Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Malebranche (Recherche de la verite. L. VI. ch. 9.) und Jacob Bernoulli (De gravitate aetheris. Amst. 1683. 8.) schreiben dem Drucke einer solchen Materie, die sie Aether nennen, die Festigkeit und den Zusammenhang der Körper zu. Der Letztere nimmt eigentlich den Aether hiebey zu Hülfe, weil er mit dem Drucke der Luft allein nicht auskommen kann. Huygens (Traite de la lumiere. Leide 1690. 4.) legt der Lichtmaterie selbst den Namen Aether bey, schreibt ihr Elasticität zu, und erklärt die Fortpflanzung des Lichts in derselben durch wellenförmige Bewegungen, oder Wirbel, welche jedes von dem leuchtenden Körper bewegte Theilchen derselben rings um sich her errege. Er leitet die Phänomene des Doppelsteins oder isländischen Krystalls von einer doppelten Art dieser Wirbel her, deren eine kugelrund, die andere länglich sey. So erdachten sich diese Naturlehrer Materien und Bewegungen derselben nach ihrem Gefallen und nach dem Bedürfnisse ihrer Hypothesen, ohne eine einzige unmittelbare Erfahrung über das wirkliche Daseyn derselben anzuführen. Newton, dem die willkührliche und hypothetische Art, über die Natur zu philosophiren, äußerst misfiel, ward durch Experimentaluntersuchungen des Lichts auf das Emanationssystem geleitet, und erklärt sich an verschiedenen Stellen seiner Schriften gegen die Hypothesen vom Aether, so wie gegen alle Hypothesen überhaupt. Hauptsächlich aber bestreitet er die Meynungen des Descartes von dem völlig ausgefüllten Raume, und des Huygens von der Fortpflanzung des Lichts durch wellenförmige Schwingungen des Aethers. Inzwischen ist seine Meynung
Malebranche (Recherche de la verité. L. VI. ch. 9.) und Jacob Bernoulli (De gravitate aetheris. Amſt. 1683. 8.) ſchreiben dem Drucke einer ſolchen Materie, die ſie Aether nennen, die Feſtigkeit und den Zuſammenhang der Koͤrper zu. Der Letztere nimmt eigentlich den Aether hiebey zu Huͤlfe, weil er mit dem Drucke der Luft allein nicht auskommen kann. Huygens (Traité de la lumiere. Leide 1690. 4.) legt der Lichtmaterie ſelbſt den Namen Aether bey, ſchreibt ihr Elaſticitaͤt zu, und erklaͤrt die Fortpflanzung des Lichts in derſelben durch wellenfoͤrmige Bewegungen, oder Wirbel, welche jedes von dem leuchtenden Koͤrper bewegte Theilchen derſelben rings um ſich her errege. Er leitet die Phaͤnomene des Doppelſteins oder islaͤndiſchen Kryſtalls von einer doppelten Art dieſer Wirbel her, deren eine kugelrund, die andere laͤnglich ſey. So erdachten ſich dieſe Naturlehrer Materien und Bewegungen derſelben nach ihrem Gefallen und nach dem Beduͤrfniſſe ihrer Hypotheſen, ohne eine einzige unmittelbare Erfahrung uͤber das wirkliche Daſeyn derſelben anzufuͤhren. Newton, dem die willkuͤhrliche und hypothetiſche Art, uͤber die Natur zu philoſophiren, aͤußerſt misfiel, ward durch Experimentalunterſuchungen des Lichts auf das Emanationsſyſtem geleitet, und erklaͤrt ſich an verſchiedenen Stellen ſeiner Schriften gegen die Hypotheſen vom Aether, ſo wie gegen alle Hypotheſen uͤberhaupt. Hauptſaͤchlich aber beſtreitet er die Meynungen des Descartes von dem voͤllig ausgefuͤllten Raume, und des Huygens von der Fortpflanzung des Lichts durch wellenfoͤrmige Schwingungen des Aethers. Inzwiſchen iſt ſeine Meynung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0097" xml:id="P.1.83" n="83"/><lb/> leer blieben, und ſo ſchließe die Materie des Ganzen mit der vollkommenſten Beruͤhrung zuſammen. So hat er ſich unter dem Namen des <hi rendition="#b">erſten Elements</hi> faſt eben das vorgeſtellt, was neuere Naturlehrer <hi rendition="#b">Aether</hi> nennen, eine feine durch den Weltraum und die Zwiſchenraͤume der Koͤrper verbreitete Materie, die er zwar von der Materie des Lichts unterſchied, aber doch mit zur Erklaͤrung des Lichts und uͤberhaupt aller Erſcheinungen der Koͤrperwelt gebrauchte.</p> <p><hi rendition="#b">Malebranche</hi><hi rendition="#aq">(Recherche de la verité. L. VI. ch. 9.)