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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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destillirte oder gekochte Wasser nimmt dagegen wiederum einen Theil der Luft, welcher man es aussetzt, ohne eine merkliche Vergrößerung seines Volumens in sich. Es absorbirt, nach Scheele (Von Luft und Feuer, S. 164.), vorzüglich den reinern Theil der Luft; daher man auch durch ein zweytes Kochen eine sehr reine oder dephlogistisirte Luft aus dem Wasser erhalten kan; obgleich durch das erste Kochen des natürlichen Fluß- oder Brunnenwassers keine besonders reine Luft erhalten wird. Dämpfe des Wassers aber, so wie auch der Dampf und Rauch verschiedener andern Substanzen machen die Luft zum Athmen untüchtig.

Durch bloße Berührung mit gemeinem, nicht gekochtem, Wasser wird die Beschaffenheit der Luft nicht verändert. Durch Schütteln im Wasser hingegen wird gute Luft verschlimmert, phlogistisirte aber verbessert, woraus man schließen kan, daß Wasser und Luft beyde mit dem Phlogiston in Verwandschaft stehen. Es entwickelt sich bey diesem Schütteln bisweilen auch Luft aus dem Wasser, wodurch besonders im Anfange der Operation, das Volumen der Luft zuzunehmen scheint, wie Fontana (Philos. Trans. Vol. LXIX. p. 443.) bemerkt hat. Wenn aber schädliche Luft durch Schütteln im Wasser verbessert werden soll, so muß das dazu gebrauchte Wasser der freyen Luft ausgesetzt seyn, damit es den faulen phlogistischen Stoff in die Atmosphäre überführen könne. Daß dieses wirklich geschehe, zeigt der unangenehme Geruch, den man bisweilen bey einer solchen Operation verspüret.

Da die Masse der atmosphärischen Luft unaufhörlich durch das Athmen der Menschen und Thiere, durch das Brennen so vieler natürlichen und künstlichen Feuer, durch die Fäulniß und Auflösung unzählbarer Substanzen und durch viele andere phlogistische Processe verdorben wird, so würde sie endlich ganz zu ihrer Bestimmung untüchtig werden, wenn nicht die Natur für eben so wirksame Mittel zu ihrer Wiederherstellung und Verbesserung gesorgt hätte. Unter die kräftigsten dieser Mittel gehört vorzüglich die Vegetation oder das Wachsthum der Pflanzen. Diese in der That wichtige Entdeckung machte Priestley (Exp.


deſtillirte oder gekochte Waſſer nimmt dagegen wiederum einen Theil der Luft, welcher man es ausſetzt, ohne eine merkliche Vergroͤßerung ſeines Volumens in ſich. Es abſorbirt, nach Scheele (Von Luft und Feuer, S. 164.), vorzuͤglich den reinern Theil der Luft; daher man auch durch ein zweytes Kochen eine ſehr reine oder dephlogiſtiſirte Luft aus dem Waſſer erhalten kan; obgleich durch das erſte Kochen des natuͤrlichen Fluß- oder Brunnenwaſſers keine beſonders reine Luft erhalten wird. Daͤmpfe des Waſſers aber, ſo wie auch der Dampf und Rauch verſchiedener andern Subſtanzen machen die Luft zum Athmen untuͤchtig.

Durch bloße Beruͤhrung mit gemeinem, nicht gekochtem, Waſſer wird die Beſchaffenheit der Luft nicht veraͤndert. Durch Schuͤtteln im Waſſer hingegen wird gute Luft verſchlimmert, phlogiſtiſirte aber verbeſſert, woraus man ſchließen kan, daß Waſſer und Luft beyde mit dem Phlogiſton in Verwandſchaft ſtehen. Es entwickelt ſich bey dieſem Schuͤtteln bisweilen auch Luft aus dem Waſſer, wodurch beſonders im Anfange der Operation, das Volumen der Luft zuzunehmen ſcheint, wie Fontana (Philoſ. Trans. Vol. LXIX. p. 443.) bemerkt hat. Wenn aber ſchaͤdliche Luft durch Schuͤtteln im Waſſer verbeſſert werden ſoll, ſo muß das dazu gebrauchte Waſſer der freyen Luft ausgeſetzt ſeyn, damit es den faulen phlogiſtiſchen Stoff in die Atmoſphaͤre uͤberfuͤhren koͤnne. Daß dieſes wirklich geſchehe, zeigt der unangenehme Geruch, den man bisweilen bey einer ſolchen Operation verſpuͤret.

