Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Erde, als Metall, so giebt man ihnen den Namen der Kiese.

Man benennet die Erze gemeiniglich von demjenigen Metalle, dessen Gewinnung aus ihnen den grösten Vortheil gewähret. So nennt man dasjenige, welches im Centner eine Mark Silber enthält, Silbererz, nicht Bleyerz, ob es wohl zugleich mehrere Pfunde Bley liefert. Doch wird es anjetzt fast gewöhnlicher, einem solchen Erze den Namen eines silberhaltigen Bleyerzes zu geben.

Macquer chym. Wörterb. Art. Erze.

Essig, Acetum, Vinaigre.

Der Essig ist eine geistige vegetabilische Säure, welche durch den zweyten Grad der Gährung, d. i. durch die, so auf die geistige Gährung folgt, und die saure oder Essiggährung heißt, erzeugt wird, s. Gährung.

Diesemnach können blos Wein oder andere geistige Liquoren aus dem Pflanzenreiche einen wahren Essig geben. Der aus dem Weine bereitete oder Weinessig hat vor allen den Vorzug. Man vermischt, um ihn zu bereiten, den Wein mit seinen Hefen und seinem Weinsteine, und setzt ihn einer mäßigen Wärme, z. B. von 18 -- 20° nach Reaumur, aus. Die Natur selbst vollendet das übrige. Es ist sehr schwer, sich von dem, was sie hiebey thut, einen deutlichen Begriff zu machen, und die Eigenschaften des Weins und Essigs lehren nur so viel, daß bey der Essiggährung die entzündlich geistigen Theile verlohren gehen, und die Säure freyer und mehr entwickelt werde. In dem Essige, wie er gewöhnlich bereitet wird, ist außer der ihm eignen Säure noch viel wässerichtes enthalten, wovon man ihn am leichtesten durchs Gefrieren befreyen kan. Noch stärker aber concentrirt sich die Säure in ihren Verbindungen mit den Laugensalzen, Erden und Metallen, und man erhält die stärkste Essigsäure oder den radicalen Essig, wenn man diese Verbindungen durch das Feuer oder durch Vitriolsäure wiederum zersetzet. Bey der Destillation des Essigs geht der geistigsaure Theil über, den man unter dem Namen des destillirten Essigs gebraucht, der Rückstand bestehet aus


Erde, als Metall, ſo giebt man ihnen den Namen der Kieſe.

Man benennet die Erze gemeiniglich von demjenigen Metalle, deſſen Gewinnung aus ihnen den groͤſten Vortheil gewaͤhret. So nennt man dasjenige, welches im Centner eine Mark Silber enthaͤlt, Silbererz, nicht Bleyerz, ob es wohl zugleich mehrere Pfunde Bley liefert. Doch wird es anjetzt faſt gewoͤhnlicher, einem ſolchen Erze den Namen eines ſilberhaltigen Bleyerzes zu geben.

Macquer chym. Woͤrterb. Art. Erze.

Eſſig, Acetum, Vinaigre.

Der Eſſig iſt eine geiſtige vegetabiliſche Saͤure, welche durch den zweyten Grad der Gaͤhrung, d. i. durch die, ſo auf die geiſtige Gaͤhrung folgt, und die ſaure oder Eſſiggaͤhrung heißt, erzeugt wird, ſ. Gaͤhrung.

