Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


(phys. Beschr. der Erdkugel, Th. II. S. 273. ff.) bestehen alle prismatische Salzkrystallen aus Trichtern, die sich mit den Spitzen um einen gemeinschastlichen Mittelpunkt ansetzen, und deren sechs z. B. einen Würfel bilden.

Der größte Nutzen einer guten Krystallisirung der Salze besteht darinn, daß man sie sehr rein erhält, wenn man sie durch diese gelassene Operation in ihrer eigenthümlichen Gestalt anschießen läßt. So kan man z. B. Salpeter und Kochsalz, die in einer Auflösung vermischt sind, durch abwechselndes Abrauchen und Abkühlen von einander scheiden.

Einige Salze haben eine so große Verwandschaft mit dem Wasser, daß sie sich äußerst schwer krystallisiren; nur bis zur dicken Consistenz abgeraucht, schießen sie durchs Erkalten in kreuzweis über einander liegenden Nadeln an. Wenn man sie an die Luft legt, so ziehen sie die Feuchtigkeit aus derselben an sich, und zerfließen. Dergleichen sind das Kalksalz, der Kalksalpeter, der Kupfersalpeter und Eisensalpeter, die Blättererde u. a. m.

Noch eine dritte Art, Salze zu krystallisiren, ist diese, daß man durch Zusätze einer neuen Substanz, die mit dem Wasser in starker Verwandschaft steht, z. B. des Weingeists, den Salzen das zu ihrer Auflösung nöthige Wasser entzieht. So kan man die Auflösungen von Glaubersalz, vitriolisirtem Weinstein und Kochsalz durch zugegoßnen Weingeist sogleich zum Anschießen bringen. Aber die plötzliche Entstehung macht diese Krystallen klein und unregelmäßig. Etwas ähnliches geschieht, wenn die zugesetzte Substanz die Salze verändert, und ihre Auflöslichkeit im Wasser vermindert. So werden z. B. die ätzenden Laugensalze aus dem Wasser durch Zusatz einer Säure in Form von kleinen Krystallen niedergeschlagen, und die fixe Luft oder Luftsäure bringt eben diese Wirkung hervor.

Die Gestalten der in der Natur vorkommenden Krystallisationen hat Rome Delisle (Essai de crystallographie, a Paris, 1772. 8. Versuch einer Crystallographie durch Rome Delisle, aus d. Franz. mit Anm. u. Zus. von C. E. Weigel, Greifsw. 1777. 4.) sehr vollständig gesammelt


(phyſ. Beſchr. der Erdkugel, Th. II. S. 273. ff.) beſtehen alle prismatiſche Salzkryſtallen aus Trichtern, die ſich mit den Spitzen um einen gemeinſchaſtlichen Mittelpunkt anſetzen, und deren ſechs z. B. einen Wuͤrfel bilden.

Der groͤßte Nutzen einer guten Kryſtalliſirung der Salze beſteht darinn, daß man ſie ſehr rein erhaͤlt, wenn man ſie durch dieſe gelaſſene Operation in ihrer eigenthuͤmlichen Geſtalt anſchießen laͤßt. So kan man z. B. Salpeter und Kochſalz, die in einer Aufloͤſung vermiſcht ſind, durch abwechſelndes Abrauchen und Abkuͤhlen von einander ſcheiden.

Einige Salze haben eine ſo große Verwandſchaft mit dem Waſſer, daß ſie ſich aͤußerſt ſchwer kryſtalliſiren; nur bis zur dicken Conſiſtenz abgeraucht, ſchießen ſie durchs Erkalten in kreuzweis uͤber einander liegenden Nadeln an. Wenn man ſie an die Luft legt, ſo ziehen ſie die Feuchtigkeit aus derſelben an ſich, und zerfließen. Dergleichen ſind das Kalkſalz, der Kalkſalpeter, der Kupferſalpeter und Eiſenſalpeter, die Blaͤttererde u. a. m.

