Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Kein Naturforscher hat mehr Mühe angewandt, die Materie des Feuers dem Auge sichtbar darzustellen, als Marat (Decouverte sur le feu, l'electricite et la lumiere. a Paris. 1779. 8. ins Deutsche übers. mit Anmerkungen von C. E. Weigel, Leipzig, 1783. gr. 8. ingl. Recherches sur le feu par Mr. Marat. Paris. 1780. 8.). Er hat sich dazu des Sonnenmikroskops im verfinsterten Zimmer bedient, und mit Hülfe desselben aus glühenden Körpern etwas in Gestalt feuriger Wellen aufsteigen gesehen, welches besondere Verwandschaften gegen andere Stoffe, denen es begegnete, z. B. gegen Wasser, Salze, Erden, Metalle, Phlogiston und Lichtmaterie äußerte. Seinen zahlreichen Beobachtungen zufolge ist dieses Wesen von der Lichtmaterie, dem Phlogiston und der elektrischen Materie wesentlich unterschieden. Er giebt ihm den Namen der Fenermaterie oder der feurigen Flüßigkeit (fluide ig<*>), und erklärt es für eine eigne Substanz, deren Theile sehr durchsichtig, zart, schwer, beweglich, äußerst hart und kugelförmig sind. Diese Substanz macht einen Bestandtheil der Körper aus, und das Feuer besteht in dem thätigen Zustande derselben, in welchem sie durch die Bewegung ihrer Theile in den Körpern Wärme und Flamme hervorbringt. Marat brachte in den Lichtkegel seines Sonnenmikroskops nicht allein Körper, die vom Feuer zerstört werden, z. B. einen brennenden Wachsstock, eine glühende Kohle u. dgl., sondern auch solche, die von ihrem Bestande eigentlich nichts verlieren, als glühende Stücken Silber, Porcellan, Bergkrystall u. s. w., sahe aber allezeit auf der weißen Leinwand, die das Bild auffieng, einen hoch aufsteigenden weißen Cylinder, der sich oberwärts erweiterte und in lauter gekräuselte Wellen verbreitete. Es scheint aber der Schluß, daß sich hier die Feuermaterie selbst darstelle, mit allzuviel Uebereilung gezogen zu seyn. Vielleicht bestand diese aufsteigende Säule blos aus dem Brennbaren, welches die Kohle und der Wachsstock bey ihrer Zersetzung aus sich selbst hergaben, die unzerstörlichen Materien aber aus den Körpern, zwischen welchen sie geglühet worden waren, angenommen hatten und wieder von sich gehen ließen, und welches durch Kein Naturforſcher hat mehr Muͤhe angewandt, die Materie des Feuers dem Auge ſichtbar darzuſtellen, als Marat (Decouverte ſur le feu, l'electricité et la lumiere. à Paris. 1779. 8. ins Deutſche uͤberſ. mit Anmerkungen von C. E. Weigel, Leipzig, 1783. gr. 8. ingl. Recherches ſur le feu par Mr. Marat. Paris. 1780. 8.). Er hat ſich dazu des Sonnenmikroſkops im verfinſterten Zimmer bedient, und mit Huͤlfe deſſelben aus gluͤhenden Koͤrpern etwas in Geſtalt feuriger Wellen aufſteigen geſehen, welches beſondere Verwandſchaften gegen andere Stoffe, denen es begegnete, z. B. gegen Waſſer, Salze, Erden, Metalle, Phlogiſton und Lichtmaterie aͤußerte. Seinen zahlreichen Beobachtungen zufolge iſt dieſes Weſen von der Lichtmaterie, dem Phlogiſton und der elektriſchen Materie weſentlich unterſchieden. Er giebt ihm den Namen der Fenermaterie oder der feurigen Fluͤßigkeit (fluide ig<*>), und erklaͤrt es fuͤr eine eigne Subſtanz, deren Theile ſehr durchſichtig, zart, ſchwer, beweglich, aͤußerſt hart und kugelfoͤrmig ſind. Dieſe Subſtanz macht einen Beſtandtheil der Koͤrper aus, und das Feuer beſteht in dem thaͤtigen Zuſtande derſelben, in welchem ſie durch die Bewegung ihrer Theile in den Koͤrpern Waͤrme und Flamme hervorbringt. Marat brachte in den Lichtkegel ſeines Sonnenmikroſkops nicht allein Koͤrper, die vom Feuer zerſtoͤrt werden, z. B. einen brennenden Wachsſtock, eine gluͤhende Kohle