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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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welche bey Mayern aus den Mischungen der Hauptfarben nach Zwölfteln entstehen, kommen noch zweymal 364 Farben, nach dem verschiedenen Abstande von Weiß und Schwarz, daß also dieses Farbensystem 819 verschiedene Farben enthält.

Herr Lichtenberg hat auch ein Muster eines ausgemalten Dreyecks von 28 Feldern beygefügt, bey dessen Verfertigung er mancherley Schwierigkeiten antraf. Besser siel es aus, wenn er sich trockner Farben hiezu bediente. Er hat im Jahre 1774 ein solches Dreyeck aus trocknen Staubfarben der Societät der Wissenschaften zu Göttingen vorgelegt, wobey er zuerst die Intensität der dazu gebrauchten Pigmente prüfte, und im Bergzinnober, Bergblau und Königsgelb wie 2, 1, 6 fand. Nemlich ein Theil Gelb und sechs Theile Blau gaben ein Grün, in welchem weder Gelb noch Blau mehr hervorstach u. s. w. Hieraus berechnete er, wie viel dem Gewichte nach von den drey Pigmenten vermischt werden müsse, um die Verhältnisse des Farbendreyecks richtig herauszubringen. Es fallen aber die grünen und violetten Farben bey diesen Pigmenten nicht rein, sondern schmutzig aus.

Erxleben (Physikalische Bibliothek, I Band. 4 St. S. 403 u. f.) bemerkt, daß die Pigmente wohl nicht nach dem Gewichte sondern nach dem Volumen gemischt werden müsten, daß man dazu ganz reine Grundfarben (z. B. nicht Zinnober, welcher schon Gelbroth sey) und Farben von gleicher Intensität wählen müsse. Er nahm dazu Carmin, Berlinerblau und Königsgelb, und versichert, dadurch ein sehr vollkommnes Dreyeck erhalten zu haben, blos den Umstand ausgenommen, daß das Königsgelb doch ein wenig ins Rothe falle, und dadurch den grünen Farben einen geringen Hang ins Schmutzige gebe. In diesem Dreyecke ist die Farbe des Zinnobers rg, das Bergblau kömmt gar nicht darinn vor, sondern gehört in eine höhere Lage des lichtenbergischen Prisma, oder der Farbenpyramide.

Lambert hat in der oben angeführten Schrift über die Stärke seiner Grundfarben sehr genaue Untersuchungen


welche bey Mayern aus den Miſchungen der Hauptfarben nach Zwoͤlfteln entſtehen, kommen noch zweymal 364 Farben, nach dem verſchiedenen Abſtande von Weiß und Schwarz, daß alſo dieſes Farbenſyſtem 819 verſchiedene Farben enthaͤlt.

Herr Lichtenberg hat auch ein Muſter eines ausgemalten Dreyecks von 28 Feldern beygefuͤgt, bey deſſen Verfertigung er mancherley Schwierigkeiten antraf. Beſſer ſiel es aus, wenn er ſich trockner Farben hiezu bediente. Er hat im Jahre 1774 ein ſolches Dreyeck aus trocknen Staubfarben der Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Goͤttingen vorgelegt, wobey er zuerſt die Intenſitaͤt der dazu gebrauchten Pigmente pruͤfte, und im Bergzinnober, Bergblau und Koͤnigsgelb wie 2, 1, 6 fand. Nemlich ein Theil Gelb und ſechs Theile Blau gaben ein Gruͤn, in welchem weder Gelb noch Blau mehr hervorſtach u. ſ. w. Hieraus berechnete er, wie viel dem Gewichte nach von den drey Pigmenten vermiſcht werden muͤſſe, um die Verhaͤltniſſe des Farbendreyecks richtig herauszubringen. Es fallen aber die gruͤnen und violetten Farben bey dieſen Pigmenten nicht rein, ſondern ſchmutzig aus.

