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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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wenig; und die Seleniten einen kaum merklichen Antheil.

Ein zweytes Mittel, das Wasser von den Salzen, die es aufgelößt hält, zu trennen, ist das Abkühlen. Manche Salze lösen sich im warmen Wasser weit leichter, und häufiger, als im kalten, auf. Enthält nun das Wasser bey der Siedhitze von einem solchen Salze mehr, als es in der Kälte aufgelößt halten kan, so schießt das überflüßige Salz beym Abkühlen an. Bey einem plötzlichen Erkalten werden die Krystallen klein, unregelmäßig und übel gebildet; durch langsames Abkühlen hingegen erhält man sie in der größten und unregelmäßigsten Form. Hiebey geschieht die Krystallisation nicht durch Entziehung des Wassers, sondern durch Entziehung der Wärme; die Krystallen behalten aber auch in diesem Falle das nöthige Krystallisationswasser bey sich.

Der Salpeter läßt sich am besten durchs Abkühlen krystallisiren. Man raucht die Auflösung nur so weit ab, daß sie die Siedhitze annimmt, und läßt sie dann langsam abkühlen. Wenn das Erkalten aufhört, so gießt man die übrige Salzlauge, die noch viel Salpeter enthält, von den Krystallen ab, raucht sie wiederum bis zur Sättigung in der Siedhitze ab, und läßt sie dann aufs neue erkalten u. s. f. Das Kochsalz hingegen, welches vom heißen Wasser nicht in viel größerer Menge, als vom kalten, aufgelöset wird, erfordert die|Krystallisation durchs bloße Abrauchen. Hiebey geschieht die Bildung der Krystalle blos auf der Oberfläche, wo die Abdampfung vor sich geht; sie bilden ein Häutchen, das nach und nach zu Boden fällt, und einem neuen Platz macht u. s. w., woraus freylich kleinere Krystallen entstehen. Man kan sie dennoch groß und regelmäßig genug erhalten, wenn man das Abrauchen mit mäßiger Langsamkeit fortsetzt.

Jede Art Salz hat eigenthümlich gestaltete Krystallen. Das Kochsalz giebt zum Theil Würfel, zum Theil vierseitige hohle Pyramiden, die wie Mühlentrichter auf der Spitze stehen. Nach Macquer entstehen die Pyramiden aus zusammengefügten Würseln, nach Bergmann aber


wenig; und die Seleniten einen kaum merklichen Antheil.

Ein zweytes Mittel, das Waſſer von den Salzen, die es aufgeloͤßt haͤlt, zu trennen, iſt das Abkuͤhlen. Manche Salze loͤſen ſich im warmen Waſſer weit leichter, und haͤufiger, als im kalten, auf. Enthaͤlt nun das Waſſer bey der Siedhitze von einem ſolchen Salze mehr, als es in der Kaͤlte aufgeloͤßt halten kan, ſo ſchießt das uͤberfluͤßige Salz beym Abkuͤhlen an. Bey einem ploͤtzlichen Erkalten werden die Kryſtallen klein, unregelmaͤßig und uͤbel gebildet; durch langſames Abkuͤhlen hingegen erhaͤlt man ſie in der groͤßten und unregelmaͤßigſten Form. Hiebey geſchieht die Kryſtalliſation nicht durch Entziehung des Waſſers, ſondern durch Entziehung der Waͤrme; die Kryſtallen behalten aber auch in dieſem Falle das noͤthige Kryſtalliſationswaſſer bey ſich.

