Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Euler hingegen (Nova theoria lucis et colorum, in Opusc. varii arg. Berol. 1746. 4.), welcher sich einen Lichtstral als eine Reihe von Schlägen auf den Aether vorstellet, setzt das Wesen der Farben in die Geschwindigkeit, mit welcher diese Schläge auf einander folgen. Er leitet aus seiner Hypothese über die Ursache der Brechung (s. Brechung der Lichtstralen) den Satz her, daß diejenigen Stralen, in welchen die Pulsus schneller auf einander folgen, weniger brechbar seyn müssen, als die, worinn sich die Schläge langsamer succediren; daher er denn dem rothen Lichte die gröste, dem violetten die geringste Geschwindigkeit der Schläge zuschreibt. In einer folgenden Schrift aber (Essai d'une explication physique des couleurs engendrees sur des surfaces extremement minces, Mem. de l'Ac. de Prusse. 1752.) erinnert er, daß man die Sache auch umgekehrt erklären könne, und daß die rothen Stralen wahrscheinlich durch eine kleinere Anzahl von Schwingungen hervorgebracht würden, als die violetten. Es ist kein gutes Symptom bey einer Hypothese, wenn man einerley Sache auf zweyerley ganz entgegengesetzte Arten aus ihr erklären kan. Das Zusammengesetzte des Sonnenlichts soll nach ihm nicht in der Mischung mehrerer gefärbten Stralen, sondern darinn bestehen, daß die Pulsus desselben nicht alle in gleichen Zeiträumen, sondern manche schneller, manche langsamer, auf einander folgen. Die geschwinder folgenden werden nun weniger, als die übrigen, gebrochen, und so entstehen durch das Brechen aus einem Strale mehrere. Leuchtende Körper zeigen eine gewisse Farbe, wenn ihre zitternden Theile dem Aether Schläge von gewissen Geschwindigkeiten eindrücken. Ist die Bewegung nicht heftig, und folgen sich also die Schläge langsam, so entstehen blaue
Euler hingegen (Nova theoria lucis et colorum, in Opuſc. varii arg. Berol. 1746. 4.), welcher ſich einen Lichtſtral als eine Reihe von Schlaͤgen auf den Aether vorſtellet, ſetzt das Weſen der Farben in die Geſchwindigkeit, mit welcher dieſe Schlaͤge auf einander folgen. Er leitet aus ſeiner Hypotheſe uͤber die Urſache der Brechung (ſ. Brechung der Lichtſtralen) den Satz her, daß diejenigen Stralen, in welchen die Pulſus ſchneller auf einander folgen, weniger brechbar ſeyn muͤſſen, als die, worinn ſich die Schlaͤge langſamer ſuccediren; daher er denn dem rothen Lichte die groͤſte, dem violetten die geringſte Geſchwindigkeit der Schlaͤge zuſchreibt. In einer folgenden Schrift aber (Eſſai d'une explication phyſique des couleurs engendrées ſur des ſurfaces extremement minces, Mém. de l'Ac. de Pruſſe. 1752.) erinnert er, daß man die Sache auch umgekehrt erklaͤren koͤnne, und daß die rothen Stralen wahrſcheinlich durch eine kleinere Anzahl von Schwingungen hervorgebracht wuͤrden, als die violetten. Es iſt kein gutes Symptom bey einer Hypotheſe, wenn man einerley Sache auf zweyerley ganz entgegengeſetzte Arten aus ihr erklaͤren kan. Das Zuſammengeſetzte des Sonnenlichts ſoll nach ihm nicht in der Miſchung mehrerer gefaͤrbten Stralen, ſondern darinn beſtehen, daß die Pulſus deſſelben nicht alle in gleichen Zeitraͤumen, ſondern manche ſchneller, manche langſamer, auf einander folgen. Die geſchwinder folgenden werden nun weniger, als die uͤbrigen, gebrochen, und ſo entſtehen durch das Brechen aus einem Strale mehrere. Leuchtende Koͤrper zeigen eine gewiſſe Farbe, wenn ihre zitternden Theile dem Aether Schlaͤge von gewiſſen Geſchwindigkeiten eindruͤcken. Iſt die Bewegung nicht heftig, und folgen ſich alſo die Schlaͤge langſam, ſo entſtehen blaue <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0156" xml:id="P.2.150" n="150"/><lb/> Farben, die groͤſten Theile geben Roth. Ein leuchtender Koͤrper zeigt eine gewiſſe Farbe, wenn er nur eine Art, oder einige Arten von Lichtſtralen ausſendet. Ein dunkler zeigt dieſe oder jene Farbe, wenn ſeine Oberflaͤche von dem Lichte, das ihn erleuchtet, nur Stralen dieſer oder jener Gattung zuruͤckwirft.