Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Dollond (s. Philos. Trans. Vol. L. P. II. und Euler Dioptr. To. I. p. 315.) hatte die Eulerischen Rechnungen untersucht, und war, wie wir bey dem Worte: Achromatische Fernröhre, erzählt haben, zu Anstellung neuer Versuche bewogen worden. Er legte ein Prisma von Crownglase ABC (Taf. IX. Fig. 23.) mit einem brechenden Winkel A von 30°, und eins von Flintglase ABD, mit einem Winkel B von 19° an einander, und fand durch beyde zusammen das Sonnenbild frey von Farben. Setzt man nun das Brechungsverhältniß der mittlern Stralen im Crownglase = m:1, im Flintglase = n:1, also aus Crownglas in Flintglas = n:m; verstattet man sich ferner, die Winkel selbst für ihre Sinus setzen zu dürfen, welches zu gegenwärtiger Absicht genau genug ist, und bestimmt so aus den Brechungsverhältnissen die Einfallsund Brechungswinkel in den drey brechenden Flächen CA, AB, BD für den ganzen Weg des Strales EFGHI, so findet man, wenn PF und HS die Einfallslothe sind, Was m und n für die mittlern Stralen sind, das heiße M und N für die violetten, so ist für diese Wenn nun das Sonnenbild ungefärbt erscheint, so müssen alle mit EF parallel eingefallene Farbenstralen mit HI parallel ausgehen, oder es muß in beyden Geichungen für ein gleiches EFP auch einerley IHS statt finden. Daraus folgt mA -- nB = MA -- NB, oder d. i. das Verhältniß der Farbenzerstreuungen des Crownund Flintglases ist 19:30 oder fast wie 2:3. Bringt man die Sinus selbst in die Rechnung, wodurch sie freylich viel weitläuftiger wird, so findet sich (nach Euler Dioptr. To. I. p. 318.) genauer
Dollond (ſ. Philoſ. Trans. Vol. L. P. II. und Euler Dioptr. To. I. p. 315.) hatte die Euleriſchen Rechnungen unterſucht, und war, wie wir bey dem Worte: Achromatiſche Fernroͤhre, erzaͤhlt haben, zu Anſtellung neuer Verſuche bewogen worden. Er legte ein Prisma von Crownglaſe ABC (Taf. IX. Fig. 23.) mit einem brechenden Winkel A von 30°, und eins von Flintglaſe ABD, mit einem Winkel B von 19° an einander, und fand durch beyde zuſammen das Sonnenbild frey von Farben. Setzt man nun das Brechungsverhaͤltniß der mittlern Stralen im Crownglaſe = m:1, im Flintglaſe = n:1, alſo aus Crownglas in Flintglas = n:m; verſtattet man ſich ferner, die Winkel ſelbſt fuͤr ihre Sinus ſetzen zu duͤrfen, welches zu gegenwaͤrtiger Abſicht genau genug iſt, und beſtimmt ſo aus den Brechungsverhaͤltniſſen die Einfallsund Brechungswinkel in den drey brechenden Flaͤchen CA, AB, BD fuͤr den ganzen Weg des Strales EFGHI, ſo findet man, wenn PF und HS die Einfallslothe ſind, Was m und n fuͤr die mittlern Stralen ſind, das heiße M und N fuͤr die violetten, ſo iſt fuͤr dieſe Wenn nun das Sonnenbild ungefaͤrbt erſcheint, ſo muͤſſen alle mit EF parallel eingefallene Farbenſtralen mit HI parallel ausgehen, oder es muß in beyden Geichungen fuͤr ein gleiches EFP auch einerley IHS ſtatt finden. Daraus folgt mA — nB = MA — NB, oder d. i. das Verhaͤltniß der Farbenzerſtreuungen des Crownund Flintglaſes iſt 19:30 oder faſt wie 2:3. Bringt man die Sinus ſelbſt in die Rechnung, wodurch ſie freylich viel weitlaͤuftiger wird, ſo findet ſich (nach Euler Dioptr. To. I. p. 318.) genauer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0178" xml:id="P.2.172" n="172"/><lb/> wahre,</hi> an. Dies iſt algebraiſch wahr, und bewies wenigſtens ſo viel, daß Newtons Behauptung unrichtig ſeyn muͤſſe.</p> <p><hi rendition="#b">Dollond</hi> (ſ. <hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. L. P. II.</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Euler</hi> Dioptr. To. I. p. 315.