</hi> und <hi rendition="#b">Jacob Bernoulli</hi> <hi rendition="#aq">(De gravitate aetheris. Amſt. 1683. 8.)</hi> ſchreiben dem Drucke einer ſolchen Materie, die ſie Aether nennen, die Feſtigkeit und den Zuſammenhang der Koͤrper zu. Der Letztere nimmt eigentlich den Aether hiebey zu Huͤlfe, weil er mit dem Drucke der Luft allein nicht auskommen kann.</p> <p><hi rendition="#b">Huygens</hi><hi rendition="#aq">(Traité de la lumiere. Leide 1690. 4.)</hi> legt der Lichtmaterie ſelbſt den Namen <hi rendition="#b">Aether</hi> bey, ſchreibt ihr Elaſticitaͤt zu, und erklaͤrt die Fortpflanzung des Lichts in derſelben durch wellenfoͤrmige Bewegungen, oder Wirbel, welche jedes von dem leuchtenden Koͤrper bewegte Theilchen derſelben rings um ſich her errege. Er leitet die Phaͤnomene des Doppelſteins oder islaͤndiſchen Kryſtalls von einer doppelten Art dieſer Wirbel her, deren eine kugelrund, die andere laͤnglich ſey. So erdachten ſich dieſe Naturlehrer Materien und Bewegungen derſelben nach ihrem Gefallen und nach dem Beduͤrfniſſe ihrer Hypotheſen, ohne eine einzige unmittelbare Erfahrung uͤber das wirkliche Daſeyn derſelben anzufuͤhren.</p> <p><hi rendition="#b">Newton,</hi> dem die willkuͤhrliche und hypothetiſche Art, uͤber die Natur zu philoſophiren, aͤußerſt misfiel, ward durch Experimentalunterſuchungen des Lichts auf das Emanationsſyſtem geleitet, und erklaͤrt ſich an verſchiedenen Stellen ſeiner Schriften gegen die Hypotheſen vom Aether, ſo wie gegen alle Hypotheſen uͤberhaupt. Hauptſaͤchlich aber beſtreitet er die Meynungen des <hi rendition="#b">Descartes</hi> von dem voͤllig ausgefuͤllten Raume, und des <hi rendition="#b">Huygens</hi> von der Fortpflanzung des Lichts durch wellenfoͤrmige Schwingungen des Aethers. Inzwiſchen iſt ſeine Meynung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0097]
leer blieben, und ſo ſchließe die Materie des Ganzen mit der vollkommenſten Beruͤhrung zuſammen. So hat er ſich unter dem Namen des erſten Elements faſt eben das vorgeſtellt, was neuere Naturlehrer Aether nennen, eine feine durch den Weltraum und die Zwiſchenraͤume der Koͤrper verbreitete Materie, die er zwar von der Materie des Lichts unterſchied, aber doch mit zur Erklaͤrung des Lichts und uͤberhaupt aller Erſcheinungen der Koͤrperwelt gebrauchte.
Malebranche (Recherche de la verité. L. VI. ch. 9.) und Jacob Bernoulli (De gravitate aetheris. Amſt. 1683. 8.) ſchreiben dem Drucke einer ſolchen Materie, die ſie Aether nennen, die Feſtigkeit und den Zuſammenhang der Koͤrper zu. Der Letztere nimmt eigentlich den Aether hiebey zu Huͤlfe, weil er mit dem Drucke der Luft allein nicht auskommen kann.
Huygens (Traité de la lumiere. Leide 1690. 4.) legt der Lichtmaterie ſelbſt den Namen Aether bey, ſchreibt ihr Elaſticitaͤt zu, und erklaͤrt die Fortpflanzung des Lichts in derſelben durch wellenfoͤrmige Bewegungen, oder Wirbel, welche jedes von dem leuchtenden Koͤrper bewegte Theilchen derſelben rings um ſich her errege. Er leitet die Phaͤnomene des Doppelſteins oder islaͤndiſchen Kryſtalls von einer doppelten Art dieſer Wirbel her, deren eine kugelrund, die andere laͤnglich ſey. So erdachten ſich dieſe Naturlehrer Materien und Bewegungen derſelben nach ihrem Gefallen und nach dem Beduͤrfniſſe ihrer Hypotheſen, ohne eine einzige unmittelbare Erfahrung uͤber das wirkliche Daſeyn derſelben anzufuͤhren.
Newton, dem die willkuͤhrliche und hypothetiſche Art, uͤber die Natur zu philoſophiren, aͤußerſt misfiel, ward durch Experimentalunterſuchungen des Lichts auf das Emanationsſyſtem geleitet, und erklaͤrt ſich an verſchiedenen Stellen ſeiner Schriften gegen die Hypotheſen vom Aether, ſo wie gegen alle Hypotheſen uͤberhaupt. Hauptſaͤchlich aber beſtreitet er die Meynungen des Descartes von dem voͤllig ausgefuͤllten Raume, und des Huygens von der Fortpflanzung des Lichts durch wellenfoͤrmige Schwingungen des Aethers. Inzwiſchen iſt ſeine Meynung
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