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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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ohne Schaden der Deutlichkeit erhalten; und obgleich die Spiegeltelescope eben dieses auch leisten, so behalten doch die Fernröhre den Vorzug, daß sie die Gegenstände lebhafter darstellen, auch wohlfeiler und von unwandelbarerer Dauer sind.

Priestley Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik, durch G. S. Klügel. S. 339. u. f. I. E. Zeiher programmata II. de novis dioptricae augmentis. Viteb. 1768 et 1773. 4.

Adhäsion, Anhängen, Adhaesio, Adhesion, Adherence.

Dieser Name wird dem allgemeinen Phänomen der Attraction in dem besondern Falle beygelegt, wenn zween verschiedene Körper bey ihrer Berührung mit einander, oder bey sehr geringer Entfernung von einander, so verbunden werden, daß eine äußere Kraft nöthig ist, um sie wieder zu trennen. Hauptsächlich wird dieser Name gebraucht, wenn von gedachten Körpern der eine flüßig, der andere fest ist, und man sagt alsdann, daß sich der flüßige an den festen anhänge.

So hängt sich das Wasser an den darein getauchten Finger oder an eine Glasröhre an: es bleibt nach dem Herausziehen etwas Wasser an dem eingetauchten Körper hängen. Man sagt im gemeinen Leben, der Finger oder das Glas werde naß oder benetzt; und das anhängende Wasser geht nicht herab, bis es durch eine äußere Kraft, durch Abreiben, durch die Wirkung der Wärme u. dgl. hinweggenommen, d. i. bis der benetzte Körper durch irgend eine äußere Einwirkung getrocknet wird. Alle dergleichen Benetzungen fester Körper mit flüßigen sind Beyspiele der Adhäsion bey einer wirklich vorgegangenen Berührung.

Das Wasser und andere Flüßigkeiten ziehen sich aber auch in Schwämmen, Löschpapier u. dgl., die man nur zum Theil eintaugt, nach und nach in die Höhe. Dies sind Beyspiele einer Adhäsion oder eines Anziehens, das auch in einiger, wiewohl sehr geringer, Entfernung schon wirksam ist.

Nothwendig müssen die Theilchen einer flüßigen Materie, welche sich an einen festen Körper anhängen, von


ohne Schaden der Deutlichkeit erhalten; und obgleich die Spiegelteleſcope eben dieſes auch leiſten, ſo behalten doch die Fernroͤhre den Vorzug, daß ſie die Gegenſtaͤnde lebhafter darſtellen, auch wohlfeiler und von unwandelbarerer Dauer ſind.

Prieſtley Geſchichte und gegenwaͤrtiger Zuſtand der Optik, durch G. S. Kluͤgel. S. 339. u. f. I. E. Zeiher programmata II. de novis dioptricae augmentis. Viteb. 1768 et 1773. 4.

Adhaͤſion, Anhaͤngen, Adhaeſio, Adhéſion, Adhérence.

Dieſer Name wird dem allgemeinen Phaͤnomen der Attraction in dem beſondern Falle beygelegt, wenn zween verſchiedene Koͤrper bey ihrer Beruͤhrung mit einander, oder bey ſehr geringer Entfernung von einander, ſo verbunden werden, daß eine aͤußere Kraft noͤthig iſt, um ſie wieder zu trennen. Hauptſaͤchlich wird dieſer Name gebraucht, wenn von gedachten Koͤrpern der eine fluͤßig, der andere feſt iſt, und man ſagt alsdann, daß ſich der fluͤßige an den feſten anhaͤnge.

So haͤngt ſich das Waſſer an den darein getauchten Finger oder an eine Glasroͤhre an: es bleibt nach dem Herausziehen etwas Waſſer an dem eingetauchten Koͤrper haͤngen. Man ſagt im gemeinen Leben, der Finger oder das Glas werde naß oder benetzt; und das anhaͤngende Waſſer geht nicht herab, bis es durch eine aͤußere Kraft, durch Abreiben, durch die Wirkung der Waͤrme u. dgl. hinweggenommen, d. i. bis der benetzte Koͤrper durch irgend eine aͤußere Einwirkung getrocknet wird. Alle dergleichen Benetzungen feſter Koͤrper mit fluͤßigen ſind Beyſpiele der Adhaͤſion bey einer wirklich vorgegangenen Beruͤhrung.

Das Waſſer und andere Fluͤßigkeiten ziehen ſich aber auch in Schwaͤmmen, Loͤſchpapier u. dgl., die man nur zum Theil eintaugt, nach und nach in die Hoͤhe. Dies ſind Beyſpiele einer Adhaͤſion oder eines Anziehens, das auch in einiger, wiewohl ſehr geringer, Entfernung ſchon wirkſam iſt.

Nothwendig muͤſſen die Theilchen einer fluͤßigen Materie, welche ſich an einen feſten Koͤrper anhaͤngen, von

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[45/0059] ohne Schaden der Deutlichkeit erhalten; und obgleich die Spiegelteleſcope eben dieſes auch leiſten, ſo behalten doch die Fernroͤhre den Vorzug, daß ſie die Gegenſtaͤnde lebhafter darſtellen, auch wohlfeiler und von unwandelbarerer Dauer ſind. Prieſtley Geſchichte und gegenwaͤrtiger Zuſtand der Optik, durch G. S. Kluͤgel. S. 339. u. f. I. E. Zeiher programmata II. de novis dioptricae augmentis. Viteb. 1768 et 1773. 4. Adhaͤſion, Anhaͤngen, Adhaeſio, Adhéſion, Adhérence. Dieſer Name wird dem allgemeinen Phaͤnomen der Attraction in dem beſondern Falle beygelegt, wenn zween verſchiedene Koͤrper bey ihrer Beruͤhrung mit einander, oder bey ſehr geringer Entfernung von einander, ſo verbunden werden, daß eine aͤußere Kraft noͤthig iſt, um ſie wieder zu trennen. Hauptſaͤchlich wird dieſer Name gebraucht, wenn von gedachten Koͤrpern der eine fluͤßig, der andere feſt iſt, und man ſagt alsdann, daß ſich der fluͤßige an den feſten anhaͤnge. So haͤngt ſich das Waſſer an den darein getauchten Finger oder an eine Glasroͤhre an: es bleibt nach dem Herausziehen etwas Waſſer an dem eingetauchten Koͤrper haͤngen. Man ſagt im gemeinen Leben, der Finger oder das Glas werde naß oder benetzt; und das anhaͤngende Waſſer geht nicht herab, bis es durch eine aͤußere Kraft, durch Abreiben, durch die Wirkung der Waͤrme u. dgl. hinweggenommen, d. i. bis der benetzte Koͤrper durch irgend eine aͤußere Einwirkung getrocknet wird. Alle dergleichen Benetzungen feſter Koͤrper mit fluͤßigen ſind Beyſpiele der Adhaͤſion bey einer wirklich vorgegangenen Beruͤhrung. Das Waſſer und andere Fluͤßigkeiten ziehen ſich aber auch in Schwaͤmmen, Loͤſchpapier u. dgl., die man nur zum Theil eintaugt, nach und nach in die Hoͤhe. Dies ſind Beyſpiele einer Adhaͤſion oder eines Anziehens, das auch in einiger, wiewohl ſehr geringer, Entfernung ſchon wirkſam iſt. Nothwendig muͤſſen die Theilchen einer fluͤßigen Materie, welche ſich an einen feſten Koͤrper anhaͤngen, von

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/59>, abgerufen am 27.04.2024.