Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
In der Folge aber hat dieser berühmte göttingische Gelehrte das Farbensystem weit reifer überdacht, und zuerst zu einem gewissen Grade der Vollkommenheit erhoben. Er legte seinen Aufsatz darüber im Jahre 1750 der königlichen Gesellschast der Wissenschaften vor; doch ward damals nur eine kurze Nachricht davon in den göttingischen gelehrten Anzeigen bekannt. Diese erweckte viele Aufmerksamkeit, und veranlassete verschiedene Schriften von Schäffer (Entwurf einer allgemeinen Farbenverein, oder Versuch und Muster einer gemeinnützigen Bestimmung und Benennung der Farben, Regenspurg, 1769. 4.) Schiffermüller (Versuch eines Farbensystems, Wien 1772. 4.) und vorzüglich von Lambert (Beschreibung einer mit dem Calauschen Wachse ausgemalten Farbenpyramide, wo die Mischung jeder Farben angeordnet, dargelegt und derselben Berechnung und vielfacher Gebrauch gewiesen wird, mit einer ausgemalten Kupfertafel, Berlin, 1772. gr. 4.), welcher letztere alle Farben aus Weiß und drey Grundfarben mischen lehrt. Endlich erschien im Jahre 1775 Mayers lateinischer Aufsatz selbst (De affinitate colorum, in Tob. Mayeri Opp. ineditis, Vol. I. cura G. C. Lichtenberg, Götting. 1775. gr. 4.) mit den wichtigen Zusätzen Herrn Lichtenbergs. Mayer giebt dem Dreyecke an jeder Seite 13 Fächer, so daß es deren zusammen 91 erhält. Er malt diese mit Bergzinnober, hellem Bergblau und Königsgelb aus, da hingegen Lambert sich des Carmins, Berlinerblau, und Gummigutte zu Grundfarben bedient hatte. Wenn man also aus dem oben angeführten Prisma, welches die Stufen der hellern und dunklern Farben enthält, dasjenige Dreyeck haben wollte, so der Lambertschen Pyramide zur Grundfläche dient, so würde man nach Herrn Lichtenbergs Bemerkung das Prisma nicht mit den Grundflächen parallel, sondern ziemlich schräge, durchschneiden müssen. Zu den 91 Farben,
In der Folge aber hat dieſer beruͤhmte goͤttingiſche Gelehrte das Farbenſyſtem weit reifer uͤberdacht, und zuerſt zu einem gewiſſen Grade der Vollkommenheit erhoben. Er legte ſeinen Aufſatz daruͤber im Jahre 1750 der koͤniglichen Geſellſchaſt der Wiſſenſchaften vor; doch ward damals nur eine kurze Nachricht davon in den goͤttingiſchen gelehrten Anzeigen bekannt. Dieſe erweckte viele Aufmerkſamkeit, und veranlaſſete verſchiedene Schriften von Schaͤffer (Entwurf einer allgemeinen Farbenverein, oder Verſuch und Muſter einer gemeinnuͤtzigen Beſtimmung und Benennung der Farben, Regenſpurg, 1769. 4.) Schiffermuͤller (Verſuch eines Farbenſyſtems, Wien 1772. 4.) und vorzuͤglich von Lambert (Beſchreibung einer mit dem Calauſchen Wachſe ausgemalten Farbenpyramide, wo die Miſchung jeder Farben angeordnet, dargelegt und derſelben Berechnung und vielfacher Gebrauch gewieſen wird, mit einer ausgemalten Kupfertafel, Berlin, 1772. gr. 4.), welcher letztere alle Farben aus Weiß und drey Grundfarben miſchen lehrt. Endlich erſchien im Jahre 1775 Mayers lateiniſcher Aufſatz ſelbſt (De affinitate colorum, in Tob. Mayeri Opp. ineditis, Vol. I. cura G. C. Lichtenberg, Goͤtting. 1775. gr. 4.) mit den wichtigen Zuſaͤtzen Herrn Lichtenbergs. Mayer giebt dem Dreyecke an jeder Seite 13 Faͤcher, ſo daß es deren zuſammen 91 erhaͤlt. Er malt dieſe mit Bergzinnober, hellem Bergblau und Koͤnigsgelb aus, da hingegen Lambert ſich des Carmins, Berlinerblau, und Gummigutte zu Grundfarben bedient hatte. Wenn man alſo aus dem oben angefuͤhrten Prisma, welches die Stufen der hellern und dunklern Farben enthaͤlt, dasjenige Dreyeck haben wollte, ſo der Lambertſchen Pyramide zur Grundflaͤche dient, ſo wuͤrde man nach Herrn Lichtenbergs Bemerkung das Prisma nicht mit den Grundflaͤchen parallel, ſondern ziemlich ſchraͤge, durchſchneiden muͤſſen. Zu den 91 Farben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0172" xml:id="P.2.166" n="166"/><lb/> herausgab, ebenfalls ein Farbendreyeck aus Weiß, Gelb, Blau, Roth, Schwarz, welche Farben er <hi rendition="#aq">A, E, I, Q, V,</hi> nennt, und zu gleichen Theilen ſo miſcht, daß daraus die Farben <hi rendition="#aq">AE, EI</hi> u. ſ. w. entſtehen.