Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Macquer glaubt, weil Wasser und glasartige Erde entschiedene Grundstoffe wären, das Phlogiston aber nichts anders, als gebundenes Feuer sey, und die neuern Entdeckungen zeigten, daß auch die Luft einen Grundstof der Körper ausmache, so sey man gegenwärtig wieder auf die vier Elemente des Aristoteles, Feuer, Wasser, Luft und Erde zurückgekommen. Allein das Feuer ist wohl mit dem Phlogiston nicht geradehin zu verwechseln, das Wasser scheint nach den neusten Entdeckungen einer weitern Zerlegung fähig seyn, und die aus den Körpern enthaltene Luft besteht aus so mancherley verschiedentlich zusammengesetzten Gattungen, daß man dieser Behauptung keinesweges beypflichten kan, und vielmehr gestehen muß, daß sich die Anzahl und Beschaffenheit der ersten Grundstoffe noch gar nicht angeben lasse, s. Elemente. Macquers chym. Wörterbuch, Art. Grundstoffe. Gyps, Gypsum, Gypse, Platre. Eine zarte steinichte Materie, die sich leicht ritzen läßt, und mit dem Stahle kein Feuer giebt. Sie macht oft ganze Anhöhen und langgedehnte Hügel aus. In durchsichtigen, glänzenden, dünnen Blättern, welche genau auf einander liegen, und ganze durchsichtige Massen bilden, heißt sie Frauenglas, Fraueneis, Spiegelstein (Glacies Mariae, Lapis specularis, Pierre speculaire), in Fasern, die der Länge nach über einander liegen, Stralengyps (Gypsum striatum, Gypse a filets), in halbdurchsichtigen körnichten
Macquer glaubt, weil Waſſer und glasartige Erde entſchiedene Grundſtoffe waͤren, das Phlogiſton aber nichts anders, als gebundenes Feuer ſey, und die neuern Entdeckungen zeigten, daß auch die Luft einen Grundſtof der Koͤrper ausmache, ſo ſey man gegenwaͤrtig wieder auf die vier Elemente des Ariſtoteles, Feuer, Waſſer, Luft und Erde zuruͤckgekommen. Allein das Feuer iſt wohl mit dem Phlogiſton nicht geradehin zu verwechſeln, das Waſſer ſcheint nach den neuſten Entdeckungen einer weitern Zerlegung faͤhig ſeyn, und die aus den Koͤrpern enthaltene Luft beſteht aus ſo mancherley verſchiedentlich zuſammengeſetzten Gattungen, daß man dieſer Behauptung keinesweges beypflichten kan, und vielmehr geſtehen muß, daß ſich die Anzahl und Beſchaffenheit der erſten Grundſtoffe noch gar nicht angeben laſſe, ſ. Elemente. Macquers chym. Woͤrterbuch, Art. Grundſtoffe. Gyps, Gypſum, Gypſe, Plâtre. Eine zarte ſteinichte Materie, die ſich leicht ritzen laͤßt, und mit dem Stahle kein Feuer giebt. Sie macht oft ganze Anhoͤhen und langgedehnte Huͤgel aus. In durchſichtigen, glaͤnzenden, duͤnnen Blaͤttern, welche genau auf einander liegen, und ganze durchſichtige Maſſen bilden, heißt ſie Frauenglas, Fraueneis, Spiegelſtein (Glacies Mariae, Lapis ſpecularis, Pierre ſpeculaire), in Faſern, die der Laͤnge nach uͤber einander liegen, Stralengyps (Gypſum ſtriatum, Gypſe à filets), in halbdurchſichtigen koͤrnichten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0549" xml:id="P.2.543" n="543"/><lb/> zwote der Brennbarkeit, und die dritte das metalliſche Principium. Dieſe Theorie hat die Veranlaſſung zu der ſyſtematiſchen Chymie und zu den wichtigſten neuern Entdeckungen gegeben; ſie wuͤrde aber ohne <hi rendition="#b">Stahls</hi> Bemuͤhungen um ſie ſo fruchtbar nicht geworden ſeyn. Dieſer beruͤhmte Chymiker vertauſchte die entzuͤndliche Erde mit dem <hi rendition="#b">Phlogiſton,</hi> das ſeit der Zeit ein fuͤr Chymie und Phyſik ſo wichtiger Stof geworden iſt, und bemuͤhte ſich mit vielem Scharfſinn, das Daſeyn eines metalliſchen Principiums zu beweiſen, ohne es jedoch dabey weiter, als bis auf Muthmaßungen bringen zu koͤnnen.