Noch eine dritte Art, Salze zu kryſtalliſiren, iſt dieſe, daß man durch Zuſaͤtze einer neuen Subſtanz, die mit dem Waſſer in ſtarker Verwandſchaft ſteht, z. B. des Weingeiſts, den Salzen das zu ihrer Aufloͤſung noͤthige Waſſer entzieht. So kan man die Aufloͤſungen von Glauberſalz, vitrioliſirtem Weinſtein und Kochſalz durch zugegoßnen Weingeiſt ſogleich zum Anſchießen bringen. Aber die ploͤtzliche Entſtehung macht dieſe Kryſtallen klein und unregelmaͤßig. Etwas aͤhnliches geſchieht, wenn die zugeſetzte Subſtanz die Salze veraͤndert, und ihre Aufloͤslichkeit im Waſſer vermindert. So werden z. B. die aͤtzenden Laugenſalze aus dem Waſſer durch Zuſatz einer Saͤure in Form von kleinen Kryſtallen niedergeſchlagen, und die fixe Luft oder Luftſaͤure bringt eben dieſe Wirkung hervor.

Die Geſtalten der in der Natur vorkommenden Kryſtalliſationen hat Romé Delisle (Eſſai de cryſtallographie, à Paris, 1772. 8. Verſuch einer Cryſtallographie durch Romé Delisle, aus d. Franz. mit Anm. u. Zuſ. von C. E. Weigel, Greifsw. 1777. 4.) ſehr vollſtaͤndig geſammelt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0835" xml:id="P.2.829" n="829"/><lb/>
(phy&#x017F;. Be&#x017F;chr. der Erdkugel, Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 273. ff.) be&#x017F;tehen alle prismati&#x017F;che Salzkry&#x017F;tallen aus Trichtern, die &#x017F;ich mit den Spitzen um einen gemein&#x017F;cha&#x017F;tlichen Mittelpunkt an&#x017F;etzen, und deren &#x017F;echs z. B. einen Wu&#x0364;rfel bilden.</p>
            <p>Der gro&#x0364;ßte Nutzen einer guten Kry&#x017F;talli&#x017F;irung der Salze be&#x017F;teht darinn, daß man &#x017F;ie &#x017F;ehr rein erha&#x0364;lt, wenn man &#x017F;ie durch die&#x017F;e gela&#x017F;&#x017F;ene Operation in ihrer eigenthu&#x0364;mlichen Ge&#x017F;talt an&#x017F;chießen la&#x0364;ßt. So kan man z. B. Salpeter und Koch&#x017F;alz, die in einer Auflo&#x0364;&#x017F;ung vermi&#x017F;cht &#x017F;ind, durch abwech&#x017F;elndes Abrauchen und Abku&#x0364;hlen von einander &#x017F;cheiden.</p>
            <p>Einige Salze haben eine &#x017F;o große Verwand&#x017F;chaft mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er, daß &#x017F;ie &#x017F;ich a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;chwer kry&#x017F;talli&#x017F;iren; nur bis zur dicken Con&#x017F;i&#x017F;tenz abgeraucht, &#x017F;chießen &#x017F;ie durchs Erkalten in kreuzweis u&#x0364;ber einander liegenden Nadeln an. Wenn man &#x017F;ie an die Luft legt, &#x017F;o ziehen &#x017F;ie die Feuchtigkeit aus der&#x017F;elben an &#x017F;ich, und zerfließen. Dergleichen &#x017F;ind das Kalk&#x017F;alz, der Kalk&#x017F;alpeter, der Kupfer&#x017F;alpeter und Ei&#x017F;en&#x017F;alpeter, die Bla&#x0364;ttererde u. a. m.</p>
            <p>Noch eine dritte Art, Salze zu kry&#x017F;talli&#x017F;iren, i&#x017F;t die&#x017F;e, daß man durch Zu&#x017F;a&#x0364;tze einer neuen Sub&#x017F;tanz, die mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er in &#x017F;tarker Verwand&#x017F;chaft &#x017F;teht, z. B. des Weingei&#x017F;ts, den Salzen das zu ihrer Auflo&#x0364;&#x017F;ung no&#x0364;thige Wa&#x017F;&#x017F;er entzieht. So kan man die Auflo&#x0364;&#x017F;ungen von Glauber&#x017F;alz, vitrioli&#x017F;irtem Wein&#x017F;tein und Koch&#x017F;alz durch zugegoßnen Weingei&#x017F;t &#x017F;ogleich zum An&#x017F;chießen bringen. Aber die plo&#x0364;tzliche Ent&#x017F;tehung macht die&#x017F;e