fielen, und daß man daher durch Beschreibung der güldenen Zahl zu den Tagen des Kalenders, auf welche die Neumonde in den ersten 19 Jahren gefallen waren, diese Neumonde für alle folgende Jahre richtig wiederfinden und das Osterfest dadurch leicht bestimmen könne. Eigentlich aber trug das Concilium dem Patriarchen von Alexandrien, dessen Diöces wegen des alexandrinischen Museums die gelehrtesten Astronomen haben sollte, auf, die Ostervollmonde zu prüfen, und den richtigen Tag derselben dem römischen Bischofe anzuzeigen. Allein es sind diese Anzeigen völlig vernachläßiget, alle Osterfeste nach der unvollkommnen cyklischen Rechnung bestimmt, und daher sehr viele wider die vermeynte Disposition des Conciliums theils zu früh, theils zu spät, gefeyert worden.
Mit der Zeit wurden die Fehler dieses mit dem julianischen Jahre combinirten Mondcykels merklicher. Da das angenommene Jahr selbst um 11 Min. zu lang ist, so muste die Zeit der Nachtgleiche jährlich um 11 Min. gegen den Anfang des Jahres zurückrücken, welches in 400 Jahren 3 Tage beträgt. Daher war sie im sechszehnten Jahrhunderte, seit dem I. 325, vom 21. März bis zum 10ten fortgerückt. Da ferner 19 julianische Jahre um 1 St. 32 Min. länger sind, als 235 Mondwechsel, welches in 312 1/2 Jahren einen Tag, und in 1250 Jahren vier Tage beträgt, so mußten die Neumonde im sechszehnten Jahrhunderte vier Tage früher, als zur Zeit des Conciliums, fallen. So würde nach und nach der Winter in den September, und der Vollmond auf die Tage gerückt seyn, für welche die beygeschriebne güldne Zahl Neumond anzeigte.
Schon Beda hatte um das Jahr 700 das Fortrücken der Nachtgleiche bemerkt, welches damals schon drey Tage betrug. Im dreyzehnten Jahrhunderte schrieb Johann von Sacrobosco sein Buch: De anni ratione, und Roger Bacon rieth, das Jahr so zu ändern, daß die Nachtgleichen, wie im Anfange der christlichen Zeitrechnung, auf den 25. März und September fielen. Im funfzehnten Jahrhunderte gaben Peter d'Ailly(de Alliaco) auf dem costnitzer und der Cardinal von Cusa auf dem lateranensischen
fielen, und daß man daher durch Beſchreibung der guͤldenen Zahl zu den Tagen des Kalenders, auf welche die Neumonde in den erſten 19 Jahren gefallen waren, dieſe Neumonde fuͤr alle folgende Jahre richtig wiederfinden und das Oſterfeſt dadurch leicht beſtimmen koͤnne. Eigentlich aber trug das Concilium dem Patriarchen von Alexandrien, deſſen Dioͤces wegen des alexandriniſchen Muſeums die gelehrteſten Aſtronomen haben ſollte, auf, die Oſtervollmonde zu pruͤfen, und den richtigen Tag derſelben dem roͤmiſchen Biſchofe anzuzeigen. Allein es ſind dieſe Anzeigen voͤllig vernachlaͤßiget, alle Oſterfeſte nach der unvollkommnen cykliſchen Rechnung beſtimmt, und daher ſehr viele wider die vermeynte Dispoſition des Conciliums theils zu fruͤh, theils zu ſpaͤt, gefeyert worden.
Mit der Zeit wurden die Fehler dieſes mit dem julianiſchen Jahre combinirten Mondcykels merklicher. Da das angenommene Jahr ſelbſt um 11 Min. zu lang iſt, ſo muſte die Zeit der Nachtgleiche jaͤhrlich um 11 Min. gegen den Anfang des Jahres zuruͤckruͤcken, welches in 400 Jahren 3 Tage betraͤgt. Daher war ſie im ſechszehnten Jahrhunderte, ſeit dem I. 325, vom 21. Maͤrz bis zum 10ten fortgeruͤckt. Da ferner 19 julianiſche Jahre um 1 St. 32 Min. laͤnger ſind, als 235 Mondwechſel, welches in 312 1/2 Jahren einen Tag, und in 1250 Jahren vier Tage betraͤgt, ſo mußten die Neumonde im ſechszehnten Jahrhunderte vier Tage fruͤher, als zur Zeit des Conciliums, fallen. So wuͤrde nach und nach der Winter in den September, und der Vollmond auf die Tage geruͤckt ſeyn, fuͤr welche die beygeſchriebne guͤldne Zahl Neumond anzeigte.
