brennbares, genauer untersucht hat, ist es sehr vielen neuern Physikern und Chymisten wahrscheinlich geworden, daß die reine Flamme, die ihr beygemischten fremden Theile abgerechnet, nichts anders, als eine entzündete Mischung von brennbarer und dephlogistisirter Luft sey, wovon jene aus dem brennbaren Körper, diese aus der atmosphärischen Luft kömmt. Zuerst hat diese Muthmaßung Herr Volta(Lettere sull' aria nativa delle paludi. Como, 1776. 8. Briefe über die natürlich entstehende entzündbare Sumpfluft, a. d. Ital. Winterthur, 1778. 8.) vorgetragen. Da die brennbare Luft keiner fortdaurenden Entzündung fähig ist, wenn sie nicht mit atmosphärischer Luft, oder noch besser mit dephlogistisirter, als dem reinsten Bestandtheile der atmosphärischen, vermischt wird, so erklärt sich hieraus auf eine weit ungezwungnere Art, als nach den übrigen Hypothesen, warum der Flamme der Zutritt der frischen Luft unentbehrlich, und warum die dephlogistisirte Luft ihrer Entstehung und Unterhaltung so vorzüglich günstig ist. Da ferner nach den Beobachtungen der Herren Cavendish, Watt, Lavoisier, und de la Place die Mischung von brennbarer und gemeiner Luft, durch die Abbrennung, in Wasser verwandelt wird, so läßt sich hieraus auch begreiflich machen, warum selbst die reinsten Flammen so viel Wasser geben, daß sich dasselbe durch einen über der Flamme angebrachten Helm in ziemlicher Menge aufsammeln läßt. Endlich schließt sich auch diese Muthmaßung unter allen am besten an die neuern Theorien des Feuers und der Verbrennung an.
Nach Scheeles Theorie (s. Feuer) ist die Hitze selbst, oder vielmehr die Materie derselben ein aus Phlogiston und reiner Luft zusammengesetztes Wesen, welches durch seine Anziehung aus dem brennenden Körper immer mehr Phlogiston entwickelt, und dadurch selbst immer mehr Intensität erhält. Die mit Phlogiston übersättigte reine Luft verwandelt sich endlich in Licht und brennbare Luft, woraus die Entstehung der Flamme, wenn man Volta's Meynung annimmt, leicht begreiflich wird.
Crawford selbst hat sich zwar in seiner bey dem Worte:
brennbares, genauer unterſucht hat, iſt es ſehr vielen neuern Phyſikern und Chymiſten wahrſcheinlich geworden, daß die reine Flamme, die ihr beygemiſchten fremden Theile abgerechnet, nichts anders, als eine entzuͤndete Miſchung von brennbarer und dephlogiſtiſirter Luft ſey, wovon jene aus dem brennbaren Koͤrper, dieſe aus der atmoſphaͤriſchen Luft koͤmmt. Zuerſt hat dieſe Muthmaßung Herr Volta(Lettere ſull' aria nativa delle paludi. Como, 1776. 8. Briefe uͤber die natuͤrlich entſtehende entzuͤndbare Sumpfluft, a. d. Ital. Winterthur, 1778. 8.) vorgetragen. Da die brennbare Luft keiner fortdaurenden Entzuͤndung faͤhig iſt, wenn ſie nicht mit atmoſphaͤriſcher Luft, oder noch beſſer mit dephlogiſtiſirter, als dem reinſten Beſtandtheile der atmoſphaͤriſchen, vermiſcht wird, ſo erklaͤrt ſich hieraus auf eine weit ungezwungnere Art, als nach den uͤbrigen Hypotheſen, warum der Flamme der Zutritt der friſchen Luft unentbehrlich, und warum die dephlogiſtiſirte Luft ihrer Entſtehung und Unterhaltung ſo vorzuͤglich guͤnſtig iſt. Da ferner nach den Beobachtungen der Herren Cavendiſh, Watt, Lavoiſier, und de la Place die Miſchung von brennbarer und gemeiner Luft, durch die Abbrennung, in Waſſer verwandelt wird, ſo laͤßt ſich hieraus auch begreiflich machen, warum ſelbſt die reinſten Flammen ſo viel Waſſer geben, daß ſich daſſelbe durch einen uͤber der Flamme angebrachten Helm in ziemlicher Menge aufſammeln laͤßt. Endlich ſchließt ſich auch dieſe Muthmaßung unter allen am beſten an die neuern Theorien des Feuers und der Verbrennung an.
