materie und etwas Weinſtein.

Die ſpecifiſche Schwere des Weineſſigs iſt 1,011, oder nur wenig groͤßer, als die des Waſſers; er gefriert aber eher als dieſes, und ſchon bey einer Temperatur von 80 Grad nach Fahrenheit.

Man gebraucht den Eſſig zu Bereitung der Speiſen, in der Arzneykunſt als ein faͤulnißwidriges und aufloͤſendes Mittel, und fuͤr die Malerey zur Verfertigung des Bleyweißes und Gruͤnſpans.

Macquer chym. Woͤrterb. Art. Eſſig.

Eſſiggaͤhrung, ſ. Gaͤhrung.

Eſſigſaͤure, Acidum aceti, Acide du vinaigre.

Die vegetabiliſche im Eſſig enthaltene Saͤure. Man zieht ſie aus demſelben durch verſchiedene unter dem Worte: Eſſig, angegebene Mittel. Sie loͤſet alle Subſtanzen auf, in welche jede andere Saͤure wirkt, und erzeugt mit ihnen die ſogenannten Eſſigſalze.

Mit den Kalkerden giebt ſie z. B. das Kreidenſalz, Krebsaugenſalz u. ſ. w., loͤſet auch alle uͤbrige Erden auf, die Kieſelerde ausgenommen. Mit dem fixen vegetabiliſchen Laugenſalze macht ſie die Blaͤttererde (terra foliata tartari), mit dem fluͤchtigen Alkali einen Eſſigſalmiak, Minderets Geiſt, mit dem Kupfer den Gruͤnſpan und die Kupferkryſtallen, mit dem Bley das Bleyweiß und den Bleyzucker. Eſſig, welcher Bley aufgeloͤſet enthaͤlt, heißt Bleyeſſig; wohin auch das Goulardiſche Waſſer gehoͤrt. Auf das metalliſche Queckſilber wirkt die Eſſigſaͤure nicht; ſie greift es aber an, wenn es vorher in Salpeterſaͤure aufgeloͤſet und durch fixes Alkali niedergeſchlagen iſt, und giebt damit das Queckſilber-eſſigſalz.

Der concentrirte oder radicale Eſſig mit einer gleichen Menge rectificirtem Weingeiſt giebt durch die Deſtillation den Eſſigaether.

Uebrigens iſt die Eſſigſaͤure weit ſchwaͤcher, als die mineraliſchen Saͤuren, auch koͤnnen durch die letztern alle Eſſigſalze

