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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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ist, und allen Gasarten zukömmt. Die Alten (Virgil. Aen. VII. v. 84. Pers. Sat. III. v. 99.) nannten die schwefelartigen Schwaden in der Atmosphäre Mephites; daher man theils allen nicht respirablen Gasarten mit Priestley den Namen der mephitischen beygelegt, theils auch die hier beschriebne besondere Gattung mit Macquer das mephitische Gas genannt hat. Die schicklichste unter allen ist die von Bergmann gewählte Benennung der Luftsäure, da diese Gattung ohne Zweifel eine eigne Säure in Luftgestalt ist.

Man erhäit das mephitische Gas aus den milden alkalischen Erden und Salzen durch aufgegoßne Säuren, und durch Feuer; man bekömmt es auch aus den in der Weingährung befindlichen Körpern. Die leichteste Methode ist, sich der Taf. X. Fig. 35. vorgestellten Vorrichtung so zu bedienen, wie es bey dem Worte: Gas, brennbares, angezeigt worden ist, nur daß in die Flasche FG, Kreide oder gestoßner Marmor gethan, und Vitriolöl mit 4--5mal so viel Wasser verdünnt aufgegossen wird. Es entsteht hiebey ein starkes Aufbrausen, und die häufig entwickelte Luftsäure geht durch das gebogne Rohr und durch das Wasser im umgestürzten Cylinder in den obern Raum des letztern bey K über. Man kan aber auch anstatt des Marmors oder der alkalischen Erden ein jedes der drey Laugensalze, und statt des Vitriolöls eben sowohl Salzgeist, Scheidewasser oder jede andere Säure gebrauchen. Die erhaltene fixe Luft ist in allen diesen Fällen immer einerley und hat eben dieselben Eigenschaften.

Durch die Wirkung des Feuers erhält man dieses Gas aus den Kalkerden, wenn man sie in einer gläsernen Retorte im Sandbade, oder in einer irdenen Retorte unmittelbar der Hitze aussetzt. Metallne Gefäße oder Flintenläufe darf man hiezu nicht gebrauchen, weil aus ihnen Phlogiston mit übergeht. Ueberhaupt geben fast alle Materien, die man dem Feuer aussetzt, unter andern Gasarten, welche sich daraus entwickeln, auch etwas fixe| Luft; vorzüglich aber die alkalischen Substanzen.


iſt, und allen Gasarten zukoͤmmt. Die Alten (Virgil. Aen. VII. v. 84. Perſ. Sat. III. v. 99.) nannten die ſchwefelartigen Schwaden in der Atmoſphaͤre Mephites; daher man theils allen nicht reſpirablen Gasarten mit Prieſtley den Namen der mephitiſchen beygelegt, theils auch die hier beſchriebne beſondere Gattung mit Macquer das mephitiſche Gas genannt hat. Die ſchicklichſte unter allen iſt die von Bergmann gewaͤhlte Benennung der Luftſaͤure, da dieſe Gattung ohne Zweifel eine eigne Saͤure in Luftgeſtalt iſt.

Man erhaͤit das mephitiſche Gas aus den milden alkaliſchen Erden und Salzen durch aufgegoßne Saͤuren, und durch Feuer; man bekoͤmmt es auch aus den in der Weingaͤhrung befindlichen Koͤrpern. Die leichteſte Methode iſt, ſich der Taf. X. Fig. 35. vorgeſtellten Vorrichtung ſo zu bedienen, wie es bey dem Worte: Gas, brennbares, angezeigt worden iſt, nur daß in die Flaſche FG, Kreide oder geſtoßner Marmor gethan, und Vitrioloͤl mit 4—5mal ſo viel Waſſer verduͤnnt aufgegoſſen wird. Es entſteht hiebey ein ſtarkes Aufbrauſen, und die haͤufig entwickelte Luftſaͤure geht durch das gebogne Rohr und durch das Waſſer im umgeſtuͤrzten Cylinder in den obern Raum des letztern bey K uͤber. Man kan aber auch anſtatt des Marmors oder der alkaliſchen Erden ein jedes der drey Laugenſalze, und ſtatt des Vitrioloͤls eben ſowohl Salzgeiſt, Scheidewaſſer oder jede andere Saͤure gebrauchen. Die erhaltene fixe Luft iſt in allen dieſen Faͤllen immer einerley und hat eben dieſelben Eigenſchaften.