</hi>) hatte die Euleriſchen Rechnungen unterſucht, und war, wie wir bey dem Worte: <hi rendition="#b">Achromatiſche Fernroͤhre,</hi> erzaͤhlt haben, zu Anſtellung neuer Verſuche bewogen worden. Er legte ein Prisma von Crownglaſe <hi rendition="#aq">ABC</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Fig. 23.) mit einem brechenden Winkel <hi rendition="#aq">A</hi> von 30°, und eins von Flintglaſe <hi rendition="#aq">ABD,</hi> mit einem Winkel <hi rendition="#aq">B</hi> von 19° an einander, und fand durch beyde zuſammen das Sonnenbild frey von Farben. Setzt man nun das Brechungsverhaͤltniß der mittlern Stralen im Crownglaſe = <hi rendition="#aq">m</hi>:1, im Flintglaſe = <hi rendition="#aq">n</hi>:1, alſo aus Crownglas in Flintglas = <hi rendition="#aq">n:m;</hi> verſtattet man ſich ferner, die Winkel ſelbſt fuͤr ihre Sinus ſetzen zu duͤrfen, welches zu gegenwaͤrtiger Abſicht genau genug iſt, und beſtimmt ſo aus den Brechungsverhaͤltniſſen die Einfallsund Brechungswinkel in den drey brechenden Flaͤchen <hi rendition="#aq">CA, AB, BD</hi> fuͤr den ganzen Weg des Strales <hi rendition="#aq">EFGHI,</hi> ſo findet man, wenn <hi rendition="#aq">PF</hi> und <hi rendition="#aq">HS</hi> die Einfallslothe ſind, </p> <p>Was <hi rendition="#aq">m</hi> und <hi rendition="#aq">n</hi> fuͤr die mittlern Stralen ſind, das heiße <hi rendition="#aq">M</hi> und <hi rendition="#aq">N</hi> fuͤr die violetten, ſo iſt fuͤr dieſe Wenn nun das Sonnenbild ungefaͤrbt erſcheint, ſo muͤſſen alle mit <hi rendition="#aq">EF</hi> parallel eingefallene Farbenſtralen mit <hi rendition="#aq">HI</hi> parallel ausgehen, oder es muß in beyden Geichungen fuͤr ein gleiches <hi rendition="#aq">EFP</hi> auch einerley <hi rendition="#aq">IHS</hi> ſtatt finden. Daraus folgt <hi rendition="#aq">mA — nB = MA — NB,</hi> oder d. i. das Verhaͤltniß der Farbenzerſtreuungen des Crownund Flintglaſes iſt 19:30 oder faſt wie 2:3.</p> <p>Bringt man die Sinus ſelbſt in die Rechnung, wodurch ſie freylich viel weitlaͤuftiger wird, ſo findet ſich (nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Euler</hi> Dioptr. To. I. p. 318.</hi>) genauer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0178]
wahre, an. Dies iſt algebraiſch wahr, und bewies wenigſtens ſo viel, daß Newtons Behauptung unrichtig ſeyn muͤſſe.
Dollond (ſ. Philoſ. Trans. Vol. L. P. II. und Euler Dioptr. To. I. p. 315.) hatte die Euleriſchen Rechnungen unterſucht, und war, wie wir bey dem Worte: Achromatiſche Fernroͤhre, erzaͤhlt haben, zu Anſtellung neuer Verſuche bewogen worden. Er legte ein Prisma von Crownglaſe ABC (Taf. IX. Fig. 23.) mit einem brechenden Winkel A von 30°, und eins von Flintglaſe ABD, mit einem Winkel B von 19° an einander, und fand durch beyde zuſammen das Sonnenbild frey von Farben. Setzt man nun das Brechungsverhaͤltniß der mittlern Stralen im Crownglaſe = m:1, im Flintglaſe = n:1, alſo aus Crownglas in Flintglas = n:m; verſtattet man ſich ferner, die Winkel ſelbſt fuͤr ihre Sinus ſetzen zu duͤrfen, welches zu gegenwaͤrtiger Abſicht genau genug iſt, und beſtimmt ſo aus den Brechungsverhaͤltniſſen die Einfallsund Brechungswinkel in den drey brechenden Flaͤchen CA, AB, BD fuͤr den ganzen Weg des Strales EFGHI, ſo findet man, wenn PF und HS die Einfallslothe ſind,
Was m und n fuͤr die mittlern Stralen ſind, das heiße M und N fuͤr die violetten, ſo iſt fuͤr dieſe Wenn nun das Sonnenbild ungefaͤrbt erſcheint, ſo muͤſſen alle mit EF parallel eingefallene Farbenſtralen mit HI parallel ausgehen, oder es muß in beyden Geichungen fuͤr ein gleiches EFP auch einerley IHS ſtatt finden. Daraus folgt mA — nB = MA — NB, oder d. i. das Verhaͤltniß der Farbenzerſtreuungen des Crownund Flintglaſes iſt 19:30 oder faſt wie 2:3.
Bringt man die Sinus ſelbſt in die Rechnung, wodurch ſie freylich viel weitlaͤuftiger wird, ſo findet ſich (nach Euler Dioptr. To. I. p. 318.) genauer
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