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0094" xml:id="P.2.88" n="88"/><lb/>
einer &#x017F;auren Sub&#x017F;tanz, die aber von der E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;a&#x0364;ure unter&#x017F;chieden i&#x017F;t, einer &#x017F;eifenartigen, einer fa&#x0364;rbenden Materie und etwas Wein&#x017F;tein.</p>
            <p>Die &#x017F;pecifi&#x017F;che Schwere des Weine&#x017F;&#x017F;igs i&#x017F;t 1,011, oder nur wenig gro&#x0364;ßer, als die des Wa&#x017F;&#x017F;ers; er gefriert aber eher als die&#x017F;es, und &#x017F;chon bey einer Temperatur von 80 Grad nach Fahrenheit.</p>
            <p>Man gebraucht den E&#x017F;&#x017F;ig zu Bereitung der Spei&#x017F;en, in der Arzneykun&#x017F;t als ein fa&#x0364;ulnißwidriges und auflo&#x0364;&#x017F;endes Mittel, und fu&#x0364;r die Malerey zur Verfertigung des Bleyweißes und Gru&#x0364;n&#x017F;pans.</p>
            <p>Macquer chym. Wo&#x0364;rterb. Art. E&#x017F;&#x017F;ig.</p>
            <p> <hi rendition="#b">E&#x017F;&#x017F;igga&#x0364;hrung, &#x017F;. Ga&#x0364;hrung.</hi> </p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;a&#x0364;ure, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Acidum aceti</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Acide du vinaigre</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Die vegetabili&#x017F;che im E&#x017F;&#x017F;ig enthaltene Sa&#x0364;ure. Man zieht &#x017F;ie aus dem&#x017F;elben durch ver&#x017F;chiedene unter dem Worte: <hi rendition="#b">E&#x017F;&#x017F;ig,</hi> angegebene Mittel. Sie lo&#x0364;&#x017F;et alle Sub&#x017F;tanzen auf, in welche jede andere Sa&#x0364;ure wirkt, und erzeugt mit ihnen die &#x017F;ogenannten <hi rendition="#b">E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;alze.</hi></p>
            <p>Mit den Kalkerden giebt &#x017F;ie z. B. das Kreiden&#x017F;alz, Krebsaugen&#x017F;alz u. &#x017F;. w., lo&#x0364;&#x017F;et auch alle u&#x0364;brige Erden auf, die Kie&#x017F;elerde ausgenommen. Mit dem fixen vegetabili&#x017F;chen Laugen&#x017F;alze macht &#x017F;ie die <hi rendition="#b">Bla&#x0364;ttererde</hi> (<hi rendition="#aq">terra foliata tartari</hi>), mit dem flu&#x0364;chtigen Alkali einen E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;almiak, <hi rendition="#b">Minderets Gei&#x017F;t,</hi> mit dem Kupfer den <hi rendition="#b">Gru&#x0364;n&#x017F;pan</hi> und die <hi rendition="#b">Kupferkry&#x017F;tallen,</hi> mit dem Bley das <hi rendition="#b">Bleyweiß</hi> und den <hi rendition="#b">Bleyzucker.</hi> E&#x017F;&#x017F;ig, welcher Bley aufgelo&#x0364;&#x017F;et entha&#x0364;lt, heißt <hi rendition="#b">Bleye&#x017F;&#x017F;ig;</hi> wohin auch das <hi rendition="#b">Goulardi&#x017F;che Wa&#x017F;&#x017F;er</hi> geho&#x0364;rt. Auf das metalli&#x017F;che Queck&#x017F;ilber wirkt die E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;a&#x0364;ure nicht; &#x017F;ie greift es aber an, wenn es vorher in Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure aufgelo&#x0364;&#x017F;et und durch fixes Alkali niederge&#x017F;chlagen i&#x017F;t, und giebt damit das <hi rendition="#b">Queck&#x017F;ilber-e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;alz.</hi></p>
            <p>Der concentrirte oder radicale E&#x017F;&#x017F;ig mit einer gleichen Menge rectificirtem Weingei&#x017F;t giebt durch die De&#x017F;tillation den <hi rendition="#b">E&#x017F;&#x017F;igaether.</hi></p>
            <p>Uebrigens i&#x017F;t die E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;a&#x0364;ure weit &#x017F;chwa&#x0364;cher, als die minerali&#x017F;chen Sa&#x0364;uren, auch ko&#x0364;nnen durch die letztern alle E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;alze<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0094] einer ſauren Subſtanz, die aber von der Eſſigſaͤure unterſchieden iſt, einer ſeifenartigen, einer faͤrbenden Materie und etwas Weinſtein. Die ſpecifiſche Schwere des Weineſſigs iſt 1,011, oder nur wenig groͤßer, als die des Waſſers; er gefriert aber eher als dieſes, und ſchon bey einer Temperatur von 80 Grad nach Fahrenheit. Man gebraucht den Eſſig zu Bereitung der Speiſen, in der Arzneykunſt als ein faͤulnißwidriges und aufloͤſendes Mittel, und fuͤr die Malerey zur Verfertigung des Bleyweißes und Gruͤnſpans. Macquer chym. Woͤrterb. Art. Eſſig. Eſſiggaͤhrung, ſ. Gaͤhrung. Eſſigſaͤure, Acidum aceti, Acide du vinaigre. Die vegetabiliſche im Eſſig enthaltene Saͤure. Man zieht ſie aus demſelben durch verſchiedene unter dem Worte: Eſſig, angegebene Mittel. Sie loͤſet alle Subſtanzen auf, in welche jede andere Saͤure wirkt, und erzeugt mit ihnen die ſogenannten Eſſigſalze. Mit den Kalkerden giebt ſie z. B. das Kreidenſalz, Krebsaugenſalz u. ſ. w., loͤſet auch alle uͤbrige Erden auf, die Kieſelerde ausgenommen. Mit dem fixen vegetabiliſchen Laugenſalze macht ſie die Blaͤttererde (terra foliata tartari), mit dem fluͤchtigen Alkali einen Eſſigſalmiak, Minderets Geiſt, mit dem Kupfer den Gruͤnſpan und die Kupferkryſtallen, mit dem Bley das Bleyweiß und den Bleyzucker. Eſſig, welcher Bley aufgeloͤſet enthaͤlt, heißt Bleyeſſig; wohin auch das Goulardiſche Waſſer gehoͤrt. Auf das metalliſche Queckſilber wirkt die Eſſigſaͤure nicht; ſie greift es aber an, wenn es vorher in Salpeterſaͤure aufgeloͤſet und durch fixes Alkali niedergeſchlagen iſt, und giebt damit das Queckſilber-eſſigſalz. Der concentrirte oder radicale Eſſig mit einer gleichen Menge rectificirtem Weingeiſt giebt durch die Deſtillation den Eſſigaether. Uebrigens iſt die Eſſigſaͤure weit ſchwaͤcher, als die mineraliſchen Saͤuren, auch koͤnnen durch die letztern alle Eſſigſalze

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/94
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/94>, abgerufen am 02.05.2024.