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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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vom Atlas, der den Himmel trägt, dadurch, daß ein mauritanischer Fürst dieses Namens die erste Kugel mit darauf verzeichneten Gestirnen verfertiget habe. Nach der Muthmaßung des Gassendi (Opp. To. V. p. 375.) soll Eudoxus von Cnidus 190 Jahre v. C. G. eine solche zu Stande gebracht, und die Sternbilder des Aratus darauf gesetzt haben. In einer Stelle des Diogenes Laertius aber (Vit. Philosoph. in prooem.), welche sagt, daß Musäus eine Theogonie und Sphäre gemacht habe, ist das griechische Wort ([fremdsprachliches Material]) wohl von Verfertigung eines Gedichts zu verstehen. Die Vorstellungen der Erdkugel scheinen den Alten bekannter gewesen zu seyn, und Ptolemäus hat darüber in seiner Geographie ein eignes Capitel (Geogr. L. I. c. 22. [fremdsprachliches Material]).

In neuern Zeiten beschäftigten sich vom funfzehnten Jahrhunderte an Regiomontan, Schoner, Hartmann u. a. mit Verfertigung von Himmelskugeln, die aber noch sehr unvollkommen waren. Martin Behaim, ein nürnbergischer Patricier (s. Doppelmayt's Nachricht von den nürnbergischen Mathematicis und Künstlern, Nürnb. 1750. Fol. S. 1. u. f.), der in Portugall lebte, und viele Seereisen gemacht hatte, verfertigte um das Ende des 15ten Jahrhunderts künstliche Erdkugeln, wovon noch eine auf der Bibliothek zu Nürnberg aufbewahrt wird, und in Doppelmayrs Buche abgebildet ist. Im 16ten Jahrhunderte haben sich Fracastori in Italien, Gemma Frisius, Gerhard Mercator und Iodocus Hond durch Bereitung künstlicher Erdkugeln hervorgethan, und Tycho de Brahe brachte im Jahre 1583 eine sehr kostbare messingene Himmelskugel von 6 Fuß Durchmesser zu Stande, welche zu Kopenhagen im Jahre 1728 mit der dasigen Sternwarte verbrannte.

Aus dem 17ten Jahrhunderte sind die Erd- und Himmelskugeln der Gebrüder Wilhelm Ianson und Iohann Ianson Blaeu oder Cäsius in Amsterdam vorzüglich berühmt. Eine Erdkugel von 7 Fuß Durchmesser, 1645--1650 von den Erben des Wilhelm Blaeu verfertiget,


vom Atlas, der den Himmel traͤgt, dadurch, daß ein mauritaniſcher Fuͤrſt dieſes Namens die erſte Kugel mit darauf verzeichneten Geſtirnen verfertiget habe. Nach der Muthmaßung des Gaſſendi (Opp. To. V. p. 375.) ſoll Eudoxus von Cnidus 190 Jahre v. C. G. eine ſolche zu Stande gebracht, und die Sternbilder des Aratus darauf geſetzt haben. In einer Stelle des Diogenes Laertius aber (Vit. Philoſoph. in prooem.), welche ſagt, daß Muſaͤus eine Theogonie und Sphaͤre gemacht habe, iſt das griechiſche Wort ([fremdsprachliches Material]) wohl von Verfertigung eines Gedichts zu verſtehen. Die Vorſtellungen der Erdkugel ſcheinen den Alten bekannter geweſen zu ſeyn, und Ptolemaͤus hat daruͤber in ſeiner Geographie ein eignes Capitel (Geogr. L. I. c. 22. [fremdsprachliches Material]).

