Worte: Donnerhaus, umständlich gezeigt werden. Bey diesem Herabfahren des Blitzes bleibt selbst das Metall, wenn es von genugsamen Umfange ist, unbeschädigt; nur da wirkt der Wetterstral gewaltsam, wo er entweder den ersten Aufall äußert, oder, wo er einen allzudünnen Drath glühend machr, zerreißt und dadurch benachbarte Körper entzündet, oder endlich, wo er von einem Metalle zum andern durch Nicht-leiter oder schlechte Leiter, als Luft, Steine, trocknes Holz u. dgl. mit Widerstand überspringen oder durchbrechen muß. Auch verläßt der Blitz eine Strecke Metall (selbst in dem Falle, da er es zerstöret) nicht, wenn sie ihn gleich durch Umwege führet, er müste denn eine andere weiter herunterführende Strecke von Metall antreffen, und zu derselben durch wenige dazwischenliegende Körper durchzudringen suchen. Das Ziel, das er zu erreichen sucht, ist jederzeit die feuchte Erde oder das Wasser, wodurch er sich mit den leitenden Theilen des Erdbodens verbinden kan. Demnach wird ein Wetterschlag ein Gebäude nicht beschädigen, wenn er an demselben eine ununterbrochne metallische Leitung von dem Orte seines Anfalls an bis in die feuchte Erde, oder noch besser bis in ein fließendes Wasser, antrift.
Diesen Grundfätzen gemäß würde ein Gebäude beschützt seyn, wenn an ihm eine metallische Verbindung 1) dem ersten Anfalle des Blitzes ausgesetzt, d. i. über alle Theile des Gebäudes hervorragend, 2) ununterbrochen, d. i. mit möglichst genauer Berührung aller ihrer Theile, fortgeführt, und 3) in ein frey abfließendes Wasser geendet wäre. Hiedurch und ohne Anwendung mehrerer Grundsätze, würde der Wetterstral zwar nicht vermieden, aber doch, was die Hauptabsicht ist, die Beschädigung verhütet seyn. Man könnte einen Blitzableiter dieser Art einen defensiven nennen, weil er den Schlag erwartet, um ihn auf einem vorgezeichneten unschädlichen Wege zu leiten.
Franklins Vorschläge aber gehen noch weiter, und erstrecken sich sogar bis auf Entkräftung der Wolke und Vermeidung des Schlages selbst. Hiezu wendet er den
Worte: Donnerhaus, umſtaͤndlich gezeigt werden. Bey dieſem Herabfahren des Blitzes bleibt ſelbſt das Metall, wenn es von genugſamen Umfange iſt, unbeſchaͤdigt; nur da wirkt der Wetterſtral gewaltſam, wo er entweder den erſten Aufall aͤußert, oder, wo er einen allzuduͤnnen Drath gluͤhend machr, zerreißt und dadurch benachbarte Koͤrper entzuͤndet, oder endlich, wo er von einem Metalle zum andern durch Nicht-leiter oder ſchlechte Leiter, als Luft, Steine, trocknes Holz u. dgl. mit Widerſtand uͤberſpringen oder durchbrechen muß. Auch verlaͤßt der Blitz eine Strecke Metall (ſelbſt in dem Falle, da er es zerſtoͤret) nicht, wenn ſie ihn gleich durch Umwege fuͤhret, er muͤſte denn eine andere weiter herunterfuͤhrende Strecke von Metall antreffen, und zu derſelben durch wenige dazwiſchenliegende Koͤrper durchzudringen ſuchen. Das Ziel, das er zu erreichen ſucht, iſt jederzeit die feuchte Erde oder das Waſſer, wodurch er ſich mit den leitenden Theilen des Erdbodens verbinden kan. Demnach wird ein Wetterſchlag ein Gebaͤude nicht beſchaͤdigen, wenn er an demſelben eine ununterbrochne metalliſche Leitung von dem Orte ſeines Anfalls an bis in die feuchte Erde, oder noch beſſer bis in ein fließendes Waſſer, antrift.
