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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Glatteis

Glacies tenuis corporum superficies obducens, Verglas. Wenn nach einer starken oder langwierigen Kälte die Temperatur gelinder wird, so bleiben das Steinpflaster, die Fußboden, Mauern und andere Körper noch eine Zeit lang kälter, als die äußere Luft, daher schlagen sich an ihren Oberflächen die in der Luft aufgelösten Dünste nieder, und gefrieren, wenn die Flächen kalt genug sind, in Form einer dünnen glatten Eisrinde, welche Glatteis genannt wird. Eine solche Rinde bildet auch der Regen, wenn er bey der Temperatur des Eispunkts, wo die Tropfen schon dem Gefrieren nahe sind, auf den noch kältern Boden herabfällt, und augenblicklich auf demselben gefrieret.

Gleichförmig, Aequabilis, Uniforme.

Gleichförmig heißt, was so vertheilt ist, daß auf jeden gleich großen Theil gleichviel kömmt. Gleichförmige Bewegung, bey welcher jeder Theil des Weges mit gleicher Geschwindigkeit beschrieben, oder in jedem Zeittheile gleich viel Raum zurückgelegt wird; gleichförmige Dichte, wenn jeder Theil des Körpers so dicht, als der andere, oder in jedem gleich großen Raume gleich viel Masse enthalten ist, u. s. w. s. Bewegung, gleichförmige, Dichte. Dem Gleichförmigen wird das Ungleichförmige entgegengesetzt.

Gleichgewicht, Aequilibrium, Equilibre.

Der Zustand der Ruhe, welcher erfolgt, wenn zwo gleiche Kräfte nach entgegengesetzten Richtungen einander entgegen wirken, so daß beyde sich aufheben, und keine von ihnen Bewegung hervorbringen kan. Wenn beyde Schalen einer Wage mit vollkommen gleichen Gewichten beschwert sind, so strebt das Gewicht der Schale zur Rechten, das rechte Ende des Wagbalkens herabzuziehen, das in der Schale zur Linken hingegen strebt mit gleicher Kraft, eben dieses Ende aufwärts zu treiben, beyde Bestrebungen heben sich auf, und der Wagbalken bleibt in Ruhe. Diesen Zuftand nennt man das Gleichgewicht der Kräfte, welcher Namen eben so, wie die lateinische Benennung, von dem Beyspiele der innenstehenden Wage hergenommen ist. Die Lehre vom Gleichgewichte der Kräfte heißt die Statik.


Glatteis

Glacies tenuis corporum ſuperficies obducens, Verglas. Wenn nach einer ſtarken oder langwierigen Kaͤlte die Temperatur gelinder wird, ſo bleiben das Steinpflaſter, die Fußboden, Mauern und andere Koͤrper noch eine Zeit lang kaͤlter, als die aͤußere Luft, daher ſchlagen ſich an ihren Oberflaͤchen die in der Luft aufgeloͤſten Duͤnſte nieder, und gefrieren, wenn die Flaͤchen kalt genug ſind, in Form einer duͤnnen glatten Eisrinde, welche Glatteis genannt wird. Eine ſolche Rinde bildet auch der Regen, wenn er bey der Temperatur des Eispunkts, wo die Tropfen ſchon dem Gefrieren nahe ſind, auf den noch kaͤltern Boden herabfaͤllt, und augenblicklich auf demſelben gefrieret.

Gleichfoͤrmig, Aequabilis, Uniforme.

Gleichfoͤrmig heißt, was ſo vertheilt iſt, daß auf jeden gleich großen Theil gleichviel koͤmmt. Gleichfoͤrmige Bewegung, bey welcher jeder Theil des Weges mit gleicher Geſchwindigkeit beſchrieben, oder in jedem Zeittheile gleich viel Raum zuruͤckgelegt wird; gleichfoͤrmige Dichte, wenn jeder Theil des Koͤrpers ſo dicht, als der andere, oder in jedem gleich großen Raume gleich viel Maſſe enthalten iſt, u. ſ. w. ſ. Bewegung, gleichfoͤrmige, Dichte. Dem Gleichfoͤrmigen wird das Ungleichfoͤrmige entgegengeſetzt.

