Plutarch(De placitis philos. IV. 13. 14.) führt einige derselben an. Demokrit und Epikur erklärten das Sehen durch unendlich feine Bilder der Gegenstände, die von ihnen immerfort ins Auge flössen: andere, z. B. Empedokles, Hipparchus und Plato (im Timäus) ließen das Licht sowohl aus den Augen, als aus den Gegenständen ausgehen, und beyderley Ausflüsse sich unterwegs begegnen. Empedokles sagte, daß die Abflüsse auf der Oberfläche der Spiegel hängen blieben, daß aber etwas Feuriges aus dem Spiegel komme, und sie durch die Luft fortführe. Aristoteles(De mente II. 7.) drückt sich über das Licht so aus, als ob er es für eine Bewegung in irgend einem Zwischenmittel hielte. "Das Licht, sagt er, ist etwas Durch"sichtiges, aber nicht für sich, sondern durch die Farbe "eines andern Dinges. Die Farbe beweget das Durch"sichtige, und dieses, als etwas Zusammenhängendes, be"weget den fühlenden Sinn. Das Auge kan nicht von der "Farbe unmittelbar gerührt werden. Es muß ein Mittel "da seyn--Für den Schall ist die Luft das Mittel. Das "Licht ist kein Feuer, kein Körper, auch kein Ausfluß eines "Körpers, sondern die Gegenwart eines solchen Dinges in "dem Durchsichtigen." So dunkel auch diese Stelle ist, so scheint sie mir doch eher auf eine Bewegung in einem zusammenhängenden Mittel, als nach Herrn Klügels Vermuthung auf eine Wirkung unkörperlicher Dinge zwischen dem Gegenstande und dem Auge zu gehen. Inzwischen haben diese Aeußerungen des Aristoteles die Scholaftiker veranlasset, das Licht für unkörperlich, oder nicht für eine Substanz, sondern für eine Qualität, zu halten, und in den Körpern selbst etwas zu suchen, was mit den Empfindungen des Auges und mit den Farben analog ist, (quoniam nihil dat, quod non habet).
Baco(De augmentis scient. in Opp. Frf. 1653. fol. p. 119.) rechnet es unter die Desiderata seiner Zeit, daß man das Licht blos mathematisch betrachte, und die physikalischen Untersuchungen über die Form und den Ursprung desselben vernachläßige. An einer andern Stelle (Opp.
Plutarch(De placitis philoſ. IV. 13. 14.) fuͤhrt einige derſelben an. Demokrit und Epikur erklaͤrten das Sehen durch unendlich feine Bilder der Gegenſtaͤnde, die von ihnen immerfort ins Auge floͤſſen: andere, z. B. Empedokles, Hipparchus und Plato (im Timaͤus) ließen das Licht ſowohl aus den Augen, als aus den Gegenſtaͤnden ausgehen, und beyderley Ausfluͤſſe ſich unterwegs begegnen. Empedokles ſagte, daß die Abfluͤſſe auf der Oberflaͤche der Spiegel haͤngen blieben, daß aber etwas Feuriges aus dem Spiegel komme, und ſie durch die Luft fortfuͤhre. Ariſtoteles(De mente II. 7.) druͤckt ſich uͤber das Licht ſo aus, als ob er es fuͤr eine Bewegung in irgend einem Zwiſchenmittel hielte. ”Das Licht, ſagt er, iſt etwas Durch”ſichtiges, aber nicht fuͤr ſich, ſondern durch die Farbe ”eines andern Dinges. Die Farbe beweget das Durch”ſichtige, und dieſes, als etwas Zuſammenhaͤngendes, be”weget den fuͤhlenden Sinn. Das Auge kan nicht von der ”Farbe unmittelbar geruͤhrt werden. Es muß ein Mittel ”da ſeyn—Fuͤr den Schall iſt die Luft das Mittel. Das ”Licht iſt kein Feuer, kein Koͤrper, auch kein Ausfluß eines ”Koͤrpers, ſondern die Gegenwart eines ſolchen Dinges in ”dem Durchſichtigen.“ So dunkel auch dieſe Stelle iſt, ſo ſcheint ſie mir doch eher auf eine Bewegung in einem zuſammenhaͤngenden Mittel, als nach Herrn Kluͤgels Vermuthung auf eine Wirkung unkoͤrperlicher Dinge zwiſchen dem Gegenſtande und dem Auge zu gehen. Inzwiſchen haben dieſe Aeußerungen des Ariſtoteles die Scholaftiker veranlaſſet, das Licht fuͤr unkoͤrperlich, oder nicht fuͤr eine Subſtanz, ſondern fuͤr eine Qualitaͤt, zu halten, und in den Koͤrpern ſelbſt etwas zu ſuchen, was mit den Empfindungen des Auges und mit den Farben analog iſt, (quoniam nihil dat, quod non habet).
