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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Die fixe Luft ist nach Bergmann im Verhältnisse 3: 2, nach Lavoisier im Verhältnisse 561: 455, specifisch schwerer, als die atmosphärische, und sinkt daher in der Letztern zu Boden. Dies giebt Gelegenheit zu sehr artigen Versuchen, dergleichen der Düc de Chaulnes (Mem. des Sav. etrangers 1778.) vor der Pariser Akademie angestellt hat. Man kann nemlich die unsichtbare fixe Luft aus einem Gefäße in ein anderes, wie Wasser oder wie jedes sichtbare Fluidum, ausgießen, und dadurch ein Licht auslöschen, eine Maus tödten u. s. w. Man gießt dem Augenscheine nach Nichts aus einem Becher, worinn Nichts ist, in einen andern, worinn auch Nichts ist, mit vieler Vorsicht, Nichts zu verschütten, und kan doch dadurch Thiere tödten, Lichter auslöschen, Salze krystallisiren u. dgl. Will man die fixe Luft sichtbar machen, so darf man nur den Dampf einer Kerze hineingehen lassen, den sie in sich behält. Alsdann sieht man die glatte Oberfläche, an der sie sich von der gemeinen Luft über ihr scheidet, und welche wellenförmig wird, wenn man darauf bläset. Treibt man diesen in fixer Luft schwebenden Dampf über den Rand des Gefäßes hinaus, so läuft er an den Seiten hinunter.

Diese Gasart löscht das Feuer schnell aus, und zieht den Dampf der Kerzen stark an sich. Sie ist untauglich zum Athmen, und Thiere können darinn nicht fortleben. Die warmblütigen sterben am schnellsten, später die Amphibien, die Insecten werden nur halb getödtet, die Irritabilität wird schnell vernichtet, und das noch warme Herz eines so getödteten Thiers zeigt keine Bewegung mehr.

Die fixe Luft wird vom kalten Wasser völlig eingeschluckt, jedoch nicht so schnell, daß man sie nicht mit Wasser in Gefäße einschließen und eine Zeitlang darinn aufbewahren könnte. Nach Bergmann verschluckt das Wasser bey 41 Grad Temperatur nach Fahrenheit etwas mehr davon, als sein eigen Volumen austrägt; bey 50 Grad Temperatur kaum ein gleiches Volumen, und so immer weniger, je heißer es ist. Ganz heißes Wasser nimmt gar keine fixe Luft in sich; man kan daher diese Luft durch Kochen, aber auch durch die Luftpumpe und durchs Gefrieren, wieder aus


Die fixe Luft iſt nach Bergmann im Verhaͤltniſſe 3: 2, nach Lavoiſier im Verhaͤltniſſe 561: 455, ſpecifiſch ſchwerer, als die atmoſphaͤriſche, und ſinkt daher in der Letztern zu Boden. Dies giebt Gelegenheit zu ſehr artigen Verſuchen, dergleichen der Duͤc de Chaulnes (Mém. des Sav. étrangers 1778.) vor der Pariſer Akademie angeſtellt hat. Man kann nemlich die unſichtbare fixe Luft aus einem Gefaͤße in ein anderes, wie Waſſer oder wie jedes ſichtbare Fluidum, ausgießen, und dadurch ein Licht ausloͤſchen, eine Maus toͤdten u. ſ. w. Man gießt dem Augenſcheine nach Nichts aus einem Becher, worinn Nichts iſt, in einen andern, worinn auch Nichts iſt, mit vieler Vorſicht, Nichts zu verſchuͤtten, und kan doch dadurch Thiere toͤdten, Lichter ausloͤſchen, Salze kryſtalliſiren u. dgl. Will man die fixe Luft ſichtbar machen, ſo darf man nur den Dampf einer Kerze hineingehen laſſen, den ſie in ſich behaͤlt. Alsdann ſieht man die glatte Oberflaͤche, an der ſie ſich von der gemeinen Luft uͤber ihr ſcheidet, und welche wellenfoͤrmig wird, wenn man darauf blaͤſet. Treibt man dieſen in fixer Luft ſchwebenden Dampf uͤber den Rand des Gefaͤßes hinaus, ſo laͤuft er an den Seiten hinunter.

