wo sie durch eine natürliche Gährung oder Verbrennung, z. B. in der Nachbarschaft der Vulkane, Kiese u. dgl. entstehen kan. Schon seit mehrern Jahrhunderten kennt man die Hundsgrotte(Grotta del cane) bey Neapel wegen der auf ihrem Boden ruhenden Schicht von fixer Luft, welche aus den Spalten der Erde hervordringt. Nahe am Boden dieser Grotte sterben die Thiere unter heftigen Zukkungen, oder werden wenigstens auf einige Zeit der Empfindung beraubt, und die hineingebrachten Fackeln und Lichter verlöschen. Der Dampf der Kerzen verbreitet sich in der etwa 14 Zoll hohen Schicht über dem Boden, und sinkt, wenn man ihn zur Höhle hinaustreibt, in der gemeinen Luft nieder, in der sonst der Rauch in die Höhe steiget. Der Boden um diese Grotte hat viele warme Quellen, Ausbrüche von Rauch rc., und sehr nahe dabey ist die bekannte Solfatara, eine ganz schweflichte und stets dampfende Gegend. Die bösen Wetter der Bergwerke löschen die Grubenlichter aus, und ersticken bisweilen die Arbeiter, die ihnen zu nahe kommen. Sie legen sich auf den Boden oder auf das Liegende, so wie die brennbaren Dämpfe am Hangenden schweben. Von eben dieser Art sind die erstickenden Schwaden in den Kellern, wo Bier oder Most gährt.
In den Gesundbrunnen befindet sich viel fixe Luft, s. Gesundbrunnen, welche oft auch als eine Schicht über der Oberfläche ihrer Quellen schwebet. Sie giebt sowohl ihnen, als den abgegohrnen Liquoren, welche noch immer viel fixe Luft enthalten, den angenehmen stechenden Geschmack; daher man schale Biere oder Weine durch zugesetzte fixe Luft oder durch Vermischung mit jungem gährendem Biere oder Moste wieder herstellen kan. Darauf gründet sich auch die Verbesserung des sauren Biers durch Kreide, die die Säure absorbirt, und durch ihre frey werdende fixe Luft den Geschmack wieder erhebt.
Endlich macht auch die fixe Luft einen Bestandtheil der Atmosphäre aus, der jedoch vielleicht nur zufällig ist, und insgemein etwa (1/10) des Ganzen beträgt; so wie sie sich auch in der Luft, die wir ausathmen, in ziemlicher Menge findet.
wo ſie durch eine natuͤrliche Gaͤhrung oder Verbrennung, z. B. in der Nachbarſchaft der Vulkane, Kieſe u. dgl. entſtehen kan. Schon ſeit mehrern Jahrhunderten kennt man die Hundsgrotte(Grotta del cane) bey Neapel wegen der auf ihrem Boden ruhenden Schicht von fixer Luft, welche aus den Spalten der Erde hervordringt. Nahe am Boden dieſer Grotte ſterben die Thiere unter heftigen Zukkungen, oder werden wenigſtens auf einige Zeit der Empfindung beraubt, und die hineingebrachten Fackeln und Lichter verloͤſchen. Der Dampf der Kerzen verbreitet ſich in der etwa 14 Zoll hohen Schicht uͤber dem Boden, und ſinkt, wenn man ihn zur Hoͤhle hinaustreibt, in der gemeinen Luft nieder, in der ſonſt der Rauch in die Hoͤhe ſteiget. Der Boden um dieſe Grotte hat viele warme Quellen, Ausbruͤche von Rauch rc., und ſehr nahe dabey iſt die bekannte Solfatara, eine ganz ſchweflichte und ſtets dampfende Gegend. Die boͤſen Wetter der Bergwerke loͤſchen die Grubenlichter aus, und erſticken bisweilen die Arbeiter, die ihnen zu nahe kommen. Sie legen ſich auf den Boden oder auf das Liegende, ſo wie die brennbaren Daͤmpfe am Hangenden ſchweben. Von eben dieſer Art ſind die erſtickenden Schwaden in den Kellern, wo Bier oder Moſt gaͤhrt.
In den Geſundbrunnen befindet ſich viel fixe Luft, ſ. Geſundbrunnen, welche oft auch als eine Schicht uͤber der Oberflaͤche ihrer Quellen ſchwebet. Sie giebt ſowohl ihnen, als den abgegohrnen Liquoren, welche noch immer viel fixe Luft enthalten, den angenehmen ſtechenden Geſchmack; daher man ſchale Biere oder Weine durch zugeſetzte fixe Luft oder durch Vermiſchung mit jungem gaͤhrendem Biere oder Moſte wieder herſtellen kan. Darauf gruͤndet ſich auch die Verbeſſerung des ſauren Biers durch Kreide, die die Saͤure abſorbirt, und durch ihre frey werdende fixe Luft den Geſchmack wieder erhebt.