</p> <p>In der Folge aber hat dieſer beruͤhmte goͤttingiſche Gelehrte das Farbenſyſtem weit reifer uͤberdacht, und zuerſt zu einem gewiſſen Grade der Vollkommenheit erhoben. Er legte ſeinen Aufſatz daruͤber im Jahre 1750 der koͤniglichen Geſellſchaſt der Wiſſenſchaften vor; doch ward damals nur eine kurze Nachricht davon in den goͤttingiſchen gelehrten Anzeigen bekannt. Dieſe erweckte viele Aufmerkſamkeit, und veranlaſſete verſchiedene Schriften von <hi rendition="#b">Schaͤffer</hi> (Entwurf einer allgemeinen Farbenverein, oder Verſuch und Muſter einer gemeinnuͤtzigen Beſtimmung und Benennung der Farben, Regenſpurg, 1769. 4.) <hi rendition="#b">Schiffermuͤller</hi> (Verſuch eines Farbenſyſtems, Wien 1772. 4.) und vorzuͤglich von <hi rendition="#b">Lambert</hi> (Beſchreibung einer mit dem Calauſchen Wachſe ausgemalten Farbenpyramide, wo die Miſchung jeder Farben angeordnet, dargelegt und derſelben Berechnung und vielfacher Gebrauch gewieſen wird, mit einer ausgemalten Kupfertafel, Berlin, 1772. gr. 4.), welcher letztere alle Farben aus Weiß und drey Grundfarben miſchen lehrt.</p> <p>Endlich erſchien im Jahre 1775 Mayers lateiniſcher Aufſatz ſelbſt (<hi rendition="#aq">De affinitate colorum, in <hi rendition="#i">Tob. Mayeri</hi> Opp. ineditis, Vol. I. cura <hi rendition="#i">G. C. Lichtenberg,</hi> Goͤtting.</hi> 1775. gr. 4.) mit den wichtigen Zuſaͤtzen Herrn <hi rendition="#b">Lichtenbergs.</hi> Mayer giebt dem Dreyecke an jeder Seite 13 Faͤcher, ſo daß es deren zuſammen 91 erhaͤlt. Er malt dieſe mit Bergzinnober, hellem Bergblau und Koͤnigsgelb aus, da hingegen <hi rendition="#b">Lambert</hi> ſich des Carmins, Berlinerblau, und Gummigutte zu Grundfarben bedient hatte. Wenn man alſo aus dem oben angefuͤhrten Prisma, welches die Stufen der hellern und dunklern Farben enthaͤlt, dasjenige Dreyeck haben wollte, ſo der Lambertſchen Pyramide zur Grundflaͤche dient, ſo wuͤrde man nach Herrn Lichtenbergs Bemerkung das Prisma nicht mit den Grundflaͤchen parallel, ſondern ziemlich ſchraͤge, durchſchneiden muͤſſen. Zu den 91 Farben,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0172]
herausgab, ebenfalls ein Farbendreyeck aus Weiß, Gelb, Blau, Roth, Schwarz, welche Farben er A, E, I, Q, V, nennt, und zu gleichen Theilen ſo miſcht, daß daraus die Farben AE, EI u. ſ. w. entſtehen.
In der Folge aber hat dieſer beruͤhmte goͤttingiſche Gelehrte das Farbenſyſtem weit reifer uͤberdacht, und zuerſt zu einem gewiſſen Grade der Vollkommenheit erhoben. Er legte ſeinen Aufſatz daruͤber im Jahre 1750 der koͤniglichen Geſellſchaſt der Wiſſenſchaften vor; doch ward damals nur eine kurze Nachricht davon in den goͤttingiſchen gelehrten Anzeigen bekannt. Dieſe erweckte viele Aufmerkſamkeit, und veranlaſſete verſchiedene Schriften von Schaͤffer (Entwurf einer allgemeinen Farbenverein, oder Verſuch und Muſter einer gemeinnuͤtzigen Beſtimmung und Benennung der Farben, Regenſpurg, 1769. 4.) Schiffermuͤller (Verſuch eines Farbenſyſtems, Wien 1772. 4.) und vorzuͤglich von Lambert (Beſchreibung einer mit dem Calauſchen Wachſe ausgemalten Farbenpyramide, wo die Miſchung jeder Farben angeordnet, dargelegt und derſelben Berechnung und vielfacher Gebrauch gewieſen wird, mit einer ausgemalten Kupfertafel, Berlin, 1772. gr. 4.), welcher letztere alle Farben aus Weiß und drey Grundfarben miſchen lehrt.
Endlich erſchien im Jahre 1775 Mayers lateiniſcher Aufſatz ſelbſt (De affinitate colorum, in Tob. Mayeri Opp. ineditis, Vol. I. cura G. C. Lichtenberg, Goͤtting. 1775. gr. 4.) mit den wichtigen Zuſaͤtzen Herrn Lichtenbergs. Mayer giebt dem Dreyecke an jeder Seite 13 Faͤcher, ſo daß es deren zuſammen 91 erhaͤlt. Er malt dieſe mit Bergzinnober, hellem Bergblau und Koͤnigsgelb aus, da hingegen Lambert ſich des Carmins, Berlinerblau, und Gummigutte zu Grundfarben bedient hatte. Wenn man alſo aus dem oben angefuͤhrten Prisma, welches die Stufen der hellern und dunklern Farben enthaͤlt, dasjenige Dreyeck haben wollte, ſo der Lambertſchen Pyramide zur Grundflaͤche dient, ſo wuͤrde man nach Herrn Lichtenbergs Bemerkung das Prisma nicht mit den Grundflaͤchen parallel, ſondern ziemlich ſchraͤge, durchſchneiden muͤſſen. Zu den 91 Farben,
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