Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Es ist gewiß, daß diese Periode schon den Chaldäern unter dem Namen Saros bekannt gewesen sey. Prolemäus (Almag. IV. 29.) führt aus dem Hipparchus an, die alten Astronomen hätten sie erfunden, und um volle Tage zu haben, die 6585 1/3 mit 3 multiplicirt, woraus eine Periode von 669 Mondenmonaten oder 19756 Tagen entstanden sey. Nun sagt aber Geminus (Elem. astr. c. 15.) ausdrücklich, die Periode von 669 Monaten sey chaldäischen Ursprungs. Ueberdies führt Svidas im Wörterbuche unter dem Worte Saros nach der Berichtigung des Pearson (Expos. fymb. apostol. Lond. 1683. f. 59.) an, der Saros sey ein chaldäisches Zeitmaaß, das aus 222 Mondenmonaten oder 18 Jahren und 6 Monaten bestehe. Halley (Philos. Trans. no. 194. ann. 1691.) zeigt zwar, daß diese Angabe fehlerhaft, und 223 Monate für 222 zu lesen sey; allein die Stelle ist doch hinlänglich, die Bekanntschaft der Chaldäer mit dieser Periode zu erweisen. Die unter den Alten erwähnten Vorherverkündigungen der Finsternisse sind gewiß blos vermittelst dieser, oder einer andern ähnlichen Periode geschehen. Auch Plinius gedenkt derselber (Hist. nat. II. 13.) mit den Worten: Defectus Solis et Lunae ducentis viginti tribus mensibus redire in suos orbes certum est, welche Stelle Halley ebenfalls aus Manuscripten berichtiget, und daher diese Periode die Plinianische genannt hat. (Man s. hierüber Weidler Hist. astr. Cap. III. §. 18. und Bailly Geschichte der alten Sternkunde, a. d. Frz. Zweyter Band. Leipzig, 1777. gr. 8. S. 172. u. f.).

Eben dieses leisten die Perioden von 716, von 3087, 6890, 9977 rc. Mondenmonaten; jede folgende immer genauer, als die vorhergehenden.

Die Berechnung sowohl der vergangenen als der zukünftigen Finsternisse aus den astronomischen Tafeln ist allerdings sehr mühsam. Lambert hat seine großen Talente für die Construction zur Erleichterung dieser Bemühungen angewendet, und schon 1765 zu Berlin die Beschreibung einer ekliptischen Tafel herausgegeben, wo man


Es iſt gewiß, daß dieſe Periode ſchon den Chaldaͤern unter dem Namen Saros bekannt geweſen ſey. Prolemaͤus (Almag. IV. 29.) fuͤhrt aus dem Hipparchus an, die alten Aſtronomen haͤtten ſie erfunden, und um volle Tage zu haben, die 6585 1/3 mit 3 multiplicirt, woraus eine Periode von 669 Mondenmonaten oder 19756 Tagen entſtanden ſey. Nun ſagt aber Geminus (Elem. aſtr. c. 15.) ausdruͤcklich, die Periode von 669 Monaten ſey chaldaͤiſchen Urſprungs. Ueberdies fuͤhrt Svidas im Woͤrterbuche unter dem Worte Saros nach der Berichtigung des Pearſon (Expoſ. fymb. apoſtol. Lond. 1683. f. 59.) an, der Saros ſey ein chaldaͤiſches Zeitmaaß, das aus 222 Mondenmonaten oder 18 Jahren und 6 Monaten beſtehe. Halley (Philoſ. Trans. no. 194. ann. 1691.) zeigt zwar, daß dieſe Angabe fehlerhaft, und 223 Monate fuͤr 222 zu leſen ſey; allein die Stelle iſt doch hinlaͤnglich, die Bekanntſchaft der Chaldaͤer mit dieſer Periode zu erweiſen. Die unter den Alten erwaͤhnten Vorherverkuͤndigungen der Finſterniſſe ſind gewiß blos vermittelſt dieſer, oder einer andern aͤhnlichen Periode geſchehen. Auch Plinius gedenkt derſelber (Hiſt. nat. II. 13.) mit den Worten: Defectus Solis et Lunae ducentis viginti tribus menſibus redire in ſuos orbes certum eſt, welche Stelle Halley ebenfalls aus Manuſcripten berichtiget, und daher dieſe Periode die Plinianiſche genannt hat. (Man ſ. hieruͤber Weidler Hiſt. aſtr. Cap. III. §. 18. und Bailly Geſchichte der alten Sternkunde, a. d. Frz. Zweyter Band. Leipzig, 1777. gr. 8. S. 172. u. f.).

