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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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vorhergehende, wobey der Hebel mit der daran befindlichen Last stufenweis von einer zur andern gebracht wird. Oder man versieht seinen kurzen Arm mit Bügeln, die in eine gezatznte Stange einfallen, und diese mehreremale nach einander, jedesmal um einen Zahn, höher heben. Diese Vorrichtungen begreift man zusammen unter dem Namen der Hebladen. Sie werden zum Erstenmale bey einem französischen Schriftsteller (Recreations mathematiques, Rouen, 1634. Part. II. Probl. 21.) unter dem Namen: Levier sans fin, und aus demselben beym Schwenter (Mathematische Erquickstunden, Nürnb. 1651. 4. Funfzehuter Theil, 23 Aufg.) sehr undeutlich erwähnt, von Leupold aber (Theatr. machinarium, Cap. V. Taf. 16. 17.) deutlich beschrieben und abgebildet. Besondere Hebladen, Bäume umzustürzen und Wurzelstöcke aus der Erde zu reißen, beschreiben Böse (Hebmaschine, Göttingen, 1771. 8.), Polhem (Abhdl. der schwed. Akad. der Wiss. XVIII. B. der Uebers. S. 193.) und Silberschlag (Closter-Bergische Versuche, Berlin, 1768. 6 Vers. S. 169.).

Außerdem findet der Gebrauch des Hebels und die Anwendung seiner Gesetze im gemeinen Leben bey tausenderley Verfahren statt, ohne daß man immer darauf Achtung giebt, oder die Gesetze selbst kennt. Der Geisfuß der Mäurer, die Ruder, Messer, Scheeren, Zangen, Hammer, Bohrer, u. dgl. sind einfache oder zusammengesetzte Hebel, deren Wirkungen dem allgemeinen Gesetze dieses Rüstzeugs folgen. So besteht die Scheere aus zween Hebeln, die sich um einen gemeinschaftlichen Ruhepunkt drehen, und wo der Widerstand, den die Theile des zu zerschneidenden Körper ihrer Trennung entgegensetzen, die Stelle der Last vertritt. Sehr oft wird auch der Hebel so angebracht, daß er die Geschwindigkeit der Bewegungen vergrößern soll, in welchem Falle die Last weiter vom Ruhepunkte entfernt seyn muß, als die Kraft.

Auch die Muskeln des thierischen Körpers wirken bey Bewegung der Glieder nach den Gesetzen des Hebels. Die Natur hat hiebey mehrentheils diejenige Art des einarmichten


vorhergehende, wobey der Hebel mit der daran befindlichen Laſt ſtufenweis von einer zur andern gebracht wird. Oder man verſieht ſeinen kurzen Arm mit Buͤgeln, die in eine gezatznte Stange einfallen, und dieſe mehreremale nach einander, jedesmal um einen Zahn, hoͤher heben. Dieſe Vorrichtungen begreift man zuſammen unter dem Namen der Hebladen. Sie werden zum Erſtenmale bey einem franzoͤſiſchen Schriftſteller (Recreations mathematiques, Rouen, 1634. Part. II. Probl. 21.) unter dem Namen: Levier ſans fin, und aus demſelben beym Schwenter (Mathematiſche Erquickſtunden, Nuͤrnb. 1651. 4. Funfzehuter Theil, 23 Aufg.) ſehr undeutlich erwaͤhnt, von Leupold aber (Theatr. machinarium, Cap. V. Taf. 16. 17.) deutlich beſchrieben und abgebildet. Beſondere Hebladen, Baͤume umzuſtuͤrzen und Wurzelſtoͤcke aus der Erde zu reißen, beſchreiben Boͤſe (Hebmaſchine, Goͤttingen, 1771. 8.), Polhem (Abhdl. der ſchwed. Akad. der Wiſſ. XVIII. B. der Ueberſ. S. 193.) und Silberſchlag (Cloſter-Bergiſche Verſuche, Berlin, 1768. 6 Verſ. S. 169.).