Nach Scheeles Theorie (ſ. Feuer) iſt die Hitze ſelbſt, oder vielmehr die Materie derſelben ein aus Phlogiſton und reiner Luft zuſammengeſetztes Weſen, welches durch ſeine Anziehung aus dem brennenden Koͤrper immer mehr Phlogiſton entwickelt, und dadurch ſelbſt immer mehr Intenſitaͤt erhaͤlt. Die mit Phlogiſton uͤberſaͤttigte reine Luft verwandelt ſich endlich in Licht und brennbare Luft, woraus die Entſtehung der Flamme, wenn man Volta's Meynung annimmt, leicht begreiflich wird.
Crawford ſelbſt hat ſich zwar in ſeiner bey dem Worte:
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brennbares, genauer unterſucht hat, iſt es ſehr vielen neuern Phyſikern und Chymiſten wahrſcheinlich geworden, daß die reine Flamme, die ihr beygemiſchten fremden Theile abgerechnet, nichts anders, als eine entzuͤndete Miſchung von brennbarer und dephlogiſtiſirter Luft ſey, wovon jene aus dem brennbaren Koͤrper, dieſe aus der atmoſphaͤriſchen Luft koͤmmt. Zuerſt hat dieſe Muthmaßung Herr Volta (Lettere ſull' aria nativa delle paludi. Como, 1776. 8. Briefe uͤber die natuͤrlich entſtehende entzuͤndbare Sumpfluft, a. d. Ital. Winterthur, 1778. 8.) vorgetragen. Da die brennbare Luft keiner fortdaurenden Entzuͤndung faͤhig iſt, wenn ſie nicht mit atmoſphaͤriſcher Luft, oder noch beſſer mit dephlogiſtiſirter, als dem reinſten Beſtandtheile der atmoſphaͤriſchen, vermiſcht wird, ſo erklaͤrt ſich hieraus auf eine weit ungezwungnere Art, als nach den uͤbrigen Hypotheſen, warum der Flamme der Zutritt der friſchen Luft unentbehrlich, und warum die dephlogiſtiſirte Luft ihrer Entſtehung und Unterhaltung ſo vorzuͤglich guͤnſtig iſt. Da ferner nach den Beobachtungen der Herren Cavendiſh, Watt, Lavoiſier, und de la Place die Miſchung von brennbarer und gemeiner Luft, durch die Abbrennung, in Waſſer verwandelt wird, ſo laͤßt ſich hieraus auch begreiflich machen, warum ſelbſt die reinſten Flammen ſo viel Waſſer geben, daß ſich daſſelbe durch einen uͤber der Flamme angebrachten Helm in ziemlicher Menge aufſammeln laͤßt. Endlich ſchließt ſich auch dieſe Muthmaßung unter allen am beſten an die neuern Theorien des Feuers und der Verbrennung an.
Nach Scheeles Theorie (ſ. Feuer) iſt die Hitze ſelbſt, oder vielmehr die Materie derſelben ein aus Phlogiſton und reiner Luft zuſammengeſetztes Weſen, welches durch ſeine Anziehung aus dem brennenden Koͤrper immer mehr Phlogiſton entwickelt, und dadurch ſelbſt immer mehr Intenſitaͤt erhaͤlt. Die mit Phlogiſton uͤberſaͤttigte reine Luft verwandelt ſich endlich in Licht und brennbare Luft, woraus die Entſtehung der Flamme, wenn man Volta's Meynung annimmt, leicht begreiflich wird.
Crawford ſelbſt hat ſich zwar in ſeiner bey dem Worte:
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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