Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Macquer Chymisches Wörterbuch, mit Herrn Leonhardi Anm. Art. Gyps. H Haarröhren, Tubi capillares, Tuyaux capillaires, Tubes capillaires. Diesen Namen führen alle enge Röhren von geringem Durchmesser, wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Haaren, welche ebenfalls hohle Röhren sind. Die Haarröhren der Experimentalphysik aber dürfen eben nicht so fein und dünn, als Haare seyn; man rechnet Glasröhren schon dafür, wenn der Durchmesser ihrer Höhlung, oder ihre Weite im Lichten (lumen) nur nicht über (1/10) eines rheinländischen Zolles beträgt und 's Gravesande (Physices Elem. T. I. L. I. c. 5.) läßt sogar 1/6 Zoll zu. Sie können auch von Metall und andern Materien seyn, ob man gleich die Versuche selten an andern, als an Glasröhren, anstellet. Alle poröse Körper, welche flüßige Materien anziehen, z. B. Schwämme, Löschpapier, Zucker rc. lassen sich als Zusammensetzungen von Haarröhren ansehen. Die Erscheinungen an den Haarröhren scheinen Ausnahmen von dem Gesetz der Hydrostatik zu machen, nach welchem zwo Säulen von einerley flüßigen Materie nicht anders im Gleichgewichte seyn können, als wenn ihre Oberflächen gleich hoch, d. i. in einer und eben derselben Horizontalebne liegen, s. Röhren, communicirende. Bey den Haarröhren hingegen beobachtet man folgendes. 1) Wenn in ein Gefäß mit Wasser eine gläserne oben und unten ofne Haarröhre getaucht wird, so steigt das Wasser innerhalb der Röhre höher, als es von außen im Gefäße steht. 2) Es steigt desto höher, je enger der Röhre Durchmesser ist. 3) Doch steigt es nie über die obere Oefnung der Röhre
Macquer Chymiſches Woͤrterbuch, mit Herrn Leonhardi Anm. Art. Gyps. H Haarroͤhren, Tubi capillares, Tuyaux capillaires, Tubes capillaires. Dieſen Namen fuͤhren alle enge Roͤhren von geringem Durchmeſſer, wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Haaren, welche ebenfalls hohle Roͤhren ſind. Die Haarroͤhren der Experimentalphyſik aber duͤrfen eben nicht ſo fein und duͤnn, als Haare ſeyn; man rechnet Glasroͤhren ſchon dafuͤr, wenn der Durchmeſſer ihrer Hoͤhlung, oder ihre Weite im Lichten (lumen) nur nicht uͤber (1/10) eines rheinlaͤndiſchen Zolles betraͤgt und 's Graveſande (Phyſices Elem. T. I. L. I. c. 5.) laͤßt ſogar 1/6 Zoll zu. Sie koͤnnen auch von Metall und andern Materien ſeyn, ob man gleich die Verſuche ſelten an andern, als an Glasroͤhren, anſtellet. Alle poroͤſe Koͤrper, welche fluͤßige Materien anziehen, z. B. Schwaͤmme, Loͤſchpapier, Zucker rc. laſſen ſich als Zuſammenſetzungen von Haarroͤhren anſehen. Die Erſcheinungen an den Haarroͤhren ſcheinen Ausnahmen von dem Geſetz der Hydroſtatik zu machen, nach welchem zwo Saͤulen von einerley fluͤßigen Materie nicht anders im Gleichgewichte ſeyn koͤnnen, als wenn ihre Oberflaͤchen gleich hoch, d. i. in einer und eben derſelben Horizontalebne liegen, ſ. Roͤhren, communicirende. Bey den Haarroͤhren hingegen beobachtet man folgendes. 1) Wenn in ein Gefaͤß mit Waſſer eine glaͤſerne oben und unten ofne Haarroͤhre getaucht wird, ſo ſteigt das Waſſer innerhalb der Roͤhre hoͤher, als es von außen im Gefaͤße ſteht. 2) Es ſteigt deſto hoͤher, je enger der Roͤhre Durchmeſſer iſt. 3) Doch ſteigt es nie uͤber die obere Oefnung der Roͤhre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0551" xml:id="P.2.545" n="545"/><lb/> Felder aber wird er, beſonders in kaltem Boden, mit Nutzen gebraucht.</p> <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> Chymiſches Woͤrterbuch, mit Herrn <hi rendition="#b">Leonhardi</hi> Anm. Art. <hi rendition="#b">Gyps.