Endlich macht auch die fixe Luft einen Beſtandtheil der Atmoſphaͤre aus, der jedoch vielleicht nur zufaͤllig iſt, und insgemein etwa (1/10) des Ganzen betraͤgt; ſo wie ſie ſich auch in der Luft, die wir ausathmen, in ziemlicher Menge findet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0402"xml:id="P.2.396"n="396"/><lb/>
wo ſie durch eine natuͤrliche Gaͤhrung oder Verbrennung, z. B. in der Nachbarſchaft der Vulkane, Kieſe u. dgl. entſtehen kan. Schon ſeit mehrern Jahrhunderten kennt man die <hirendition="#b">Hundsgrotte</hi><hirendition="#aq">(Grotta del cane)</hi> bey Neapel wegen der auf ihrem Boden ruhenden Schicht von fixer Luft, welche aus den Spalten der Erde hervordringt. Nahe am Boden dieſer Grotte ſterben die Thiere unter heftigen Zukkungen, oder werden wenigſtens auf einige Zeit der Empfindung beraubt, und die hineingebrachten Fackeln und Lichter verloͤſchen. Der Dampf der Kerzen verbreitet ſich in der etwa 14 Zoll hohen Schicht uͤber dem Boden, und ſinkt, wenn man ihn zur Hoͤhle hinaustreibt, in der gemeinen Luft nieder, in der ſonſt der Rauch in die Hoͤhe ſteiget. Der Boden um dieſe Grotte hat viele warme Quellen, Ausbruͤche von Rauch rc., und ſehr nahe dabey iſt die bekannte Solfatara, eine ganz ſchweflichte und ſtets dampfende Gegend. Die boͤſen Wetter der Bergwerke loͤſchen die Grubenlichter aus, und erſticken bisweilen die Arbeiter, die ihnen zu nahe kommen. Sie legen ſich auf den Boden oder auf das Liegende, ſo wie die brennbaren Daͤmpfe am Hangenden ſchweben. Von eben dieſer Art ſind die erſtickenden Schwaden in den Kellern, wo Bier oder Moſt gaͤhrt.</p><p>In den Geſundbrunnen befindet ſich viel fixe Luft, ſ. <hirendition="#b">Geſundbrunnen,</hi> welche oft auch als eine Schicht uͤber der Oberflaͤche ihrer Quellen ſchwebet. Sie giebt ſowohl ihnen, als den abgegohrnen Liquoren, welche noch immer viel fixe Luft enthalten, den angenehmen ſtechenden Geſchmack; daher man ſchale Biere oder Weine durch zugeſetzte fixe Luft oder durch Vermiſchung mit jungem gaͤhrendem Biere oder Moſte wieder herſtellen kan. Darauf gruͤndet ſich auch die Verbeſſerung des ſauren Biers durch Kreide, die die Saͤure abſorbirt, und durch ihre frey werdende fixe Luft den Geſchmack wieder erhebt.</p><p>Endlich macht auch die fixe Luft einen Beſtandtheil der Atmoſphaͤre aus, der jedoch vielleicht nur zufaͤllig iſt, und insgemein etwa (1/10) des Ganzen betraͤgt; ſo wie ſie ſich auch in der Luft, die wir ausathmen, in ziemlicher Menge findet.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[396/0402]
wo ſie durch eine natuͤrliche Gaͤhrung oder Verbrennung, z. B. in der Nachbarſchaft der Vulkane, Kieſe u. dgl. entſtehen kan. Schon ſeit mehrern Jahrhunderten kennt man die Hundsgrotte (Grotta del cane) bey Neapel wegen der auf ihrem Boden ruhenden Schicht von fixer Luft, welche aus den Spalten der Erde hervordringt. Nahe am Boden dieſer Grotte ſterben die Thiere unter heftigen Zukkungen, oder werden wenigſtens auf einige Zeit der Empfindung beraubt, und die hineingebrachten Fackeln und Lichter verloͤſchen. Der Dampf der Kerzen verbreitet ſich in der etwa 14 Zoll hohen Schicht uͤber dem Boden, und ſinkt, wenn man ihn zur Hoͤhle hinaustreibt, in der gemeinen Luft nieder, in der ſonſt der Rauch in die Hoͤhe ſteiget. Der Boden um dieſe Grotte hat viele warme Quellen, Ausbruͤche von Rauch rc., und ſehr nahe dabey iſt die bekannte Solfatara, eine ganz ſchweflichte und ſtets dampfende Gegend. Die boͤſen Wetter der Bergwerke loͤſchen die Grubenlichter aus, und erſticken bisweilen die Arbeiter, die ihnen zu nahe kommen. Sie legen ſich auf den Boden oder auf das Liegende, ſo wie die brennbaren Daͤmpfe am Hangenden ſchweben. Von eben dieſer Art ſind die erſtickenden Schwaden in den Kellern, wo Bier oder Moſt gaͤhrt.
In den Geſundbrunnen befindet ſich viel fixe Luft, ſ. Geſundbrunnen, welche oft auch als eine Schicht uͤber der Oberflaͤche ihrer Quellen ſchwebet. Sie giebt ſowohl ihnen, als den abgegohrnen Liquoren, welche noch immer viel fixe Luft enthalten, den angenehmen ſtechenden Geſchmack; daher man ſchale Biere oder Weine durch zugeſetzte fixe Luft oder durch Vermiſchung mit jungem gaͤhrendem Biere oder Moſte wieder herſtellen kan. Darauf gruͤndet ſich auch die Verbeſſerung des ſauren Biers durch Kreide, die die Saͤure abſorbirt, und durch ihre frey werdende fixe Luft den Geſchmack wieder erhebt.
Endlich macht auch die fixe Luft einen Beſtandtheil der Atmoſphaͤre aus, der jedoch vielleicht nur zufaͤllig iſt, und insgemein etwa (1/10) des Ganzen betraͤgt; ſo wie ſie ſich auch in der Luft, die wir ausathmen, in ziemlicher Menge findet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/402>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.