Durch die Wirkung des Feuers erhaͤlt man dieſes Gas aus den Kalkerden, wenn man ſie in einer glaͤſernen Retorte im Sandbade, oder in einer irdenen Retorte unmittelbar der Hitze ausſetzt. Metallne Gefaͤße oder Flintenlaͤufe darf man hiezu nicht gebrauchen, weil aus ihnen Phlogiſton mit uͤbergeht. Ueberhaupt geben faſt alle Materien, die man dem Feuer ausſetzt, unter andern Gasarten, welche ſich daraus entwickeln, auch etwas fixe| Luft; vorzuͤglich aber die alkaliſchen Subſtanzen.

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[394/0400] iſt, und allen Gasarten zukoͤmmt. Die Alten (Virgil. Aen. VII. v. 84. Perſ. Sat. III. v. 99.) nannten die ſchwefelartigen Schwaden in der Atmoſphaͤre Mephites; daher man theils allen nicht reſpirablen Gasarten mit Prieſtley den Namen der mephitiſchen beygelegt, theils auch die hier beſchriebne beſondere Gattung mit Macquer das mephitiſche Gas genannt hat. Die ſchicklichſte unter allen iſt die von Bergmann gewaͤhlte Benennung der Luftſaͤure, da dieſe Gattung ohne Zweifel eine eigne Saͤure in Luftgeſtalt iſt. Man erhaͤit das mephitiſche Gas aus den milden alkaliſchen Erden und Salzen durch aufgegoßne Saͤuren, und durch Feuer; man bekoͤmmt es auch aus den in der Weingaͤhrung befindlichen Koͤrpern. Die leichteſte Methode iſt, ſich der Taf. X. Fig. 35. vorgeſtellten Vorrichtung ſo zu bedienen, wie es bey dem Worte: Gas, brennbares, angezeigt worden iſt, nur daß in die Flaſche FG, Kreide oder geſtoßner Marmor gethan, und Vitrioloͤl mit 4—5mal ſo viel Waſſer verduͤnnt aufgegoſſen wird. Es entſteht hiebey ein ſtarkes Aufbrauſen, und die haͤufig entwickelte Luftſaͤure geht durch das gebogne Rohr und durch das Waſſer im umgeſtuͤrzten Cylinder in den obern Raum des letztern bey K uͤber. Man kan aber auch anſtatt des Marmors oder der alkaliſchen Erden ein jedes der drey Laugenſalze, und ſtatt des Vitrioloͤls eben ſowohl Salzgeiſt, Scheidewaſſer oder jede andere Saͤure gebrauchen. Die erhaltene fixe Luft iſt in allen dieſen Faͤllen immer einerley und hat eben dieſelben Eigenſchaften. Durch die Wirkung des Feuers erhaͤlt man dieſes Gas aus den Kalkerden, wenn man ſie in einer glaͤſernen Retorte im Sandbade, oder in einer irdenen Retorte unmittelbar der Hitze ausſetzt. Metallne Gefaͤße oder Flintenlaͤufe darf man hiezu nicht gebrauchen, weil aus ihnen Phlogiſton mit uͤbergeht. Ueberhaupt geben faſt alle Materien, die man dem Feuer ausſetzt, unter andern Gasarten, welche ſich daraus entwickeln, auch etwas fixe| Luft; vorzuͤglich aber die alkaliſchen Subſtanzen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/400>, abgerufen am 19.05.2024.