Kry&#x017F;tallen klein und unregelma&#x0364;ßig. Etwas a&#x0364;hnliches ge&#x017F;chieht, wenn die zuge&#x017F;etzte Sub&#x017F;tanz die Salze vera&#x0364;ndert, und ihre Auflo&#x0364;slichkeit im Wa&#x017F;&#x017F;er vermindert. So werden z. B. die a&#x0364;tzenden Laugen&#x017F;alze aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er durch Zu&#x017F;atz einer Sa&#x0364;ure in Form von kleinen Kry&#x017F;tallen niederge&#x017F;chlagen, und die fixe Luft oder Luft&#x017F;a&#x0364;ure bringt eben die&#x017F;e Wirkung hervor.</p>
            <p>Die Ge&#x017F;talten der in der Natur vorkommenden Kry&#x017F;talli&#x017F;ationen hat <hi rendition="#b">Rom</hi><hi rendition="#aq">é</hi> <hi rendition="#b">Delisle</hi> <hi rendition="#aq">(E&#x017F;&#x017F;ai de cry&#x017F;tallographie, à Paris, 1772. 8.</hi> Ver&#x017F;uch einer Cry&#x017F;tallographie durch Rom<hi rendition="#aq">é</hi> Delisle, aus d. Franz. mit Anm. u. Zu&#x017F;. von <hi rendition="#b">C. E. Weigel,</hi> Greifsw. 1777. 4.) &#x017F;ehr voll&#x017F;ta&#x0364;ndig ge&#x017F;ammelt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[829/0835] (phyſ. Beſchr. der Erdkugel, Th. II. S. 273. ff.) beſtehen alle prismatiſche Salzkryſtallen aus Trichtern, die ſich mit den Spitzen um einen gemeinſchaſtlichen Mittelpunkt anſetzen, und deren ſechs z. B. einen Wuͤrfel bilden. Der groͤßte Nutzen einer guten Kryſtalliſirung der Salze beſteht darinn, daß man ſie ſehr rein erhaͤlt, wenn man ſie durch dieſe gelaſſene Operation in ihrer eigenthuͤmlichen Geſtalt anſchießen laͤßt. So kan man z. B. Salpeter und Kochſalz, die in einer Aufloͤſung vermiſcht ſind, durch abwechſelndes Abrauchen und Abkuͤhlen von einander ſcheiden. Einige Salze haben eine ſo große Verwandſchaft mit dem Waſſer, daß ſie ſich aͤußerſt ſchwer kryſtalliſiren; nur bis zur dicken Conſiſtenz abgeraucht, ſchießen ſie durchs Erkalten in kreuzweis uͤber einander liegenden Nadeln an. Wenn man ſie an die Luft legt, ſo ziehen ſie die Feuchtigkeit aus derſelben an ſich, und zerfließen. Dergleichen ſind das Kalkſalz, der Kalkſalpeter, der Kupferſalpeter und Eiſenſalpeter, die Blaͤttererde u. a. m. Noch eine dritte Art, Salze zu kryſtalliſiren, iſt dieſe, daß man durch Zuſaͤtze einer neuen Subſtanz, die mit dem Waſſer in ſtarker Verwandſchaft ſteht, z. B. des Weingeiſts, den Salzen das zu ihrer Aufloͤſung noͤthige Waſſer entzieht. So kan man die Aufloͤſungen von Glauberſalz, vitrioliſirtem Weinſtein und Kochſalz durch zugegoßnen Weingeiſt ſogleich zum Anſchießen bringen. Aber die ploͤtzliche Entſtehung macht dieſe Kryſtallen klein und unregelmaͤßig. Etwas aͤhnliches geſchieht, wenn die zugeſetzte Subſtanz die Salze veraͤndert, und ihre Aufloͤslichkeit im Waſſer vermindert. So werden z. B. die aͤtzenden Laugenſalze aus dem Waſſer durch Zuſatz einer Saͤure in Form von kleinen Kryſtallen niedergeſchlagen, und die fixe Luft oder Luftſaͤure bringt eben dieſe Wirkung hervor. Die Geſtalten der in der Natur vorkommenden Kryſtalliſationen hat Romé Delisle (Eſſai de cryſtallographie, à Paris, 1772. 8. Verſuch einer Cryſtallographie durch Romé Delisle, aus d. Franz. mit Anm. u. Zuſ. von C. E. Weigel, Greifsw. 1777. 4.) ſehr vollſtaͤndig geſammelt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/835
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 829. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/835>, abgerufen am 27.07.2024.