Dieſemnach koͤnnen blos Wein oder andere geiſtige Liquoren aus dem Pflanzenreiche einen wahren Eſſig geben. Der aus dem Weine bereitete oder Weineſſig hat vor allen den Vorzug. Man vermiſcht, um ihn zu bereiten, den Wein mit ſeinen Hefen und ſeinem Weinſteine, und ſetzt ihn einer maͤßigen Waͤrme, z. B. von 18 — 20° nach Reaumur, aus. Die Natur ſelbſt vollendet das uͤbrige. Es iſt ſehr ſchwer, ſich von dem, was ſie hiebey thut, einen deutlichen Begriff zu machen, und die Eigenſchaften des Weins und Eſſigs lehren nur ſo viel, daß bey der Eſſiggaͤhrung die entzuͤndlich geiſtigen Theile verlohren gehen, und die Saͤure freyer und mehr entwickelt werde. In dem Eſſige, wie er gewoͤhnlich bereitet wird, iſt außer der ihm eignen Saͤure noch viel waͤſſerichtes enthalten, wovon man ihn am leichteſten durchs Gefrieren befreyen kan. Noch ſtaͤrker aber concentrirt ſich die Saͤure in ihren Verbindungen mit den Laugenſalzen, Erden und Metallen, und man erhaͤlt die ſtaͤrkſte Eſſigſaͤure oder den radicalen Eſſig, wenn man dieſe Verbindungen durch das Feuer oder durch Vitriolſaͤure wiederum zerſetzet. Bey der Deſtillation des Eſſigs geht der geiſtigſaure Theil uͤber, den man unter dem Namen des deſtillirten Eſſigs gebraucht, der Ruͤckſtand beſtehet aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0093" xml:id="P.2.87" n="87"/><lb/>
Erde, als Metall, &#x017F;o giebt man ihnen den Namen der <hi rendition="#b">Kie&#x017F;e.</hi></p>
            <p>Man benennet die Erze gemeiniglich von demjenigen Metalle, de&#x017F;&#x017F;en Gewinnung aus ihnen den gro&#x0364;&#x017F;ten Vortheil gewa&#x0364;hret. So nennt man dasjenige, welches im Centner eine Mark Silber entha&#x0364;lt, <hi rendition="#b">Silbererz,</hi> nicht Bleyerz, ob es wohl zugleich mehrere Pfunde Bley liefert. Doch wird es anjetzt fa&#x017F;t gewo&#x0364;hnlicher, einem &#x017F;olchen Erze den Namen eines <hi rendition="#b">&#x017F;ilberhaltigen Bleyerzes</hi> zu geben.</p>
            <p>Macquer chym. Wo&#x0364;rterb. Art. Erze.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>E&#x017F;&#x017F;ig, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Acetum</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Vinaigre</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Der E&#x017F;&#x017F;ig i&#x017F;t eine gei&#x017F;tige vegetabili&#x017F;che Sa&#x0364;ure, welche durch den zweyten Grad der Ga&#x0364;hrung, d. i. durch die, &#x017F;o auf die gei&#x017F;tige Ga&#x0364;hrung folgt, und die <hi rendition="#b">&#x017F;aure</hi> oder <hi rendition="#b">E&#x017F;&#x017F;igga&#x0364;hrung</hi> heißt, erzeugt wird, &#x017F;. <hi rendition="#b">Ga&#x0364;hrung.</hi></p>
            <p>Die&#x017F;emnach ko&#x0364;nnen blos Wein oder andere gei&#x017F;tige Liquoren aus dem Pflanzenreiche einen wahren E&#x017F;&#x017F;ig geben. Der aus dem Weine bereitete oder Weine&#x017F;&#x017F;ig hat vor allen den Vorzug. Man vermi&#x017F;cht, um ihn zu bereiten, den Wein mit &#x017F;einen Hefen und &#x017F;einem Wein&#x017F;teine, und &#x017F;etzt ihn einer ma&#x0364;ßigen Wa&#x0364;rme, z. B. von 18 &#x2014; 20° nach Reaumur, aus. Die Natur &#x017F;elb&#x017F;t vollendet das u&#x0364;brige. Es i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;chwer, &#x017F;ich von dem, was &#x017F;ie hiebey thut, einen deutlichen Begriff zu machen, und die Eigen&#x017F;chaften des Weins und