Dieſe Gasart loͤſcht das Feuer ſchnell aus, und zieht den Dampf der Kerzen ſtark an ſich. Sie iſt untauglich zum Athmen, und Thiere koͤnnen darinn nicht fortleben. Die warmbluͤtigen ſterben am ſchnellſten, ſpaͤter die Amphibien, die Inſecten werden nur halb getoͤdtet, die Irritabilitaͤt wird ſchnell vernichtet, und das noch warme Herz eines ſo getoͤdteten Thiers zeigt keine Bewegung mehr.

Die fixe Luft wird vom kalten Waſſer voͤllig eingeſchluckt, jedoch nicht ſo ſchnell, daß man ſie nicht mit Waſſer in Gefaͤße einſchließen und eine Zeitlang darinn aufbewahren koͤnnte. Nach Bergmann verſchluckt das Waſſer bey 41 Grad Temperatur nach Fahrenheit etwas mehr davon, als ſein eigen Volumen austraͤgt; bey 50 Grad Temperatur kaum ein gleiches Volumen, und ſo immer weniger, je heißer es iſt. Ganz heißes Waſſer nimmt gar keine fixe Luft in ſich; man kan daher dieſe Luft durch Kochen, aber auch durch die Luftpumpe und durchs Gefrieren, wieder aus

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[397/0403] Die fixe Luft iſt nach Bergmann im Verhaͤltniſſe 3: 2, nach Lavoiſier im Verhaͤltniſſe 561: 455, ſpecifiſch ſchwerer, als die atmoſphaͤriſche, und ſinkt daher in der Letztern zu Boden. Dies giebt Gelegenheit zu ſehr artigen Verſuchen, dergleichen der Duͤc de Chaulnes (Mém. des Sav. étrangers 1778.) vor der Pariſer Akademie angeſtellt hat. Man kann nemlich die unſichtbare fixe Luft aus einem Gefaͤße in ein anderes, wie Waſſer oder wie jedes ſichtbare Fluidum, ausgießen, und dadurch ein Licht ausloͤſchen, eine Maus toͤdten u. ſ. w. Man gießt dem Augenſcheine nach Nichts aus einem Becher, worinn Nichts iſt, in einen andern, worinn auch Nichts iſt, mit vieler Vorſicht, Nichts zu verſchuͤtten, und kan doch dadurch Thiere toͤdten, Lichter ausloͤſchen, Salze kryſtalliſiren u. dgl. Will man die fixe Luft ſichtbar machen, ſo darf man nur den Dampf einer Kerze hineingehen laſſen, den ſie in ſich behaͤlt. Alsdann ſieht man die glatte Oberflaͤche, an der ſie ſich von der gemeinen Luft uͤber ihr ſcheidet, und welche wellenfoͤrmig wird, wenn man darauf blaͤſet. Treibt man dieſen in fixer Luft ſchwebenden Dampf uͤber den Rand des Gefaͤßes hinaus, ſo laͤuft er an den Seiten hinunter. Dieſe Gasart loͤſcht das Feuer ſchnell aus, und zieht den Dampf der Kerzen ſtark an ſich. Sie iſt untauglich zum Athmen, und Thiere koͤnnen darinn nicht fortleben. Die warmbluͤtigen ſterben am ſchnellſten, ſpaͤter die Amphibien, die Inſecten werden nur halb getoͤdtet, die Irritabilitaͤt wird ſchnell vernichtet, und das noch warme Herz eines ſo getoͤdteten Thiers zeigt keine Bewegung mehr. Die fixe Luft wird vom kalten Waſſer voͤllig eingeſchluckt, jedoch nicht ſo ſchnell, daß man ſie nicht mit Waſſer in Gefaͤße einſchließen und eine Zeitlang darinn aufbewahren koͤnnte. Nach Bergmann verſchluckt das Waſſer bey 41 Grad Temperatur nach Fahrenheit etwas mehr davon, als ſein eigen Volumen austraͤgt; bey 50 Grad Temperatur kaum ein gleiches Volumen, und ſo immer weniger, je heißer es iſt. Ganz heißes Waſſer nimmt gar keine fixe Luft in ſich; man kan daher dieſe Luft durch Kochen, aber auch durch die Luftpumpe und durchs Gefrieren, wieder aus

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/403>, abgerufen am 22.11.2024.