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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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und AE liegt in einer geraden Linie mit der Richtung der dritten AD. Auch sind diese drey Seiten den Linien AB, AC, AD gleich, und verhalten sich daher wie die Größen der Kräfte. Daher ist das Gesetz des Gleichgewichts für drey Kräfte dieses: Wird ein Körper von drey Kräften getrieben, welche sich, wie drey mit ihnen parallele Seiten eines Dreyecks verhalten, so muß er ruhen. Dieser von Simon Stevin (Beghinselen der Weghkonst, Amsterd. 1596. 4.) entdeckte Satz ist sehr fruchtbar an wichtigen Folgen, und Varignon (Nouvelle mecanique ou Statique, a Paris, 1725. 4.) hat ihn zum allgemeinen Grundsatze der ganzen Statik angenommen. Doch hat er für einen Grundsatz keine hinlängliche Evidenz, und ist vielmehr eine Folge aus der Lehre von Zusammensetzung der Kräfte.

Aus dem Grundsatze des Gleichgewichts zwoer Kräfte fließen als Folgen, die Gesetze des Gleichgewichts fester Körper am Hebel, flüßiger Körper unter einander selbst, und fester Körper mit flüßigen. Die Gesetze des Gleichgewichts fester Körper am Hebel, und flüßiger unter einander selbst werden bey den Worten: Hebel und Röhren, communicirende, abgehandelt werden; aber für die Sätze vom Gleichgewicht fester Körper mit flüßigen habe ich keine schickliche Stelle in irgend einem besondern Artikel finden können, und will sie daher dem gegenwärtigen beyfügen. Gleichgewicht flüßiger Körper mit festen.

Folgende Sätze sind bey dem Worte Druck unter dem Abschnitte: Druck flüßiger Massen gegen die Gefäße (Th. I. S. 611. u. f.) erwiesen worden.

I. Der Druck des Wassers (welches Wort hier überhaupt jede flüßige Materie bedeutet) auf einen Boden, ist dem Gewichte der Wassersäule gleich, welche den Boden zur Grundfläche und die senkrechte Höhe des Wassers über demselben zur Höhe hat.

II. Der aufwärts gerichtete Druck gegen einen festen Deckel wird durch das Gewicht einer Wassersäule gemessen, welche die Fläche des Deckels zur Grundfläche, und die


und AE liegt in einer geraden Linie mit der Richtung der dritten AD. Auch ſind dieſe drey Seiten den Linien AB, AC, AD gleich, und verhalten ſich daher wie die Groͤßen der Kraͤfte. Daher iſt das Geſetz des Gleichgewichts fuͤr drey Kraͤfte dieſes: Wird ein Koͤrper von drey Kraͤften getrieben, welche ſich, wie drey mit ihnen parallele Seiten eines Dreyecks verhalten, ſo muß er ruhen. Dieſer von Simon Stevin (Beghinſelen der Weghkonſt, Amſterd. 1596. 4.) entdeckte Satz iſt ſehr fruchtbar an wichtigen Folgen, und Varignon (Nouvelle mecanique ou Statique, à Paris, 1725. 4.) hat ihn zum allgemeinen Grundſatze der ganzen Statik angenommen. Doch hat er fuͤr einen Grundſatz keine hinlaͤngliche Evidenz, und iſt vielmehr eine Folge aus der Lehre von Zuſammenſetzung der Kraͤfte.

Aus dem Grundſatze des Gleichgewichts zwoer Kraͤfte fließen als Folgen, die Geſetze des Gleichgewichts feſter Koͤrper am Hebel, fluͤßiger Koͤrper unter einander ſelbſt, und feſter Koͤrper mit fluͤßigen. Die Geſetze des Gleichgewichts feſter Koͤrper am Hebel, und fluͤßiger unter einander ſelbſt werden bey den Worten: Hebel und Roͤhren, communicirende, abgehandelt werden; aber fuͤr die Saͤtze vom Gleichgewicht feſter Koͤrper mit fluͤßigen habe ich keine ſchickliche Stelle in irgend einem beſondern Artikel finden koͤnnen, und will ſie daher dem gegenwaͤrtigen beyfuͤgen. Gleichgewicht fluͤßiger Koͤrper mit feſten.