E&#x017F;&#x017F;igs lehren nur &#x017F;o viel, daß bey der E&#x017F;&#x017F;igga&#x0364;hrung die entzu&#x0364;ndlich gei&#x017F;tigen Theile verlohren gehen, und die Sa&#x0364;ure freyer und mehr entwickelt werde. In dem E&#x017F;&#x017F;ige, wie er gewo&#x0364;hnlich bereitet wird, i&#x017F;t außer der ihm eignen Sa&#x0364;ure noch viel wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erichtes enthalten, wovon man ihn am leichte&#x017F;ten durchs Gefrieren befreyen kan. Noch &#x017F;ta&#x0364;rker aber concentrirt &#x017F;ich die Sa&#x0364;ure in ihren Verbindungen mit den Laugen&#x017F;alzen, Erden und Metallen, und man erha&#x0364;lt die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;te E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;a&#x0364;ure oder den <hi rendition="#b">radicalen E&#x017F;&#x017F;ig,</hi> wenn man die&#x017F;e Verbindungen durch das Feuer oder durch Vitriol&#x017F;a&#x0364;ure wiederum zer&#x017F;etzet. Bey der De&#x017F;tillation des E&#x017F;&#x017F;igs geht der gei&#x017F;tig&#x017F;aure Theil u&#x0364;ber, den man unter dem Namen des <hi rendition="#b">de&#x017F;tillirten E&#x017F;&#x017F;igs</hi> gebraucht, der Ru&#x0364;ck&#x017F;tand be&#x017F;tehet aus<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0093] Erde, als Metall, ſo giebt man ihnen den Namen der Kieſe. Man benennet die Erze gemeiniglich von demjenigen Metalle, deſſen Gewinnung aus ihnen den groͤſten Vortheil gewaͤhret. So nennt man dasjenige, welches im Centner eine Mark Silber enthaͤlt, Silbererz, nicht Bleyerz, ob es wohl zugleich mehrere Pfunde Bley liefert. Doch wird es anjetzt faſt gewoͤhnlicher, einem ſolchen Erze den Namen eines ſilberhaltigen Bleyerzes zu geben. Macquer chym. Woͤrterb. Art. Erze. Eſſig, Acetum, Vinaigre. Der Eſſig iſt eine geiſtige vegetabiliſche Saͤure, welche durch den zweyten Grad der Gaͤhrung, d. i. durch die, ſo auf die geiſtige Gaͤhrung folgt, und die ſaure oder Eſſiggaͤhrung heißt, erzeugt wird, ſ. Gaͤhrung. Dieſemnach koͤnnen blos Wein oder andere geiſtige Liquoren aus dem Pflanzenreiche einen wahren Eſſig geben. Der aus dem Weine bereitete oder Weineſſig hat vor allen den Vorzug. Man vermiſcht, um ihn zu bereiten, den Wein mit ſeinen Hefen und ſeinem Weinſteine, und ſetzt ihn einer maͤßigen Waͤrme, z. B. von 18 — 20° nach Reaumur, aus. Die Natur ſelbſt vollendet das uͤbrige. Es iſt ſehr ſchwer, ſich von dem, was ſie hiebey thut, einen deutlichen Begriff zu machen, und die Eigenſchaften des Weins und Eſſigs lehren nur ſo viel, daß bey der Eſſiggaͤhrung die entzuͤndlich geiſtigen Theile verlohren gehen, und die Saͤure freyer und mehr entwickelt werde. In dem Eſſige, wie er gewoͤhnlich bereitet wird, iſt außer der ihm eignen Saͤure noch viel waͤſſerichtes enthalten, wovon man ihn am leichteſten durchs Gefrieren befreyen kan. Noch ſtaͤrker aber concentrirt ſich die Saͤure in ihren Verbindungen mit den Laugenſalzen, Erden und Metallen, und man erhaͤlt die ſtaͤrkſte Eſſigſaͤure oder den radicalen Eſſig, wenn man dieſe Verbindungen durch das Feuer oder durch Vitriolſaͤure wiederum zerſetzet. Bey der Deſtillation des Eſſigs geht der geiſtigſaure Theil uͤber, den man unter dem Namen des deſtillirten Eſſigs gebraucht, der Ruͤckſtand beſtehet aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/93
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/93>, abgerufen am 02.05.2024.