in Petersburg (man s. Lichtenberg Magaz. B. I. St. 3. S. 103.) bringt an seine Scheibenmaschine hölzerne Scheiben an, wenn er--E dadurch erhalten will. Sie werden aus solchem Holze, das wenig Harz hat, verfertiget, und mit vielen kleinen Löchern in der Absicht durchbohret, damit die von den hintern Reibern erweckte Elektricität gleichfalls zu den Spitzen des Conductors komme; welches sonst nicht geschieht, weil das Holz die Elektricität nicht so leicht über seine Oberfläche gehen läßt, als das Glas. Die Scheibe wird dann geglättet und bey öfterer Umkehrung über einem Kohlfeuer stark geröstet, aber nicht gebrannt. Die schicklichsten Reiber hiezu sind kurzhaariges Rauchwerk, z. B. gut gegerbte Maulwurfs- oder Ratzenfelle. Die seidne Einfassung, die Hr. Kohlreif den Kissen zum +E giebt, und den Streif von Seidenzeuge, findet er hier überflüßig. Das Krümmen der Scheiben beym Rösten vermeidet man selten: man muß sie aber gleich nach dem Rösten zwischen weiches Papier legen, und mit einem Gewichte beschweren. Sie sind auch biegsam, und bequemen sich beym Umdrehen nach dem Kissen.
Weil die Glasscheiben viel Feuchtigkeit aus der Luft annehmen, so verfiel van Marum (Abhandl. über das Elektrisiren, aus dem Holländ. übers. v. Möller, Gotha 1777. 8.) auf den Gebrauch einer Scheibe von Gummilack, deren unterer Theil in ein Gefäß mit Quecksilber reichte, und sich also beym Umdrehen am Quecksilber rieb. Da aber die Verfertigung von dergleichen Scheiben beschwerlich, und die Geräthschaft kostbar ist, so hat dieser Vorschlag nicht den erwarteten Beyfall gefunden.
D. Ingenhouß selbst versuchte schon 1772 den Glasscheiben, welche doch, wenn sie groß verlangt werden, kostbar und zerbrechlich sind, runde mit Copal- oder Bernsteinfirniß getränkte Pappendeckel unterzuschieben (s. dessen vermischte Schriften, v. Molitor, Wien 1 84. gr. 8. S. 181. f.). Er drehte drey solche Pappendeckel an einem Gestell, in welchem sie sich an zwischenliegenden mit Flanell und einem Hasenbalge überzognen Bretern rieben. Er erhielt dadurch eine starke Elektricität, mit 5 Zoll langen
in Petersburg (man ſ. Lichtenberg Magaz. B. I. St. 3. S. 103.) bringt an ſeine Scheibenmaſchine hoͤlzerne Scheiben an, wenn er—E dadurch erhalten will. Sie werden aus ſolchem Holze, das wenig Harz hat, verfertiget, und mit vielen kleinen Loͤchern in der Abſicht durchbohret, damit die von den hintern Reibern erweckte Elektricitaͤt gleichfalls zu den Spitzen des Conductors komme; welches ſonſt nicht geſchieht, weil das Holz die Elektricitaͤt nicht ſo leicht uͤber ſeine Oberflaͤche gehen laͤßt, als das Glas. Die Scheibe wird dann geglaͤttet und bey oͤfterer Umkehrung uͤber einem Kohlfeuer ſtark geroͤſtet, aber nicht gebrannt. Die ſchicklichſten Reiber hiezu ſind kurzhaariges Rauchwerk, z. B. gut gegerbte Maulwurfs- oder Ratzenfelle. Die ſeidne Einfaſſung, die Hr. Kohlreif den Kiſſen zum +E giebt, und den Streif von Seidenzeuge, findet er hier uͤberfluͤßig. Das Kruͤmmen der Scheiben beym Roͤſten vermeidet man ſelten: man muß ſie aber gleich nach dem Roͤſten zwiſchen weiches Papier legen, und mit einem Gewichte beſchweren. Sie ſind auch biegſam, und bequemen ſich beym Umdrehen nach dem Kiſſen.
