Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Ueber die verschiedenen Schwingungsarten der Saiten hat zuerst Sauveur (Mem. de Paris, 1701.), nachher Brook Taylor (Methodus incrementorum, Lond. 1715. 4.), Daniel Bernoulli (Mem. de Berlin 1753, 1765.), Euler (Nov. Comm. Petrop. To. IV. XV. XVII. XIX. Acta Acad. Petrop. 1779. 1780. 1781. Mem. de Berl. 1748. 1753. 1765.), de la Grange (Misc. Taurinens. To. I. II. III.), Young (Enquiry in to the principal phaenomena of sounds and musical strings. Dublin, 1784. 8.) über die Töne der Blasinstrumente Bernoulli (Theorie des tons de l'orgue, Mem. de Paris, 1762.) und Lambert (Sur les tons des flautes, Mem. de Berlin, 1775.) theoretische Untersuchungen angestellt. Herr Busse (Kleine Beyträge zur Mathematik und Physik. Erster Theil, Leipz. 1786. S. 131. f.) bemerkt, daß er bey den Tönen reiner Blasinstrumente nur einen einfachen Ton zu hören im Stande sey, so wie auch bey dem Anschlagen der Saiten, wenn alle übrigen Saiten des Instruments gehörig gedämpft sind, die klingende Saite allenthalben gleichartig und von gleicher Dicke ist, und die Nebenschwingungen vermieden werden, welche etwa durch die Berührungsstelle verursacht werden könnten. Eben derselbe gedenkt auch einer Erscheinung, welche aus der Verbindung der schwingenden Bewegung mit einer drehenden zu entstehen scheint. "Der Raum," sagt er, "durch welchen die Saite schwingt, erscheint uns wie eine "Fläche, deren äußere krummlinigte Grenzen vorzüglich "stark ins Auge fallen. Weil sich nemlich die schwingende "Saite länger an den beyden Grenzen, als in der Mitte, "aufhält, so hat man ungefähr das Bild, als ob an den "Grenzen zwo Saiten gespannt wären, und die dazwischen "fallende Fläche aus einem dünnen Spinnengewebe bestünde. "Berührt man nun die Saite weit von ihrem Mittelpunk"te, so scheint sich zwischen den beyden Saitenbildern an "den Grenzen der Fläche, ein drittes Saitenbild langsam "hin und her zu bewegen -- Jenseits der Mitte bewegt "sich das dritte Saitenbild entgegengesetzt, und an andern Ueber die verſchiedenen Schwingungsarten der Saiten hat zuerſt Sauveur (Mém. de Paris, 1701.), nachher Brook Taylor (Methodus incrementorum, Lond. 1715. 4.), Daniel Bernoulli (Mém. de Berlin 1753, 1765.), Euler (Nov. Comm. Petrop. To. IV. XV. XVII. XIX. Acta Acad. Petrop. 1779. 1780. 1781. Mém. de Berl. 1748. 1753. 1765.), de la Grange (Miſc. Taurinenſ. To. I. II. III.), Young (Enquiry in to the principal phaenomena of ſounds and muſical ſtrings. Dublin, 1784. 8.) uͤber die Toͤne der Blasinſtrumente Bernoulli (Theorie des tons de l'orgue, Mém. de Paris, 1762.) und Lambert (Sur les tons des flûtes, Mém. de Berlin, 1775.) theoretiſche Unterſuchungen angeſtellt. Herr Buſſe (Kleine Beytraͤge zur Mathematik und Phyſik. Erſter Theil, Leipz. 1786. S. 131. f.) bemerkt, daß er bey den Toͤnen reiner Blasinſtrumente nur einen einfachen Ton zu hoͤren im Stande ſey, ſo wie auch bey dem Anſchlagen der Saiten, wenn alle uͤbrigen Saiten des Inſtruments gehoͤrig gedaͤmpft ſind, die klingende Saite allenthalben gleichartig und von gleicher Dicke iſt, und die Nebenſchwingungen vermieden werden, welche etwa durch die Beruͤhrungsſtelle verurſacht werden koͤnnten. Eben derſelbe gedenkt auch einer Erſcheinung, welche aus der Verbindung der ſchwingenden Bewegung mit einer drehenden zu entſtehen ſcheint. ”Der Raum,“ ſagt er, ”durch welchen die Saite ſchwingt, erſcheint uns wie eine ”Flaͤche, deren aͤußere krummlinigte Grenzen vorzuͤglich ”ſtark ins Auge fallen. Weil ſich nemlich die ſchwingende ”Saite laͤnger an den beyden Grenzen, als in der Mitte, ”aufhaͤlt, ſo hat man ungefaͤhr das Bild, als ob an den ”Grenzen zwo Saiten geſpannt waͤren, und die dazwiſchen ”fallende Flaͤche aus einem duͤnnen Spinnengewebe beſtuͤnde. ”Beruͤhrt man nun die Saite weit von ihrem Mittelpunk”te, ſo ſcheint ſich zwiſchen den beyden Saitenbildern an ”den Grenzen der Flaͤche, ein drittes Saitenbild langſam ”hin und her zu bewegen — Jenſeits der Mitte bewegt ”ſich das dritte Saitenbild entgegengeſetzt, und an andern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0767" xml:id="P.2.761" n="761"/><lb/> </p> <p>Ueber die verſchiedenen Schwingungsarten der Saiten hat zuerſt <hi rendition="#b">Sauveur</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris, 1701.),</hi> nachher <hi rendition="#b">Brook Taylor</hi> <hi rendition="#aq">(Methodus incrementorum, Lond. 1715. 