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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Zufall erfunden worden, da sie bey der Bereitung der Speisen einige Stücken Natrum mit Ufersande vermengt unter ihre Dreyfüße gesetzt und durchs Feuer verglaset gefunden hätten. Von diesem Flusse führen auch Tacitus (Histor. L. V.) und Josephus (De bello Iudaico II. 9.) an, daß sein Sand zur Bereitung des Glases sehr geschickt sey. Nach der Erzählung des Plinius ist die älteste Glasfabrik zu Sidon gewesen; in Rom hat man erst zu Tibers Zeiten Glas zu bereiten angefangen. Was aber dieser Schriftsteller von der Erfindung des Kunststücks hinzufügt, das Glas biegsam und streckbar zu machen, ist allem Ansehen nach eine Fabel, wofür es auch schon Isidorus (Orig. XVI. 15.) ausgiebt. Zwar ließe sich dieses biegsame Glas für Hornsilber erklären, wenn es nicht höchst unwahrscheinlich wäre, daß man schon damals auf die Entdeckung dieses Silberniederschlags habe kommen können. Endlich erfand man unter Nerons Regierung die Kunst, Becher und Gefäße aus einem hellen weißen Glase zu bereiten, das dem Bergkrystalle glich; sie kamen aus Alexandrien, und wurden um ungeheure Preise verkauft.

Von der Geschichte des Glases handeln Hamberger (Comment. Soc. Gotting. To. IV.), und Michaelis (ebend.) von der Geschichte des Glases bey den Hebräern.

Für die Physik ist das Glas wegen vieler von seinen Eigenschaften eine ganz unentbehrliche Materie. Seine Unzerstörlichkeit, Undurchdringlichkeit, und Durchsichtigkeit machen es geschickt zu Gefäßen, in welchen mancherley Stoffe eingeschlossen und mancherley Operationen vorgenommen werden können. Durch seine stralenbrechende Eigenschaft und Glätte wird es zu optischen Werkzeugen brauchbar, und als ein vorzüglich guter Nicht-leiter macht es einen beträchtlichen Theil der elektrischen Geräthschaft aus. Unsere Kenntniß der Natur würde daher ohne den Gebrauch des Glases weit unvollkommner, als jetzt, geblieben seyn.

Macquer chem. Wörterbuch, Art. Glas.

Brisson dict. raisonne de phys. Art. Verre.


Zufall erfunden worden, da ſie bey der Bereitung der Speiſen einige Stuͤcken Natrum mit Uferſande vermengt unter ihre Dreyfuͤße geſetzt und durchs Feuer verglaſet gefunden haͤtten. Von dieſem Fluſſe fuͤhren auch Tacitus (Hiſtor. L. V.) und Joſephus (De bello Iudaico II. 9.) an, daß ſein Sand zur Bereitung des Glaſes ſehr geſchickt ſey. Nach der Erzaͤhlung des Plinius iſt die aͤlteſte Glasfabrik zu Sidon geweſen; in Rom hat man erſt zu Tibers Zeiten Glas zu bereiten angefangen. Was aber dieſer Schriftſteller von der Erfindung des Kunſtſtuͤcks hinzufuͤgt, das Glas biegſam und ſtreckbar zu machen, iſt allem Anſehen nach eine Fabel, wofuͤr es auch ſchon Iſidorus (Orig. XVI. 15.) ausgiebt. Zwar ließe ſich dieſes biegſame Glas fuͤr Hornſilber erklaͤren, wenn es nicht hoͤchſt unwahrſcheinlich waͤre, daß man ſchon damals auf die Entdeckung dieſes Silberniederſchlags habe kommen koͤnnen. Endlich erfand man unter Nerons Regierung die Kunſt, Becher und Gefaͤße aus einem hellen weißen Glaſe zu bereiten, das dem Bergkryſtalle glich; ſie kamen aus Alexandrien, und wurden um ungeheure Preiſe verkauft.