Der Salpeter laͤßt ſich am beſten durchs Abkuͤhlen kryſtalliſiren. Man raucht die Aufloͤſung nur ſo weit ab, daß ſie die Siedhitze annimmt, und laͤßt ſie dann langſam abkuͤhlen. Wenn das Erkalten aufhoͤrt, ſo gießt man die uͤbrige Salzlauge, die noch viel Salpeter enthaͤlt, von den Kryſtallen ab, raucht ſie wiederum bis zur Saͤttigung in der Siedhitze ab, und laͤßt ſie dann aufs neue erkalten u. ſ. f. Das Kochſalz hingegen, welches vom heißen Waſſer nicht in viel groͤßerer Menge, als vom kalten, aufgeloͤſet wird, erfordert die|Kryſtalliſation durchs bloße Abrauchen. Hiebey geſchieht die Bildung der Kryſtalle blos auf der Oberflaͤche, wo die Abdampfung vor ſich geht; ſie bilden ein Haͤutchen, das nach und nach zu Boden faͤllt, und einem neuen Platz macht u. ſ. w., woraus freylich kleinere Kryſtallen entſtehen. Man kan ſie dennoch groß und regelmaͤßig genug erhalten, wenn man das Abrauchen mit maͤßiger Langſamkeit fortſetzt.

Jede Art Salz hat eigenthuͤmlich geſtaltete Kryſtallen. Das Kochſalz giebt zum Theil Wuͤrfel, zum Theil vierſeitige hohle Pyramiden, die wie Muͤhlentrichter auf der Spitze ſtehen. Nach Macquer entſtehen die Pyramiden aus zuſammengefuͤgten Wuͤrſeln, nach Bergmann aber

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[828/0834] wenig; und die Seleniten einen kaum merklichen Antheil. Ein zweytes Mittel, das Waſſer von den Salzen, die es aufgeloͤßt haͤlt, zu trennen, iſt das Abkuͤhlen. Manche Salze loͤſen ſich im warmen Waſſer weit leichter, und haͤufiger, als im kalten, auf. Enthaͤlt nun das Waſſer bey der Siedhitze von einem ſolchen Salze mehr, als es in der Kaͤlte aufgeloͤßt halten kan, ſo ſchießt das uͤberfluͤßige Salz beym Abkuͤhlen an. Bey einem ploͤtzlichen Erkalten werden die Kryſtallen klein, unregelmaͤßig und uͤbel gebildet; durch langſames Abkuͤhlen hingegen erhaͤlt man ſie in der groͤßten und unregelmaͤßigſten Form. Hiebey geſchieht die Kryſtalliſation nicht durch Entziehung des Waſſers, ſondern durch Entziehung der Waͤrme; die Kryſtallen behalten aber auch in dieſem Falle das noͤthige Kryſtalliſationswaſſer bey ſich. Der Salpeter laͤßt ſich am beſten durchs Abkuͤhlen kryſtalliſiren. Man raucht die Aufloͤſung nur ſo weit ab, daß ſie die Siedhitze annimmt, und laͤßt ſie dann langſam abkuͤhlen. Wenn das Erkalten aufhoͤrt, ſo gießt man die uͤbrige Salzlauge, die noch viel Salpeter enthaͤlt, von den Kryſtallen ab, raucht ſie wiederum bis zur Saͤttigung in der Siedhitze ab, und laͤßt ſie dann aufs neue erkalten u. ſ. f. Das Kochſalz hingegen, welches vom heißen Waſſer nicht in viel groͤßerer Menge, als vom kalten, aufgeloͤſet wird, erfordert die|Kryſtalliſation durchs bloße Abrauchen. Hiebey geſchieht die Bildung der Kryſtalle blos auf der Oberflaͤche, wo die Abdampfung vor ſich geht; ſie bilden ein Haͤutchen, das nach und nach zu Boden faͤllt, und einem neuen Platz macht u. ſ. w., woraus freylich kleinere Kryſtallen entſtehen. Man kan ſie dennoch groß und regelmaͤßig genug erhalten, wenn man das Abrauchen mit maͤßiger Langſamkeit fortſetzt. Jede Art Salz hat eigenthuͤmlich geſtaltete Kryſtallen. Das Kochſalz giebt zum Theil Wuͤrfel, zum Theil vierſeitige hohle Pyramiden, die wie Muͤhlentrichter auf der Spitze ſtehen. Nach Macquer entſtehen die Pyramiden aus zuſammengefuͤgten Wuͤrſeln, nach Bergmann aber

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/834>, abgerufen am 22.11.2024.