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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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hervorgeht, und aus den milden Laugensalzen und alkalischen Erden durch Säuren entwickelt wird.

Diese Luftgattung ist vielleicht unter allen übrigen, die gemeine Luft ausgenommen, den Menschen zuerst bekannt geworden; aus ihr bestehen die erstickenden Schwaden oder die bösen Wetter der Bergleute, die man sonst den durch die Luft verbreiteten unterirdischen Ausdünstungen zuschrieb. Van Helmont bemerkte um die Mitte des 16ten Jahrhunderts, daß sich dieser erstickende Dampf auch über der Oberfläche gährender Körper befinde, und gab ihm daher den Namen Gas vinosum. Boyle machte unter andern zahlreichen Erfahrungen über die aus den Körpern entwickelten luftförmigen Stoffe, auch diese, daß gestoßene und in destillirten Weinessig geschüttete Korallen und Austerschalen Luft erzeugten, die er künstliche Luft (sactitious air) nannte, und worüber er seine Versuche schon am 15ten Märzt 1664 derjenigen Gesellschaft von Gelehrten vorlegte, aus welcher bald darauf die königliche Societät zu London entstand. Man nahm sie damals, so wie andere von Boyle entwickelte Gasarten, für gemeine Luft, welche ihre Elasticität verlohren habe, und sich als Element in der Grundmischung der Körper befinde. Es ist zu verwundern, daß man so lange Zeit angestanden hat, diesen Gegenstand genauer zu untersuchen.

Erst im Jahre 1756 setzte D. Black in Edinburgh die von Boyle angefangenen Versuche fort, und fand, daß sich eben die Luft, welche jener erhalten hatte, aus allen kalkartigen oder laugenartigen Körpern hervorbringen ließ. Er nannte sie fixe Luft, weil sie vor ihrer Entwickelung in den Körpern festgehalten oder gebunden war, und man damals noch nicht so bestimmt wußte, daß sich ausler ihr noch so viele andere vorher ebenfalls gebundene Gasarten freymachen ließen.

Priestley, der durch seine Erfahrungen die wesentliche Verschiedenheit der mehrern Luftgattungen genauer bestimmte, ließ dennoch denjenigen, die man schon vor ihm gekannt hatte, ihre alten Namen, behielt also auch für diese den Namen der fixen Luft bey, obgleich derselbe viel zu allgemein


hervorgeht, und aus den milden Laugenſalzen und alkaliſchen Erden durch Saͤuren entwickelt wird.

Dieſe Luftgattung iſt vielleicht unter allen uͤbrigen, die gemeine Luft ausgenommen, den Menſchen zuerſt bekannt geworden; aus ihr beſtehen die erſtickenden Schwaden oder die boͤſen Wetter der Bergleute, die man ſonſt den durch die Luft verbreiteten unterirdiſchen Ausduͤnſtungen zuſchrieb. Van Helmont bemerkte um die Mitte des 16ten Jahrhunderts, daß ſich dieſer erſtickende Dampf auch uͤber der Oberflaͤche gaͤhrender Koͤrper befinde, und gab ihm daher den Namen Gas vinoſum. Boyle machte unter andern zahlreichen Erfahrungen uͤber die aus den Koͤrpern entwickelten luftfoͤrmigen Stoffe, auch dieſe, daß geſtoßene und in deſtillirten Weineſſig geſchuͤttete Korallen und Auſterſchalen Luft erzeugten, die er kuͤnſtliche Luft (ſactitious air) nannte, und woruͤber er ſeine Verſuche ſchon am 15ten Maͤrzt 1664 derjenigen Geſellſchaft von Gelehrten vorlegte, aus welcher bald darauf die koͤnigliche Societaͤt zu London entſtand. Man nahm ſie damals, ſo wie andere von Boyle entwickelte Gasarten, fuͤr gemeine Luft, welche ihre Elaſticitaͤt verlohren habe, und ſich als Element in der Grundmiſchung der Koͤrper befinde. Es iſt zu verwundern, daß man ſo lange Zeit angeſtanden hat, dieſen Gegenſtand genauer zu unterſuchen.

