Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Dem Feuer ausgesetzt werden diese Steinarten undurchsichtig, weiß und leicht zerreiblich. In diesem Zustande heißen sie gebrannter Gyps, und geben mit Wasser zu einem Teige vermischt, eine Masse (Platre), die sich in alle Gestalten formen läßt, und in kurzer Zeit ohne weitern Zusatz von selbst erhärtet. Diese Eigenschaft macht den Gyps zu allerley Bedürfnissen bey Gebäuden, Abformen rc. höchst bequem. Der Gyps, der sonst einige Aehnlichkeit mit dem Kalke hat, ist doch darinn wesentlich vom Letztern unterschieden, daß er mit den Säuren nicht brauset und sich nicht darinn auflöset. Pott |(Lithogeognosie, Th. I. S. 3.) macht ihn daher zu einer eignen Classe von Erden, und unterscheidet ihn von der Kalkerde, ob er gleich selbst (S. 17.) eingesteht, daß die sogenannte selenitische Erde, oder die Zusammensetzung von Kalkerde und Vitriolsäure, sich nur in wenigen geringen Umständen vom Gypse unterscheide. Marggtaf aber (Chymische Schriften, Th. II. Berlin, 1767. 8. Abh. X. §. 5. S. 139. f.) hat durch entscheidende Zerlegungen und Zusammensetzungen dargethan, daß der Gyps nichts anders, als eine mit Vitriolsäure gesättigte Kalkerde, ein Salz sey, daß von Natur krystallisirt ist, dem aber durch das Brennen sein Krystallisationswasser entzogen wird. Der Gyps wird zu Verzierungen in den Gebäuden, zu Abgüssen von Statüen und Münzen, zum Modelliren, zur Befestigung der Haspen in den Mauren, zur Nachahmung des Marmors, zur Bereitung verschiedner Gläser u. s. w. gebraucht. In der Färbekunst dient er zur Festsetzung einiger, besonders gelber, Farben; im thierischen Körper bringt er schädliche und austrocknende Wirkungen hervor, daher die bey den Alten gewöhnliche Vermischung der Weine mit Gyps (Plin. H. N. XIX. 19. Columella de re rust. XII. 20. 26. 28.) nachtheilig ist; zu Düngung und Fruchtbarmachung der
Dem Feuer ausgeſetzt werden dieſe Steinarten undurchſichtig, weiß und leicht zerreiblich. In dieſem Zuſtande heißen ſie gebrannter Gyps, und geben mit Waſſer zu einem Teige vermiſcht, eine Maſſe (Plâtre), die ſich in alle Geſtalten formen laͤßt, und in kurzer Zeit ohne weitern Zuſatz von ſelbſt erhaͤrtet. Dieſe Eigenſchaft macht den Gyps zu allerley Beduͤrfniſſen bey Gebaͤuden, Abformen rc. hoͤchſt bequem. Der Gyps, der ſonſt einige Aehnlichkeit mit dem Kalke hat, iſt doch darinn weſentlich vom Letztern unterſchieden, daß er mit den Saͤuren nicht brauſet und ſich nicht darinn aufloͤſet. Pott |(Lithogeognoſie, Th. I. S. 3.) macht ihn daher zu einer eignen Claſſe von Erden, und unterſcheidet ihn von der Kalkerde, ob er gleich ſelbſt (S. 17.) eingeſteht, daß die ſogenannte ſelenitiſche Erde, oder die Zuſammenſetzung von Kalkerde und Vitriolſaͤure, ſich nur in wenigen geringen Umſtaͤnden vom Gypſe unterſcheide. Marggtaf aber (Chymiſche Schriften, Th. II. Berlin, 1767. 8. Abh. X. §. 5. S. 139. f.) hat durch entſcheidende Zerlegungen und Zuſammenſetzungen dargethan, daß der Gyps nichts anders, als eine mit Vitriolſaͤure geſaͤttigte Kalkerde, ein Salz ſey, daß von Natur kryſtalliſirt iſt, dem aber durch das Brennen ſein Kryſtalliſationswaſſer entzogen wird. Der Gyps wird zu Verzierungen in den Gebaͤuden, zu Abguͤſſen von Statuͤen und Muͤnzen, zum Modelliren, zur Befeſtigung der Haſpen in den Mauren, zur Nachahmung des Marmors, zur Bereitung verſchiedner Glaͤſer u. ſ. w. gebraucht. In der Faͤrbekunſt dient er zur Feſtſetzung einiger, beſonders gelber, Farben; im thieriſchen Koͤrper bringt er ſchaͤdliche und austrocknende Wirkungen hervor, daher die bey den Alten gewoͤhnliche Vermiſchung der Weine mit Gyps (Plin. H. N. XIX. 19. Columella de re ruſt. XII. 20. 26. 28.) nachtheilig iſt; zu Duͤngung und Fruchtbarmachung der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0550" xml:id="P.2.544" n="544"/><lb/> Steinmaſſen, <hi rendition="#b">Gypsſtein</hi> oder <hi rendition="#b">Alabaſter</hi> <hi rendition="#aq">(Gypſum Alabaſtrum, <hi rendition="#i">Albâtre gypſeux).