Außerdem findet der Gebrauch des Hebels und die Anwendung ſeiner Geſetze im gemeinen Leben bey tauſenderley Verfahren ſtatt, ohne daß man immer darauf Achtung giebt, oder die Geſetze ſelbſt kennt. Der Geisfuß der Maͤurer, die Ruder, Meſſer, Scheeren, Zangen, Hammer, Bohrer, u. dgl. ſind einfache oder zuſammengeſetzte Hebel, deren Wirkungen dem allgemeinen Geſetze dieſes Ruͤſtzeugs folgen. So beſteht die Scheere aus zween Hebeln, die ſich um einen gemeinſchaftlichen Ruhepunkt drehen, und wo der Widerſtand, den die Theile des zu zerſchneidenden Koͤrper ihrer Trennung entgegenſetzen, die Stelle der Laſt vertritt. Sehr oft wird auch der Hebel ſo angebracht, daß er die Geſchwindigkeit der Bewegungen vergroͤßern ſoll, in welchem Falle die Laſt weiter vom Ruhepunkte entfernt ſeyn muß, als die Kraft.

Auch die Muſkeln des thieriſchen Koͤrpers wirken bey Bewegung der Glieder nach den Geſetzen des Hebels. Die Natur hat hiebey mehrentheils diejenige Art des einarmichten

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[575/0581] vorhergehende, wobey der Hebel mit der daran befindlichen Laſt ſtufenweis von einer zur andern gebracht wird. Oder man verſieht ſeinen kurzen Arm mit Buͤgeln, die in eine gezatznte Stange einfallen, und dieſe mehreremale nach einander, jedesmal um einen Zahn, hoͤher heben. Dieſe Vorrichtungen begreift man zuſammen unter dem Namen der Hebladen. Sie werden zum Erſtenmale bey einem franzoͤſiſchen Schriftſteller (Recreations mathematiques, Rouen, 1634. Part. II. Probl. 21.) unter dem Namen: Levier ſans fin, und aus demſelben beym Schwenter (Mathematiſche Erquickſtunden, Nuͤrnb. 1651. 4. Funfzehuter Theil, 23 Aufg.) ſehr undeutlich erwaͤhnt, von Leupold aber (Theatr. machinarium, Cap. V. Taf. 16. 17.) deutlich beſchrieben und abgebildet. Beſondere Hebladen, Baͤume umzuſtuͤrzen und Wurzelſtoͤcke aus der Erde zu reißen, beſchreiben Boͤſe (Hebmaſchine, Goͤttingen, 1771. 8.), Polhem (Abhdl. der ſchwed. Akad. der Wiſſ. XVIII. B. der Ueberſ. S. 193.) und Silberſchlag (Cloſter-Bergiſche Verſuche, Berlin, 1768. 6 Verſ. S. 169.). Außerdem findet der Gebrauch des Hebels und die Anwendung ſeiner Geſetze im gemeinen Leben bey tauſenderley Verfahren ſtatt, ohne daß man immer darauf Achtung giebt, oder die Geſetze ſelbſt kennt. Der Geisfuß der Maͤurer, die Ruder, Meſſer, Scheeren, Zangen, Hammer, Bohrer, u. dgl. ſind einfache oder zuſammengeſetzte Hebel, deren Wirkungen dem allgemeinen Geſetze dieſes Ruͤſtzeugs folgen. So beſteht die Scheere aus zween Hebeln, die ſich um einen gemeinſchaftlichen Ruhepunkt drehen, und wo der Widerſtand, den die Theile des zu zerſchneidenden Koͤrper ihrer Trennung entgegenſetzen, die Stelle der Laſt vertritt. Sehr oft wird auch der Hebel ſo angebracht, daß er die Geſchwindigkeit der Bewegungen vergroͤßern ſoll, in welchem Falle die Laſt weiter vom Ruhepunkte entfernt ſeyn muß, als die Kraft. Auch die Muſkeln des thieriſchen Koͤrpers wirken bey Bewegung der Glieder nach den Geſetzen des Hebels. Die Natur hat hiebey mehrentheils diejenige Art des einarmichten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/581>, abgerufen am 25.11.2024.