Eben dieſes leiſten die Perioden von 716, von 3087, 6890, 9977 rc. Mondenmonaten; jede folgende immer genauer, als die vorhergehenden.

Die Berechnung ſowohl der vergangenen als der zukuͤnftigen Finſterniſſe aus den aſtronomiſchen Tafeln iſt allerdings ſehr muͤhſam. Lambert hat ſeine großen Talente fuͤr die Conſtruction zur Erleichterung dieſer Bemuͤhungen angewendet, und ſchon 1765 zu Berlin die Beſchreibung einer ekliptiſchen Tafel herausgegeben, wo man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p>
              <pb facs="#f0262" xml:id="P.2.256" n="256"/><lb/>
            </p>
            <p>Es i&#x017F;t gewiß, daß die&#x017F;e Periode &#x017F;chon den Chalda&#x0364;ern unter dem Namen <hi rendition="#b">Saros</hi> bekannt gewe&#x017F;en &#x017F;ey. <hi rendition="#b">Prolema&#x0364;us</hi> <hi rendition="#aq">(Almag. IV. 29.)</hi> fu&#x0364;hrt aus dem Hipparchus an, die alten A&#x017F;tronomen ha&#x0364;tten &#x017F;ie erfunden, und um volle Tage zu haben, die 6585 1/3 mit 3 multiplicirt, woraus eine Periode von 669 Mondenmonaten oder 19756 Tagen ent&#x017F;tanden &#x017F;ey. Nun &#x017F;agt aber <hi rendition="#b">Geminus</hi> <hi rendition="#aq">(Elem. a&#x017F;tr. c. 15.)</hi> ausdru&#x0364;cklich, die Periode von 669 Monaten &#x017F;ey chalda&#x0364;i&#x017F;chen Ur&#x017F;prungs. Ueberdies fu&#x0364;hrt <hi rendition="#b">Svidas</hi> im Wo&#x0364;rterbuche unter dem Worte Saros nach der Berichtigung des <hi rendition="#b">Pear&#x017F;on</hi> <hi rendition="#aq">(Expo&#x017F;. fymb. apo&#x017F;tol. Lond. 1683. f. 59.)</hi> an, der Saros &#x017F;ey ein chalda&#x0364;i&#x017F;ches Zeitmaaß, das aus 222 Mondenmonaten oder 18 Jahren und 6 Monaten be&#x017F;tehe. <hi rendition="#b">Halley</hi> <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;. Trans. no. 194. ann. 1691.)</hi> zeigt zwar, daß die&#x017F;e Angabe fehlerhaft, und 223 Monate fu&#x0364;r 222 zu le&#x017F;en &#x017F;ey; allein die Stelle i&#x017F;t doch hinla&#x0364;nglich, die Bekannt&#x017F;chaft der Chalda&#x0364;er mit die&#x017F;er Periode zu erwei&#x017F;en. Die unter den Alten erwa&#x0364;hnten Vorherverku&#x0364;ndigungen der Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind gewiß blos vermittel&#x017F;t die&#x017F;er, oder einer andern a&#x0364;hnlichen Periode ge&#x017F;chehen. Auch <hi rendition="#b">Plinius</hi> gedenkt der&#x017F;elber <hi rendition="#aq">(Hi&#x017F;t. nat. II. 13.)</hi> mit den Worten: <hi rendition="#aq">Defectus Solis et Lunae ducentis viginti tribus men&#x017F;ibus redire in &#x017F;uos orbes certum e&#x017F;t,</hi> welche Stelle <hi rendition="#b">Halley</hi> ebenfalls aus Manu&#x017F;cripten berichtiget, und daher die&#x017F;e Periode die <hi rendition="#b">Pliniani&#x017F;che</hi> genannt hat. (Man &#x017F;. hieru&#x0364;ber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Weidler</hi> Hi&#x017F;t. a&#x017F;tr. Cap. III. §. 18.</hi> und <hi rendition="#b">Bailly</hi> Ge&#x017F;chichte der alten Sternkunde, a. d. Frz. Zweyter Band. Leipzig, 1777. gr. 8. S. 172. u. f.).</p>