</hi></hi></p> <p>Dem Feuer ausgeſetzt werden dieſe Steinarten undurchſichtig, weiß und leicht zerreiblich. In dieſem Zuſtande heißen ſie <hi rendition="#b">gebrannter Gyps,</hi> und geben mit Waſſer zu einem Teige vermiſcht, eine Maſſe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Plâtre),</hi></hi> die ſich in alle Geſtalten formen laͤßt, und in kurzer Zeit ohne weitern Zuſatz von ſelbſt erhaͤrtet. Dieſe Eigenſchaft macht den Gyps zu allerley Beduͤrfniſſen bey Gebaͤuden, Abformen rc. hoͤchſt bequem.</p> <p>Der Gyps, der ſonſt einige Aehnlichkeit mit dem Kalke hat, iſt doch darinn weſentlich vom Letztern unterſchieden, daß er mit den Saͤuren nicht brauſet und ſich nicht darinn aufloͤſet. <hi rendition="#b">Pott</hi> |(Lithogeognoſie, Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 3.) macht ihn daher zu einer eignen Claſſe von Erden, und unterſcheidet ihn von der Kalkerde, ob er gleich ſelbſt (S. 17.) eingeſteht, daß die ſogenannte <hi rendition="#b">ſelenitiſche Erde,</hi> oder die Zuſammenſetzung von Kalkerde und Vitriolſaͤure, ſich nur in wenigen geringen Umſtaͤnden vom Gypſe unterſcheide. <hi rendition="#b">Marggtaf</hi> aber (Chymiſche Schriften, Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> Berlin, 1767. 8. Abh. <hi rendition="#aq">X. §. 5.</hi> S. 139. f.) hat durch entſcheidende Zerlegungen und Zuſammenſetzungen dargethan, daß der Gyps nichts anders, als eine mit Vitriolſaͤure geſaͤttigte Kalkerde, ein Salz ſey, daß von Natur kryſtalliſirt iſt, dem aber durch das Brennen ſein Kryſtalliſationswaſſer entzogen wird.</p> <p>Der Gyps wird zu Verzierungen in den Gebaͤuden, zu Abguͤſſen von Statuͤen und Muͤnzen, zum Modelliren, zur Befeſtigung der Haſpen in den Mauren, zur Nachahmung des Marmors, zur Bereitung verſchiedner Glaͤſer u. ſ. w. gebraucht. In der Faͤrbekunſt dient er zur Feſtſetzung einiger, beſonders gelber, Farben; im thieriſchen Koͤrper bringt er ſchaͤdliche und austrocknende Wirkungen hervor, daher die bey den Alten gewoͤhnliche Vermiſchung der Weine mit Gyps <hi rendition="#aq">(Plin. H. N. XIX. 19. Columella de re ruſt. XII. 20. 26. 28.)</hi> nachtheilig iſt; zu Duͤngung und Fruchtbarmachung der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [544/0550]
Steinmaſſen, Gypsſtein oder Alabaſter (Gypſum Alabaſtrum, Albâtre gypſeux).
Dem Feuer ausgeſetzt werden dieſe Steinarten undurchſichtig, weiß und leicht zerreiblich. In dieſem Zuſtande heißen ſie gebrannter Gyps, und geben mit Waſſer zu einem Teige vermiſcht, eine Maſſe (Plâtre), die ſich in alle Geſtalten formen laͤßt, und in kurzer Zeit ohne weitern Zuſatz von ſelbſt erhaͤrtet. Dieſe Eigenſchaft macht den Gyps zu allerley Beduͤrfniſſen bey Gebaͤuden, Abformen rc. hoͤchſt bequem.
Der Gyps, der ſonſt einige Aehnlichkeit mit dem Kalke hat, iſt doch darinn weſentlich vom Letztern unterſchieden, daß er mit den Saͤuren nicht brauſet und ſich nicht darinn aufloͤſet. Pott |(Lithogeognoſie, Th. I. S. 3.) macht ihn daher zu einer eignen Claſſe von Erden, und unterſcheidet ihn von der Kalkerde, ob er gleich ſelbſt (S. 17.) eingeſteht, daß die ſogenannte ſelenitiſche Erde, oder die Zuſammenſetzung von Kalkerde und Vitriolſaͤure, ſich nur in wenigen geringen Umſtaͤnden vom Gypſe unterſcheide. Marggtaf aber (Chymiſche Schriften, Th. II. Berlin, 1767. 8. Abh. X. §. 5. S. 139. f.) hat durch entſcheidende Zerlegungen und Zuſammenſetzungen dargethan, daß der Gyps nichts anders, als eine mit Vitriolſaͤure geſaͤttigte Kalkerde, ein Salz ſey, daß von Natur kryſtalliſirt iſt, dem aber durch das Brennen ſein Kryſtalliſationswaſſer entzogen wird.
Der Gyps wird zu Verzierungen in den Gebaͤuden, zu Abguͤſſen von Statuͤen und Muͤnzen, zum Modelliren, zur Befeſtigung der Haſpen in den Mauren, zur Nachahmung des Marmors, zur Bereitung verſchiedner Glaͤſer u. ſ. w. gebraucht. In der Faͤrbekunſt dient er zur Feſtſetzung einiger, beſonders gelber, Farben; im thieriſchen Koͤrper bringt er ſchaͤdliche und austrocknende Wirkungen hervor, daher die bey den Alten gewoͤhnliche Vermiſchung der Weine mit Gyps (Plin. H. N. XIX. 19. Columella de re ruſt. XII. 20. 26. 28.) nachtheilig iſt; zu Duͤngung und Fruchtbarmachung der
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