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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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der Lehre von den Aerostaten (s. den vorhergehenden Artikel) beyzulegen, die doch nur einen Theil der eigentlichen Aerostatik ausmacht. Meines Erachtens wäre für diese Lehre der Name Aeronautik schicklicher, da die Hauptabsicht doch auf Luftschiffahrt, oder willkührliche Bewegung die Aerostaten in der Luft, gerichtet ist. Die Engländer, z. B. Cavallo, brauchen das noch unschicklichere Wort: Aerostation, welches eher die Kunst bezeichnet, in der Luft stillzustehen, als die, in derselben zu schiffen.

Aerostatische Maschine, Aerostat.

Aether, Himmelsluft, feine Materie im Weltraume, Aether, materia subtilis, elementum primum Cartesii, Ether, matiere subtile.

Namen, welche die Naturforscher einer von ihnen angenommenen äusserst feinen und elastischen flüßigen Materie beylegen, welche durch den ganzen Weltraum verbreitet seyn, und durch die Zwischenräume aller Körper dringen soll. Alles, was sich von diesem Gegenstande sagen läßt, ist hypothetisch, und bloß zur Erklärung gewisser Erscheinungen angenommen; unmittelbare und klare Erfahrungen über das Daseyn und die Eigenschaften des Aethers fehlen gänzlich. Daher dieser Artikel nichts weiter, als eine kurze Anzeige menschlicher Meynungen enthalten kan.

Descartes, welcher voraussetzte, daß es in der Welt gar keinen leeren Raum gebe, nahm an, der Schöpfer habe bey Hervorbringung der Welt eine Menge Theilchen von verschiednen Gestalten in Bewegung gesetzt; durch das Abtreiben dieser Theilchen an einander seyen drey Elemente entstanden; aus den feinsten abgeriebnen Stäubchen bestehe das erste, aus den kugelförmigen Theilchen das zweyte, aus den gröbern und unregelmäßig gebildeten das dritte Element. Dieses dritte Element sey der Stof der Erde und der Planeten, das zweyte die Materie des Lichts, das erste aber oder die subtile Materie bilde, wenn sie sich um einen Mittelpunkt ordne, eine Sonne, fülle aber auch die Zwischenräume aus, welche zwischen den eckichten oder runden Gestalten der übrigen Elemente


der Lehre von den Aeroſtaten (ſ. den vorhergehenden Artikel) beyzulegen, die doch nur einen Theil der eigentlichen Aeroſtatik ausmacht. Meines Erachtens waͤre fuͤr dieſe Lehre der Name Aeronautik ſchicklicher, da die Hauptabſicht doch auf Luftſchiffahrt, oder willkuͤhrliche Bewegung die Aeroſtaten in der Luft, gerichtet iſt. Die Englaͤnder, z. B. Cavallo, brauchen das noch unſchicklichere Wort: Aeroſtation, welches eher die Kunſt bezeichnet, in der Luft ſtillzuſtehen, als die, in derſelben zu ſchiffen.

Aeroſtatiſche Maſchine, Aeroſtat.

Aether, Himmelsluft, feine Materie im Weltraume, Aether, materia ſubtilis, elementum primum Carteſii, Ether, matière ſubtile.

Namen, welche die Naturforſcher einer von ihnen angenommenen aͤuſſerſt feinen und elaſtiſchen fluͤßigen Materie beylegen, welche durch den ganzen Weltraum verbreitet ſeyn, und durch die Zwiſchenraͤume aller Koͤrper dringen ſoll. Alles, was ſich von dieſem Gegenſtande ſagen laͤßt, iſt hypothetiſch, und bloß zur Erklaͤrung gewiſſer Erſcheinungen angenommen; unmittelbare und klare Erfahrungen uͤber das Daſeyn und die Eigenſchaften des Aethers fehlen gaͤnzlich. Daher dieſer Artikel nichts weiter, als eine kurze Anzeige menſchlicher Meynungen enthalten kan.

Descartes, welcher vorausſetzte, daß es in der Welt gar keinen leeren Raum gebe, nahm an, der Schoͤpfer habe bey Hervorbringung der Welt eine Menge Theilchen von verſchiednen Geſtalten in Bewegung geſetzt; durch das Abtreiben dieſer Theilchen an einander ſeyen drey Elemente entſtanden; aus den feinſten abgeriebnen Staͤubchen beſtehe das erſte, aus den kugelfoͤrmigen Theilchen das zweyte, aus den groͤbern und unregelmaͤßig gebildeten das dritte Element. Dieſes dritte Element ſey der Stof der Erde und der Planeten, das zweyte die Materie des Lichts, das erſte aber oder die ſubtile Materie bilde, wenn ſie ſich um einen Mittelpunkt ordne, eine Sonne, fuͤlle aber auch die Zwiſchenraͤume aus, welche zwiſchen den eckichten oder runden Geſtalten der uͤbrigen Elemente

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[82/0096] der Lehre von den Aeroſtaten (ſ. den vorhergehenden Artikel) beyzulegen, die doch nur einen Theil der eigentlichen Aeroſtatik ausmacht. Meines Erachtens waͤre fuͤr dieſe Lehre der Name Aeronautik ſchicklicher, da die Hauptabſicht doch auf Luftſchiffahrt, oder willkuͤhrliche Bewegung die Aeroſtaten in der Luft, gerichtet iſt. Die Englaͤnder, z. B. Cavallo, brauchen das noch unſchicklichere Wort: Aeroſtation, welches eher die Kunſt bezeichnet, in der Luft ſtillzuſtehen, als die, in derſelben zu ſchiffen. Aeroſtatiſche Maſchine, Aeroſtat. Aether, Himmelsluft, feine Materie im Weltraume, Aether, materia ſubtilis, elementum primum Carteſii, Ether, matière ſubtile. Namen, welche die Naturforſcher einer von ihnen angenommenen aͤuſſerſt feinen und elaſtiſchen fluͤßigen Materie beylegen, welche durch den ganzen Weltraum verbreitet ſeyn, und durch die Zwiſchenraͤume aller Koͤrper dringen ſoll. Alles, was ſich von dieſem Gegenſtande ſagen laͤßt, iſt hypothetiſch, und bloß zur Erklaͤrung gewiſſer Erſcheinungen angenommen; unmittelbare und klare Erfahrungen uͤber das Daſeyn und die Eigenſchaften des Aethers fehlen gaͤnzlich. Daher dieſer Artikel nichts weiter, als eine kurze Anzeige menſchlicher Meynungen enthalten kan. Descartes, welcher vorausſetzte, daß es in der Welt gar keinen leeren Raum gebe, nahm an, der Schoͤpfer habe bey Hervorbringung der Welt eine Menge Theilchen von verſchiednen Geſtalten in Bewegung geſetzt; durch das Abtreiben dieſer Theilchen an einander ſeyen drey Elemente entſtanden; aus den feinſten abgeriebnen Staͤubchen beſtehe das erſte, aus den kugelfoͤrmigen Theilchen das zweyte, aus den groͤbern und unregelmaͤßig gebildeten das dritte Element. Dieſes dritte Element ſey der Stof der Erde und der Planeten, das zweyte die Materie des Lichts, das erſte aber oder die ſubtile Materie bilde, wenn ſie ſich um einen Mittelpunkt ordne, eine Sonne, fuͤlle aber auch die Zwiſchenraͤume aus, welche zwiſchen den eckichten oder runden Geſtalten der uͤbrigen Elemente

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/96>, abgerufen am 28.04.2024.