            <p>Eben die&#x017F;es lei&#x017F;ten die Perioden von 716, von 3087, 6890, 9977 rc. Mondenmonaten; jede folgende immer genauer, als die vorhergehenden.</p>
            <p>Die Berechnung &#x017F;owohl der vergangenen als der zuku&#x0364;nftigen Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e aus den a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Tafeln i&#x017F;t allerdings &#x017F;ehr mu&#x0364;h&#x017F;am. <hi rendition="#b">Lambert</hi> hat &#x017F;eine großen Talente fu&#x0364;r die Con&#x017F;truction zur Erleichterung die&#x017F;er Bemu&#x0364;hungen angewendet, und &#x017F;chon 1765 zu Berlin die Be&#x017F;chreibung einer eklipti&#x017F;chen Tafel herausgegeben, wo man<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0262] Es iſt gewiß, daß dieſe Periode ſchon den Chaldaͤern unter dem Namen Saros bekannt geweſen ſey. Prolemaͤus (Almag. IV. 29.) fuͤhrt aus dem Hipparchus an, die alten Aſtronomen haͤtten ſie erfunden, und um volle Tage zu haben, die 6585 1/3 mit 3 multiplicirt, woraus eine Periode von 669 Mondenmonaten oder 19756 Tagen entſtanden ſey. Nun ſagt aber Geminus (Elem. aſtr. c. 15.) ausdruͤcklich, die Periode von 669 Monaten ſey chaldaͤiſchen Urſprungs. Ueberdies fuͤhrt Svidas im Woͤrterbuche unter dem Worte Saros nach der Berichtigung des Pearſon (Expoſ. fymb. apoſtol. Lond. 1683. f. 59.) an, der Saros ſey ein chaldaͤiſches Zeitmaaß, das aus 222 Mondenmonaten oder 18 Jahren und 6 Monaten beſtehe. Halley (Philoſ. Trans. no. 194. ann. 1691.) zeigt zwar, daß dieſe Angabe fehlerhaft, und 223 Monate fuͤr 222 zu leſen ſey; allein die Stelle iſt doch hinlaͤnglich, die Bekanntſchaft der Chaldaͤer mit dieſer Periode zu erweiſen. Die unter den Alten erwaͤhnten Vorherverkuͤndigungen der Finſterniſſe ſind gewiß blos vermittelſt dieſer, oder einer andern aͤhnlichen Periode geſchehen. Auch Plinius gedenkt derſelber (Hiſt. nat. II. 13.) mit den Worten: Defectus Solis et Lunae ducentis viginti tribus menſibus redire in ſuos orbes certum eſt, welche Stelle Halley ebenfalls aus Manuſcripten berichtiget, und daher dieſe Periode die Plinianiſche genannt hat. (Man ſ. hieruͤber Weidler Hiſt. aſtr. Cap. III. §. 18. und Bailly Geſchichte der alten Sternkunde, a. d. Frz. Zweyter Band. Leipzig, 1777. gr. 8. S. 172. u. f.). Eben dieſes leiſten die Perioden von 716, von 3087, 6890, 9977 rc. Mondenmonaten; jede folgende immer genauer, als die vorhergehenden. Die Berechnung ſowohl der vergangenen als der zukuͤnftigen Finſterniſſe aus den aſtronomiſchen Tafeln iſt allerdings ſehr muͤhſam. Lambert hat ſeine großen Talente fuͤr die Conſtruction zur Erleichterung dieſer Bemuͤhungen angewendet, und ſchon 1765 zu Berlin die Beſchreibung einer ekliptiſchen Tafel herausgegeben, wo man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/262
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/262>, abgerufen am 10.05.2024.