</hi></p> </div> </div> <div n="2"> <head>H</head><lb/> <div n="2"> <head>Haarroͤhren, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Tubi capillares</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Tuyaux capillaires, Tubes capillaires</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſen Namen fuͤhren alle enge Roͤhren von geringem Durchmeſſer, wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Haaren, welche ebenfalls hohle Roͤhren ſind. Die <hi rendition="#b">Haarroͤhren</hi> der Experimentalphyſik aber duͤrfen eben nicht ſo fein und duͤnn, als Haare ſeyn; man rechnet Glasroͤhren ſchon dafuͤr, wenn der Durchmeſſer ihrer Hoͤhlung, oder ihre <hi rendition="#b">Weite im Lichten</hi> <hi rendition="#aq">(lumen)</hi> nur nicht uͤber (1/10) eines rheinlaͤndiſchen Zolles betraͤgt und <hi rendition="#b">'s Graveſande</hi> <hi rendition="#aq">(Phyſices Elem. T. I. L. I. c. 5.)</hi> laͤßt ſogar 1/6 Zoll zu. Sie koͤnnen auch von Metall und andern Materien ſeyn, ob man gleich die Verſuche ſelten an andern, als an Glasroͤhren, anſtellet. Alle poroͤſe Koͤrper, welche fluͤßige Materien anziehen, z. B. Schwaͤmme, Loͤſchpapier, Zucker rc. laſſen ſich als Zuſammenſetzungen von Haarroͤhren anſehen.</p> <p>Die Erſcheinungen an den Haarroͤhren ſcheinen Ausnahmen von dem Geſetz der Hydroſtatik zu machen, nach welchem zwo Saͤulen von einerley fluͤßigen Materie nicht anders im Gleichgewichte ſeyn koͤnnen, als wenn ihre Oberflaͤchen gleich hoch, d. i. in einer und eben derſelben Horizontalebne liegen, <hi rendition="#b">ſ. Roͤhren, communicirende.</hi> Bey den Haarroͤhren hingegen beobachtet man folgendes.</p> <p>1) Wenn in ein Gefaͤß mit Waſſer eine glaͤſerne oben und unten ofne Haarroͤhre getaucht wird, ſo ſteigt das Waſſer innerhalb der Roͤhre <hi rendition="#b">hoͤher,</hi> als es von außen im Gefaͤße ſteht.</p> <p>2) Es ſteigt deſto hoͤher, je enger der Roͤhre Durchmeſſer iſt.</p> <p>3) Doch ſteigt es nie uͤber die obere Oefnung der Roͤhre<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [545/0551]
Felder aber wird er, beſonders in kaltem Boden, mit Nutzen gebraucht.
Macquer Chymiſches Woͤrterbuch, mit Herrn Leonhardi Anm. Art. Gyps.
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Haarroͤhren, Tubi capillares, Tuyaux capillaires, Tubes capillaires.
Dieſen Namen fuͤhren alle enge Roͤhren von geringem Durchmeſſer, wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Haaren, welche ebenfalls hohle Roͤhren ſind. Die Haarroͤhren der Experimentalphyſik aber duͤrfen eben nicht ſo fein und duͤnn, als Haare ſeyn; man rechnet Glasroͤhren ſchon dafuͤr, wenn der Durchmeſſer ihrer Hoͤhlung, oder ihre Weite im Lichten (lumen) nur nicht uͤber (1/10) eines rheinlaͤndiſchen Zolles betraͤgt und 's Graveſande (Phyſices Elem. T. I. L. I. c. 5.) laͤßt ſogar 1/6 Zoll zu. Sie koͤnnen auch von Metall und andern Materien ſeyn, ob man gleich die Verſuche ſelten an andern, als an Glasroͤhren, anſtellet. Alle poroͤſe Koͤrper, welche fluͤßige Materien anziehen, z. B. Schwaͤmme, Loͤſchpapier, Zucker rc. laſſen ſich als Zuſammenſetzungen von Haarroͤhren anſehen.
Die Erſcheinungen an den Haarroͤhren ſcheinen Ausnahmen von dem Geſetz der Hydroſtatik zu machen, nach welchem zwo Saͤulen von einerley fluͤßigen Materie nicht anders im Gleichgewichte ſeyn koͤnnen, als wenn ihre Oberflaͤchen gleich hoch, d. i. in einer und eben derſelben Horizontalebne liegen, ſ. Roͤhren, communicirende. Bey den Haarroͤhren hingegen beobachtet man folgendes.
1) Wenn in ein Gefaͤß mit Waſſer eine glaͤſerne oben und unten ofne Haarroͤhre getaucht wird, ſo ſteigt das Waſſer innerhalb der Roͤhre hoͤher, als es von außen im Gefaͤße ſteht.
2) Es ſteigt deſto hoͤher, je enger der Roͤhre Durchmeſſer iſt.
3) Doch ſteigt es nie uͤber die obere Oefnung der Roͤhre
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