u. dgl., ſondern auch ſolche, die von ihrem Beſtande eigentlich nichts verlieren, als gluͤhende Stuͤcken Silber, Porcellan, Bergkryſtall u. ſ. w., ſahe aber allezeit auf der weißen Leinwand, die das Bild auffieng, einen hoch aufſteigenden weißen Cylinder, der ſich oberwaͤrts erweiterte und in lauter gekraͤuſelte Wellen verbreitete. Es ſcheint aber der Schluß, daß ſich hier die Feuermaterie ſelbſt darſtelle, mit allzuviel Uebereilung gezogen zu ſeyn. Vielleicht beſtand dieſe aufſteigende Saͤule blos aus dem Brennbaren, welches die Kohle und der Wachsſtock bey ihrer Zerſetzung aus ſich ſelbſt hergaben, die unzerſtoͤrlichen Materien aber aus den Koͤrpern, zwiſchen welchen ſie gegluͤhet worden waren, angenommen hatten und wieder von ſich gehen ließen, und welches durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0222" xml:id="P.2.216" n="216"/><lb/> </p> <p>Kein Naturforſcher hat mehr Muͤhe angewandt, die Materie des Feuers dem Auge ſichtbar darzuſtellen, als <hi rendition="#b">Marat</hi> (<hi rendition="#aq">Decouverte ſur le feu, l'electricité et la lumiere. à Paris.</hi> 1779. 8. ins Deutſche uͤberſ. mit Anmerkungen von <hi rendition="#b">C. E. Weigel,</hi> Leipzig, 1783. gr. 8. ingl. <hi rendition="#aq">Recherches ſur le feu par Mr. <hi rendition="#i">Marat.</hi> Paris. 1780. 8.</hi>). 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Kein Naturforſcher hat mehr Muͤhe angewandt, die Materie des Feuers dem Auge ſichtbar darzuſtellen, als Marat (Decouverte ſur le feu, l'electricité et la lumiere. à Paris. 1779. 8. ins Deutſche uͤberſ. mit Anmerkungen von C. E. Weigel, Leipzig, 1783. gr. 8. ingl. Recherches ſur le feu par Mr. Marat. Paris. 1780. 8.). Er hat ſich dazu des Sonnenmikroſkops im verfinſterten Zimmer bedient, und mit Huͤlfe deſſelben aus gluͤhenden Koͤrpern etwas in Geſtalt feuriger Wellen aufſteigen geſehen, welches beſondere Verwandſchaften gegen andere Stoffe, denen es begegnete, z. B. gegen Waſſer, Salze, Erden, Metalle, Phlogiſton und Lichtmaterie aͤußerte. Seinen zahlreichen Beobachtungen zufolge iſt dieſes Weſen von der Lichtmaterie, dem Phlogiſton und der elektriſchen Materie weſentlich unterſchieden. Er giebt ihm den Namen der Fenermaterie oder der feurigen Fluͤßigkeit (fluide ig<*>), und erklaͤrt es fuͤr eine eigne Subſtanz, deren Theile ſehr durchſichtig, zart, ſchwer, beweglich, aͤußerſt hart und kugelfoͤrmig ſind. Dieſe Subſtanz macht einen Beſtandtheil der Koͤrper aus, und das Feuer beſteht in dem thaͤtigen Zuſtande derſelben, in welchem ſie durch die Bewegung ihrer Theile in den Koͤrpern Waͤrme und Flamme hervorbringt. Marat brachte in den Lichtkegel ſeines Sonnenmikroſkops nicht allein Koͤrper, die vom Feuer zerſtoͤrt werden, z. B. einen brennenden Wachsſtock, eine gluͤhende Kohle u. dgl., ſondern auch ſolche, die von ihrem Beſtande eigentlich nichts verlieren, als gluͤhende Stuͤcken Silber, Porcellan, Bergkryſtall u. ſ. w., ſahe aber allezeit auf der weißen Leinwand, die das Bild auffieng, einen hoch aufſteigenden weißen Cylinder, der ſich oberwaͤrts erweiterte und in lauter gekraͤuſelte Wellen verbreitete. Es ſcheint aber der Schluß, daß ſich hier die Feuermaterie ſelbſt darſtelle, mit allzuviel Uebereilung gezogen zu ſeyn. Vielleicht beſtand dieſe aufſteigende Saͤule blos aus dem Brennbaren, welches die Kohle und der Wachsſtock bey ihrer Zerſetzung aus ſich ſelbſt hergaben, die unzerſtoͤrlichen Materien aber aus den Koͤrpern, zwiſchen welchen ſie gegluͤhet worden waren, angenommen hatten und wieder von ſich gehen ließen, und welches durch
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