</p> <p><hi rendition="#b">Euler</hi> hingegen (<hi rendition="#aq">Nova theoria lucis et colorum, in Opuſc. varii arg. Berol. 1746. 4.</hi>), welcher ſich einen Lichtſtral als eine Reihe von Schlaͤgen auf den Aether vorſtellet, ſetzt das Weſen der Farben in die <hi rendition="#b">Geſchwindigkeit,</hi> mit welcher dieſe Schlaͤge auf einander folgen. Er leitet aus ſeiner Hypotheſe uͤber die Urſache der Brechung (ſ. <hi rendition="#b">Brechung der Lichtſtralen</hi>) den Satz her, daß diejenigen Stralen, in welchen die Pulſus ſchneller auf einander folgen, weniger brechbar ſeyn muͤſſen, als die, worinn ſich die Schlaͤge langſamer ſuccediren; daher er denn dem rothen Lichte die groͤſte, dem violetten die geringſte Geſchwindigkeit der Schlaͤge zuſchreibt. In einer folgenden Schrift aber (<hi rendition="#aq">Eſſai d'une explication phyſique des couleurs engendrées ſur des ſurfaces extremement minces, Mém. de l'Ac. de Pruſſe. 1752.</hi>) erinnert er, daß man die Sache auch umgekehrt erklaͤren koͤnne, und daß die rothen Stralen wahrſcheinlich durch eine kleinere Anzahl von Schwingungen hervorgebracht wuͤrden, als die violetten. Es iſt kein gutes Symptom bey einer Hypotheſe, wenn man einerley Sache auf zweyerley ganz entgegengeſetzte Arten aus ihr erklaͤren kan.</p> <p>Das Zuſammengeſetzte des Sonnenlichts ſoll nach ihm nicht in der Miſchung mehrerer gefaͤrbten Stralen, ſondern darinn beſtehen, daß die Pulſus deſſelben nicht alle in gleichen Zeitraͤumen, ſondern manche ſchneller, manche langſamer, auf einander folgen. Die geſchwinder folgenden werden nun weniger, als die uͤbrigen, gebrochen, und ſo entſtehen durch das Brechen aus einem Strale mehrere. Leuchtende Koͤrper zeigen eine gewiſſe Farbe, wenn ihre zitternden Theile dem Aether Schlaͤge von gewiſſen Geſchwindigkeiten eindruͤcken. Iſt die Bewegung nicht heftig, und folgen ſich alſo die Schlaͤge langſam, ſo entſtehen blaue<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0156]
Farben, die groͤſten Theile geben Roth. Ein leuchtender Koͤrper zeigt eine gewiſſe Farbe, wenn er nur eine Art, oder einige Arten von Lichtſtralen ausſendet. Ein dunkler zeigt dieſe oder jene Farbe, wenn ſeine Oberflaͤche von dem Lichte, das ihn erleuchtet, nur Stralen dieſer oder jener Gattung zuruͤckwirft.
Euler hingegen (Nova theoria lucis et colorum, in Opuſc. varii arg. Berol. 1746. 4.), welcher ſich einen Lichtſtral als eine Reihe von Schlaͤgen auf den Aether vorſtellet, ſetzt das Weſen der Farben in die Geſchwindigkeit, mit welcher dieſe Schlaͤge auf einander folgen. Er leitet aus ſeiner Hypotheſe uͤber die Urſache der Brechung (ſ. Brechung der Lichtſtralen) den Satz her, daß diejenigen Stralen, in welchen die Pulſus ſchneller auf einander folgen, weniger brechbar ſeyn muͤſſen, als die, worinn ſich die Schlaͤge langſamer ſuccediren; daher er denn dem rothen Lichte die groͤſte, dem violetten die geringſte Geſchwindigkeit der Schlaͤge zuſchreibt. In einer folgenden Schrift aber (Eſſai d'une explication phyſique des couleurs engendrées ſur des ſurfaces extremement minces, Mém. de l'Ac. de Pruſſe. 1752.) erinnert er, daß man die Sache auch umgekehrt erklaͤren koͤnne, und daß die rothen Stralen wahrſcheinlich durch eine kleinere Anzahl von Schwingungen hervorgebracht wuͤrden, als die violetten. Es iſt kein gutes Symptom bey einer Hypotheſe, wenn man einerley Sache auf zweyerley ganz entgegengeſetzte Arten aus ihr erklaͤren kan.
Das Zuſammengeſetzte des Sonnenlichts ſoll nach ihm nicht in der Miſchung mehrerer gefaͤrbten Stralen, ſondern darinn beſtehen, daß die Pulſus deſſelben nicht alle in gleichen Zeitraͤumen, ſondern manche ſchneller, manche langſamer, auf einander folgen. Die geſchwinder folgenden werden nun weniger, als die uͤbrigen, gebrochen, und ſo entſtehen durch das Brechen aus einem Strale mehrere. Leuchtende Koͤrper zeigen eine gewiſſe Farbe, wenn ihre zitternden Theile dem Aether Schlaͤge von gewiſſen Geſchwindigkeiten eindruͤcken. Iſt die Bewegung nicht heftig, und folgen ſich alſo die Schlaͤge langſam, ſo entſtehen blaue
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