Erſt im Jahre 1756 ſetzte D. Black in Edinburgh die von Boyle angefangenen Verſuche fort, und fand, daß ſich eben die Luft, welche jener erhalten hatte, aus allen kalkartigen oder laugenartigen Koͤrpern hervorbringen ließ. Er nannte ſie fixe Luft, weil ſie vor ihrer Entwickelung in den Koͤrpern feſtgehalten oder gebunden war, und man damals noch nicht ſo beſtimmt wußte, daß ſich auſler ihr noch ſo viele andere vorher ebenfalls gebundene Gasarten freymachen ließen.

Prieſtley, der durch ſeine Erfahrungen die weſentliche Verſchiedenheit der mehrern Luftgattungen genauer beſtimmte, ließ dennoch denjenigen, die man ſchon vor ihm gekannt hatte, ihre alten Namen, behielt alſo auch fuͤr dieſe den Namen der fixen Luft bey, obgleich derſelbe viel zu allgemein

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[393/0399] hervorgeht, und aus den milden Laugenſalzen und alkaliſchen Erden durch Saͤuren entwickelt wird. Dieſe Luftgattung iſt vielleicht unter allen uͤbrigen, die gemeine Luft ausgenommen, den Menſchen zuerſt bekannt geworden; aus ihr beſtehen die erſtickenden Schwaden oder die boͤſen Wetter der Bergleute, die man ſonſt den durch die Luft verbreiteten unterirdiſchen Ausduͤnſtungen zuſchrieb. Van Helmont bemerkte um die Mitte des 16ten Jahrhunderts, daß ſich dieſer erſtickende Dampf auch uͤber der Oberflaͤche gaͤhrender Koͤrper befinde, und gab ihm daher den Namen Gas vinoſum. Boyle machte unter andern zahlreichen Erfahrungen uͤber die aus den Koͤrpern entwickelten luftfoͤrmigen Stoffe, auch dieſe, daß geſtoßene und in deſtillirten Weineſſig geſchuͤttete Korallen und Auſterſchalen Luft erzeugten, die er kuͤnſtliche Luft (ſactitious air) nannte, und woruͤber er ſeine Verſuche ſchon am 15ten Maͤrzt 1664 derjenigen Geſellſchaft von Gelehrten vorlegte, aus welcher bald darauf die koͤnigliche Societaͤt zu London entſtand. Man nahm ſie damals, ſo wie andere von Boyle entwickelte Gasarten, fuͤr gemeine Luft, welche ihre Elaſticitaͤt verlohren habe, und ſich als Element in der Grundmiſchung der Koͤrper befinde. Es iſt zu verwundern, daß man ſo lange Zeit angeſtanden hat, dieſen Gegenſtand genauer zu unterſuchen. Erſt im Jahre 1756 ſetzte D. Black in Edinburgh die von Boyle angefangenen Verſuche fort, und fand, daß ſich eben die Luft, welche jener erhalten hatte, aus allen kalkartigen oder laugenartigen Koͤrpern hervorbringen ließ. Er nannte ſie fixe Luft, weil ſie vor ihrer Entwickelung in den Koͤrpern feſtgehalten oder gebunden war, und man damals noch nicht ſo beſtimmt wußte, daß ſich auſler ihr noch ſo viele andere vorher ebenfalls gebundene Gasarten freymachen ließen. Prieſtley, der durch ſeine Erfahrungen die weſentliche Verſchiedenheit der mehrern Luftgattungen genauer beſtimmte, ließ dennoch denjenigen, die man ſchon vor ihm gekannt hatte, ihre alten Namen, behielt alſo auch fuͤr dieſe den Namen der fixen Luft bey, obgleich derſelbe viel zu allgemein

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/399>, abgerufen am 25.11.2024.