Schon Beda hatte um das Jahr 700 das Fortruͤcken der Nachtgleiche bemerkt, welches damals ſchon drey Tage betrug. Im dreyzehnten Jahrhunderte ſchrieb Johann von Sacroboſco ſein Buch: De anni ratione, und Roger Bacon rieth, das Jahr ſo zu aͤndern, daß die Nachtgleichen, wie im Anfange der chriſtlichen Zeitrechnung, auf den 25. Maͤrz und September fielen. Im funfzehnten Jahrhunderte gaben Peter d'Ailly(de Alliaco) auf dem coſtnitzer und der Cardinal von Cuſa auf dem lateranenſiſchen
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fielen, und daß man daher durch Beſchreibung der guͤldenen Zahl zu den Tagen des Kalenders, auf welche die Neumonde in den erſten 19 Jahren gefallen waren, dieſe Neumonde fuͤr alle folgende Jahre richtig wiederfinden und das Oſterfeſt dadurch leicht beſtimmen koͤnne. Eigentlich aber trug das Concilium dem Patriarchen von Alexandrien, deſſen Dioͤces wegen des alexandriniſchen Muſeums die gelehrteſten Aſtronomen haben ſollte, auf, die Oſtervollmonde zu pruͤfen, und den richtigen Tag derſelben dem roͤmiſchen Biſchofe anzuzeigen. Allein es ſind dieſe Anzeigen voͤllig vernachlaͤßiget, alle Oſterfeſte nach der unvollkommnen cykliſchen Rechnung beſtimmt, und daher ſehr viele wider die vermeynte Dispoſition des Conciliums theils zu fruͤh, theils zu ſpaͤt, gefeyert worden.
Mit der Zeit wurden die Fehler dieſes mit dem julianiſchen Jahre combinirten Mondcykels merklicher. Da das angenommene Jahr ſelbſt um 11 Min. zu lang iſt, ſo muſte die Zeit der Nachtgleiche jaͤhrlich um 11 Min. gegen den Anfang des Jahres zuruͤckruͤcken, welches in 400 Jahren 3 Tage betraͤgt. Daher war ſie im ſechszehnten Jahrhunderte, ſeit dem I. 325, vom 21. Maͤrz bis zum 10ten fortgeruͤckt. Da ferner 19 julianiſche Jahre um 1 St. 32 Min. laͤnger ſind, als 235 Mondwechſel, welches in 312 1/2 Jahren einen Tag, und in 1250 Jahren vier Tage betraͤgt, ſo mußten die Neumonde im ſechszehnten Jahrhunderte vier Tage fruͤher, als zur Zeit des Conciliums, fallen. So wuͤrde nach und nach der Winter in den September, und der Vollmond auf die Tage geruͤckt ſeyn, fuͤr welche die beygeſchriebne guͤldne Zahl Neumond anzeigte.
Schon Beda hatte um das Jahr 700 das Fortruͤcken der Nachtgleiche bemerkt, welches damals ſchon drey Tage betrug. Im dreyzehnten Jahrhunderte ſchrieb Johann von Sacroboſco ſein Buch: De anni ratione, und Roger Bacon rieth, das Jahr ſo zu aͤndern, daß die Nachtgleichen, wie im Anfange der chriſtlichen Zeitrechnung, auf den 25. Maͤrz und September fielen. Im funfzehnten Jahrhunderte gaben Peter d'Ailly (de Alliaco) auf dem coſtnitzer und der Cardinal von Cuſa auf dem lateranenſiſchen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/724>, abgerufen am 22.11.2024.
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