wird auf der Kunstkammer in Petersburg aufbehalten. Die große gottorpische Weltkugel, welche für den Herzog Friedrich von Holstein von 1656 bis 1664 durch Andreas Busch aus Limburg gebaut ward, hatte 11 Schuh im Durchschnitt, stellte von innen den Himmel und von außen die Erde vor, hatte inwendig an der Axe einen Tisch mit Bänken für 12 Personen, und am Horizonte eine Gallerie. Diese große Maschine ist in Petersburg reparirt worden, und steht noch daselbst in einem eignen Hause. Erhard Weigel, Professor zu Iena, der auch über die Globen geschrieben hat (Beschreibung der verbesserten Himmels- und Erdengloben, Iena, 1681. 4.) verfertigte große Kugeln von Kupfer und Messing, zum Theil mit seinen heraldischen Sternbildern bezeichnet. Er durchlöcherte die Stellen der Sterne, und machte in die Kugelfläche Oefnungen, durch welche man die Sterne in der hohlen Fläche als helle Punkte sahe. Eine sehr große Kugel von dieser Art, in welcher dreyßig Personen Raum haben, befindet sich in Kopenhagen.
Am meisten hat sich durch Verfertigung großer Globen zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts der venetianische Kosmograph Vincenz Coronelli ausgezeichnet. Von ihm sind die beyden für Ludwig XIV. verfertigten Kugeln von 13 Schuh Durchmesser, welche zu Marly stehen, und ihrer Größe ungeachtet, wegen ihres genauen Gleichgewichts, mit einem Finger bewegt werden können. Der Holländer Gerhard Valk lieferte wohlfeilere Globen, die aber von den französischen und englischen des de l' Isle und Moll an Genauigkeit übertroffen wurden. In Deutschland eröfnete Ludwig Andreä zu Nürnberg die erste Officin von Erd- und Himmelskugeln in leidlichen Preisen, welchem Endersch zu Elbingen in Preussen und die homannische Officin nachfolgten. Die letztere übertrug die Veranstaltung im Jahre 1728 dem Professor Doppelmayr, der sie durch Puschner in drey verschiednen Grössen
Auf diesen Umstand bezieht sich die darauf gesetzte übertriebene Schmeicheley: Incluta Gallorum proh! quanta potentia regis En digito coeli volvit et orbis opus.
wird auf der Kunſtkammer in Petersburg aufbehalten. Die große gottorpiſche Weltkugel, welche fuͤr den Herzog Friedrich von Holſtein von 1656 bis 1664 durch Andreas Buſch aus Limburg gebaut ward, hatte 11 Schuh im Durchſchnitt, ſtellte von innen den Himmel und von außen die Erde vor, hatte inwendig an der Axe einen Tiſch mit Baͤnken fuͤr 12 Perſonen, und am Horizonte eine Gallerie. Dieſe große Maſchine iſt in Petersburg reparirt worden, und ſteht noch daſelbſt in einem eignen Hauſe. Erhard Weigel, Profeſſor zu Iena, der auch uͤber die Globen geſchrieben hat (Beſchreibung der verbeſſerten Himmels- und Erdengloben, Iena, 1681. 4.) verfertigte große Kugeln von Kupfer und Meſſing, zum Theil mit ſeinen heraldiſchen Sternbildern bezeichnet. Er durchloͤcherte die Stellen der Sterne, und machte in die Kugelflaͤche Oefnungen, durch welche man die Sterne in der hohlen Flaͤche als helle Punkte ſahe. Eine ſehr große Kugel von dieſer Art, in welcher dreyßig Perſonen Raum haben, befindet ſich in Kopenhagen.
Am meiſten hat ſich durch Verfertigung großer Globen zu Anfang des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts der venetianiſche Kosmograph Vincenz Coronelli ausgezeichnet. Von ihm ſind die beyden fuͤr Ludwig XIV. verfertigten Kugeln von 13 Schuh Durchmeſſer, welche zu Marly ſtehen, und ihrer Groͤße ungeachtet, wegen ihres genauen Gleichgewichts, mit einem Finger bewegt werden koͤnnen. Der Hollaͤnder Gerhard Valk lieferte wohlfeilere Globen, die aber von den franzoͤſiſchen und engliſchen des de l' Isle und Moll an Genauigkeit uͤbertroffen wurden. In Deutſchland eroͤfnete Ludwig Andreaͤ zu Nuͤrnberg die erſte Officin von Erd- und Himmelskugeln in leidlichen Preiſen, welchem Enderſch zu Elbingen in Preuſſen und die homanniſche Officin nachfolgten. Die letztere uͤbertrug die Veranſtaltung im Jahre 1728 dem Profeſſor Doppelmayr, der ſie durch Puſchner in drey verſchiednen Groͤſſen
Auf dieſen Umſtand bezieht ſich die darauf geſetzte uͤbertriebene Schmeicheley: Incluta Gallorum proh! quanta potentia regis En digito coeli volvit et orbis opus.
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wird auf der Kunſtkammer in Petersburg aufbehalten. Die große gottorpiſche Weltkugel, welche fuͤr den Herzog Friedrich von Holſtein von 1656 bis 1664 durch Andreas Buſch aus Limburg gebaut ward, hatte 11 Schuh im Durchſchnitt, ſtellte von innen den Himmel und von außen die Erde vor, hatte inwendig an der Axe einen Tiſch mit Baͤnken fuͤr 12 Perſonen, und am Horizonte eine Gallerie. Dieſe große Maſchine iſt in Petersburg reparirt worden, und ſteht noch daſelbſt in einem eignen Hauſe. Erhard Weigel, Profeſſor zu Iena, der auch uͤber die Globen geſchrieben hat (Beſchreibung der verbeſſerten Himmels- und Erdengloben, Iena, 1681. 4.) verfertigte große Kugeln von Kupfer und Meſſing, zum Theil mit ſeinen heraldiſchen Sternbildern bezeichnet. Er durchloͤcherte die Stellen der Sterne, und machte in die Kugelflaͤche Oefnungen, durch welche man die Sterne in der hohlen Flaͤche als helle Punkte ſahe. Eine ſehr große Kugel von dieſer Art, in welcher dreyßig Perſonen Raum haben, befindet ſich in Kopenhagen.
Am meiſten hat ſich durch Verfertigung großer Globen zu Anfang des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts der venetianiſche Kosmograph Vincenz Coronelli ausgezeichnet. Von ihm ſind die beyden fuͤr Ludwig XIV. verfertigten Kugeln von 13 Schuh Durchmeſſer, welche zu Marly ſtehen, und ihrer Groͤße ungeachtet, wegen ihres genauen Gleichgewichts, mit einem Finger bewegt werden koͤnnen . Der Hollaͤnder Gerhard Valk lieferte wohlfeilere Globen, die aber von den franzoͤſiſchen und engliſchen des de l' Isle und Moll an Genauigkeit uͤbertroffen wurden. In Deutſchland eroͤfnete Ludwig Andreaͤ zu Nuͤrnberg die erſte Officin von Erd- und Himmelskugeln in leidlichen Preiſen, welchem Enderſch zu Elbingen in Preuſſen und die homanniſche Officin nachfolgten. Die letztere uͤbertrug die Veranſtaltung im Jahre 1728 dem Profeſſor Doppelmayr, der ſie durch Puſchner in drey verſchiednen Groͤſſen
Auf dieſen Umſtand bezieht ſich die darauf geſetzte uͤbertriebene Schmeicheley: Incluta Gallorum proh! quanta potentia regis En digito coeli volvit et orbis opus.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/611>, abgerufen am 22.11.2024.
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