Dieſen Grundfaͤtzen gemaͤß wuͤrde ein Gebaͤude beſchuͤtzt ſeyn, wenn an ihm eine metalliſche Verbindung 1) dem erſten Anfalle des Blitzes ausgeſetzt, d. i. uͤber alle Theile des Gebaͤudes hervorragend, 2) ununterbrochen, d. i. mit moͤglichſt genauer Beruͤhrung aller ihrer Theile, fortgefuͤhrt, und 3) in ein frey abfließendes Waſſer geendet waͤre. Hiedurch und ohne Anwendung mehrerer Grundſaͤtze, wuͤrde der Wetterſtral zwar nicht vermieden, aber doch, was die Hauptabſicht iſt, die Beſchaͤdigung verhuͤtet ſeyn. Man koͤnnte einen Blitzableiter dieſer Art einen defenſiven nennen, weil er den Schlag erwartet, um ihn auf einem vorgezeichneten unſchaͤdlichen Wege zu leiten.
Franklins Vorſchlaͤge aber gehen noch weiter, und erſtrecken ſich ſogar bis auf Entkraͤftung der Wolke und Vermeidung des Schlages ſelbſt. Hiezu wendet er den
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Worte: Donnerhaus, umſtaͤndlich gezeigt werden. Bey dieſem Herabfahren des Blitzes bleibt ſelbſt das Metall, wenn es von genugſamen Umfange iſt, unbeſchaͤdigt; nur da wirkt der Wetterſtral gewaltſam, wo er entweder den erſten Aufall aͤußert, oder, wo er einen allzuduͤnnen Drath gluͤhend machr, zerreißt und dadurch benachbarte Koͤrper entzuͤndet, oder endlich, wo er von einem Metalle zum andern durch Nicht-leiter oder ſchlechte Leiter, als Luft, Steine, trocknes Holz u. dgl. mit Widerſtand uͤberſpringen oder durchbrechen muß. Auch verlaͤßt der Blitz eine Strecke Metall (ſelbſt in dem Falle, da er es zerſtoͤret) nicht, wenn ſie ihn gleich durch Umwege fuͤhret, er muͤſte denn eine andere weiter herunterfuͤhrende Strecke von Metall antreffen, und zu derſelben durch wenige dazwiſchenliegende Koͤrper durchzudringen ſuchen. Das Ziel, das er zu erreichen ſucht, iſt jederzeit die feuchte Erde oder das Waſſer, wodurch er ſich mit den leitenden Theilen des Erdbodens verbinden kan. Demnach wird ein Wetterſchlag ein Gebaͤude nicht beſchaͤdigen, wenn er an demſelben eine ununterbrochne metalliſche Leitung von dem Orte ſeines Anfalls an bis in die feuchte Erde, oder noch beſſer bis in ein fließendes Waſſer, antrift.
Dieſen Grundfaͤtzen gemaͤß wuͤrde ein Gebaͤude beſchuͤtzt ſeyn, wenn an ihm eine metalliſche Verbindung 1) dem erſten Anfalle des Blitzes ausgeſetzt, d. i. uͤber alle Theile des Gebaͤudes hervorragend, 2) ununterbrochen, d. i. mit moͤglichſt genauer Beruͤhrung aller ihrer Theile, fortgefuͤhrt, und 3) in ein frey abfließendes Waſſer geendet waͤre. Hiedurch und ohne Anwendung mehrerer Grundſaͤtze, wuͤrde der Wetterſtral zwar nicht vermieden, aber doch, was die Hauptabſicht iſt, die Beſchaͤdigung verhuͤtet ſeyn. Man koͤnnte einen Blitzableiter dieſer Art einen defenſiven nennen, weil er den Schlag erwartet, um ihn auf einem vorgezeichneten unſchaͤdlichen Wege zu leiten.
Franklins Vorſchlaͤge aber gehen noch weiter, und erſtrecken ſich ſogar bis auf Entkraͤftung der Wolke und Vermeidung des Schlages ſelbſt. Hiezu wendet er den
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/404>, abgerufen am 23.11.2024.
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