In neuern Zeiten beſchaͤftigten ſich vom funfzehnten Jahrhunderte an Regiomontan, Schoner, Hartmann u. a. mit Verfertigung von Himmelskugeln, die aber noch ſehr unvollkommen waren. Martin Behaim, ein nuͤrnbergiſcher Patricier (ſ. Doppelmayt's Nachricht von den nuͤrnbergiſchen Mathematicis und Kuͤnſtlern, Nuͤrnb. 1750. Fol. S. 1. u. f.), der in Portugall lebte, und viele Seereiſen gemacht hatte, verfertigte um das Ende des 15ten Jahrhunderts kuͤnſtliche Erdkugeln, wovon noch eine auf der Bibliothek zu Nuͤrnberg aufbewahrt wird, und in Doppelmayrs Buche abgebildet iſt. Im 16ten Jahrhunderte haben ſich Fracaſtori in Italien, Gemma Friſius, Gerhard Mercator und Iodocus Hond durch Bereitung kuͤnſtlicher Erdkugeln hervorgethan, und Tycho de Brahe brachte im Jahre 1583 eine ſehr koſtbare meſſingene Himmelskugel von 6 Fuß Durchmeſſer zu Stande, welche zu Kopenhagen im Jahre 1728 mit der daſigen Sternwarte verbrannte.

Aus dem 17ten Jahrhunderte ſind die Erd- und Himmelskugeln der Gebruͤder Wilhelm Ianſon und Iohann Ianſon Blaeu oder Caͤſius in Amſterdam vorzuͤglich beruͤhmt. Eine Erdkugel von 7 Fuß Durchmeſſer, 1645—1650 von den Erben des Wilhelm Blaeu verfertiget,

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[604/0610] vom Atlas, der den Himmel traͤgt, dadurch, daß ein mauritaniſcher Fuͤrſt dieſes Namens die erſte Kugel mit darauf verzeichneten Geſtirnen verfertiget habe. Nach der Muthmaßung des Gaſſendi (Opp. To. V. p. 375.) ſoll Eudoxus von Cnidus 190 Jahre v. C. G. eine ſolche zu Stande gebracht, und die Sternbilder des Aratus darauf geſetzt haben. In einer Stelle des Diogenes Laertius aber (Vit. Philoſoph. in prooem.), welche ſagt, daß Muſaͤus eine Theogonie und Sphaͤre gemacht habe, iſt das griechiſche Wort (_ ) wohl von Verfertigung eines Gedichts zu verſtehen. Die Vorſtellungen der Erdkugel ſcheinen den Alten bekannter geweſen zu ſeyn, und Ptolemaͤus hat daruͤber in ſeiner Geographie ein eignes Capitel (Geogr. L. I. c. 22. _ ). In neuern Zeiten beſchaͤftigten ſich vom funfzehnten Jahrhunderte an Regiomontan, Schoner, Hartmann u. a. mit Verfertigung von Himmelskugeln, die aber noch ſehr unvollkommen waren. Martin Behaim, ein nuͤrnbergiſcher Patricier (ſ. Doppelmayt's Nachricht von den nuͤrnbergiſchen Mathematicis und Kuͤnſtlern, Nuͤrnb. 1750. Fol. S. 1. u. f.), der in Portugall lebte, und viele Seereiſen gemacht hatte, verfertigte um das Ende des 15ten Jahrhunderts kuͤnſtliche Erdkugeln, wovon noch eine auf der Bibliothek zu Nuͤrnberg aufbewahrt wird, und in Doppelmayrs Buche abgebildet iſt. Im 16ten Jahrhunderte haben ſich Fracaſtori in Italien, Gemma Friſius, Gerhard Mercator und Iodocus Hond durch Bereitung kuͤnſtlicher Erdkugeln hervorgethan, und Tycho de Brahe brachte im Jahre 1583 eine ſehr koſtbare meſſingene Himmelskugel von 6 Fuß Durchmeſſer zu Stande, welche zu Kopenhagen im Jahre 1728 mit der daſigen Sternwarte verbrannte. Aus dem 17ten Jahrhunderte ſind die Erd- und Himmelskugeln der Gebruͤder Wilhelm Ianſon und Iohann Ianſon Blaeu oder Caͤſius in Amſterdam vorzuͤglich beruͤhmt. Eine Erdkugel von 7 Fuß Durchmeſſer, 1645—1650 von den Erben des Wilhelm Blaeu verfertiget,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/610>, abgerufen am 14.06.2024.