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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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4. Sect. X.)
folgert aus seiner beym Worte: Elasticität angeführten Hypothese den Satz, die drückende Kraft verhalte sich, wie das Quadrat der Geschwindigkeit der innern Bewegung der Lufttheilchen, mit dem Raume dividirt. Hieraus leitet er eine Differentialgleichung zwischen der Kraft, der Geschwindigkeit und der Höhe über dem Meere her, die sich, wenn die Geschwindigkeit unveränderlich ist, in die gemeine logarithmische Gleichung verwandlet. Er setzt aber diese Geschwindigkeit veränderlich, sucht aus einigen Erfahrungen von Barometerhöhen ihr Gesetz, integrirt jene Gleichung, und findet, nachdem er die beständigen Größen ebenfalls aus Erfahrungen zu bestimmen gesucht hat, wo f den mittlern Barometerstand am Meere oder 28 Zell 4 3/4 Lin. bedeutet. Eine Tabelle nach dieser Regel berechnet findet sich beym Sulzer (Beschreibung der Merkwürdigkeiten auf einer Reise durch einige Orte des Schweizerlandes. Zürich, 1742. 4.) und Böhm (Gründliche Anleitung zur Meßkunst auf dem Felde, Frankfurt, 2te Aufl. 1759. 4. Anhang. Taf. IV.). Diese Regel ist blos hypothetisch, und wenn man beym Integriren andere Beobachtungen zum Grunde legt, so findet man auch statt des Coefficienten 22000 andere Zahlen.

Cassini (Mem. de Paris, 1733.) nahm zu Vergleichung einiger auf den Pyrenäen gemachten Beobachtungen an, die Dichte der Luft verhalte sich, wie das Quadrat des Drucks, woraus folgt. Seine Voraussetzung aber beruht auf keinen physikalischen Gründen. Maraldi nahm an, die Schichten, durch welche das Quecksilber immer um 1 Lin. fällt, vom Meere an, wären nach einander 61, 62, 63 Fuß u. s. w. hoch. Feuillee machte eben solche Schichten, nur jede um 2 Fuß größer. Von allen diesen Hypothesen handelt


4. Sect. X.)
folgert aus ſeiner beym Worte: Elaſticitaͤt angefuͤhrten Hypotheſe den Satz, die druͤckende Kraft verhalte ſich, wie das Quadrat der Geſchwindigkeit der innern Bewegung der Lufttheilchen, mit dem Raume dividirt. Hieraus leitet er eine Differentialgleichung zwiſchen der Kraft, der Geſchwindigkeit und der Hoͤhe uͤber dem Meere her, die ſich, wenn die Geſchwindigkeit unveraͤnderlich iſt, in die gemeine logarithmiſche Gleichung verwandlet. Er ſetzt aber dieſe Geſchwindigkeit veraͤnderlich, ſucht aus einigen Erfahrungen von Barometerhoͤhen ihr Geſetz, integrirt jene Gleichung, und findet, nachdem er die beſtaͤndigen Groͤßen ebenfalls aus Erfahrungen zu beſtimmen geſucht hat, wo f den mittlern Barometerſtand am Meere oder 28 Zell 4 3/4 Lin. bedeutet. Eine Tabelle nach dieſer Regel berechnet findet ſich beym Sulzer (Beſchreibung der Merkwuͤrdigkeiten auf einer Reiſe durch einige Orte des Schweizerlandes. Zuͤrich, 1742. 4.) und Boͤhm (Gruͤndliche Anleitung zur Meßkunſt auf dem Felde, Frankfurt, 2te Aufl. 1759. 4. Anhang. Taf. IV.). Dieſe Regel iſt blos hypothetiſch, und wenn man beym Integriren andere Beobachtungen zum Grunde legt, ſo findet man auch ſtatt des Coefficienten 22000 andere Zahlen.

Caſſini (Mém. de Paris, 1733.) nahm zu Vergleichung einiger auf den Pyrenaͤen gemachten Beobachtungen an, die Dichte der Luft verhalte ſich, wie das Quadrat des Drucks, woraus folgt. Seine Vorausſetzung aber beruht auf keinen phyſikaliſchen Gruͤnden. Maraldi nahm an, die Schichten, durch welche das Queckſilber immer um 1 Lin. faͤllt, vom Meere an, waͤren nach einander 61, 62, 63 Fuß u. ſ. w. hoch. Feuillee machte eben ſolche Schichten, nur jede um 2 Fuß groͤßer. Von allen dieſen Hypotheſen handelt

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[622/0628] 4. Sect. X.) folgert aus ſeiner beym Worte: Elaſticitaͤt angefuͤhrten Hypotheſe den Satz, die druͤckende Kraft verhalte ſich, wie das Quadrat der Geſchwindigkeit der innern Bewegung der Lufttheilchen, mit dem Raume dividirt. Hieraus leitet er eine Differentialgleichung zwiſchen der Kraft, der Geſchwindigkeit und der Hoͤhe uͤber dem Meere her, die ſich, wenn die Geſchwindigkeit unveraͤnderlich iſt, in die gemeine logarithmiſche Gleichung verwandlet. Er ſetzt aber dieſe Geſchwindigkeit veraͤnderlich, ſucht aus einigen Erfahrungen von Barometerhoͤhen ihr Geſetz, integrirt jene Gleichung, und findet, nachdem er die beſtaͤndigen Groͤßen ebenfalls aus Erfahrungen zu beſtimmen geſucht hat, wo f den mittlern Barometerſtand am Meere oder 28 Zell 4 3/4 Lin. bedeutet. Eine Tabelle nach dieſer Regel berechnet findet ſich beym Sulzer (Beſchreibung der Merkwuͤrdigkeiten auf einer Reiſe durch einige Orte des Schweizerlandes. Zuͤrich, 1742. 4.) und Boͤhm (Gruͤndliche Anleitung zur Meßkunſt auf dem Felde, Frankfurt, 2te Aufl. 1759. 4. Anhang. Taf. IV.). Dieſe Regel iſt blos hypothetiſch, und wenn man beym Integriren andere Beobachtungen zum Grunde legt, ſo findet man auch ſtatt des Coefficienten 22000 andere Zahlen. Caſſini (Mém. de Paris, 1733.) nahm zu Vergleichung einiger auf den Pyrenaͤen gemachten Beobachtungen an, die Dichte der Luft verhalte ſich, wie das Quadrat des Drucks, woraus folgt. Seine Vorausſetzung aber beruht auf keinen phyſikaliſchen Gruͤnden. Maraldi nahm an, die Schichten, durch welche das Queckſilber immer um 1 Lin. faͤllt, vom Meere an, waͤren nach einander 61, 62, 63 Fuß u. ſ. w. hoch. Feuillee machte eben ſolche Schichten, nur jede um 2 Fuß groͤßer. Von allen dieſen Hypotheſen handelt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/628>, abgerufen am 22.11.2024.