Von der Geſchichte des Glaſes handeln Hamberger (Comment. Soc. Gotting. To. IV.), und Michaelis (ebend.) von der Geſchichte des Glaſes bey den Hebraͤern.

Fuͤr die Phyſik iſt das Glas wegen vieler von ſeinen Eigenſchaften eine ganz unentbehrliche Materie. Seine Unzerſtoͤrlichkeit, Undurchdringlichkeit, und Durchſichtigkeit machen es geſchickt zu Gefaͤßen, in welchen mancherley Stoffe eingeſchloſſen und mancherley Operationen vorgenommen werden koͤnnen. Durch ſeine ſtralenbrechende Eigenſchaft und Glaͤtte wird es zu optiſchen Werkzeugen brauchbar, und als ein vorzuͤglich guter Nicht-leiter macht es einen betraͤchtlichen Theil der elektriſchen Geraͤthſchaft aus. Unſere Kenntniß der Natur wuͤrde daher ohne den Gebrauch des Glaſes weit unvollkommner, als jetzt, geblieben ſeyn.

Macquer chem. Woͤrterbuch, Art. Glas.

Briſſon dict. raiſonné de phyſ. Art. Verre.

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[498/0504] Zufall erfunden worden, da ſie bey der Bereitung der Speiſen einige Stuͤcken Natrum mit Uferſande vermengt unter ihre Dreyfuͤße geſetzt und durchs Feuer verglaſet gefunden haͤtten. Von dieſem Fluſſe fuͤhren auch Tacitus (Hiſtor. L. V.) und Joſephus (De bello Iudaico II. 9.) an, daß ſein Sand zur Bereitung des Glaſes ſehr geſchickt ſey. Nach der Erzaͤhlung des Plinius iſt die aͤlteſte Glasfabrik zu Sidon geweſen; in Rom hat man erſt zu Tibers Zeiten Glas zu bereiten angefangen. Was aber dieſer Schriftſteller von der Erfindung des Kunſtſtuͤcks hinzufuͤgt, das Glas biegſam und ſtreckbar zu machen, iſt allem Anſehen nach eine Fabel, wofuͤr es auch ſchon Iſidorus (Orig. XVI. 15.) ausgiebt. Zwar ließe ſich dieſes biegſame Glas fuͤr Hornſilber erklaͤren, wenn es nicht hoͤchſt unwahrſcheinlich waͤre, daß man ſchon damals auf die Entdeckung dieſes Silberniederſchlags habe kommen koͤnnen. Endlich erfand man unter Nerons Regierung die Kunſt, Becher und Gefaͤße aus einem hellen weißen Glaſe zu bereiten, das dem Bergkryſtalle glich; ſie kamen aus Alexandrien, und wurden um ungeheure Preiſe verkauft. Von der Geſchichte des Glaſes handeln Hamberger (Comment. Soc. Gotting. To. IV.), und Michaelis (ebend.) von der Geſchichte des Glaſes bey den Hebraͤern. Fuͤr die Phyſik iſt das Glas wegen vieler von ſeinen Eigenſchaften eine ganz unentbehrliche Materie. Seine Unzerſtoͤrlichkeit, Undurchdringlichkeit, und Durchſichtigkeit machen es geſchickt zu Gefaͤßen, in welchen mancherley Stoffe eingeſchloſſen und mancherley Operationen vorgenommen werden koͤnnen. Durch ſeine ſtralenbrechende Eigenſchaft und Glaͤtte wird es zu optiſchen Werkzeugen brauchbar, und als ein vorzuͤglich guter Nicht-leiter macht es einen betraͤchtlichen Theil der elektriſchen Geraͤthſchaft aus. Unſere Kenntniß der Natur wuͤrde daher ohne den Gebrauch des Glaſes weit unvollkommner, als jetzt, geblieben ſeyn. Macquer chem. Woͤrterbuch, Art. Glas. Briſſon dict. raiſonné de phyſ. Art. Verre.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/504>, abgerufen am 22.11.2024.