Weil die Glasſcheiben viel Feuchtigkeit aus der Luft annehmen, ſo verfiel van Marum (Abhandl. uͤber das Elektriſiren, aus dem Hollaͤnd. uͤberſ. v. Moͤller, Gotha 1777. 8.) auf den Gebrauch einer Scheibe von Gummilack, deren unterer Theil in ein Gefaͤß mit Queckſilber reichte, und ſich alſo beym Umdrehen am Queckſilber rieb. Da aber die Verfertigung von dergleichen Scheiben beſchwerlich, und die Geraͤthſchaft koſtbar iſt, ſo hat dieſer Vorſchlag nicht den erwarteten Beyfall gefunden.
D. Ingenhouß ſelbſt verſuchte ſchon 1772 den Glasſcheiben, welche doch, wenn ſie groß verlangt werden, koſtbar und zerbrechlich ſind, runde mit Copal- oder Bernſteinfirniß getraͤnkte Pappendeckel unterzuſchieben (ſ. deſſen vermiſchte Schriften, v. Molitor, Wien 1 84. gr. 8. S. 181. f.). Er drehte drey ſolche Pappendeckel an einem Geſtell, in welchem ſie ſich an zwiſchenliegenden mit Flanell und einem Haſenbalge uͤberzognen Bretern rieben. Er erhielt dadurch eine ſtarke Elektricitaͤt, mit 5 Zoll langen
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in Petersburg (man ſ. Lichtenberg Magaz. B. I. St. 3. S. 103.) bringt an ſeine Scheibenmaſchine hoͤlzerne Scheiben an, wenn er—E dadurch erhalten will. Sie werden aus ſolchem Holze, das wenig Harz hat, verfertiget, und mit vielen kleinen Loͤchern in der Abſicht durchbohret, damit die von den hintern Reibern erweckte Elektricitaͤt gleichfalls zu den Spitzen des Conductors komme; welches ſonſt nicht geſchieht, weil das Holz die Elektricitaͤt nicht ſo leicht uͤber ſeine Oberflaͤche gehen laͤßt, als das Glas. Die Scheibe wird dann geglaͤttet und bey oͤfterer Umkehrung uͤber einem Kohlfeuer ſtark geroͤſtet, aber nicht gebrannt. Die ſchicklichſten Reiber hiezu ſind kurzhaariges Rauchwerk, z. B. gut gegerbte Maulwurfs- oder Ratzenfelle. Die ſeidne Einfaſſung, die Hr. Kohlreif den Kiſſen zum +E giebt, und den Streif von Seidenzeuge, findet er hier uͤberfluͤßig. Das Kruͤmmen der Scheiben beym Roͤſten vermeidet man ſelten: man muß ſie aber gleich nach dem Roͤſten zwiſchen weiches Papier legen, und mit einem Gewichte beſchweren. Sie ſind auch biegſam, und bequemen ſich beym Umdrehen nach dem Kiſſen.
Weil die Glasſcheiben viel Feuchtigkeit aus der Luft annehmen, ſo verfiel van Marum (Abhandl. uͤber das Elektriſiren, aus dem Hollaͤnd. uͤberſ. v. Moͤller, Gotha 1777. 8.) auf den Gebrauch einer Scheibe von Gummilack, deren unterer Theil in ein Gefaͤß mit Queckſilber reichte, und ſich alſo beym Umdrehen am Queckſilber rieb. Da aber die Verfertigung von dergleichen Scheiben beſchwerlich, und die Geraͤthſchaft koſtbar iſt, ſo hat dieſer Vorſchlag nicht den erwarteten Beyfall gefunden.
D. Ingenhouß ſelbſt verſuchte ſchon 1772 den Glasſcheiben, welche doch, wenn ſie groß verlangt werden, koſtbar und zerbrechlich ſind, runde mit Copal- oder Bernſteinfirniß getraͤnkte Pappendeckel unterzuſchieben (ſ. deſſen vermiſchte Schriften, v. Molitor, Wien 1 84. gr. 8. S. 181. f.). Er drehte drey ſolche Pappendeckel an einem Geſtell, in welchem ſie ſich an zwiſchenliegenden mit Flanell und einem Haſenbalge uͤberzognen Bretern rieben. Er erhielt dadurch eine ſtarke Elektricitaͤt, mit 5 Zoll langen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/814>, abgerufen am 25.11.2024.
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