Erxleben (Phyſikaliſche Bibliothek, I Band. 4 St. S. 403 u. f.) bemerkt, daß die Pigmente wohl nicht nach dem Gewichte ſondern nach dem Volumen gemiſcht werden muͤſten, daß man dazu ganz reine Grundfarben (z. B. nicht Zinnober, welcher ſchon Gelbroth ſey) und Farben von gleicher Intenſitaͤt waͤhlen muͤſſe. Er nahm dazu Carmin, Berlinerblau und Koͤnigsgelb, und verſichert, dadurch ein ſehr vollkommnes Dreyeck erhalten zu haben, blos den Umſtand ausgenommen, daß das Koͤnigsgelb doch ein wenig ins Rothe falle, und dadurch den gruͤnen Farben einen geringen Hang ins Schmutzige gebe. In dieſem Dreyecke iſt die Farbe des Zinnobers rg, das Bergblau koͤmmt gar nicht darinn vor, ſondern gehoͤrt in eine hoͤhere Lage des lichtenbergiſchen Prisma, oder der Farbenpyramide.

Lambert hat in der oben angefuͤhrten Schrift uͤber die Staͤrke ſeiner Grundfarben ſehr genaue Unterſuchungen

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[167/0173] welche bey Mayern aus den Miſchungen der Hauptfarben nach Zwoͤlfteln entſtehen, kommen noch zweymal 364 Farben, nach dem verſchiedenen Abſtande von Weiß und Schwarz, daß alſo dieſes Farbenſyſtem 819 verſchiedene Farben enthaͤlt. Herr Lichtenberg hat auch ein Muſter eines ausgemalten Dreyecks von 28 Feldern beygefuͤgt, bey deſſen Verfertigung er mancherley Schwierigkeiten antraf. Beſſer ſiel es aus, wenn er ſich trockner Farben hiezu bediente. Er hat im Jahre 1774 ein ſolches Dreyeck aus trocknen Staubfarben der Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Goͤttingen vorgelegt, wobey er zuerſt die Intenſitaͤt der dazu gebrauchten Pigmente pruͤfte, und im Bergzinnober, Bergblau und Koͤnigsgelb wie 2, 1, 6 fand. Nemlich ein Theil Gelb und ſechs Theile Blau gaben ein Gruͤn, in welchem weder Gelb noch Blau mehr hervorſtach u. ſ. w. Hieraus berechnete er, wie viel dem Gewichte nach von den drey Pigmenten vermiſcht werden muͤſſe, um die Verhaͤltniſſe des Farbendreyecks richtig herauszubringen. Es fallen aber die gruͤnen und violetten Farben bey dieſen Pigmenten nicht rein, ſondern ſchmutzig aus. Erxleben (Phyſikaliſche Bibliothek, I Band. 4 St. S. 403 u. f.) bemerkt, daß die Pigmente wohl nicht nach dem Gewichte ſondern nach dem Volumen gemiſcht werden muͤſten, daß man dazu ganz reine Grundfarben (z. B. nicht Zinnober, welcher ſchon Gelbroth ſey) und Farben von gleicher Intenſitaͤt waͤhlen muͤſſe. Er nahm dazu Carmin, Berlinerblau und Koͤnigsgelb, und verſichert, dadurch ein ſehr vollkommnes Dreyeck erhalten zu haben, blos den Umſtand ausgenommen, daß das Koͤnigsgelb doch ein wenig ins Rothe falle, und dadurch den gruͤnen Farben einen geringen Hang ins Schmutzige gebe. In dieſem Dreyecke iſt die Farbe des Zinnobers rg, das Bergblau koͤmmt gar nicht darinn vor, ſondern gehoͤrt in eine hoͤhere Lage des lichtenbergiſchen Prisma, oder der Farbenpyramide. Lambert hat in der oben angefuͤhrten Schrift uͤber die Staͤrke ſeiner Grundfarben ſehr genaue Unterſuchungen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/173>, abgerufen am 06.05.2024.