Folgende Saͤtze ſind bey dem Worte Druck unter dem Abſchnitte: Druck fluͤßiger Maſſen gegen die Gefaͤße (Th. I. S. 611. u. f.) erwieſen worden.

I. Der Druck des Waſſers (welches Wort hier uͤberhaupt jede fluͤßige Materie bedeutet) auf einen Boden, iſt dem Gewichte der Waſſerſaͤule gleich, welche den Boden zur Grundflaͤche und die ſenkrechte Hoͤhe des Waſſers uͤber demſelben zur Hoͤhe hat.

II. Der aufwaͤrts gerichtete Druck gegen einen feſten Deckel wird durch das Gewicht einer Waſſerſaͤule gemeſſen, welche die Flaͤche des Deckels zur Grundflaͤche, und die

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[503/0509] und AE liegt in einer geraden Linie mit der Richtung der dritten AD. Auch ſind dieſe drey Seiten den Linien AB, AC, AD gleich, und verhalten ſich daher wie die Groͤßen der Kraͤfte. Daher iſt das Geſetz des Gleichgewichts fuͤr drey Kraͤfte dieſes: Wird ein Koͤrper von drey Kraͤften getrieben, welche ſich, wie drey mit ihnen parallele Seiten eines Dreyecks verhalten, ſo muß er ruhen. Dieſer von Simon Stevin (Beghinſelen der Weghkonſt, Amſterd. 1596. 4.) entdeckte Satz iſt ſehr fruchtbar an wichtigen Folgen, und Varignon (Nouvelle mecanique ou Statique, à Paris, 1725. 4.) hat ihn zum allgemeinen Grundſatze der ganzen Statik angenommen. Doch hat er fuͤr einen Grundſatz keine hinlaͤngliche Evidenz, und iſt vielmehr eine Folge aus der Lehre von Zuſammenſetzung der Kraͤfte. Aus dem Grundſatze des Gleichgewichts zwoer Kraͤfte fließen als Folgen, die Geſetze des Gleichgewichts feſter Koͤrper am Hebel, fluͤßiger Koͤrper unter einander ſelbſt, und feſter Koͤrper mit fluͤßigen. Die Geſetze des Gleichgewichts feſter Koͤrper am Hebel, und fluͤßiger unter einander ſelbſt werden bey den Worten: Hebel und Roͤhren, communicirende, abgehandelt werden; aber fuͤr die Saͤtze vom Gleichgewicht feſter Koͤrper mit fluͤßigen habe ich keine ſchickliche Stelle in irgend einem beſondern Artikel finden koͤnnen, und will ſie daher dem gegenwaͤrtigen beyfuͤgen. Gleichgewicht fluͤßiger Koͤrper mit feſten. Folgende Saͤtze ſind bey dem Worte Druck unter dem Abſchnitte: Druck fluͤßiger Maſſen gegen die Gefaͤße (Th. I. S. 611. u. f.) erwieſen worden. I. Der Druck des Waſſers (welches Wort hier uͤberhaupt jede fluͤßige Materie bedeutet) auf einen Boden, iſt dem Gewichte der Waſſerſaͤule gleich, welche den Boden zur Grundflaͤche und die ſenkrechte Hoͤhe des Waſſers uͤber demſelben zur Hoͤhe hat. II. Der aufwaͤrts gerichtete Druck gegen einen feſten Deckel wird durch das Gewicht einer Waſſerſaͤule gemeſſen, welche die Flaͤche des Deckels zur Grundflaͤche, und die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/509>, abgerufen am 22.11.2024.