Da die Maſſe der atmoſphaͤriſchen Luft unaufhoͤrlich durch das Athmen der Menſchen und Thiere, durch das Brennen ſo vieler natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Feuer, durch die Faͤulniß und Aufloͤſung unzaͤhlbarer Subſtanzen und durch viele andere phlogiſtiſche Proceſſe verdorben wird, ſo wuͤrde ſie endlich ganz zu ihrer Beſtimmung untuͤchtig werden, wenn nicht die Natur fuͤr eben ſo wirkſame Mittel zu ihrer Wiederherſtellung und Verbeſſerung geſorgt haͤtte. Unter die kraͤftigſten dieſer Mittel gehoͤrt vorzuͤglich die Vegetation oder das Wachsthum der Pflanzen. Dieſe in der That wichtige Entdeckung machte Prieſtley (Exp.

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[357/0363] deſtillirte oder gekochte Waſſer nimmt dagegen wiederum einen Theil der Luft, welcher man es ausſetzt, ohne eine merkliche Vergroͤßerung ſeines Volumens in ſich. Es abſorbirt, nach Scheele (Von Luft und Feuer, S. 164.), vorzuͤglich den reinern Theil der Luft; daher man auch durch ein zweytes Kochen eine ſehr reine oder dephlogiſtiſirte Luft aus dem Waſſer erhalten kan; obgleich durch das erſte Kochen des natuͤrlichen Fluß- oder Brunnenwaſſers keine beſonders reine Luft erhalten wird. Daͤmpfe des Waſſers aber, ſo wie auch der Dampf und Rauch verſchiedener andern Subſtanzen machen die Luft zum Athmen untuͤchtig. Durch bloße Beruͤhrung mit gemeinem, nicht gekochtem, Waſſer wird die Beſchaffenheit der Luft nicht veraͤndert. Durch Schuͤtteln im Waſſer hingegen wird gute Luft verſchlimmert, phlogiſtiſirte aber verbeſſert, woraus man ſchließen kan, daß Waſſer und Luft beyde mit dem Phlogiſton in Verwandſchaft ſtehen. Es entwickelt ſich bey dieſem Schuͤtteln bisweilen auch Luft aus dem Waſſer, wodurch beſonders im Anfange der Operation, das Volumen der Luft zuzunehmen ſcheint, wie Fontana (Philoſ. Trans. Vol. LXIX. p. 443.) bemerkt hat. Wenn aber ſchaͤdliche Luft durch Schuͤtteln im Waſſer verbeſſert werden ſoll, ſo muß das dazu gebrauchte Waſſer der freyen Luft ausgeſetzt ſeyn, damit es den faulen phlogiſtiſchen Stoff in die Atmoſphaͤre uͤberfuͤhren koͤnne. Daß dieſes wirklich geſchehe, zeigt der unangenehme Geruch, den man bisweilen bey einer ſolchen Operation verſpuͤret. Da die Maſſe der atmoſphaͤriſchen Luft unaufhoͤrlich durch das Athmen der Menſchen und Thiere, durch das Brennen ſo vieler natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Feuer, durch die Faͤulniß und Aufloͤſung unzaͤhlbarer Subſtanzen und durch viele andere phlogiſtiſche Proceſſe verdorben wird, ſo wuͤrde ſie endlich ganz zu ihrer Beſtimmung untuͤchtig werden, wenn nicht die Natur fuͤr eben ſo wirkſame Mittel zu ihrer Wiederherſtellung und Verbeſſerung geſorgt haͤtte. Unter die kraͤftigſten dieſer Mittel gehoͤrt vorzuͤglich die Vegetation oder das Wachsthum der Pflanzen. Dieſe in der That wichtige Entdeckung machte Prieſtley (Exp.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/363>, abgerufen am 25.11.2024.