4.),</hi> <hi rendition="#b">Daniel Bernoulli</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Berlin 1753, 1765.),</hi> <hi rendition="#b">Euler</hi> <hi rendition="#aq">(Nov. Comm. Petrop. To. IV. XV. XVII. XIX. Acta Acad. Petrop. 1779. 1780. 1781. Mém. de Berl. 1748. 1753. 1765.),</hi> <hi rendition="#b">de la Grange</hi> <hi rendition="#aq">(Miſc. Taurinenſ. To. I. II. III.),</hi> <hi rendition="#b">Young</hi> <hi rendition="#aq">(Enquiry in to the principal phaenomena of ſounds and muſical ſtrings. Dublin, 1784. 8.)</hi> uͤber die Toͤne der Blasinſtrumente <hi rendition="#b">Bernoulli</hi> <hi rendition="#aq">(Theorie des tons de l'orgue, Mém. de Paris, 1762.)</hi> und <hi rendition="#b">Lambert</hi> <hi rendition="#aq">(Sur les tons des flûtes, Mém. de Berlin, 1775.)</hi> theoretiſche Unterſuchungen angeſtellt.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Buſſe</hi> (Kleine Beytraͤge zur Mathematik und Phyſik. Erſter Theil, Leipz. 1786. S. 131. f.) bemerkt, daß er bey den Toͤnen reiner Blasinſtrumente nur einen einfachen Ton zu hoͤren im Stande ſey, ſo wie auch bey dem Anſchlagen der Saiten, wenn alle uͤbrigen Saiten des Inſtruments gehoͤrig gedaͤmpft ſind, die klingende Saite allenthalben gleichartig und von gleicher Dicke iſt, und die Nebenſchwingungen vermieden werden, welche etwa durch die Beruͤhrungsſtelle verurſacht werden koͤnnten.</p> <p>Eben derſelbe gedenkt auch einer Erſcheinung, welche aus der Verbindung der ſchwingenden Bewegung mit einer drehenden zu entſtehen ſcheint. ”Der Raum,“ ſagt er, ”durch welchen die Saite ſchwingt, erſcheint uns wie eine ”Flaͤche, deren aͤußere krummlinigte Grenzen vorzuͤglich ”ſtark ins Auge fallen. Weil ſich nemlich die ſchwingende ”Saite laͤnger an den beyden Grenzen, als in der Mitte, ”aufhaͤlt, ſo hat man ungefaͤhr das Bild, als ob an den ”Grenzen zwo Saiten geſpannt waͤren, und die dazwiſchen ”fallende Flaͤche aus einem duͤnnen Spinnengewebe beſtuͤnde. ”Beruͤhrt man nun die Saite weit von ihrem Mittelpunk”te, ſo ſcheint ſich zwiſchen den beyden Saitenbildern an ”den Grenzen der Flaͤche, ein drittes Saitenbild langſam ”hin und her zu bewegen — Jenſeits der Mitte bewegt ”ſich das dritte Saitenbild entgegengeſetzt, und an andern<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [761/0767]
Ueber die verſchiedenen Schwingungsarten der Saiten hat zuerſt Sauveur (Mém. de Paris, 1701.), nachher Brook Taylor (Methodus incrementorum, Lond. 1715. 4.), Daniel Bernoulli (Mém. de Berlin 1753, 1765.), Euler (Nov. Comm. Petrop. To. IV. XV. XVII. XIX. Acta Acad. Petrop. 1779. 1780. 1781. Mém. de Berl. 1748. 1753. 1765.), de la Grange (Miſc. Taurinenſ. To. I. II. III.), Young (Enquiry in to the principal phaenomena of ſounds and muſical ſtrings. Dublin, 1784. 8.) uͤber die Toͤne der Blasinſtrumente Bernoulli (Theorie des tons de l'orgue, Mém. de Paris, 1762.) und Lambert (Sur les tons des flûtes, Mém. de Berlin, 1775.) theoretiſche Unterſuchungen angeſtellt.
Herr Buſſe (Kleine Beytraͤge zur Mathematik und Phyſik. Erſter Theil, Leipz. 1786. S. 131. f.) bemerkt, daß er bey den Toͤnen reiner Blasinſtrumente nur einen einfachen Ton zu hoͤren im Stande ſey, ſo wie auch bey dem Anſchlagen der Saiten, wenn alle uͤbrigen Saiten des Inſtruments gehoͤrig gedaͤmpft ſind, die klingende Saite allenthalben gleichartig und von gleicher Dicke iſt, und die Nebenſchwingungen vermieden werden, welche etwa durch die Beruͤhrungsſtelle verurſacht werden koͤnnten.
Eben derſelbe gedenkt auch einer Erſcheinung, welche aus der Verbindung der ſchwingenden Bewegung mit einer drehenden zu entſtehen ſcheint. ”Der Raum,“ ſagt er, ”durch welchen die Saite ſchwingt, erſcheint uns wie eine ”Flaͤche, deren aͤußere krummlinigte Grenzen vorzuͤglich ”ſtark ins Auge fallen. Weil ſich nemlich die ſchwingende ”Saite laͤnger an den beyden Grenzen, als in der Mitte, ”aufhaͤlt, ſo hat man ungefaͤhr das Bild, als ob an den ”Grenzen zwo Saiten geſpannt waͤren, und die dazwiſchen ”fallende Flaͤche aus einem duͤnnen Spinnengewebe beſtuͤnde. ”Beruͤhrt man nun die Saite weit von ihrem Mittelpunk”te, ſo ſcheint ſich zwiſchen den beyden Saitenbildern an ”den Grenzen der Flaͤche, ein drittes Saitenbild langſam ”hin und her zu bewegen — Jenſeits der Mitte bewegt ”ſich das dritte Saitenbild entgegengeſetzt, und an andern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |