Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Hydrodynamik, Hydrodynamica, Hydrodynamique. Die Lehre von den Kräften und Bewegungen flüssiger Körper im Allgemeinen betrachtet. Es läßt sich hiebey, ohne Algebra, höhere Geometrie und Analysis des Unendlichen, nichts Gründliches und Vollkommnes finden; dennoch wünscht man die Lehren von den Maschinen zur Bewegung des Wassers ihrer Wichtigkeit wegen auch denen vorzutragen, die ihre Erfindung oder genauere Berechnung zu verstehen nicht im Stande sind. Dies hat die Absonderung der Hydrodynamik von der gemeinen Hydraulik (s. den vorhergehenden Artikel) veranlasset, wobey alles, was Lehren der höhern Mathematik voraussetzt, zur Hydrodynamik gerechnet wird, eben so, wie man bey der Betrachtung der Bewegungen fester Körper die gemeine Mechanik von der höhern oder der Dynamik unterscheidet. Die ersten Gründe zur Hydrodynamik sind in Italien von den Schülern des Galilei um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gelegt worden. Castelli, ein Benedictiner vom Monte Casino, (Della misura dell' acque correnti, Rom. 1640. und in der Nuova raccolta d' autori che trattano del moto dell' acque. Parma 1766. VI. To. 4.) untersuchte zuerst das Gesetz der Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser aus engen Oefnungen der Gefäße läuft, und glaubte durch Erfahrungen zu finden, die Geschwindigkeit verhalte sich, wie die Wasserhöhe. Torricelli aber (Del moto dei gravi, Firenz. 1644. 4.) und Baliani (De motu naturali gravium, Genuae, 1646. 4.) behaupteten dagegen mit mehrerem Rechte, daß sich die Geschwindigkeiten, wie die Quadratwurzeln der Wasserhöhen, verhielten. Matiotte (Du mouvement des eaux. Paris, 1686. 8.) bestätigte nachher Torricellis Lehre durch Erfahrungen. Hieher gehören auch die Schriften des Johann Ceva
Hydrodynamik, Hydrodynamica, Hydrodynamique. Die Lehre von den Kraͤften und Bewegungen fluͤſſiger Koͤrper im Allgemeinen betrachtet. Es laͤßt ſich hiebey, ohne Algebra, hoͤhere Geometrie und Analyſis des Unendlichen, nichts Gruͤndliches und Vollkommnes finden; dennoch wuͤnſcht man die Lehren von den Maſchinen zur Bewegung des Waſſers ihrer Wichtigkeit wegen auch denen vorzutragen, die ihre Erfindung oder genauere Berechnung zu verſtehen nicht im Stande ſind. Dies hat die Abſonderung der Hydrodynamik von der gemeinen Hydraulik (ſ. den vorhergehenden Artikel) veranlaſſet, wobey alles, was Lehren der hoͤhern Mathematik vorausſetzt, zur Hydrodynamik gerechnet wird, eben ſo, wie man bey der Betrachtung der Bewegungen feſter Koͤrper die gemeine Mechanik von der hoͤhern oder der Dynamik unterſcheidet. Die erſten Gruͤnde zur Hydrodynamik ſind in Italien von den Schuͤlern des Galilei um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gelegt worden. Caſtelli, ein Benedictiner vom Monte Caſino, (Della miſura dell' acque correnti, Rom. 1640. und in der Nuova raccolta d' autori che trattano del moto dell' acque. Parma 1766. VI. To. 4.) unterſuchte zuerſt das Geſetz der Geſchwindigkeit, mit welcher das Waſſer aus engen Oefnungen der Gefaͤße laͤuft, und glaubte durch Erfahrungen zu finden, die Geſchwindigkeit verhalte ſich, wie die Waſſerhoͤhe. Torricelli aber (Del moto dei gravi, Firenz. 1644. 4.) und Baliani (De motu naturali gravium, Genuae, 1646. 4.) behaupteten dagegen mit mehrerem Rechte, daß ſich die Geſchwindigkeiten, wie die Quadratwurzeln der Waſſerhoͤhen, verhielten. Matiotte (Du mouvement des eaux. Paris, 1686. 8.) beſtaͤtigte nachher Torricellis Lehre durch Erfahrungen. Hieher gehoͤren auch die Schriften des Johann Ceva <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0662" xml:id="P.2.656" n="656"/><lb/> werden, <hi rendition="#b">ſ. Druckwerk, Pumpen, Waſſerſchraube, Springbrunnen.</hi> Eine kurze Ueberſicht deſſen, was zur Hydraulik gehoͤrt, mit einem Verzeichniße der vornehmſten Schriften findet man beym <hi rendition="#b">Eberhard</hi> (Neue Beytraͤge zur <hi rendition="#aq">Matheſi applicata,</hi> Halle, 1773. 8.).</p> </div> <div n="2"> <head>Hydrodynamik, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Hydrodynamica</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Hydrodynamique</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Die Lehre von den Kraͤften und Bewegungen fluͤſſiger Koͤrper im Allgemeinen betrachtet. Es laͤßt ſich hiebey, ohne Algebra, hoͤhere Geometrie und Analyſis des Unendlichen, nichts Gruͤndliches und Vollkommnes finden; dennoch wuͤnſcht man die Lehren von den Maſchinen zur Bewegung des Waſſers ihrer Wichtigkeit wegen auch denen vorzutragen, die ihre Erfindung oder genauere Berechnung zu verſtehen nicht im Stande ſind. Dies hat die Abſonderung der Hydrodynamik von der gemeinen Hydraulik (ſ. den vorhergehenden Artikel) veranlaſſet, wobey alles, was Lehren der hoͤhern Mathematik vorausſetzt, zur <hi rendition="#b">Hydrodynamik</hi> gerechnet wird, eben ſo, wie man bey der Betrachtung der Bewegungen feſter Koͤrper die gemeine Mechanik von der hoͤhern oder der <hi rendition="#b">Dynamik</hi> unterſcheidet.</p> <p>Die erſten Gruͤnde zur Hydrodynamik ſind in Italien von den Schuͤlern des <hi rendition="#b">Galilei</hi> um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gelegt worden. <hi rendition="#b">Caſtelli,</hi> ein Benedictiner vom Monte Caſino, <hi rendition="#aq">(Della miſura dell' acque correnti, Rom. 1640.</hi> und in der <hi rendition="#aq">Nuova raccolta d' autori che trattano del moto dell' acque. Parma 1766. VI. To. 4.)</hi> unterſuchte zuerſt das Geſetz der Geſchwindigkeit, mit welcher das Waſſer aus engen Oefnungen der Gefaͤße laͤuft, und glaubte durch Erfahrungen zu finden, die Geſchwindigkeit verhalte ſich, wie die Waſſerhoͤhe. <hi rendition="#b">Torricelli</hi> aber <hi rendition="#aq">(Del moto dei gravi, Firenz. 1644. 4.)</hi> und <hi rendition="#b">Baliani</hi> <hi rendition="#aq">(De motu naturali gravium, Genuae, 1646. 4.)</hi> behaupteten dagegen mit mehrerem Rechte, daß ſich die Geſchwindigkeiten, wie die Quadratwurzeln der Waſſerhoͤhen, verhielten. <hi rendition="#b">Matiotte</hi> <hi rendition="#aq">(Du mouvement des eaux. Paris, 1686. 8.)</hi> beſtaͤtigte nachher Torricellis Lehre durch Erfahrungen. Hieher gehoͤren auch die Schriften des <hi rendition="#b">Johann Ceva</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [656/0662]
werden, ſ. Druckwerk, Pumpen, Waſſerſchraube, Springbrunnen. Eine kurze Ueberſicht deſſen, was zur Hydraulik gehoͤrt, mit einem Verzeichniße der vornehmſten Schriften findet man beym Eberhard (Neue Beytraͤge zur Matheſi applicata, Halle, 1773. 8.).
Hydrodynamik, Hydrodynamica, Hydrodynamique.
Die Lehre von den Kraͤften und Bewegungen fluͤſſiger Koͤrper im Allgemeinen betrachtet. Es laͤßt ſich hiebey, ohne Algebra, hoͤhere Geometrie und Analyſis des Unendlichen, nichts Gruͤndliches und Vollkommnes finden; dennoch wuͤnſcht man die Lehren von den Maſchinen zur Bewegung des Waſſers ihrer Wichtigkeit wegen auch denen vorzutragen, die ihre Erfindung oder genauere Berechnung zu verſtehen nicht im Stande ſind. Dies hat die Abſonderung der Hydrodynamik von der gemeinen Hydraulik (ſ. den vorhergehenden Artikel) veranlaſſet, wobey alles, was Lehren der hoͤhern Mathematik vorausſetzt, zur Hydrodynamik gerechnet wird, eben ſo, wie man bey der Betrachtung der Bewegungen feſter Koͤrper die gemeine Mechanik von der hoͤhern oder der Dynamik unterſcheidet.
Die erſten Gruͤnde zur Hydrodynamik ſind in Italien von den Schuͤlern des Galilei um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gelegt worden. Caſtelli, ein Benedictiner vom Monte Caſino, (Della miſura dell' acque correnti, Rom. 1640. und in der Nuova raccolta d' autori che trattano del moto dell' acque. Parma 1766. VI. To. 4.) unterſuchte zuerſt das Geſetz der Geſchwindigkeit, mit welcher das Waſſer aus engen Oefnungen der Gefaͤße laͤuft, und glaubte durch Erfahrungen zu finden, die Geſchwindigkeit verhalte ſich, wie die Waſſerhoͤhe. Torricelli aber (Del moto dei gravi, Firenz. 1644. 4.) und Baliani (De motu naturali gravium, Genuae, 1646. 4.) behaupteten dagegen mit mehrerem Rechte, daß ſich die Geſchwindigkeiten, wie die Quadratwurzeln der Waſſerhoͤhen, verhielten. Matiotte (Du mouvement des eaux. Paris, 1686. 8.) beſtaͤtigte nachher Torricellis Lehre durch Erfahrungen. Hieher gehoͤren auch die Schriften des Johann Ceva
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