Baco(De augmentis ſcient. in Opp. Frf. 1653. fol. p. 119.) rechnet es unter die Deſiderata ſeiner Zeit, daß man das Licht blos mathematiſch betrachte, und die phyſikaliſchen Unterſuchungen uͤber die Form und den Urſprung deſſelben vernachlaͤßige. An einer andern Stelle (Opp.
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Plutarch (De placitis philoſ. IV. 13. 14.) fuͤhrt einige derſelben an. Demokrit und Epikur erklaͤrten das Sehen durch unendlich feine Bilder der Gegenſtaͤnde, die von ihnen immerfort ins Auge floͤſſen: andere, z. B. Empedokles, Hipparchus und Plato (im Timaͤus) ließen das Licht ſowohl aus den Augen, als aus den Gegenſtaͤnden ausgehen, und beyderley Ausfluͤſſe ſich unterwegs begegnen. Empedokles ſagte, daß die Abfluͤſſe auf der Oberflaͤche der Spiegel haͤngen blieben, daß aber etwas Feuriges aus dem Spiegel komme, und ſie durch die Luft fortfuͤhre. Ariſtoteles (De mente II. 7.) druͤckt ſich uͤber das Licht ſo aus, als ob er es fuͤr eine Bewegung in irgend einem Zwiſchenmittel hielte. ”Das Licht, ſagt er, iſt etwas Durch”ſichtiges, aber nicht fuͤr ſich, ſondern durch die Farbe ”eines andern Dinges. Die Farbe beweget das Durch”ſichtige, und dieſes, als etwas Zuſammenhaͤngendes, be”weget den fuͤhlenden Sinn. Das Auge kan nicht von der ”Farbe unmittelbar geruͤhrt werden. Es muß ein Mittel ”da ſeyn—Fuͤr den Schall iſt die Luft das Mittel. Das ”Licht iſt kein Feuer, kein Koͤrper, auch kein Ausfluß eines ”Koͤrpers, ſondern die Gegenwart eines ſolchen Dinges in ”dem Durchſichtigen.“ So dunkel auch dieſe Stelle iſt, ſo ſcheint ſie mir doch eher auf eine Bewegung in einem zuſammenhaͤngenden Mittel, als nach Herrn Kluͤgels Vermuthung auf eine Wirkung unkoͤrperlicher Dinge zwiſchen dem Gegenſtande und dem Auge zu gehen. Inzwiſchen haben dieſe Aeußerungen des Ariſtoteles die Scholaftiker veranlaſſet, das Licht fuͤr unkoͤrperlich, oder nicht fuͤr eine Subſtanz, ſondern fuͤr eine Qualitaͤt, zu halten, und in den Koͤrpern ſelbſt etwas zu ſuchen, was mit den Empfindungen des Auges und mit den Farben analog iſt, (quoniam nihil dat, quod non habet).
Baco (De augmentis ſcient. in Opp. Frf. 1653. fol. p. 119.) rechnet es unter die Deſiderata ſeiner Zeit, daß man das Licht blos mathematiſch betrachte, und die phyſikaliſchen Unterſuchungen uͤber die Form und den Urſprung deſſelben vernachlaͤßige. An einer andern Stelle (Opp.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 891. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/897>, abgerufen am 22.11.2024.
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