Gleichgewicht, Aequilibrium, Equilibre.

Der Zuſtand der Ruhe, welcher erfolgt, wenn zwo gleiche Kraͤfte nach entgegengeſetzten Richtungen einander entgegen wirken, ſo daß beyde ſich aufheben, und keine von ihnen Bewegung hervorbringen kan. Wenn beyde Schalen einer Wage mit vollkommen gleichen Gewichten beſchwert ſind, ſo ſtrebt das Gewicht der Schale zur Rechten, das rechte Ende des Wagbalkens herabzuziehen, das in der Schale zur Linken hingegen ſtrebt mit gleicher Kraft, eben dieſes Ende aufwaͤrts zu treiben, beyde Beſtrebungen heben ſich auf, und der Wagbalken bleibt in Ruhe. Dieſen Zuftand nennt man das Gleichgewicht der Kraͤfte, welcher Namen eben ſo, wie die lateiniſche Benennung, von dem Beyſpiele der innenſtehenden Wage hergenommen iſt. Die Lehre vom Gleichgewichte der Kraͤfte heißt die Statik.

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[501/0507] Glatteis Glacies tenuis corporum ſuperficies obducens, Verglas. Wenn nach einer ſtarken oder langwierigen Kaͤlte die Temperatur gelinder wird, ſo bleiben das Steinpflaſter, die Fußboden, Mauern und andere Koͤrper noch eine Zeit lang kaͤlter, als die aͤußere Luft, daher ſchlagen ſich an ihren Oberflaͤchen die in der Luft aufgeloͤſten Duͤnſte nieder, und gefrieren, wenn die Flaͤchen kalt genug ſind, in Form einer duͤnnen glatten Eisrinde, welche Glatteis genannt wird. Eine ſolche Rinde bildet auch der Regen, wenn er bey der Temperatur des Eispunkts, wo die Tropfen ſchon dem Gefrieren nahe ſind, auf den noch kaͤltern Boden herabfaͤllt, und augenblicklich auf demſelben gefrieret. Gleichfoͤrmig, Aequabilis, Uniforme. Gleichfoͤrmig heißt, was ſo vertheilt iſt, daß auf jeden gleich großen Theil gleichviel koͤmmt. Gleichfoͤrmige Bewegung, bey welcher jeder Theil des Weges mit gleicher Geſchwindigkeit beſchrieben, oder in jedem Zeittheile gleich viel Raum zuruͤckgelegt wird; gleichfoͤrmige Dichte, wenn jeder Theil des Koͤrpers ſo dicht, als der andere, oder in jedem gleich großen Raume gleich viel Maſſe enthalten iſt, u. ſ. w. ſ. Bewegung, gleichfoͤrmige, Dichte. Dem Gleichfoͤrmigen wird das Ungleichfoͤrmige entgegengeſetzt. Gleichgewicht, Aequilibrium, Equilibre. Der Zuſtand der Ruhe, welcher erfolgt, wenn zwo gleiche Kraͤfte nach entgegengeſetzten Richtungen einander entgegen wirken, ſo daß beyde ſich aufheben, und keine von ihnen Bewegung hervorbringen kan. Wenn beyde Schalen einer Wage mit vollkommen gleichen Gewichten beſchwert ſind, ſo ſtrebt das Gewicht der Schale zur Rechten, das rechte Ende des Wagbalkens herabzuziehen, das in der Schale zur Linken hingegen ſtrebt mit gleicher Kraft, eben dieſes Ende aufwaͤrts zu treiben, beyde Beſtrebungen heben ſich auf, und der Wagbalken bleibt in Ruhe. Dieſen Zuftand nennt man das Gleichgewicht der Kraͤfte, welcher Namen eben ſo, wie die lateiniſche Benennung, von dem Beyſpiele der innenſtehenden Wage hergenommen iſt. Die Lehre vom Gleichgewichte der Kraͤfte heißt die Statik.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/507>, abgerufen am 22.11.2024.