</p> <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> glaubt, weil <hi rendition="#b">Waſſer</hi> und glasartige <hi rendition="#b">Erde</hi> entſchiedene Grundſtoffe waͤren, das Phlogiſton aber nichts anders, als gebundenes <hi rendition="#b">Feuer</hi> ſey, und die neuern Entdeckungen zeigten, daß auch die <hi rendition="#b">Luft</hi> einen Grundſtof der Koͤrper ausmache, ſo ſey man gegenwaͤrtig wieder auf die vier Elemente des <hi rendition="#b">Ariſtoteles,</hi> Feuer, Waſſer, Luft und Erde zuruͤckgekommen. Allein das Feuer iſt wohl mit dem Phlogiſton nicht geradehin zu verwechſeln, das Waſſer ſcheint nach den neuſten Entdeckungen einer weitern Zerlegung faͤhig ſeyn, und die aus den Koͤrpern enthaltene Luft beſteht aus ſo mancherley verſchiedentlich zuſammengeſetzten Gattungen, daß man dieſer Behauptung keinesweges beypflichten kan, und vielmehr geſtehen muß, daß ſich die Anzahl und Beſchaffenheit der erſten Grundſtoffe noch gar nicht angeben laſſe, <hi rendition="#b">ſ. Elemente.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Macquers</hi> chym. Woͤrterbuch, <hi rendition="#b">Art. Grundſtoffe.</hi></p> </div> <div n="2"> <head>Gyps, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Gypſum</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Gypſe, Plâtre</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Eine zarte ſteinichte Materie, die ſich leicht ritzen laͤßt, und mit dem Stahle kein Feuer giebt. Sie macht oft ganze Anhoͤhen und langgedehnte Huͤgel aus. In durchſichtigen, glaͤnzenden, duͤnnen Blaͤttern, welche genau auf einander liegen, und ganze durchſichtige Maſſen bilden, heißt ſie <hi rendition="#b">Frauenglas, Fraueneis, Spiegelſtein</hi> <hi rendition="#aq">(Glacies Mariae, Lapis ſpecularis, <hi rendition="#i">Pierre ſpeculaire),</hi></hi> in Faſern, die der Laͤnge nach uͤber einander liegen, <hi rendition="#b">Stralengyps</hi> <hi rendition="#aq">(Gypſum ſtriatum, <hi rendition="#i">Gypſe à filets),</hi></hi> in halbdurchſichtigen koͤrnichten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [543/0549]
zwote der Brennbarkeit, und die dritte das metalliſche Principium. Dieſe Theorie hat die Veranlaſſung zu der ſyſtematiſchen Chymie und zu den wichtigſten neuern Entdeckungen gegeben; ſie wuͤrde aber ohne Stahls Bemuͤhungen um ſie ſo fruchtbar nicht geworden ſeyn. Dieſer beruͤhmte Chymiker vertauſchte die entzuͤndliche Erde mit dem Phlogiſton, das ſeit der Zeit ein fuͤr Chymie und Phyſik ſo wichtiger Stof geworden iſt, und bemuͤhte ſich mit vielem Scharfſinn, das Daſeyn eines metalliſchen Principiums zu beweiſen, ohne es jedoch dabey weiter, als bis auf Muthmaßungen bringen zu koͤnnen.
Macquer glaubt, weil Waſſer und glasartige Erde entſchiedene Grundſtoffe waͤren, das Phlogiſton aber nichts anders, als gebundenes Feuer ſey, und die neuern Entdeckungen zeigten, daß auch die Luft einen Grundſtof der Koͤrper ausmache, ſo ſey man gegenwaͤrtig wieder auf die vier Elemente des Ariſtoteles, Feuer, Waſſer, Luft und Erde zuruͤckgekommen. Allein das Feuer iſt wohl mit dem Phlogiſton nicht geradehin zu verwechſeln, das Waſſer ſcheint nach den neuſten Entdeckungen einer weitern Zerlegung faͤhig ſeyn, und die aus den Koͤrpern enthaltene Luft beſteht aus ſo mancherley verſchiedentlich zuſammengeſetzten Gattungen, daß man dieſer Behauptung keinesweges beypflichten kan, und vielmehr geſtehen muß, daß ſich die Anzahl und Beſchaffenheit der erſten Grundſtoffe noch gar nicht angeben laſſe, ſ. Elemente.
Macquers chym. Woͤrterbuch, Art. Grundſtoffe.
Gyps, Gypſum, Gypſe, Plâtre.
Eine zarte ſteinichte Materie, die ſich leicht ritzen laͤßt, und mit dem Stahle kein Feuer giebt. Sie macht oft ganze Anhoͤhen und langgedehnte Huͤgel aus. In durchſichtigen, glaͤnzenden, duͤnnen Blaͤttern, welche genau auf einander liegen, und ganze durchſichtige Maſſen bilden, heißt ſie Frauenglas, Fraueneis, Spiegelſtein (Glacies Mariae, Lapis ſpecularis, Pierre ſpeculaire), in Faſern, die der Laͤnge nach uͤber einander liegen, Stralengyps (Gypſum ſtriatum, Gypſe à filets), in halbdurchſichtigen koͤrnichten
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